Dakamara hat geschrieben:
Wie ja schon geschrieben wurde, passiert dies durch die Hormonschwankungen während des Zyklus zu einem bestimmten Zeitpunkt auch von ganz alleine.
Eigentlich könnte man damit fast sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine befruchtete Eizelle sich aufgrund zyklischer Hormonveränderungen nicht einnisten kann, bei Frauen, die nicht verhüten, deutlich höher ist als bei Frauen, die hormonell verhüten.
Das ist aber ethisch ein großer Unterschied... natürlich gibt es immer wieder Fehlgeburten. Trotzdem würde man eine Fehlgeburt nicht mit einer Abtreibung aufrechnen.
Die Einzelwahrscheinlichkeiten für eine Empfängnis in einem "normalen" Zyklus ohne Pilleneinnahme gibt Peter Pioch wie folgt an:
1. Samenfaktor: gleichbleibend, daher w1=1
2. Zeitfaktor: Die Frau ist nicht immer fruchtbar (etwa ein Siebtel der Zeit) und nicht immer hat man Verkehr. Pioch räumt ein, daß die Wahrscheinlichkeitsrechnung hier an bestimmte Grenzen kommt, und kommt unter bestimmten Überlegungen auf den realistischen Wert w2=0,66.
3. Fruchtbarkeit innerhalb der fruchtbaren Zeit. "Da die meisten Frauen zu jedem Lebensalter die Pille nehmen, soll hier ein hoher Wert eingesetzt werden, der die Dominanz der hohen Fruchtbarkeit in jungen Jahren widerspiegelt: w3=0,9.
4. Zervixschleimfaktor: Zuweilen verflüssigt sich der Zervixschleim in der fruchtbaren Zeit nicht gut genug, als daß Spermien emporsteigen könnten. Dieser Fall ist aber relativ selten, damit w4=0,75.
5. Ovulationsfaktor: Manchmal bleibt das Ei im Follikel stecken, oder es tritt überhaupt ein "luteinisierter unrupturierter Follikel" auf (wers wissen will, was das ist, möge mich fragen). Mittelwert für die Häufigkeit ca. 10%, also w5=0,9.
6. Nichteinnistung befruchteter Eizellen: "Werte, die davon sprechen, daß 50% der befruchteten Eizellen sich nicht einnisten, sind unhaltbar. Wahrscheinlich ergeben sich Werte unter 10%. (...)" daher w6=0,92
Ergebnis: Normalwahrscheinlichkeit einer Empfängnis etwa 0,37. Das entspricht den Erfahrungswerten.
Pioch begründet dann im weiteren Text des Aufsatzes, warum er für die Empfängniswahrscheinlichkeit unter der Pille folgende Werte annimmt: w1-3 bleiben gleich.
Zervixschleimfaktor w4=0,15
Ovulationsfaktor w5=0,07 (7% Durchbruchsovulationen)
Einnistungsfaktor w6=0,05.
Das Ergebnis entspricht einem Pearl-Index von 0,37, wie ihn etwa die besseren Pillenpräparate unter besten Bedingungen (ohne Anwendungsfehler) angeben. Theoretisch kommt es damit in 5,4 Promille aller Zyklen zu einer Nidationshemmung, also eine auf 185 Pillenzyklen. (Wie gesagt, Pioch begründet das alles ausführlich). Aus bestimmten Gründen nimmt er an, daß dieser Wert zu hoch liegen dürfte, und kommt auf eine Spanne von bis zu einer Nidationshemmung auf 925 Pillenzyklen. Das ist nun allerdings ziemlich selten. Wenn man es aber auf die geschätzten 5 Millionen deutschen Pillenbenutzerinnen hochrechnet, ergibt sich ein Wert von 5405 pro Monat - oder 64860 pro Jahr. Das ist sehr viel. Auch ein Beitrag zur Demographiedebatte...
Quelle: Pioch, Peter: Statistische Berechnungen zum nidationshemmenden Effekt bei Ovulationshemmern. In: Süßmuth, Roland (Hrsg.): Empfängnisverhütung. Fakten, Hintergründe, Zusammenhänge. Hänssler/Christiana: Holzgerlingen 2000.