Kloster-Erfahrung

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Angelika
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Kloster-Erfahrung

Beitrag von Angelika »

Ende September habe ich eine Woche in der Benediktinerinnen-Abtei St. Gertrud in Alexanderdorfverbracht. Ich bin seit ca. 10 Tagen wieder zuhause, aber der Frieden und die Freude, die ich in diesen Tagen dort erfahren konnte, sind immer noch spürbar.

In der einen Woche bin ich von Gott auf solch wunderbare Weise beschenkt worden, dass ich es gar nicht fassen kann. Mein Herz ist weit geworden ... :)

Schon ganz kurz nach meiner Ankunft im Kloster hatte ich das Gefühl, alles hinter mir gelassen zu haben, den Alltag, das "normale" Leben mit seinen Sorgen und Pflichten. Das hat mich fast ein bißchen erschreckt, denn ich wollte ja nicht aus der Welt ins Kloster flüchten, sondern einfach ein bißchen auftanken.

Ich fühlte mich gleich wie zuhause, ein Gefühl, das sich noch verstärkte, als ich gleich am ersten Abend eine Bekannte traf und am zweiten Tag eine neue liebe Bekanntschaft schloß. Auch die anderen Gäste waren super-nett und die Schwestern sind ja sowieso zum Knuddeln. Es war eine herzliche Atmosphäre, ein Gefühl von Geborgenheit, wie ich es selten erlebe. :)

Dass die ganze Woche lang das Wetter blendend war und wir dies zum Lesen, Kaffee-Trinken, Lobpreis 8) und Rumgammeln im wunderbaren Klostergarten sowie für Radtouren durch die herrliche Landschaft mit lauschigen Wäldern und weiten Feldern, herrlichen Seen und malerischen Dörfern nutzen konnten, das war auch ein Geschenk Gottes. :)

Als sehr wohltuend empfand ich die Stundengebete in ihrem regelmäßigen Rhythmus: Laudes, Terz mit Heiliger Messe, Sext, Non, Vesper, Komplet und Vigilien. Ich habe alle mitgemacht, nur einmal habe ich die Vigilien ausfallen lassen, weil eine Flasche Wein geköpft wurde. :wein:

Die jederzeit geöffnete Kirche bot mir die Gelegenheit, wann immer ich es wollte, dort zu beten oder einfach vor Gott zu sein. Täglich dem Herrn in der Eucharistie zu begegnen, das hat mich auch sehr gestärkt.

Besonders positiv hat mich die geistliche Begleitung durch eine Schwester des Konvents beeinflusst. Ich denke, dass ihre Anregungen und Impulse am meisten dazu beitragen, die gelassene Stimmung aus der Kloster-Zeit in den Alltag zu übertragen.

Ich habe in dieser Zeit Gottes Nähe so deutlich gespürt wie selten in meinem Leben und das eine ganze Woche lang ! Ich kann nur in die Knie gehen und ihm dafür danken, denn verdient habe ich eine solche Fülle an Gnade und Liebe nie und nimmer.

Meine Liebe zu Gott ist gewachsen in der Zeit und auch meine Sehnsucht nach ihm. Ich möchte mir seiner Gegenwart immer bewusst sein und nur noch danach fragen, was er von mir möchte.

Ein Gebet von John Henry Newman, auf das ich im Kloster gestoßen bin und das auch im Gotteslob zu finden ist, drückt dies sehr gut aus:

O Herr, ich gebe mich ganz in deine Hände.
Mache mit mir, was du willst.
Du hast mich für dich geschaffen.
Ich will nicht mehr an mich selber denken. Ich will dir folgen.
Was willst du, dass ich tun soll?
Geh deinen eigenen Weg mit mir. Was du auch forderst, ich will es tun.
Ich opfere dir die Wünsche, die Vergnügungen, die Schwächen, die Pläne, die Meinungen,
die mich von dir fernhalten und auf mich selbst zurückwerfen.
Mache mit wir, was du willst.
Ich feilsche um nichts. Ich suche nicht im voraus zu erkunden, was du mit mir vorhast.
Ich will das sein, wozu du mich haben willst.
Ich will all das, wozu du mich machen willst.
Ich sage nicht: Ich will dir folgen, wohin du gehst: Denn ich bin schwach.
Aber ich gebe mich dir, dass du mich führst, gleich, wohin.
Ich will dir im Dunkel folgen und bitte nur um Kraft für meinen Tag.
O Gott, du bist so wundervoll bei mir gewesen alle Tage meines Lebens.
Du wirst mich auch ferner nicht verlassen.
Ich weiß es, obschon ich keine Rechte vor dir habe.
Lass mich meinen Weg nicht gehen, ohne an dich zu denken.
Lass mich alles vor dein Angesicht tragen, um dein Ja zu erfragen bei jedem Wollen
und deinen Segen für jedes Tun.
Wie die Sonnenuhr von der Sonne, so will ich allein bestimmt sein von dir.
So sei es, mein Herr Jesus Christus. Ich gebe mich ganz.


Ich vermisse jetzt die tägliche Heilige Messe, die Gebetszeiten in der Gemeinschaft und gerade bei dem tollen Wetter in diesen Tagen auch die Radtouren (kann Radfahren in Wind und Sonne eigentlich süchtig machen ? ;-) ).

Aber egal ... ich werde sicher wieder einmal die Gelegenheit haben, im Kloster Alexanderdorf aufzutanken. Jetzt ist die Umsetzung in den Alltag gefragt. ;-)

Gruß
Angelika

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Rene
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Beitrag von Rene »

Danke für Dein tolles Zeugnis!

(Die Antwort auf der Frage mit dem Rad fahren lautet übrigens: Ja. Kann ich als Niederländer (jetzt Niederrhein, auch sehr Fahrrad-freundlich) nur bestätigen!)

Gottes Segen Dir!
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad' in Seine Kirch' berufen hat!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Schließe mich Rene an (abgesehen vom Radfahren, denn mein Rad rostet seit ’nem runden Jahrzehnt im Keller vor sich hin …). Ähnliche Erfahrungen waren für mich übrigens die Weltjugendtage, oder besser: die Wallfahrten, die mich zu den Weltjugendtagen führten.
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Schließe mich Rene an (abgesehen vom Radfahren, denn mein Rad rostet seit ’nem runden Jahrzehnt im Keller vor sich hin …).
Fahrräder kann man im Kloster ausleihen. 8)


Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ähnliche Erfahrungen waren für mich übrigens die Weltjugendtage, oder besser: die Wallfahrten, die mich zu den Weltjugendtagen führten.
Wie ?
Gab's da auch Stundengebete, tägliche Heilige Messe, geistliche Begleitung ... ?

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Also solche Angebote gab es beim WJT auch in Köln sicherlich, man musste nur danach suchen. (O.k., vielleicht keine Vigilien, außer der einen bei der Abschlussmesse, aber Laudes und Vesper sicher.)

Was deine Klostererfahrung angeht, geht es mir in Mariawald, wo ich ja letzte Woche auch mal wieder ein paar Tage war, fast immer genauso. Fahrradfahren in der Eifel ist zwar nicht so mein Fall, aber zumindest zum Lesen und Entspannen gibt es für mich keinen besseren Ort. Wenn ich da bin, verpasse ich kein Stundengebet, oft singe ich sogar mit. Danach vermisse ich es immer regelmäßig, den Tag mit einem feierlich gesungenen Salve Regina zu beenden. Es sind immer sehr nette Gäste da, wenn ich über Ostern fahre, treffe ich meist auch einige Leute, die ich schon aus den Vorjahren kenne. Und über die Gastfreundschaft kann man kaum genug Lob verlieren.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelika hat geschrieben:Wie? Gab's da auch Stundengebete, tägliche Heilige Messe, geistliche Begleitung ...?
Ja, klar. Ohne macht so ’n Weltjugendtag ja nicht so viel Sinn. Das Stundengebet war natürlich nicht ganz so intensiv wie im Kloster. Auf jeden Fall morgens die Laudes und abends die Vesper, eventuell noch Komplet auf dem Zimmer, das war dann eher individuell und auch davon abhängig, wer zusammen auf einem Zimmer war.

Die Laudes beteten wir nach dem Frühstück, manchmal noch im oder beim Hotel, meist aber nach einem Stück Fahrt mit dem Bus. Dazu muß ich erklären, daß wir als größere Gruppe mit insgesamt sechs bis acht Bussen unterwegs waren, wenn ich mich recht erinnere. Die „Busbesatzungen“ waren am Anfang eingeteilt worden und blieben bis zum Abschluß unverändert. Jeder Bus fuhr allein, nur abends an der Unterkunft trafen alle zusammen, am nächsten Morgen fuhr wieder jeder Bus seinen eigenen Weg. Höchstens, daß man sich unterwegs zufällig einmal traf.

Die Laudes also beteten und sangen wir meist erst nach einer kleinen Strecke Weges, wozu wir uns unterwegs ein passendes Plätzchen in der freien Natur suchten. Die Leitung lag bei Katechistenteam des Busses, das aus einem Priester (manchmal auch zweien, wenn genug dabei waren), einem Ehepaar und meist noch ein oder zwei Seminaristen bestand.

Die Eucharistie wurde ebenfalls täglich gefeiert, wobei Zeit und Ort nie geplant waren, sondern wir uns vom Herrn überraschen ließen, welche Gelegenheit er schaffen würde. Und es war beeindruckend, was uns da geschenkt wurde. Einmal z. B. waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Platz fürs Mittagessen – wir verspeisten da in der Regel picknickend, was wir unterwegs im Supermarkt eingekauft hatten, eine Gelegenheit zur Meßfeier hatten wir an diesem Tag noch nicht gehabt – und fanden am Ende einer kleinen Waldstraße, in die unser Busfahrer hineingefahren war, „zufällig“ eine kleine Holzkapelle. Kein Mensch außer uns weit und breit, aber die Kapelle war offen. Einen Altar gab es nicht, aber unser Priester hatte alle nötigen Utensilien dabei, einschließlich eines tragbaren Altars für unterwegs. So feierten wir dort die Messe und hielten unser Picknick anschließend als Agape.

Unterwegs im Bus oder auch zu Fuß, wenn’s zu irgendeinem Wallfahrtsziel mal ohne Bus sein mußte – das letzte Stück nach Assisi, z. B. – beteten wir oft den Rosenkranz. Im Bus gab es geistliche Lesungen, auch aus der Schrift, so etwa – daran erinnere ich mich jedenfalls – einmal aus den Sprüchen, ein anderes Mal das Buch Tobias (Tobit) in täglichen Portionen.

Und zwischendurch faszinierende Natur – die Nationalparks von Wyoming oder den Grand Canyon z. B. –, Zeugnisse der Kirchengeschichte – wie die Basiliken von Ravenna – und Wallfahrtsorte wie Altötting, La Salette, Loreto. Und mit etwas Glück gab’s sogar mal die Gelegenheit zum Baden im See und in der Adria. :)
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

HeGe hat geschrieben:Wenn ich da bin, verpasse ich kein Stundengebet, oft singe ich sogar mit.

Bis auf einmal die Vigilien habe ich auch keins verpasst und bin dadurch ziemlich aufgefallen. Die meisten Gäste waren nur bei der Heiligen Messe und bei der Vesper dabei, einige wenige noch bei der Komplet. Bei der Laudes und bei den Vigilien war ich - bis auf zweimal - die einzige, bei Sext und Non sowieso. 8)


HeGe hat geschrieben:Es sind immer sehr nette Gäste da, wenn ich über Ostern fahre, treffe ich meist auch einige Leute, die ich schon aus den Vorjahren kenne. Und über die Gastfreundschaft kann man kaum genug Lob verlieren.
Die meisten Gäste in Alexanderdorf sind auch Stammgäste. Aber auch wenn man neu ist, bekommt man sehr schnell Anschluß.



Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja, klar. Ohne macht so ’n Weltjugendtag ja nicht so viel Sinn. Das Stundengebet war natürlich nicht ganz so intensiv wie im Kloster. Auf jeden Fall morgens die Laudes und abends die Vesper, eventuell noch Komplet auf dem Zimmer, das war dann eher individuell und auch davon abhängig, wer zusammen auf einem Zimmer war.
Das klingt ja auch nicht schlecht.
Mir haben aber besonders die festen Zeiten zugesagt, die dem Tag eine Struktur gegeben haben. Aber das ist natürlich bei einem WJT so nicht möglich.

Gruß
Angelika

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Angelika hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Wenn ich da bin, verpasse ich kein Stundengebet, oft singe ich sogar mit.

Bis auf einmal die Vigilien habe ich auch keins verpasst und bin dadurch ziemlich aufgefallen. Die meisten Gäste waren nur bei der Heiligen Messe und bei der Vesper dabei, einige wenige noch bei der Komplet. Bei der Laudes und bei den Vigilien war ich - bis auf zweimal - die einzige, bei Sext und Non sowieso. 8)
Ja, das ist in Mariawald auch so. Bei den Vigilien um 4.15 Uhr bin ich eigentlich fast immer der einzige gewesen, zumal es dafür keine Texte zum Mitlesen (oder -singen) gibt, was um die Uhrzeit schon mal etwas mühsam ist. Aber zumindest bei der Lesung aus der Schrift und der Vätertexte kann man wieder aufmerksam zuhören.
Angelika hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Es sind immer sehr nette Gäste da, wenn ich über Ostern fahre, treffe ich meist auch einige Leute, die ich schon aus den Vorjahren kenne. Und über die Gastfreundschaft kann man kaum genug Lob verlieren.
Die meisten Gäste in Alexanderdorf sind auch Stammgäste. Aber auch wenn man neu ist, bekommt man sehr schnell Anschluß.
Die Gespräche entwickeln sich meist gegen Ende der Mahlzeiten. Und das, obwohl doch eigentlich Schweigen herrschen soll...
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

HeGe hat geschrieben:Bei den Vigilien um 4.15 Uhr bin ich eigentlich fast immer der einzige gewesen,

Oh ! Das ist doch sehr früh ! :ikb_rolleyes1:
In Alexanderdorf sind die Vigilien direkt im Anschluß an die Komplet, also so um ca. 20.00 Uhr. Das geht bis ca. 20.45 Uhr und morgens geht's dann um 6.00 Uhr mit der Laudes wieder los.


HeGe hat geschrieben:Die Gespräche entwickeln sich meist gegen Ende der Mahlzeiten. Und das, obwohl doch eigentlich Schweigen herrschen soll...
Schweigen bei den Mahlzeiten gibt's in Alexanderdorf auch nicht. Zum Glück, ich glaub', das wäre nichts für mich. 8)

Was ist das denn für ein Orden in Mariawald ?

Gruß
Angelika

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spectator
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Beitrag von spectator »

Angelika hat geschrieben:Was ist das denn für ein Orden in Mariawald ?

Gruß
Angelika
die Zisterzienser mit dem Kuhstall, die kein Fleisch essen, aber Kühe schweigend halten, schlachten und als Bioprodukte verkaufen.
Kannst Du folgen? :mrgreen:

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

spectator hat geschrieben:die Zisterzienser mit dem Kuhstall, die kein Fleisch essen, aber Kühe schweigend halten, schlachten und als Bioprodukte verkaufen.
Kannst Du folgen? :mrgreen:
Sie essen ja deshalb kein Fleisch, weil man durch einen Verzicht darauf leichter Leidenschaften bekämpfen kann, nicht weil man keine Tiere schlachten dürfe.

Zur Frage: es sind Zisterzienser strengerer Observanz, oder in der Umgangssprache Trappisten.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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spectator
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Beitrag von spectator »

Alexander hat geschrieben:Zur Frage: es sind Zisterzienser strengerer Observanz, oder in der Umgangssprache Trappisten.
sie haben sogar ihre eigene Homepage:
BildBild

Alexander hat geschrieben:Sie essen ja deshalb kein Fleisch, weil man durch einen Verzicht darauf leichter Leidenschaften bekämpfen kann, nicht weil man keine Tiere schlachten dürfe.
Alexander das eben halte ich für etwas.. na ja.. sagen wir.. problematisch.

Ich kenne die entsprechende Gesetzeslage in Deutschland nicht, aber im Ausland habe ich mir mal sagen lassen, dass ein Metzger nur 2 Jahre als Viehschlachter (Großvieh: Kühe, Schweine, Pferde) arbeiten darf, dann muss er für gewisse Zeit wieder etwas anderes machen. Wenn in einem Kloster ein Bruder mehrere Jahre das Vieh abstecht, ist das nicht... zu mindest... fraglich? (seitdem das Kloster bestellt jedes Mall einen Schlachter von Außen, der die „Sache“ erledigt).

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Nun, das Problem hat sich erledigt, denn so weit ich weiß hat das Kloster in den vergangenen zwei Jahren das gesamte Vieh verkauft. Selbst die Schafe mussten vor kurzem dran glauben. Nachdem sie den Gemüsegarten verwüstet hatten, hatten sie nicht mehr so viele Befürworter.

Ein oder zwei Pferde und Bienen gibt es aber auf jeden Fall noch.
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spectator
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Beitrag von spectator »

HeGe hat geschrieben:Nun, das Problem hat sich erledigt, denn so weit ich weiß hat das Kloster in den vergangenen zwei Jahren das gesamte Vieh verkauft.
wovon leben sie jetzt?
In der Pastoral sind die Patres nicht tätig, oder?

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Pit
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Re: Kloster-Erfahrung

Beitrag von Pit »

Hallo Angelika,

schön, wie gut es Dir im Kloster gefallen hat.
Nun, bei Klostererfahrungen im engeren Sinne kann ich nicht mitreden, obwohl ich manche Erfahrungen von Dir trotzdem teilen kann. Warum ?
Ganz einfach !
Mittlerweile war ich schon 8 oder 9 mal in Taize, und auch dort habe ich besonders die regelmäßigen gemeinsamen Gebete genossen.
Ich schreibe "genossen", weil es neben der rein spirituellen Erfahrung so war, daß mir die Stille während der dreimal täglich stattfindenden Gebete sehr wichtig geworden ist.
Eine weitere sehr schöne Erfahrung, die ich jedesmal aus Taize mitbringe, ist die Tatsache, daß die Besucher sich einfach gegenseitig ernst nehmen- unabhängig von der "Vorgeschichte", die jjemand hat. Und auch die Brüder der Communaute sagen einem nicht, wie man "den wahren Glauben lebt", wie man zu beten hat oder welche Gebetsform die "richtige" ist, sondern die Brüder sind zuersteinmal "nur" da. Sie sind - genauso wie die Besucher - auf der Suche. Nach Gott (?), nach Versöhnung und Austausch - zwischen den christlichen Richtungen, den Religionen, den Menschen.
Und dieses Gefühl, einfach angenommen zu werden, daß allein kann einem schon wieder manchen Monat helfen, im Alltag zurechtzukommen.

Als ich hörte, daß Frere Roger ermordet wurde, war ich 2- 3 Tage fast gelähmt vor Trauer, aber danach passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Neben der Trauer schaffte sich eine enorme Hoffnung Platz, daß sein Tod nicht umsonst war. Und der Glaube, das er nun in einem besseren Leben ist - im Angesicht Christi.
Wie sagte doch Kardinal Meisner beim WJT:
"Er starb wie er lebte: im Gebet."

Gruß, Pit



Angelika hat geschrieben:Ende September habe ich eine Woche in der Benediktinerinnen-Abtei St. Gertrud in Alexanderdorfverbracht. Ich bin seit ca. 10 Tagen wieder zuhause, aber der Frieden und die Freude, die ich in diesen Tagen dort erfahren konnte, sind immer noch spürbar.

In der einen Woche bin ich von Gott auf solch wunderbare Weise beschenkt worden, dass ich es gar nicht fassen kann. Mein Herz ist weit geworden ... :)

Schon ganz kurz nach meiner Ankunft im Kloster hatte ich das Gefühl, alles hinter mir gelassen zu haben, den Alltag, das "normale" Leben mit seinen Sorgen und Pflichten. Das hat mich fast ein bißchen erschreckt, denn ich wollte ja nicht aus der Welt ins Kloster flüchten, sondern einfach ein bißchen auftanken.

Ich fühlte mich gleich wie zuhause, ein Gefühl, das sich noch verstärkte, als ich gleich am ersten Abend eine Bekannte traf und am zweiten Tag eine neue liebe Bekanntschaft schloß. Auch die anderen Gäste waren super-nett und die Schwestern sind ja sowieso zum Knuddeln. Es war eine herzliche Atmosphäre, ein Gefühl von Geborgenheit, wie ich es selten erlebe. :)

Dass die ganze Woche lang das Wetter blendend war und wir dies zum Lesen, Kaffee-Trinken, Lobpreis 8) und Rumgammeln im wunderbaren Klostergarten sowie für Radtouren durch die herrliche Landschaft mit lauschigen Wäldern und weiten Feldern, herrlichen Seen und malerischen Dörfern nutzen konnten, das war auch ein Geschenk Gottes. :)

Als sehr wohltuend empfand ich die Stundengebete in ihrem regelmäßigen Rhythmus: Laudes, Terz mit Heiliger Messe, Sext, Non, Vesper, Komplet und Vigilien. Ich habe alle mitgemacht, nur einmal habe ich die Vigilien ausfallen lassen, weil eine Flasche Wein geköpft wurde. :wein:

Die jederzeit geöffnete Kirche bot mir die Gelegenheit, wann immer ich es wollte, dort zu beten oder einfach vor Gott zu sein. Täglich dem Herrn in der Eucharistie zu begegnen, das hat mich auch sehr gestärkt.

Besonders positiv hat mich die geistliche Begleitung durch eine Schwester des Konvents beeinflusst. Ich denke, dass ihre Anregungen und Impulse am meisten dazu beitragen, die gelassene Stimmung aus der Kloster-Zeit in den Alltag zu übertragen.

Ich habe in dieser Zeit Gottes Nähe so deutlich gespürt wie selten in meinem Leben und das eine ganze Woche lang ! Ich kann nur in die Knie gehen und ihm dafür danken, denn verdient habe ich eine solche Fülle an Gnade und Liebe nie und nimmer.

Meine Liebe zu Gott ist gewachsen in der Zeit und auch meine Sehnsucht nach ihm. Ich möchte mir seiner Gegenwart immer bewusst sein und nur noch danach fragen, was er von mir möchte.

Ein Gebet von John Henry Newman, auf das ich im Kloster gestoßen bin und das auch im Gotteslob zu finden ist, drückt dies sehr gut aus:

O Herr, ich gebe mich ganz in deine Hände.
Mache mit mir, was du willst.
Du hast mich für dich geschaffen.
Ich will nicht mehr an mich selber denken. Ich will dir folgen.
Was willst du, dass ich tun soll?
Geh deinen eigenen Weg mit mir. Was du auch forderst, ich will es tun.
Ich opfere dir die Wünsche, die Vergnügungen, die Schwächen, die Pläne, die Meinungen,
die mich von dir fernhalten und auf mich selbst zurückwerfen.
Mache mit wir, was du willst.
Ich feilsche um nichts. Ich suche nicht im voraus zu erkunden, was du mit mir vorhast.
Ich will das sein, wozu du mich haben willst.
Ich will all das, wozu du mich machen willst.
Ich sage nicht: Ich will dir folgen, wohin du gehst: Denn ich bin schwach.
Aber ich gebe mich dir, dass du mich führst, gleich, wohin.
Ich will dir im Dunkel folgen und bitte nur um Kraft für meinen Tag.
O Gott, du bist so wundervoll bei mir gewesen alle Tage meines Lebens.
Du wirst mich auch ferner nicht verlassen.
Ich weiß es, obschon ich keine Rechte vor dir habe.
Lass mich meinen Weg nicht gehen, ohne an dich zu denken.
Lass mich alles vor dein Angesicht tragen, um dein Ja zu erfragen bei jedem Wollen
und deinen Segen für jedes Tun.
Wie die Sonnenuhr von der Sonne, so will ich allein bestimmt sein von dir.
So sei es, mein Herr Jesus Christus. Ich gebe mich ganz.


Ich vermisse jetzt die tägliche Heilige Messe, die Gebetszeiten in der Gemeinschaft und gerade bei dem tollen Wetter in diesen Tagen auch die Radtouren (kann Radfahren in Wind und Sonne eigentlich süchtig machen ? ;-) ).

Aber egal ... ich werde sicher wieder einmal die Gelegenheit haben, im Kloster Alexanderdorf aufzutanken. Jetzt ist die Umsetzung in den Alltag gefragt. ;-)

Gruß
Angelika
:)
:freude:
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Angelika
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Re: Kloster-Erfahrung

Beitrag von Angelika »

Hallo Pit,

schön, dass du ähnliche Erfahrungen gemacht hast. :-)

Ich war noch nie in Taizé, aber das steht auf meiner Wunschliste der Reiseziele ganz oben. 8)

Deine Erfahrungen, dass auch die anderen sich als auf der Suche verstehen, und das Gefühl des Angenommen-Seins ohne Fragen, ohne Wenn und Aber, ohne Bedingung, die teile ich. Beides sind sehr angenehme Erfahrungen. :-)

Lieben Gruß
Angelika

Jojo
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Beitrag von Jojo »

Solche Klostererfahrungen werden ja für immer mehr Menschen wichtig. Es zeigt, wie wichtig die Seelsorge der Klöster ist. Für viele sind sie zur geistlichen Heimat geworden. Und ein wenig zeigt es auch die Defizite der "normalen" Seelsorge.

Celestina
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Beitrag von Celestina »

Hallo Angelika, als ich dein erstes Posting hier las, hab ich sofort Heimweh nach meinem Kloster bekommen! :ja: Du hast es wirklich sehr treffend beschrieben, genau so geht es mir auch immer. Ich merke immer, dass ich noch eine Weile von der Lebensfreude und dem Geist zehre, die ich aus dem Kloster mitbringe.
Nicht der Mensch geht zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. (Notker Füglister)

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo Celestina,

ich hab jetzt auch schon manchmal Heimweh nach dem Kloster. :roll:

Der Frieden und die Freude, die ich mitgebracht habe, sind zwar schon etwas verblasst, aber immer noch deutlich da. :freude:

Eigentlich finde ich es gar nicht entscheidend, die wunderbare Stimmung möglichst lange zu bewahren. Klar, auch das möchte ich, aber wichtiger ist mir, die Anregungen und Erkenntnisse aus der Klosterzeit dauerhaft in mein Leben zu integrieren.

Gruß
Angelika

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