Protasius hat geschrieben: ↑Montag 12. Juli 2021, 21:23
Dieses semantische statt syntaktische Beweisen schränkt allerdings die möglichen Aussagen, die man auf diese Art und Weise beweisen oder widerlegen kann, ein.
Einschränkungen ist man immer unterworfen, wenn es um die Dinge der Schöpfung geht!
Ich würde hier eine etwas andere Unterscheidung einziehen wollen.
Und zwar zwischen materiellen Dingen und geistigen Dingen und derer jeweiligen Erkenntnis.
Protasius hat geschrieben: ↑Montag 12. Juli 2021, 21:23
Man kann einzelne Aussagen beweisen oder widerlegen, die sich auf ein konkretes einzelnes Objekt beziehen, wie oben den Eiffelturm; man kann Aussagen über die Existenz eines Objektes beweisen, wenn man es beobachtet, aber man kann diese Aussage nicht widerlegen, wenn man keine Aussage über den Ort hat. Beispielsweise kann man auf diese Art und Weise die Existenz von Einhörnern beweisen, wenn man eines findet, aber nicht widerlegen, weil es ja irgendwo sein könnte, wo man noch nicht geguckt hat. Und Allaussagen für eine unendliche Menge kann man auf diese Weise nicht beweisen (und für eine endliche Menge nur, wenn man jedes Objekt aus dieser Menge untersucht), allerdings widerlegen, falls man ein Gegenbeispiel findet.
Das Beispiel mit dem Eiffelturm war bewußt einfach gewählt und hatte einen materiellen Gegenstand als Erkenntnisobjekt.
Und daß der Beweis der Nichtexistenz aus logischen Gründen nicht geführt werden kann, ist mir bekannt.
By the way: DAS müssen selbst Hardcore-Atheisten zugeben, solange sie sich an die logischen Regeln halten wollen!
Bei All-Aussagen nähert man sich den Gottesbeweisen, für die besondere Regeln gelten. Diese unterschiedlichen Regeln haben ihren Grund in dem unterschiedlichen Erkenntnisgegenstand. Deshalb hatte ich auch auf die unterschiedlichen Paradigmata von Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern hingewiesen.
Beispielsweise haben die Scholastiker herausgefunden, daß GOTT nicht definierbar ist. Der Verweis auf dessen Ort- und Zeitlosigkeit ist genau
keine Definition, sondern die Einsicht in das Unwissen des erkennenden Subjektes.
Aber auch andere Begriffe wie bspw. «Ewigkeit» entwickeln bei genauerer Betrachtung eine Paradoxität.
Ist Ewigkeit nun die Abwesenheit von Zeit oder ist sie die Summe aller jemals existenten Zeiten?
Je nachdem welche Ausprägung man nimmt, kommt man zu anderen Ergebnissen.
Ähnliches gilt für den Begriff «Gott».
Gemäß dem Johannesprolog ist das Wort der Ursprung aller Dinge in der Schöpfung.
Erkenntnis findet beim Menschen immer im Wort statt. Denn die Sinneseindrücke werden mental in Worte umgewandelt, um dann rational weiterverarbeitet werden zu können. DIES ist – meiner bescheidenen Meinung nach – der Grund dafür, daß Menschen in vernünftiger Weise das «Wort» als Gott verehren.