taddeo hat geschrieben:
Wenn tatsächlich "die Besten heiraten" würden, warum gibt es dann an die 5% Scheidungen, auch unter Katholiken?
(Das müßte dann ja wohl an der anderen Hälfte des Ehepaares liegen, nicht?)
Setz dem mal gegenüber, wieviele (bzw. besser wie wenige!) Priester ihrer Berufung tatsächlich dauerhaft untreu werden, und Du wirst selber merken, daß dieser Satz grober Unfug ist.
Leider habe ich schon verschiedentlich gehört, wer hier in der Diözese alles.. aber lassen wir das..
Rein rechnerisch dürften die paar, die das Priesterseminar verlassen, um zu heiraten, auch nicht an der problematischen Scheidungsquote schuld sein. Schließlich sind ja nicht 5% der Katholiken im Priesterseminar, bevor sie heiraten.
Natürlich gibt es auch diese tragischen Fälle: da verläßt ein junger Mann das Seminar, um eine Studienkollegin zu heiraten; zwei Jahre nach der Eheschließung kündigt sie ihm die Trennung an, er hängt sich auf. Wir haben spekuliert, warum er das getan hat. Wahrscheinlich hatte er eine Priesterberufung, und ihm war klargeworden, er hat sie durch die gültige Eheschließung "verspielt". Nachdem ihn die Frau verlassen wollte, fühlte er sich total im Aus...
Der Sinn der "Klärschlammregel" ist wohl der, daß einem geistlich und psychisch gesunden jungen Mann, der aufs Priesterseminar geht, relativ bald klar sein muß, daß das kein guter Ort ist - menschlich betrachtet. Er kann versuchen, durchzuhalten; wenn er es schafft, hat er vermutlich das Zeug zu einem sehr guten Priester. Oder er geht in einen Orden, wo er ein geregeltes geistliches Leben führen kann. Oder er sagt sich: Ärger kann ich anderswo auch haben, und heiratet.
Ungefähr zu diesem Schluß kommt die Autorin von "Die letzte macht das Licht an?", Katharina Kluitmann. Sie untersucht die Situation junger Ordensfrauen in Deutschland aus psychologischer Sicht, und sie kommt zu einem verblüffenden Ergebnis hinsichtlich deren psychischer Gesundheit. Normalerweise sollte die Ergebniskurve hügelförmig verlaufen (entsprechend dem Rest der Bevölkerung): wenige Probandinnen total fit, der Hauptteil leicht beeinträchtigt, wenige Probandinnen stark beeinträchtigt. Das tatsächliche Ergebnis zeigt ein umgekehrtes Bild: im Mittelfeld fanden sich nur wenige Schwestern; der Hauptteil war entweder überdurchschnittlich fit, oder psychisch stark beeinträchtigt.
Kluitmann stellt dazu folgende Vermutung auf: normale Frauen, d. h. solche mit leichter Beeinträchtigung (die meisten von uns haben irgendeinen leichten Knacks), merken, daß sie es schwer haben oder möglicherweise scheitern werden, und lassen es bleiben. Psychisch Unzureichende merken es nicht (heutzutage wird in den Orden leider fast jede genommen, die die Absicht hat). Psychisch "Superfitte" merken es, aber sie sind stark genug, zu bleiben. So sehe ich auch die Situation in den Priesterseminaren.
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