holzi hat geschrieben: ↑Montag 23. Oktober 2023, 17:18
Nachdem in Westafrika einige Diktatoren und Halbdiktatoren weggeputscht wurden, kann ich mir zu den angesprochenen Fischereiabkommen durchaus Neuverhandlungen vorstellen. Was meint ihr?
ob so oder so – ich glaube die Gründe für die Migration (nach Europa/Deutschland kommen zu wollen), sind andere und haben sich mit den Möglichkeiten der Informationsübermittlung (Smartphone mit Internet, den sich auch Leute in Afrika leisten können) in den letzten 25 Jahren deutlich "vermehrt".
Mein „alter“ Schulfreund missioniert als katholischer Missionar seit mehr als 30 Jahren in Papua-Neuguinea – auch im Dschungel, wo es noch vor 10 Jahren Einheimische/Eingeborene gab, die noch keinen Weißen gesehen haben. Mittlerweile wissen sogar diese Leute, dass der Weiße alles besser hat – bessere Lebensmittel, bessere Medikamente, bessere Kleidung, bessere Wohnungen/Häuser. Diese Leute lieben die Weißen nicht, aber sie beneiden sie um ihre Errungenschaften. Die Leute, die zu uns kommen (egal ob aus Afghanistan, Syrien, Papua-Neuguinea oder Afrika), wollen nicht zu uns kommen, weil sie uns gerne haben, sondern weil sie an alldem was wir haben (was bei uns besser ist) Anteil haben wollen. Natürlich spielt auch dabei die verzweifelte Lage dieser Menschen in ihren Heimatländern eine große Rolle und sie glauben nicht (mehr), dass es ihnen dort irgendwann besser gehen wird/kann. Aber wissen sie selber, was sie eigentlich wollen? - Als vor ca.45 Jahren alle im Iran die islamische Revolution unter Ruhollah Chomeini wollten (so schien es damals zumindest!), musste der letzte, westlich orientierter Schah Mohammad Reza Pahlavi Ende der 70 Jahren den Iran verlassen. Heute, dank Smartphon mit Internet (schnelle Nachrichtenübermittlung für Jedermann), wollen die Leute dort wieder westliche Verhältnisse (so scheint es zumindest!). Im Afghanistan läuft das alles ähnlich ab. Diese Leute wollen die Armut nicht, sie wollen im Leben besser haben, als nur in irgendwelchen Hütten aus Lehm und Stroh zu wohnen und ihre minderjährigen Töchter für Schafe (Afghanistan) oder Schweine (Papua-Neuguinea) zum Heiraten verkaufen.
Ähnliche Gründe für die Flucht in den Westen gab es noch bis vor 35 Jahren in Europa. Die Menschen aus der DDR, der Tschechoslowakei oder aus Polen mussten auf ein Auto (Trabant/Wartburg, Skoda oder polnischer Fiat 126) 10-12 Jahre warten oder dieses auf einer Autobörse für den 3-fachen Preis kaufen, dabei haben sie so wenig verdient, dass sie 10 Jahre auf so ein Auto sparen mussten. Auf eine Sozialwohnung, die aus Fertigplatten gebaut wurde, mussten sie dort ebenfalls 10-12 Jahre warten – eine Wohnung in der man die Türe nicht richtig schließen konnte und die Fenster mit Decken im Winter abdichten musste, weil die Fertigplatten schlampig gefertigt wurden. Im damaligen Ostblock sagte man damals:
„Der Kapitalismus hat die sozialen Probleme der Menschen besser gelöst, als der Sozialismus im Kommunismus.“
Und warum entwickeln sich die Länder in Afrika und Asien wirtschaftlich selber nicht weiter, um ihren Bürgern bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen? – Nun ja… Korruption ist eine der Ursachen, aber nicht die Einzige.
Und was hat in Europa die wirtschaftliche Weiterentwicklung seit dem Mittelalter beschleunigt? – Nun ja… so wie es aussieht, war die Entscheidung des Konstantin des Großen die richtige.
Am Ende muss man also feststellen, die Lebensbedingungen im eigenen Land und die Information über den Wohlstand in Europa bringen die Menschen dazu, ihre Heimatländer verlassen zu wollen, unabhängig davon, ob irgendwelche Abkommen neu verhandelt oder geschlossen werden oder nicht.