Zumindestens was das Sexuelle angeht, ist diese Aussage sogar Anathema:
Wer nicht mehr - explizit oder implizit - das religiöse Leben der Mönche und Nonnen, und erst recht die Priesterschaft, als fundamental höher und heilger ansieht als den normalen Laienstand - aus sich heraus, in den Augen gläubigen Menschen, in der Kirche als Institution und ja, auch vor Gott - der behindert Berufungen zu eben diesem Leben. Insbesondere behindert er die Berufungen von Männern, denn ohne mich jetzt hier auf eine feministische Diskussion einlassen zu wollen ist der Zug "sich beweisen zu wollen" bei Männern (meinetwegen immer noch...) ausgeprägter als bei Frauen.Konzil von Trient, 24. Sitzung "Matrimonii perpetuum"
10. Kanon. Wenn jemand sagt, (Mt 19, 12; 1 Kor 7, 34.35) der Ehestand müsse dem Stande der Jungfräulichkeit oder Ehelosigkeit vorgezogen werden und es sei nicht besser und gottseliger, in der Jungfrauschaft oder Ehelosigkeit zu verbleiben, als sich durch die Ehe zu verbinden, der sei im Bann.
Es ist schlicht unsinnig diese natürliche Psychologie unter geistlichen Ansprüchen begraben zu wollen. Die Idee, daß es da einerseits keinen Hauch von Anspruch geben darf, dem höheren Anspruch zu einem besseren Leben folgen zu wollen, aber andererseits zu erwarten, daß haufenweise junge Leute - und dann bitte auch noch geistig begabte, körperlich tüchtige und sozial kompetente Jugendliche - besondere Opfer auf sich nehmen um diesem Weg zu folgen, geht so offensichtlich an der menschlichen Natur vorbei, daß ich kaum weiß was ich dazu sagen soll...
Vielleicht soviel: die Gnade zerstört nicht die Natur, sie vervollkommt sie. (ST I q1 a8 ad 2) Gott rein um Gottes willen zu lieben und zu dienen, ohne jede menschliche und weltliche Motivation und Belohnung, ist ein Endzustand großer Heiligkeit. Es ist nicht die Zulassungsbedingung.
Welche Rückmeldung soll denn ein junger Mensch kriegen, von allen von uns, wenn er über eine Berufung zum religiösen Leben nachgeht? "Oh, das ist ja toll. Ich wollte ich hätte einen so starken Glauben und den Mut zu einem solchen Dienst. Einen großen Schritt hast Du da vor... Viel Glück und Gottes Segen!" oder "Echt jetzt? Warum das denn? Werde doch lieber Bankangestellter, da gibt es mehr Kohle für weniger Arbeit. Beten kannst Du ja genausgut zuhause. Und keinen Sex, keine Familie - als ob es nicht mindestens genauso wichtig wäre in einer Ehe zu leben und Kinder heranzuziehen." Respekt, Ansehen, gar Bewunderung, Staunen und ein wenig Neid - und zwar auch im Vorschuß wenn man sich gerade erst auf den Weg macht: das motiviert einen jungen Menschen, das hält ihn bei der Stange wenn es mal schwer wird, das gibt die psychologische Sicherheit daß hier die rechte Wahl aus den Tausend Möglichkeiten getroffen wurde. Das müssen wir als Laien bieten, dann wird es auch Berufungen geben.