Lycobates hat geschrieben: ↑Montag 26. Oktober 2020, 15:06
Erste Anklänge ("quodammodo") gibt es bereits in
Gaudium & Scherz (1965, n. 22, siehe
AAS 58 (1966) 1042), aber die klassische authentische leeramtliche Interpretation bietet das gnostische Dokument
Redemptor hominis (1979, n. 13, siehe
AAS 71 (1979) 282-4).
De quolibet homine agitur cum quivis (!) comprehendatur mysterio Redemptionis, et huius mysterii gratia in omne tempus (!) cum eo Christus se coniunxerit [...]
hic est enim homo plenitudine (!) mysterii ornatus, cuius in Iesu Christo est particeps effectus; quod quidem mysterium singuli homines e quadragies milies centenis milibus huius terrae nostrae incolarum (!) participant, ex quo sub corde matris concipiuntur. (!)
Kein Bekehrung, keine Taufe, nur Erkenntnis einer bereits unfehlbar und definitiv stattgefundenen und nicht verlierbaren Begnadigung aller Menschen, wobei es Aufgabe der "Kirche" nur ist, eben dies zu verkündigen.
Zunächst einmal finde ich es wichtig eine deutsche Version zu präsentieren wo sie vorhanden ist, insbesondere wenn direkt anschließende der Text interpretiert wird. Ich jedenfalls lese Latein höchstens stockend, und es ist wohl nicht vorauszusetzen, daß sich jeder hier anhand des Latein ein eigenes Bild machen kann. Damit verengt man die Diskussion auf Leute die im Latein flüssig sind (oder denken, daß sie es sind...). Hier also das ganze in
Deutsch, und zwar der ganze Paragraph in Nummer 13 ohne die Auslassung:
Es geht also hier um den Menschen in seiner vollen Wahrheit, in all seinen Dimensionen. Es geht nicht um einen »abstrakten« Menschen, sondern um den realen, den »konkreten« und »geschichtlichen« Menschen. Jeder »einzelne« Mensch ist gemeint; denn jeder ist vom Geheimnis der Erlösung betroffen, mit jedem ist Christus für immer durch dieses Geheimnis verbunden. Jeder Mensch, der im Mutterschoß empfangen und von seiner Mutter in diese Welt hineingeboren wird, ist gerade wegen dieses Erlösungswerkes der Obhut der Kirche anvertraut. Ihre Sorge schaut auf den ganzen Menschen und ist ihm in einzigartiger Weise zugewandt. Sie kümmert sich um den Menschen in seiner individuellen, unwiederholbaren Wirklichkeit, in der unzerstörbar das Bild und Gleichnis Gottes enthalten ist. 92 Das meint das Konzil, wenn es diese Ähnlichkeit erwähnt und dabei daran erinnert, daß »der Mensch auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst gewollte Kreatur ist«. 93 So wie dieser Mensch von Gott »gewollt« ist, wie er von Ewigkeit her von ihm »erwählt« ist, gerufen und bestimmt für die Gnade und das Heil, so ist jeder Mensch ganz »konkret«, ganz »real«. Dies ist der Mensch im vollen Licht des Geheimnisses, an dem er durch Jesus Christus teilnimmt, ein Geheimnis, an dem jeder einzelne der vier Milliarden Menschen teilhat, die auf unserem Planeten leben, vom ersten Moment an, da er unter dem Herzen der Mutter empfangen wird.
Die Interpretation des Textes die Lycobates behautet ist nicht haltbar: sie liest m.E. Dinge in den Text die da einfach nicht stehen. Es geht es hier nicht um Bekehrung, Taufe, oder gar eine stattgefundenen und nicht verlierbaren Begnadigung aller Menschen. Weder kommen diese Worte vor, noch werden sie von irgendetwas hier impliziert. Es geht hier um die Fähigkeit eines jeden Mensch, als Mensch, geschaffen im Ebenbild Gottes, an der Erlösung durch Christus teilzuhaben, und um die Pflicht und Freude der Kirche dieses Erlösungswerk dann auch zu ermöglichen. Kurz, jeder in die Welt geborene Mensch kann durch Christus gerettet werden und die Kirche hat ihr möglichstes zu tun, daß das geschieht. Das steht da, in leider vielen Worten. Und es ist in Harmonie mit Tradition und Lehre, in der Tat, es ist nur eine wortreiche Erklärung des essentiellen Missionsauftrags der Kirche. Man kann meinetwegen etwas gegen den Schwulst hier haben, aber wohl kaum gegen den Inhalt! Wer das bezweifeln will, soll einfach diese Sätze negieren und sehen ob er dann zustimmt. Geht es nicht um den konkreten Menschen, sondern um den Menschen als abstraktes Konzept? Ist die Erlösung durch Christus nicht etwas das alle Menschen betrifft, und es ist nicht Aufgabe der Kirche sich um alle Menschen zu kümmern, oder nur um die Masse aber nicht um Individuen? Ist jeder einzelne Mensch nicht von Gott gewollt erschaffen, und hat Gott nicht aus seiner Ewigkeit heraus gewollt, daß jeder Mensch Erlösung finden kann; hat also Gott bestimme Menschen gezielt nur für ihre Verdammnis geschaffen? Und ist schließlich die Frage nach dem Wozu menschlichter Geburt in diese Welt, die die Menschheit schon immer umtreibt, nicht aufzulösen in Christus?