Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 11. Februar 2020, 19:19
Könnt ihr die "The Ignatius Bible. RSV, 2CE" empfehlen? Falls Erfahrung vorhanden ist.
Ja, das ist eine solide Übersetzung. Die Änderungen des Verlegers Ignatius in dieser Edition gegenüber der üblichen RSV-CE (CE: Catholic Edition) sind nicht besonders wichtig, eine übliche RSV-CE tut es auch. Also einfach mal schauen, RSVs gibt es wie Sand am Meer.
Allerdings, es empfiehlt sich die RSV-CE gegenüber einer normalen RSV, zum Teil wegen einiger Übersetzungkorrekturen in Richtung katholischer Lesart, zum Teil weil sonst Bücher nicht "katholisch" angeordnet sind. Es sei angemerkt, daß es in Wirklichkeit drei Ausgaben gibt: RSV "normal" (protestantisch), RSV-CE (katholisch adaptiert) und RSV mit Apokryphen. Die letztere ist noch umfänglicher als die katholische Edition, sie hat auch die von den Orthodoxen akzeptierten Teile, ist aber "protestantisch" angeordnet.
Die echte Alternative für Katholiken hier ist die NRSV(-CE), halt die "New RSV", eine modernere Edition. Die gibt es auch wieder in der drei erwähnten Varianten (normal-protestantisch, katholisch, Apokryphen). Die NRSV ist bei Konservativen als "zu liberal" verschrieen, m.E. weitgehend zu unrecht. Wohingegen nur die NRSV wirklich die wissenschaftliche Arbeit seit den 60er Jahren berücksichtigt, was ein klarer Vorteil ist. (Die Ignatius Edition der RSV ist keine echte Edition des RSV Textes, sondern deren hausinterne Variante.)
Bei den Protestanten ist die ESV populär, eine Edition der RSV die quasi als konservative Reaktion auf die NRSV gemacht wurde. Die ist fast ausschließlich in der protestantischen Fassung zu finden, allerdings habe ich auch eine Apokryphen-Variante. Katholisch gibt es die nicht.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 11. Februar 2020, 19:19
Bzw. Könnt ihr auch was zur Studienbibel (NT) "Ignatius Catholic Study New Testament-RSV" sagen? In manchen Foren wird sie neben der "Navarre Bible" empfohlen.
Ich kenne beide, besitze die letztere. Die Ignatius Studienbibel ist so etwas wie ein laufender Witz bei enlischsprachigen Katholiken. Nicht wegen des Inhalts, der hervorragend ist (Scott Hahn ist ein sehr bekannter konservativer Schriftexperte, konvertierter Presbyter und nun Opus Dei). Sondern weil es schier ewig dauert die gesamte Bibel zu übersetzen... ein mittleres Wunder, daß das NT inzwischen komplett vorhanden ist. Das Navarre NT habe ich in der alten Version in vielen Bändchen, die glaube ich etwas umfangreicher ist als die kompakte Version. Beide haben solide-konservative und informative Kommentare.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 11. Februar 2020, 19:19
Wobei ich eine grundsätzliche Frage zu englischen katholischen Bibeln habe: Wenn ich richtig verstanden habe, gehen die Übersetzungen auf die King-James-Bibel(-Version). Hat diese aber nicht einen protestantischen Kanon, also ohne "Apokryphen"? Wenn ja, woher kommen dann die katholischen Übersetzungen dieser Bücher?
Ja, die RSV geht ursprünglich auf die KJV zurück, aber im Sinne einer "Vorübersetzung": es ist viel einfacher einen existierenden Text zu editieren als ihn komplett neu zu erschaffen. Damit sei nicht gesagt, daß die Texte nahezu identisch sind, das sind sie nicht.
Die KJV wurde ursprünglich übersetzt mit allen Apokryphen, somit sind sowohl für Katholiken als auch Orthodoxe alle kanonischen Texte im Prinzip irgendwie als KJV erhältlich. 95% aller heute verkauften KJVs sind protestantisch reduziert, aber ich habe z.B. die Cameo Reference Edition von Cambridge mit allen Apokryphen.
Es sein noch erwähnt, daß die Douay-Rheims, die ich auch besitze in verschiedenen zweisprachigen Versionen (Lateinsch-Englisch), eine sehr interessante Beziehung zu der KJV hat. Es ist fair zu sagen, daß da deutliche Abhängigkeiten in beide Richtungen bestehen.
Empfehlungen:
NRSV(-CE) ist der "akademische" Standard, und gut lesbar. Ich persönlich würde sie der RSV-CE (inkl. Ignatius) und ESV vorziehen, wobei mir persönlich Aufregungen um z.B. geschlechtsneutrale Sprache zumeist am Arsch vorbei gehen. Das mag anderen anders gehen! Ich jedenfalls benutze sie gerne.
KJV ist ein englischsprachiges Dokument vom Range der Shakespeare Stücke. Es ist auch eine Textus Receptus Übersetzung, und von daher interessant. Ähnliches gilt für die Douay-Rheims, allerdings nur auf katholischer Seite. Wer gerne etwas "altertümelt", für den mögen dies die richtigen Übersetzungen sein. Aber nicht unbedingt eine einfache Lektüre mit Schulenglisch!
Die Jerusalem Bible ist für mich ein gut lesbarer Standard in ihren Editionen. Das Original hatte unter anderem J.R.R. Tolkien im Übersetzerteam, und gilt als besonders lesbar aber leider nicht besonders genau. Die Jerusalem Bible ist derzeit Grundlage der Liturgie in den UK, die New Jerusalem immer noch die einzige Bibel die ich in kurzer Zeit am Stück durchgelesen habe. Sehr lesbar. Jetzt gibt es auch die Revised New Jerusalem Bible, die auch wieder prima aussieht. Habe ich aber noch nicht, ich warte da auf die feine Lederausgabe...
Die Revised English Bible (with the Apocrypha) ist eine weniger bekannte Übersetzung, die aber m.E. sowohl genau (auf RSV Niveau) als auch im besten und äußerst verständlichen Englisch abgefasst ist. Ein billiger Geheimtip, allerdings gibt es da keine katholische Version (die nötigen Texte sind übersetzt da, alleine die Anordnung ist "protestantisch").
Als für Katholiken interessante Version sei dann noch die Knox Bible erwähnt, die letzte Gesamtübersetzung aus dem Lateinischen der Vulgata. Obwohl gelegentlich etwas gestelzt im Englischen, ist es quasi die Alternative zu Douay-Rheims wenn man gerne nahe bei der Vulgata bleiben will, und deutlich moderner.