Du hast viel interessantes angesprochen, leider kann ich momentan nicht auf alles eingehen. Ich hoffe, es nächste Woche nachholen zu können. Daher nur ganz "kurz" zur zitierten Stelle.Lauralarissa hat geschrieben: ↑Freitag 17. Januar 2020, 18:13Als sich dann 2013-14-15 herauskristallisierte, dass PF in einigen Punkten doch etwas anderer Meinung waren, endete ihre Treue zum Lehramt jäh - und in den ärgsten Fällen kam es zu üblen Beschimpfungen und Schmierenkampagnen gegen PF.
Die Treue zum Lehramt endete nicht, diese ist mMn gerade der Grund, warum die Konservativen so schlecht auf Franziskus zu sprechen sind, da er in ihren Augen das überlieferte Lehramt nicht ernst nimmt, keinen Respekt davor hat und sogar bricht.
Daher mussten die Rechtgläubigen sich entscheiden, was wichtiger und richtiger ist: Treue zum Papst als Person oder Treue zur überlieferter Lehre, dem großen Ganzen sozusagen.
Ja, du wirst jetzt einwenden, dass er Papst ist, er das darf usw. usf.
Das mag alles sein, aber auch der Papst ist ein Diener im System und sollte nicht einfach Änderungen nach Gutdünken, Lust und Laune vornehmen. Er sollte wenn schon, seine Änderungen gut begründen können.
Die Leute aus der konservativen Ecke haben oft Ahnung von der Materie und sind nicht dämlich. Die merken schon, wenn man ihnen einen Bären anbindet und versucht, bisher gültige Lehren und Praktiken auszuhebeln.
Und viele Fragen sich bestimmt auch: Warum ist den eine Lehre auf einmal ungültig oder schlecht, obwohl sie gefühlt schon immer gültig war? Was sind die Argumente und die Begründungen? Oft hat man diese nach außen hin vor Kritikern und Gegnern verteidigt und auf einmal fällt der Papst einem in den Rücken? Was ist einfacher? Die Zölibatspraxis zu verteidigen oder einfach nachzugeben und mit einzustimmen: "Ja, ist tatsächlich Blödsinn, es gehört abgeschafft."?
Wie gesagt, man ist mit ihm unzufrieden, weil er keine Ehrfurcht und keinen Respekt vor bewahrten und bewerten Traditionen und Dogmen zu zeigen scheint. Man ist erschüttert und auch fassungslos, dass man tatsächlich so einen Papst erleben muss und dass es überhaupt soweit kommen konnte.
Ja, kann sein das manche einfach beleidigt sind, weil jetzt ein anderer Wind weht und der eigene favorisierte Kurs nicht mehr Geltung hat.
Aber, und das habe ich versucht dir zu erklären, liegt mMn das Problem viel tiefer als gekränkte Eitelkeiten, nämlich auf Fundamentaler ebene!
Es geht nicht einfach um diese oder jene Ansichten, sondern um grundsätzliche, fundamentaltheologische Fragen: Gibt es eine objektive-allgemeingültige Wahrheit oder subjektive-relative Wahrheiten? Die katholische Lehre hat IMMER ersteres gelehrt und seit dem 19. Jh. schleicht sich zweiteres Denken in die Theologie ein und befällt alle Bereiche. Mit dem aktuellen Pontifikat scheinen auch alle Dämme gebrochen zu sein, welche die zweite Denkweise noch im Zaum gehalten haben.
Das ist nicht einfach "nur" eine philosophisch-theologische Fragestellung, das ist Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Setzt sich die subjektive-relativistische Denkweise durch, ist die logische Konsequenz Chaos.
Je mehr Franziskus sich dieser Denkweise öffnet und eine darauf aufbauende "Theologie" erlaubt bzw. gewähren lässt, umso mehr wächst der Widerstand gegen ihn. Er packt dann nicht einfach nur irgendwelche Traditionen an, die sich vielleicht doch etwas überlebt haben, sondern er rüttelt am christlich-katholischen Fundament und bricht quasi mit 2000jähriger Glaubenslehre!
Das ist keine Frage von oder Kampf um favorisierte(r) Denkweise und Glaubenslehre, den sich Konservative und Modernisten gibt, hier geht es um die Seele der katholischer Theologie.
Fazit: In meinen Augen geht es gerade den Konservativen um die Seele der Kirche, weil sie wissen, was sie ausmacht! Und die Modernisten wissen nicht, was sie tun. Und weil sie nicht wissen, was die Seele ausmacht bzw. das gegebene Wissen anzweifeln, füllen sie diese Lücke mit etwas anderem, was ihnen genehm ist.