Hanspeter hat geschrieben: ↑Freitag 3. Januar 2020, 16:11
Etienne hat geschrieben: ↑Freitag 3. Januar 2020, 12:35
In der Tat drückt sich immer das Gottes und Menschenbild in sakralen Bauten aus.
Das es da Verschiebungen oder Entwicklungen gibt finde ich normal und gut.
Wenn z.B. der ökologische Aspekt stärker in den Vordergrund tritt ist dies nach meinem Empfinden sehr gut.
Das viele Kirchen nicht sehr gut gebaut sind liegt sicher auch daran das Künstler u Architekten heute nicht mehr in der Kirche beheimatet sind wie das früher der Fall war.
Das Gleiche gilt auch für die Auftraggeber die selber natürlich nicht mehr wissen wie man heute eine Kirche bauen könnte, oder Ideologisch verblendet sind. Eigentlich drückt sich in den modernen Kirchen sehr authentisch der Zustand des Christentums aus.
Dann sind also antike Mehrzweckhallen zu Kirchen ungenutzt worden und man hat ihre Bauform erstmal beibehalten. Ich kann da keine spezifisch theologischen Aussagen erkennen.
Das ist wohl eine übersimplifizerte These. Immerhin fällt auf:
1.) Daß nicht die "traditionelle" Bauform der heidnischen Tempel einfach übernommen worden wäre, da
Quelle 1 hat geschrieben:die Christen der Spätantike nicht die Typen und Formen paganer Kultbauten übernehmen wollten.
Die damit verbundene Aussage ist demnach: 'Nicht eine weitere Gottheit, wie Ihr sie kennt, verehren wir hier, sondern einen völlig anderen' - also eine komplette Abkehr vom heidnischen, polytheistischen Götterkult. — Zudem:
2.) Daß Basiliken ("Königshallen"!) nicht reine Zweckbauten waren, sondern daß
Quelle 2 hat geschrieben:in der Apsis [...] in antiken Gerichts- oder Palastbasiliken der Sitz des Richters bzw. Kaisers war
Der Ehrenplatz gebührt also Christus, dem ewigen König und kommenden Richter. — Ferner:
3.) Daß sich
ebd. hat geschrieben:[d]ie frühchristlichen Basiliken [...] durch Schlichtheit in ihrer Ausführung von heidnischen Tempeln ab[grenzten]; viel Ziegelmauerwerk und wenig Marmor, keine Plastik, keine „bewegten“ Szenen. Die Glasmosaiken waren suggestiv (Plakatfunktion) aber aus vergleichsweise billigem Material. Heiligendarstellungen wie in Ravenna waren bewusst nicht lebensnah, sondern „entkörperlicht“ gehalten. Die Außenwände wurden nur durch die teilweise großen Fenster aufgelockert. Erst in späterer Zeit wurde der obere Teil der Fassade mit Mosaiken geschmückt.
Unabhängig von der inhaltlichen Bewertung des Zitats, scheint es doch wohl erwiesen, daß man sich darum bemühte, auch in der inneren Ausschmückung eine begreifliche Distanz zu den heidnischen Tempeln zu schaffen, welche gleichzeitig die "Einfachheit" (Demut) des Anfangs unserer Erlösung [vgl. 1 Kor 1,27] als auch die "Erhabenheit" (Gnade) [vgl. Röm 8,32] des uns verheißenen Heils plastisch zum Ausdruck bringt. — Zuletzt mag man auch der Tatsache eingedenk sein:
4.) Daß dieser Bautyp gleichsam erst den Anfang des christlichen Kirchenbaus darstellt. Für einen ersten Befund erhellen (wie oben gezeigt worden ist) bereits zahlreiche Abgrenzungen von einer Emanzipation vor- bzw. unchristlicher Vorbilder. Ausgehend von diesem Anfang hat sich in den folgenden Jahrhunderten durchaus eine wahre, genuin-christliche Ausdruckssprache entwickelt.