Lauralarissa hat geschrieben: ↑Montag 2. Dezember 2019, 13:51
Zur zweiten Frage: Woran ich das erkennen könnte? Aus der Distanz sicher nicht - und sicher auch nicht aus den Nachrichten. Aber man könnte es daran, erkennen, dass die Entscheidungen nicht aus den "Früchten des Geistes" (Gal 5,22-26) getroffen werden, sondern aus Haltungen wie Angst, Furcht, Egoismus oder unreflektierter Anbiederung an den Zeitgeist.
Beispiel Zölibat (obwohl es die deutschen Synode ja nicht entscheiden kann und will):
Wenn man das Zölibat abschafft, damit die armen Priester endlich auch Sex haben können, wäre das für mich eine Anbiederung an den Zeitgeist.
Wenn man es abschafft, weil man aus Liebe zum Evangelium und zu den Sakramenten zu dem Schluss kommt, dass es sinnvoll ist, den Gläubigen ein Leben aus den Sakramenten zu ermöglichen und dies nur möglich ist, wenn man die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt ändert, könnte es eine Frucht des Geistes sein.
Wäre es nicht sinnvoller, allen Gemeinden einen kleinen Shuttlebus zur Verfügung zu stellen, damit die Gläubigen zur Hl. Messe kommen (Organisation und Fahrer über die Pfarrei)? Hierzulande ist es ja problemlos technisch möglich, eine Hl. Messe zu besuchen - im Amazonas sieht das schon anders aus. Aber das führt vom Thema weg ...
Zur ersten Frage:
Wenn das Ergebnis wäre, dass alles beim Alten bliebe und man gleichzeitig Perspektiven für eine glaubwürdige und zukunftsfähige Kirche in Deutschland hätte, würde es vielleicht nicht meinem persönlichen Wunsch entsprechen, aber ich würde es akzeptieren.
Es geht um die Frage, wie die Kirche weiterhin das Evangelium verkündigen kann, nicht um meine persönlichen Bedürfnisse.
Woran macht man Glaubwürdigkeit fest? Wer entscheidet darüber? Ich bin mit Dir einer Meinung, daß die Kirchenleitung ein massives Glaubwürdigkeitsproblem hat - und in den Augen der nichtgläubigen Öffentlichkeit somit die Kirche als Ganzes.
Ich bin aber nicht mit Dir einer Meinung, daß strukturelle Änderungen, die uns strukturell den Protestanten ähnlicher werden, dieses Problem lösen. Nicht, daß ich was gegen Protestanten hätte, ganz und gar nicht, nur fließt da eben auch nicht Milch und Honig.
Ich fordere auch nicht wie andere bischöfliche Rücktritte - ich wünsche mir dagegen echte Zeichen echter Buße derer, die damals für die Vertuschung verantwortlich waren und heute nicht selten Bischöfe waren oder sind. Echte öffentliche Zeichen echter Reue: nicht Reden, Taten! Sei es das öffentliche Tragen von Bußgewändern, sei es Fasten, sei es Gehaltsverzicht, das Ankündigen und Durchhalten von 6monatigem Bußschweigen - irgendetwas, was der interessierten Öffentlichkeit wirkliche Reue zeigt.
Viele Verantwortliche müßten ihren persönlichen Gang nach Canossa unternehmen - doch es passiert außer Gelaber nichts. Keine Buße, null.