peetra123 hat geschrieben: ↑Freitag 11. September 2020, 10:37
Um diese Diskussion wieder anzukurbeln: Ich finde den Trend hin zum Veganismus und Vegetarismus echt positiv. Aus ethischen Gründen, aber für ich vor allem auch aus Sicht des Klimawandels. Dokus wie "Cowspiracy" haben mir und meiner Familie echt die Augen geöffnet.
Wir jetzt keine Veganer, aber essen fast kein Fleisch und keine Milchprodukte und wenn dann das Fleisch von den Tieren meiner Bekannten. Also ganz regional und ohne lange Transportwege.
Und dann sollte man natürlich auch darauf achten, dass das Soja für die Sojamilch aus Deutschland und nicht irgendwo aus Südamerika kommt, wo riesige Wälder dafür abgeholzt werden.
Schön, wenn Du die Möglichkeit hast, Lebensmittel ohne "lange Transportwege" zu kaufen. Für die Masse der Bevölkerung dürfte das wohl kaum der Fall sein. Oder willst Du 5-6 Millionen im Ruhrgebiet aus dem nahen Münsterland und dem Niederrhein ernähren?
Im übrigen sind lange Transportwege auch notwendig, wenn die Waren aus den Ländern kommen (sollen), die durch den Export Geld verdienen möchten, weil sie nur so ihrer wachsenden Bevölkerung ein Auskommen ermöglichen.
Was soll denn der Bauer in Botswana, der Erbsen für den europ. Markt anbaut, machen, wenn man seine Produkte nicht kauft? Wie soll er seine wachsende Familie ernähren? Gleiches gilt für den Blumenzüchter in Kenia, den Spargelbauern in Ecuador, den Fisch(zücht)er in Vietnam oder die berühmten Erdbeeren im Winter aus Afrika. Ein Feld mit Erdbeeren bringt nun einmal einen größeren Erlös als ein Feld mit Hirse. Wenn Du das Produkt nicht kaufst, verwehrst Du dem Bauern die Möglichkeit, seinen Kindern eine gute Schulbildung zu geben. Die machen sich dann auf dem Weg nach "Europa", weil es in ihrem Land weder Arbeit noch Zukunft gibt.
Bzgl. des Transports: Sollen die Flugzeuge, die notwendige Ersatzteile nach Afrika oder Südamerika bringen, wieder leer zurückfliegen oder ist es nicht besser, die dortigen Exportprodukte mitzunehmen und nach Europa bzw. in die USA zu bringen?
Wie kann man von z.B. "Bekämpfung der Fluchtursachen" insbesondere bzgl. Afrika reden, wenn man gleichzeitig die Märkte abschottet? Tomaten wachsen in Marokko aufgrund der klimatischen Bedingungen ohne Gewächshäuser - und wie ist das in NL oder D im Winter? Gleiches gilt für Blumen aus Kenia.
Länder wie Argentinien sollen deutsche Autos kaufen - aber argentinisches Rindfleisch und der Wein (beide im übrigen vorzüglich!) sollen nicht eingeführt werden - aus Gründen des "Klimaschutzes"
Ich sehe jeden Kauf landwirtschaftlicher Produkte aus diesen Ländern als eine Art "Entwicklungshilfe", die weitaus effektiver ist, als die ganzen staatlichen Programme und gebe deshalb gerne dafür Geld aus. Schließlich profitieren hier beide - der Produzent und der Konsument.
Auf den Philippinen (PH) haben wir jetzt auch "entdeckt", daß der Lufttransport z.B. von Früchten auch für Privatabnehmer kein Problem ist. So lassen wir uns dort in der Saison die Produkte aus dem Süden des Landes (Mindanao) nach Manila schicken, denn in Manila bekommt man selten Marang, Lanzones, Rambutan usw.. Die Preise für den Transport sind mit ca. 0,65 €ct/kg gering (2 Stden Flugzeit). Die dortigen Bauern können ihre Produkte verkaufen, die Flugzeuge sind besser ausgelastet und wir haben leckere, frische Ware.
Aber jeder so, wie er es mag. Mich stört allerdings - wie martin v. tours - der missionarische Eifer, mit dem geringerer Fleischverzehr und kurze Transportwege propagiert werden. Die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen werden dagegen nie thematisiert - leider.