Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

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Raphael

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Raphael »

Niels hat geschrieben:
Dienstag 18. Dezember 2018, 12:58
AfD scheitert mit Klage gegen Merkels Flüchtlingspolitik in Karlsruhe": https://www.welt.de/politik/deutschland ... sruhe.html

Ab zum EUGH.
Das ist auf dem Hintergrund des folgenden Artikels in der Welt besonders interessant:
Grenze hätte 2015 geschlossen werden können

Dort wird berichtet, daß Fachjuristen im September/Oktober 2015 im Innenministerium nach Prüfung der Sachlage zu dem Ergebnis gekommen sind, eine Grenzöffnung seie juristisch zulässig!
Aus dem Buch "Die Getriebenen" von Robin Alexander wissen wir, daß eine Grenzschließung auch technisch möglich gewesen wäre.

Ich meine, da hat die Merkel-Regierung noch Klärungsbedarf, inwieweit ihre damaligen Handlungen zulässig gewesen sind. :pfeif:

Petrus
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Petrus »

Raphael hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 05:49
Aus dem Buch "Die Getriebenen" von Robin Alexander wissen wir, daß eine Grenzschließung auch technisch möglich gewesen wäre.
nun,

Grenzschließungen sind technisch immer möglich.

was ich blöd finde: dass es da wohl dabei auch "Kollateralschäden" gibt.

Raphael

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Raphael »

Petrus hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 07:07
Raphael hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 05:49
Aus dem Buch "Die Getriebenen" von Robin Alexander wissen wir, daß eine Grenzschließung auch technisch möglich gewesen wäre.
nun,

Grenzschließungen sind technisch immer möglich.

.............
Nein, denn dazu braucht es ausgebildetes Personal und funktionierende Sachmittel. :pfeif:
Wenn das Eine oder das Andere oder auch Beides nicht vorhanden ist, dann ist eine Grenzschließung technisch nicht möglich. :maske:

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Petrus hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 07:07
Raphael hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 05:49
Aus dem Buch "Die Getriebenen" von Robin Alexander wissen wir, daß eine Grenzschließung auch technisch möglich gewesen wäre.
nun,

Grenzschließungen sind technisch immer möglich.

was ich blöd finde: dass es da wohl dabei auch "Kollateralschäden" gibt.
Welche "Kollateralschäden" sollen das denn sein?
Bis auf längere Wartezeiten und verzögerte "just-in-time-Lieferungen" fällt mir da nix ein. Daß die sog. "Flüchtlingen" einen "Kollateralschaden" erleiden, wirst Du ja wohl nicht behaupten wollen. Die befanden sich in einem sicheren Land (Österreich oder Ungarn) und hätten, wenn die Bundesregierung nach Recht und Gesetz vorgegangen wäre, überhaupt nicht einreisen dürfen - und ohne Paß schon erst recht nicht.
Also, selbst wenn ein richtiger Flüchtling (und kein Wirtschaftsflüchtling) an der deutschen Grenze gestanden hätte und ihm die Einreise versagt worden wäre, hätte er keinen Schaden erlitten.
Raphael hat geschrieben: Nein, denn dazu braucht es ausgebildetes Personal und funktionierende Sachmittel. :pfeif:
Die waren/sind ja wohl vorhanden. Ob es auch für eine längere/dauernde Grenzschließung gereicht hätte, ist eine andere Frage. Andererseits ist es ja auch nicht so, daß die Grenze in Bayern aufgrund der geographischen Gegebenheiten "Mann an Mann" gesichert werden muß.

Im übrigen waren - wie Robin Alexander in seinem Buch ausführt - die "Flüchtlings"karawanen" und ihre Wege seit dem Frühsommer bekannt. Man wußte, daß sich da etwas aufbaute und tat..... nichts! Als die "Flüchtlinge" dann vor der deutschen Grenze standen, hatte man Angst vor häßlichen Bildern (Wasserwerfer, Polizeireihen vor Müttern mit Kindern) und knickte ein.

Raphael

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 4. Januar 2019, 11:36
Raphael hat geschrieben: Nein, denn dazu braucht es ausgebildetes Personal und funktionierende Sachmittel. :pfeif:
Die waren/sind ja wohl vorhanden. ...........
So isset! :daumen-rauf:

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Nachtrag:
Die saßen ja schon fast in den Hubschraubern, um in den Süden geflogen zu werden. Aber der Einsatzbefehl des Innenministers, der die Zurückweisung an der Grenze vorsah, wurde so nicht unterschrieben. Die ganze -unglaubliche- Geschichte kann man hier noch einmal nachlesen:

Fast hätte Merkel die Grenze geschlossen
Die Zurückweisung von Flüchtlingen scheiterte im Herbst 2015 also nicht, wie bisher vermutet, an mangelndem politischem Willen. Vielmehr war die politische Entscheidung dafür bereits gefallen. Es fand sich in der entscheidenden Stunde nur kein führender deutscher Politiker, der bereit war, die Verantwortung dafür zu übernehmen.
und so war es immer - keine "cojones" bei der "politischen Elite":
Anstatt zurückzutreten machte der treue Lothar weiter.... wie vorher der treue Wolfgang, der auch gegen seine Überzeugung den Griechen und den Zyprioten Mrden € in den Rachen warf - war ja nicht sein Geld.....

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Vom Wutbürger zum Gutbürger in 100 Tagen

Von einem, der auszog, vom Wutbürger zum Mutbürger zu mutieren und bisher immer scheiterte.....

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Juergen
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

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Goldmund
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Goldmund »

Vera Lengsfeld zur aktuellen politischen Situation in Deutschland:
Warum wir in der DDR 2.0 leben
Sprich Wahres und trink Klares!

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Nach 20 (iW: zwanzig) Jahren stellt das BVerfG die Verfassungswidrigkeit von Steuergesetzen fest:

BVerfG zur Rolle der Vermittlungsausschüsse: Ver­mittler dürfen nur ver­mit­teln

Bedeutung: Keine
Die Entscheidung hat jedoch keine praktischen Auswirkungen mehr, weil die Vorschriften inzwischen schon bestätigt oder neu geregelt wurden. Bei ebenfalls beanstandeten Änderungen des Körperschaftsteuergesetzes 1999 beschränken sich die Auswirkungen auf den Veranlagungszeitraum 1999.

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Passend zum Aschermittwoch und zum Beginn der Fastenzeit stellt man fest, daß "plötzlich und unerwartet" ein Mrden-Loch im Bundeshaushalt auftaucht:

25-Milliarden-Loch – Scholz-Ministerium zieht rote Linien

Die Angst vor einem noch größeren Milliardenloch

Wurden nicht Mrden-Überschüsse gemeldet? Haben wir nicht eine der höchsten Steuer- und Abgabebelastungen der Welt? - fragt der Ökonom Daniel Stelter. Wo ist das Geld geblieben?

Die Staatsschulden sind höher als vor zehn Jahren, die Infrastruktur verrottet und für die Digitalisierung wurde auch fast nichts ausgegeben, wo man am 28. Platz (von 32) in Europa sehen kann. Die Bundeswehr muß kannibalisieren, um bei Auslandseinsätzen noch ausreichend funktionsfähiges Material zu haben.
Allein auf Bundesebene summieren sich die Mehrausgaben der letzten zehn Jahre auf unfassbare 460 Milliarden: 280 Milliarden absolute Steigerung, 140 Milliarden wurden durch Ersparnis für Zinsen und weitere 40 Milliarden durch geringere Aufwendungen für Arbeitslosigkeit frei. Ausgegeben wurde das Geld für Rentenprojekte, Krankenversicherung, Energiewende und Migration.
Zumeist also für den Konsum, nicht für die Sicherung des künftigen Wohlstands der heutigen und der kommenden Generationen.
Wir haben das Geld verprasst – wie konnte das passieren?

Als Paradebeispiel führt Stelter den "Kohlekompromiß" an. Hätte man jedem der betroffenen 20.000 Arbeitnehmern eine Million (steuerfrei) ausgezahlt, hätte dies 20 Mrden gekostet. Die Kosten werden mit 40 - 80 Mrden geschätzt.....

Wahnsinn!

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Niels
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Niels »

"Wegen der wiederholten Pannen der Flugbereitschaft müssen die meisten Minister aus dem Bundeskabinett ihre Diensttermine ab sofort mit normalen Linienflügen bestreiten.": https://www.welt.de/politik/deutschland ... eisen.html

:anton: :ikb_tomcat:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

HeGe
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von HeGe »

:patsch:

Ich sehe schon, wenn irgendwann "der Russe" kommt, geht die Depesche per FedEx (eigene einsatzbereite Botenfahrzeuge hat die BW vermutlich auch nicht) nach Moskau: "Angriffe bitte erst nach Dienstag, bis dahin sind die Flugzeuge in der Werkstatt." :ikb_surrender:
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Hubertus
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Hubertus »

Niels hat geschrieben:
Freitag 8. März 2019, 15:05
"Wegen der wiederholten Pannen der Flugbereitschaft müssen die meisten Minister aus dem Bundeskabinett ihre Diensttermine ab sofort mit normalen Linienflügen bestreiten."
:klatsch: ... wie auch in vielen anderen Ländern üblich, möchte man hinzufügen.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Juergen
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Juergen »

HeGe hat geschrieben:
Freitag 8. März 2019, 15:12
Ich sehe schon, wenn irgendwann "der Russe" kommt, …
…müssen wir uns keine Sorgen machen. Der kommt nicht in unsere Städte. Dort gibt es nämlich Dieselfahrverbote. – Jawoll!
Gruß Jürgen

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Protasius
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Protasius »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 8. März 2019, 20:34
HeGe hat geschrieben:
Freitag 8. März 2019, 15:12
Ich sehe schon, wenn irgendwann "der Russe" kommt, …
…müssen wir uns keine Sorgen machen. Der kommt nicht in unsere Städte. Dort gibt es nämlich Dieselfahrverbote. – Jawoll!
Wenn die Russen bei uns einmarschieren, funktioniert als erstes der ÖPNV störungsfrei. (Ein Kollege nach der Rückkehr von einer Dienstreise in die Russische Föderation)
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benedikt

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Benedikt »

Wie hat sich eigentlich die Steuerbelastung in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Bild

Erhöhung der Steuerlast für Geringverdiener und Mittelschicht, Steuererleichterungen für die Reichen.

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taddeo
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von taddeo »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 11. März 2019, 21:30
Wie hat sich eigentlich die Steuerbelastung in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Bild

Erhöhung der Steuerlast für Geringverdiener und Mittelschicht, Steuererleichterungen für die Reichen.
Dazu sollte man aber auch folgende Zahlen berücksichtigen:

Die 5 unteren Zehntel der Steuerzahler zahlen zusammen nur 7% des gesamten Steueraufkommens.
Das oberste Zehntel zahlt allein ca. 50% des gesamten Steueraufkommens, besitzt aber nur 27% aller Haushaltsbruttoeinkommen.

Quelle: https://www.iwd.de/artikel/die-sechs-wi ... er-338342/

Benedikt

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Benedikt »

taddeo hat geschrieben:
Montag 11. März 2019, 22:40
Dazu sollte man aber auch folgende Zahlen berücksichtigen:

Die 5 unteren Zehntel der Steuerzahler zahlen zusammen nur 7% des gesamten Steueraufkommens.
Das oberste Zehntel zahlt allein ca. 50% des gesamten Steueraufkommens, besitzt aber nur 27% aller Haushaltsbruttoeinkommen.

Quelle: https://www.iwd.de/artikel/die-sechs-wi ... er-338342/
Nettes Lobby-Pamphlet. Die Aussage ist aber nichts wert, da zum einen die Kapitalertragssteuer unterschlagen wird, zum anderen die Sozialabgaben nicht berücksichtigt werden.

Die Kapitalertragssteuer beträgt 25%, ein weit geringerer Satz als der übliche Einkommenssteuersatz. Die Sozialabgaben müssen für Einkünfte aus Kapitalerträge und oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht entrichtet werden.

All das führt dazu, dass die prozentuale Abgabenlast von Reichen niedriger ist als die von einem Medianeinkommen.

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 11. März 2019, 23:44
Nettes Lobby-Pamphlet. Die Aussage ist aber nichts wert, da zum einen die Kapitalertragssteuer unterschlagen wird, zum anderen die Sozialabgaben nicht berücksichtigt werden.

Die Kapitalertragssteuer beträgt 25%, ein weit geringerer Satz als der übliche Einkommenssteuersatz.
Das würde doch dann dazu führen, daß die oberen Einkunftsgruppen wg. der Kapitalertrags- bzw. Abgeltungssteuer noch mehr Einkommensteuer zahlen.

Die Abgeltungs- bzw. Kapitalertragsteuer wird im Normalfall bei der pers. Veranlagung nicht angesetzt, sie kommt also praktisch "oben drauf". Untere Einkommensschichten dürften nur in seltenen Fällen betroffen sein.

Im übrigen ist das keine Lobbyisten-Absicht, wie hier suggeriert wird. Wenn die Zahlen nicht vorhanden sind, kann man sie auch in einer Statistik nicht ausweisen.
Benedikt hat geschrieben:
Montag 11. März 2019, 23:44
Die Sozialabgaben müssen für Einkünfte aus Kapitalerträge und oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht entrichtet werden.
Sozialabgaben müssen nur auf Arbeitseinkommen entrichtet werden. Ausnahme sind allerdings die KV-Beiträge auf Kapitaleinkommen in bestimmten Fällen.

Bei dem niedrigeren Steuersatz bei der Abgeltungssteuer ist zu berücksichtigen, daß der Bruttobetrag die Bemessungsgrundlage ist und Aufwendungen nicht gegengerechnet werden können. Finanziert z.B. jemand seine Investitionen mit Kredit, kann er die Schuldzinsen steuerlich nicht geltend machen.

Aber egal wie man rechnet - Tatsache ist, daß die Steuer- und Abgabenbelastung in D. erheblich zu hoch ist. Insbesondere bei mittleren Einkommen liegt D. auf dem wenig ehrenvollen zweiten Platz der Statistik.

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Nachtrag zum niedrigen Abgeltungssteuersatz:

Die Abgeltungs- bzw. Kapitalertragsteuer wird auf Kapitaleinkünfte erhoben. Dazu gehören neben den Zinsen auch Dividenden (=Gewinnausschüttungen).
Aufgrund der Niedrigzinsen fallen bei den allermeisten Personen kaum noch Zinseinnahmen an. Bei den Dividenden sieht es anders aus. Hier findet eine Doppelbesteuerung statt. Auf der Ebene der Kapitalgesellschaft werden Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer gezahlt - zusammen ca. 25% (ggfs. höher je nach Gemeinde). Auf der Ebene des Empfängers fällt dann noch einmal die Kapitalertragsteuer iHv 25% - zusammen also eine Steuerbelastung, die über dem Höchststeuersatz liegt.

Aus diesem Grunde dürfte auch eine Erhöhung der Kapitalertragsteuer schwierig sein. Man hat in den vergangenen Jahrzehnten mit verschiedenen Modellen experimentiert. Mal wurde die gezahlte Körperschaftsteuer auf die Einkommensteuer angerechnet, mal wurde nur die Hälfte der Zins- bzw. Dividendenerträge dem persönlichen Steuersatz unterworfen. Zufriedenstellend war kein Modell.

Volle Steuersätze auf der Unternehmensebene und beim Empfänger - das dürfte verfassungsrechtlich nicht haltbar sein. Im Extremfall würde es eine Steuerbelastung von ca. 70 - 75% bedeuten und damit gegen den Halbteilungsgrundsatz verstoßen - von der intern. Wettbewerbsfähigkeit einmal ganz abgesehen.

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Juergen
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Juergen »

Ich schrieb schonmal:

Männer beim Essen
Es waren einmal 10 Männer, die jeden Tag miteinander zum Essen gingen, und die Rechnung für alle zusammen betrug jeden Tag genau 100 Euro. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern, und das sah ungefähr so aus:
Vier Gäste (die Ärmsten) zahlten nichts.
Der Fünfte zahlte 1 Euro.
Der Sechste 3 Euro.
Der Siebte 7 Euro.
Der Achte 12 Euro.
Der Neunte 18 Euro.
Der Zehnte (der Reichste) zahlte 59 Euro.
Das ging eine ganze Zeitlang gut. Jeden Tag kamen sie zum Essen und alle waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte, indem er vorschlug, den Preis für das Essen um 20 Euro zu reduzieren. "Weil Sie alle so gute Gäste sind!"
Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 80 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten, so zu bezahlen, wie wir besteuert werden.
Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos.
Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 20 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte? Die sechs stellten schnell fest, dass 20 Euro geteilt durch sechs Zahler 3,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte, wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:
Der fünfte Gast, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nicht mehr (100 Prozent Ersparnis).
Der Sechste zahlte 2 Euro statt 3 Euro (33 Prozent Ersparnis).
Der Siebte zahlte 5 statt 7 Euro (28 Prozent Ersparnis).
Der Achte zahlte 9 statt 12 Euro (25 Prozent Ersparnis).
Der Neunte zahlte 14 statt 18 Euro (22 Prozent Ersparnis).
Und der Zehnte (der Reichste) zahlte 49 statt 59 Euro (16 Prozent Ersparnis).
Jeder der sechs kam günstiger weg als vorher, und die ersten vier aßen immer noch kostenlos. Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal, wie sie dachten.
"Ich hab nur 1 Euro von den 20 Euro bekommen!" sagte der sechste Gast und zeigte auf den zehnten Gast, den Reichen. "Aber er kriegt 10 Euro!"
"Stimmt", rief der Fünfte. "Ich hab nur 1 Euro gespart und er spart sich zehnmal so viel wie ich."
"Wie wahr!!" rief der Siebte. "Warum kriegt er 10 Euro zurück und ich nur 2? Alles kriegen mal wieder die Reichen!"
"Moment mal", riefen da die ersten vier aus einem Munde, "wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!!"
Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Zehnten los und verprügelten ihn.
Am nächsten Abend tauchte der zehnte Gast nicht zum Essen auf. Also setzten die übrigen 9 sich zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war, die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.
Und so, liebe Kinder, funktioniert unser Steuersystem: Die Menschen, die hier die höchsten Steuern zahlen, haben die größten Vorteile einer Steuererleichterung. Wenn sie aber zu viel zahlen müssen, kann es passieren, dass sie einfach nicht mehr am Tisch erscheinen. In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants."
Gruß Jürgen

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Benedikt

Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Benedikt »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 15. März 2019, 19:20
Ich schrieb schonmal:
Einmal reicht, Jürgen. Die Frage, warum es vier Arme, aber einen Reichen gibt, der das 30-fache vom Median verdient, lässt die Story natürlich offen. Tipp: An den besonderen Leistungen des Reichen liegt es nicht.

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Freitag 15. März 2019, 20:05
Tipp: An den besonderen Leistungen des Reichen liegt es nicht.
Woher weißt Du das? :achselzuck:
Warum soll jemand, der besondere Ideen oder Fähigkeiten hat und diese umsetzt, nicht das Dreißig- (oder Hundertfache) des Medians verdienen?

Welche Werte gute Manager haben, konnte man beim Wechsel von Kasper Rorsted von Henkel nach Adidas sehen:

Ist Kasper Rorsted wirklich drei Milliarden Euro wert?
Unterm Strich jedenfalls verlor Henkel knapp zwei Milliarden Euro an Wert. Dagegen legte Adidas um gut eine Milliarde zu.
(...)
Investoren waren womöglich einfach glücklich, dass nun einer an Bord geht, der sein Handwerk exzellent beherrscht - nicht mehr und nicht weniger. Seit seinem Amtsantritt als Chef im April 2008 hat sich der Henkel-Aktienkurs mehr als verdreifacht.
(...)
Dass Rorsted maximal "nur" mit einer zweistelligen Millionenvergütung bei Adidas rechnen kann, hat daher tendenziell seine Richtigkeit.

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Peti
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Peti »

Caviteño hat geschrieben:
Samstag 16. März 2019, 07:21
Benedikt hat geschrieben:
Freitag 15. März 2019, 20:05
Tipp: An den besonderen Leistungen des Reichen liegt es nicht.
Woher weißt Du das? :achselzuck:
Oft haben manche Glück:
Mein Großvater baute in Niederbayern ein Einfamilienhaus.
Als mein Vater starb, hab ich es für einen fünfstelligen Eurobetrag verkauft.
Hätte er damals das gleiche Haus südlich von München gebaut, wäre ich heute Millionär.
Wer hier schuldenfrei eine größere Eigentumswohnung oder ein Haus mit Grundstück besitzt ist es.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Peti hat geschrieben:
Samstag 16. März 2019, 07:48
Oft haben manche Glück:
Mein Großvater baute in Niederbayern ein Einfamilienhaus.
Als mein Vater starb, hab ich es für einen fünfstelligen Eurobetrag verkauft.
Hätte er damals das gleiche Haus südlich von München gebaut, wäre ich heute Millionär.
Wer hier schuldenfrei eine größere Eigentumswohnung oder ein Haus mit Grundstück besitzt ist es.
Klar, der "leistungslose" Vermögenszuwachs durch eine dicke Erbschaft ist immer ein beliebtes Beispiel, um zu "beweisen", daß "Reichtum" häufig "unverdient" ist.
Aber das kann auch genau anders herum laufen. Ich hatte beruflich mal mit einem Fall zu tun, der das vor Augen führte. Ein erfolgreicher Unternehmer mit Betrieben in D, Benelux, Südafrika und USA schloß durch Erbvertrag seine Kinder von der Erbfolge aus und vererbte sein Vermögen auf zwei seiner vier Enkel - und auch noch zu ungleichen Teil, damit ein Enkel die Mehrheit hatte. Offensichtlich war sein Vertrauen in eine erfolgreiche Nachfolge begrenzt. Das ererbte Vermögen belief sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Wenige Jahre nach seinem Tod waren die Bilanzen so rot wie die Fahne der SPD. Fehlinvestitionen, falsche Entscheidungen, Überheblichkeit waren die Gründe. Es ist leicht zu erben, aber zu Recht sagt der Volksmund: "Was Du von Deinen Ahnen ererbt hast, erwirb es, um es zu besitzen."

Auch Du würdest beim Verkauf einer ETW oder eines Hauses in München heute vor der Frage stehen, wie Du die eine Million so anlegen willst, daß der Wert erhalten bleibt. Garnicht so einfach in Zeiten von Nullzinsen. Willst Du dagegen weiter Eigentümer bleiben, hättest Du nur die Mieteinnahmen, sofern Du dort nicht selbst wohnen willst. Unter "reich" verstehe ich eigentlich etwas anderes.

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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Peti »

Caviteño hat geschrieben:
Samstag 16. März 2019, 13:37
Unter "reich" verstehe ich eigentlich etwas anderes.
Ich auch, wir sind ja hier in einem katholischem Treffpunkt. :huhu:
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Juergen
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Juergen »

Beispiel für ein recht junges, erfolgreiches Unternehmen ist „Ankerkraut“.
https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/ ... 4-all.html

20 Millionen Euro hat ihnen neulich jemand für Ankerkraut geboten. Lemckes hätten es vielleicht gemacht, Frank Thelen wollte nicht. Noch nicht. Er glaubt, dass Ankerkraut bald 50 Millionen wert ist…
So schnell kann man zum Millionär werden…
Gruß Jürgen

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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Der Artikel paßt zu dieser Diskussion:

Liebet die Reichen!
In den für ihn vom Allensbacher Institut für Demoskopie und von Ipsos Mori im Mai und Juni 2018 ausgeführten Befragungen zeigt sich, dass die Deutschen ein überwiegend negatives Bild von Reichen (mit einem Vermögen von mindestens einer Million Euro) haben.
(...)
33 Prozent der Deutschen haben starke Neidgefühle, 32 Prozent neigen dazu und nur 34 Prozent empfinden keinen Neid. Nur die Franzosen können hier mithalten. Dagegen empfindet die Hälfte der Briten und Amerikaner keinen Neid gegenüber ihren reichen Mitbürgern. Ein wichtiger Grund für Neid ist die Vorstellung, dass Reichtum auf Kosten der Armen geht. 84 Prozent der eingefleischten deutschen Neider glauben, dass für die Armen umso weniger bleibt, je mehr die Reichen haben.

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Juergen
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Benedikt »

Ja, auch Zuckerberg ist durch harte und ehrliche Arbeit zum Multimilliardär geworden. :freude:

Caviteño
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Re: Das politische System der Bundesrepublik ist in der Krise

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Sonntag 17. März 2019, 01:13
Ja, auch Zuckerberg ist durch harte und ehrliche Arbeit zum Multimilliardär geworden. :freude:
Der hat - wie andere - eine gute Idee und wurde damit reich. Was ist daran zu kritisieren?
"Arbeit" besteht doch nicht nur aus krummen Rücken, schwieligen Händen und Männerschweiß.

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