Marion hat geschrieben:Juergen hat geschrieben:Andreas Heinz: Die Feier der Firmung nach römischer Tradition. In: LJ (1989) 67-88, hier: 82f. hat geschrieben:… Auch Durandus erwähnt die offenbar bar nicht so seltene Firmung »in campo«. Das Alter der Kinder spielte als Zulassungskriterium keine Rolle…
Das ist ja interessant. Steht da auch, oder weißt du wann das in der Kirche mit dem Zulassungskriterium des Vernunftgebrauch zur Firmung kam?
*nachles*
Die Sache ist schon früh auseinander gedriftet:
- Taufe, Firmung, Erstkommunion in einer Feier
- Taufe, Erstkommunion, Firmung in einer Feier (Brief Alkuins an seinen Schüler Oduin - um 798)
später (teils auch schon früher) fielen die Termine auseinander.
Es gibt/gab zwei Möglichkeiten
1. Der Bischof reist umher und firmt (wie heute noch üblich)
2. Die Firmlinge kommen zum Bischof: hier war der bevorzugte Termin für eine zeitnahe Firmung die Osteroktav bzw. der Sonntag nach Ostern. Also:
- Taufe, Erstkommunion in der Osternacht; Firmung am "weißen Sonntag"
Aus den Dokumenten eines Konzils in Paris (829) geht hervor, daß auch Pfingsten ein bevorzugter Termin war.
Seit dem 12. Jh. ist im Pontifikale eine eigenständiger Ritus für die Firmung bezeugt (Ordo ad consignandos pueros sive infantes)
Noch im 13. Jh. sollte die Firmung zuerst innerhalb eines Jahres nach der Taufe erfolgen; später erlaubten manche englische Bischöfe aus praktischen Gründen einen Zeitraum von drei Jahren. 1310 mahnte noch eine Trierer Synode, daß niemand ungefirmt sterben solle. — Bis dahin geht es also vor allem darum, niemandem das Sakrament vorzuenthalten.
In der scholastischen Theologie war die Salbung aber auch als Stärkung im sittlichen Kampf verstanden worden. Und so komme ich also zu Deiner Frage:
…Von daher schien es angemessen, die Firmung erst zu spenden, wenn mit Erreichen des Unterscheidungsalters dieser geistliche Kampf für den jungen Christen beginnt. Eine Kölner Synode zog 1280 erstmals daraus die praktische Konsequenz und bestimmte, nur siebenjährige und ältere Kinder sollten dem Bischof zur Firmung präsentiert werden…
Das war aber erstmal nur regional begrenzt und in anderen Diözesen wurde die Firmung von jüngeren Kindern ausdrücklich für legitim erklärt.
Generell erscheint das Firmsakrament aber — wie heute noch — als "nicht so wichtig".
…Als 1586 der Bischof von Paderborn in seiner Bischofskirche firmte, waren seit er letzten Firmung 40 Jahre vergangen…
Dennoch:
…Karl Borromäus (+1584), die Verkörperung dieses pastoral bestimmten tridentinischen Bischofsideals, ging auch, was die Firmspendung betrifft, beispielhaft voran. Hinsichtlich des Firmalters orientierte sich die Mailänder Praxis an der Richtlinie des Catechismus Romanus von 1566, der einen Firmaufschub bis ins 7. Lebensjahr anriet, andererseits aber als Höchstgrenze das 12. Lebensjahr nannt…
All das änderte allerdings nichts daran, daß einerseits teils auch kleine Kinder gefirmt wurden; andererseits aber die regelmäßigen Visitationstermine der Bischöfe nicht eingehalten wurden, und auch ältere Kinder gefirmt wurden.
…Die Litterae annuae der Neusser Jesuitenmission feiern es beispielsweise als außergewöhnliches Ereignis, daß der Kölner Weihbischof 1697 in der Stadt Kempen am Niederrhein firmte; seit 25 Jahren hatten die Leute keinen firmenden Bischof mehr erlebt…
Das mag praktische Gründe gehabt haben, aber dann kommt es "ganz dicke"
…Im deutschsprachigen Raum verlangen die Pastoraltheologen an der Wende zum 19. Jahrhundert eine gründliche katechetische Unterweisung vor der Zulassung zur Firmung. Das nunmehr in das Ende der Schulzeit verlagerte zweite Initiationssakrament wird, ohne jede Begründung in der Tradition, als eine Art liturgischer "Großjährigkeitserklärung des jungen Christen" begriffen…
Die "Gegenbewegung" (ohne) Folge kam von Leo XIII und Pius X
Leo XIII lobte den Bischof von Marseille, der entgegen dem damals noch dominierenden Trend zur Spätfirmung als erster Bischof Frankreichs angeordnet hatte, die Kinder zu firmen »antequam divino Eucharistiae epulo reficiantur«. Daß das Dekret Pius' X. »Quam singulari« auch Auswirkungen auf die Firmpraxis im Sinne eines frühen Altersansatzes hätte haben sollen, ist von kaum einem gesehen woren. Es wurden fortan fast überall unbedenklich Kinder gefirmt, die bereits die Eucharistie empfangen hatten…