RomanesEuntDomus hat geschrieben: ↑Samstag 11. März 2017, 06:54
Caviteno hat geschrieben:Bei den Konsulaten bzw. den Konsularabteilungen der Botschaften werden in der Visa-Vergabe überwiegend Ortskräfte für die erste Sichtung und Vorbereitung der Entscheidung über den Visaantrag eingesetzt. Sonst wäre die hohe Zahl der Visaanträge (z.B. 2014 wurden 2,4 Mio Visa erteilt, die Antragszahl lag höher) nicht zu erledigen. Deutsche Beamte werden da nur in Zweifelsfällen hinzugezogen.
Daran habe ich leise Zweifel. Aber immerhin bestätigte sogar der zitierte Artikel im Spiegel deine Ansicht, daß deutsche Beamte nicht direkt beteiligt sind. Nur die echten Drahtzieher im Hintergrund seien Deutsche (was wiederum meine Erfahrungen bestätigt):
Die Ermittler haben derzeit keine Hinweise, dass deutsche Botschaftsangehörige in die illegalen Praktiken verwickelt sind, gehen aber davon aus, dass die Auftraggeber für die Schleusungen in Deutschland sitzen.
Woraus entnimmst Du, daß die Drahtzieher in Deutschland sitzenden Drahtzieher Deutsche sind? Haben jetzt alle in D. lebenden Personen die deutsche Staatsangehörigkeit? Spricht nicht viel mehr dafür, daß die Auftraggeber aus den betreffenden Ländern kommen? Der Artikel spricht sogar von "internationalen Schleuserringen" Aber solche Überlegungen scheinen nicht mehr zulässig zu sein bzw. sind wohl nur störend, wenn man sich auf den Auswärtigen Dienst eingeschossen hat.
Wenn Du schreibst, "deutsche Auslandsvertretungen hätten international einen ganz bestimmten Ruf", widerspricht das den Ausführungen in dem verlinkten Spiegel-Artikel. Dort steht:
Das Auswärtige Amt gilt als solide, die deutschen Diplomaten genießen fast überall auf der Welt große Anerkennung.
Halten wir also mal fest: Obwohl in den von Dir angesprochenen Fällen sind deutsche Konsularbeamte nicht verwickelt, erweckst Du einen anderen Eindruck. Die Beamten sollen es zu dreist treiben - ja was denn, bitte schön, wenn sie nicht in die Vorgänge verwickelt sind?
Kein Industrieunternehmen und keine Behörde kann ausschließen, daß einige der Mitarbeiter korrupt sind. Das gilt insbesondere für die nicht besonders gut bezahlten Ortskräfte.
Die Situation der Deutschen Botschaft Manila ist mir ziemlich gut bekannt. Dort sind 2,5 deutsche Beamte für die Visavergabe zuständig. Sie haben 2014 ca. 16.000 Visaanträge bearbeitet - Tendenz steigend, insbesondere bei den sog. Remonstrationen. Eine einfache Rechenoperation (Zeit je Visaantrag) zeigt, daß es ohne die Ortskräfte nicht geht und diese die Entscheidung nicht nur vorbereiten, sondern in vielen Fällen auch praktisch selbst entscheiden. Die Botschaft in Manila hat z.B. erhebliche Schwierigkeiten, erfahrene Ortskräfte zu gewinnen - die im übrigen bei einer besseren Bezahlung sofort zur Botschaft eines anderen Schengen-Staates wechseln.
Die Konsularabteilungen der Botschaften sind in hohem Maße auf Ortspersonal angewiesen. Welcher deutsche Beamte kann schon eine Urkundenprüfung (häufig erforderlich, wenn das Personenstandswesen des Gastlandes nicht zuverlässig ist) in einem fremden Land durchführen? Außerdem wird er im Normalfall nach vier Jahren versetzt, müßte sich also neu einarbeiten.
Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und ihrem Wissen um die örtlichen Verhältnisse sind Ortskräfte unverzichtbar. Andererseits sind sie natürlich auch aufgrund der geringeren Bezahlung häufig anfälliger für Bestechungsversuche. Das wird man nie ganz ausschließen können.