VII. Was ist aber von den bösen Priestern zu halten?
Das ist die göttliche Ordnung, die nicht aufgehoben werden kann, nämlich, daß nicht nur die guten, sondern auch die bösen Priester in der Kirche (a) geehrt werden sollen. Denn Derjenige will in seinen Dienern erkannt, aufgenommen, gehört und geachtet werden, welcher gesagt hat: Auf dem Stuhle Mosis sitzen Schriftgelehrte und Pharisäer: Alles nun was sie euch immer sagen werden, das haltet und thuet; nach ihren Werken aber thuet nicht; denn sie sagen es und thun es nicht.
Uebrigens ist unter den Bösen ein gewisser Unterschied zu machen. Was das Amt und Ansehen zu lehren betrifft, so sollen wir wissen, daß wir
nur allein denjenigen Glauben und Gehorsam schuldig sind,
welche von den Bischöfen ordentlich geweiht und gesendet,
die gesunde Lehre der Kirche vortragen,
vor den Andern aber sollen wir uns, wie vor Feinden und Verderbern sorgfältig hüten.
Hierüber ermahnt und lehret uns aufs weiseste der sehr alte Irenäus: (c) Denjenigen Priestern in der Kirche muß man gehorchen, die sowohl die ordentliche Nachfolge von den Aposteln haben, als auch, welche mit der Nachfolge in der bischöflichen Würde die Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben; die Uebrigen aber, welche von der ursprünglichen Nachfolge abweichen, mögen sie sich an was immer für einem Orte versammeln, die muß man für verdächtig oder gleichsam für Ketzer halten, und für Leute irriger Meinung, oder als die da trennen und aufgeblasen sind. Und bald hernach spricht er: (d) Von solchen Allen muß man sich fern halten, denjenigen aber anhangen, welche wie wir vorher gesagt haben,
die apostolische Lehre bewahren, und mit der Weihe des Priesterthums
die gesunde Lehre geben, und einen Wandel ohne Anstoß führen, zur Stärkung und Besserung der Uebrigen. Also spricht jener Irenäus, welcher den Jünger St. Johannis, des Evangelisten, den heil. Polykarpus als Lehrer gehört hat. Nicht anders lehrt Tertullian (e), welcher den Ketzern vorwirft und spricht: Ihre Weihungen sind frevelhaft, leichtfertig und unbeständig. Jetzt setzen sie die Neubekehrten ein, jetzt die, welche der Welt ergeben sind, jetzt unsere Abtrünnigen, so, daß sie dieselben durch die Ehre verbindlich machen, da sie es durch die Wahrheit nicht können. Nirgends wirbt man leichter, als bey dem Heere der Aufrührer, wo es Verdienst ist, bey ihnen nur zu seyn. Darum ist heute dieser Bischof und morgen ein anderer; heute der ein Diakon welcher morgen ein Leser ist; heute der ein Priester welcher morgen ein Laye; denn auch den Layen übergeben sie priesterliche Aemter. - So weit Tertullian, welcher uns die verkehrten Sitten nicht nur seiner, sondern auch der gegenwärtigen Zeit sehr treffend malt, und der die ruchlosen Versuche der Sektirer aufdeckt, die sie in Verwirrung des Heiligen und in Weihung der Diener machen.