Nachrichten aus den Bistümern V

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Niels
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Niels »

Ich stehe zu meinem Wort. :)
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Hubertus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Hubertus »

martin v. tours hat geschrieben:@ Sascha B.
Ich stimme deiner Auflistung zu. Ergänzen möchte ich sie noch um folgenden Punkt:
Ich denke eine Berufung zum Priester entsteht auch leichter wenn man in einem familiären Umfeld aufwächst in dem noch der Glaube gelebt wird (Gebet in der Familie/Kirchgang etc..)
Die Prozentzahl der regelmäßigen Kirchgänger ist bekannt. Bei wievielten davon auch noch zuhause mit den Kindern gebetet wird,kann ich nur vermuten, ist sicher aber weniger.
Bis auf wenige Ausnahmen, können Berufungen nur aus diesem Reservoir entstehen und das schrumpft.
Das ist sicher alles richtig beobachtet, gilt aber für die "Verdunstung" des Glaubens allgemein. Spezifisch für den Rückgang der Priesterberufungen ist m.E. noch ein anderer Punkt: Der vielfache Verlust priesterlicher Vorbilder. Ich kenne kaum einen, der den Weg zum Priestertum beschritt, der es nicht auch deshalb tat, weil er von mindestens einem Priester geprägt worden war. Seeleneifrig und Feuer und Flamme für ihren Dienst, ein Mann des Gebetes, ernst und voller Hingabe am Altar, häufig im Beichtstuhl, aber auch "echte Charaktere" ohne Menschenfurcht, von wirklicher Herzlichkeit geprägt. Kurz gesagt, so Don-Camillo-Typen eben. Wo erleben Buben heute noch solche Vorbilder? Vorherrschend ist entweder Manager-Typ, der die Pfarrei kühl und geschäftsmäßig verwaltet, der Zurückgezogene, den man nie sieht oder erreicht oder (mittlerweile immer häufiger verbitterte) WisiKi-Träumer mit seinem 70+-Fanclub, die man gerade als junger Mensch schon längst nicht mehr ernst nehmen kann. Ministrierende Mädchen tun oft noch das ihrige, weil sich erfahrungsgemäß die Buben irgendwann zurückziehen, wenn die Mädchen dort dominieren.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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taddeo
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von taddeo »

Hubertus hat geschrieben:Spezifisch für den Rückgang der Priesterberufungen ist m.E. noch ein anderer Punkt: Der vielfache Verlust priesterlicher Vorbilder. Ich kenne kaum einen, der den Weg zum Priestertum beschritt, der es nicht auch deshalb tat, weil er von mindestens einem Priester geprägt worden war. Seeleneifrig und Feuer und Flamme für ihren Dienst, ein Mann des Gebetes, ernst und voller Hingabe am Altar, häufig im Beichtstuhl, aber auch "echte Charaktere" ohne Menschenfurcht, von wirklicher Herzlichkeit geprägt.
:daumen-rauf: Das kann ich aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen.

Und dann kommt noch ein Hauptgrund zu, meiner Meinung nach. Man verzeihe mir, daß ich mich dazu selber zitiere:
taddeo hat geschrieben:Es liegt nicht zuletzt an der Priesterausbildung selbst, daß heute keiner mehr Priester werden will. Es gibt kein "Priesterbild" mehr, für das es sich wirklich lohnen würde, diesen Beruf zu ergreifen. ... Ohne so ein (wenigstens halbwegs praktizierbares) Berufsideal ist es aber unmöglich, eine Tätigkeit mit derart wahnwitzigen Arbeitsbedingungen ein Leben lang durchzuhalten.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Juergen hat geschrieben:
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Stirbt die Priesterweihe in Deutschland aus? Bischöfe legen dramatische Zahlen vor!

Statistisches Alarmsignal
Diese Statistik kommt jedes Jahr raus, und die Zahl der Neupriester fällt kontinuierlich. – Was soll man auch anderes erwarten?

Übersicht: Neupriester von 1962 – 215
http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Z ... 2-215.pdf
Protasius hat geschrieben:Wo findet man denn die entsprechenden Zahlen? Für Weltkirche und einzelne Länder bin ich beim Center for Applied Research in the Apostolate fündig geworden, aber für beispielsweise die Piusbruderschaft habe ich bislang kaum was gefunden (deren Seite ändert sich anscheinend ähnlich häufig wie die Seiten der EU, man findet nichts wieder, wenn man zwei Jahre alten Links folgt).
Gehe ich recht in der Annahme, dass die Statistik der DBK nur die Zahl der diözesanen Neupriester enthält, also nicht die Neupriester, die für ein Ordensinstitut geweiht werden?

Sicher wird die Zahl auch hier stark rückläufig sein, es wäre aber sehr aufschlussreich, wenn es darüber eine entsprechende Übersicht, verteilt nach den einzelnen Ordensgemeinschaften, geben würde.

Außerdem könnte man dem noch die Entwicklung bei den altrituellen Gemeinschaften gegenüberstellen.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Maternus87
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Maternus87 »

taddeo hat geschrieben:
Hubertus hat geschrieben:Spezifisch für den Rückgang der Priesterberufungen ist m.E. noch ein anderer Punkt: Der vielfache Verlust priesterlicher Vorbilder. Ich kenne kaum einen, der den Weg zum Priestertum beschritt, der es nicht auch deshalb tat, weil er von mindestens einem Priester geprägt worden war. Seeleneifrig und Feuer und Flamme für ihren Dienst, ein Mann des Gebetes, ernst und voller Hingabe am Altar, häufig im Beichtstuhl, aber auch "echte Charaktere" ohne Menschenfurcht, von wirklicher Herzlichkeit geprägt.
:daumen-rauf: Das kann ich aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen.

Und dann kommt noch ein Hauptgrund zu, meiner Meinung nach. Man verzeihe mir, daß ich mich dazu selber zitiere:
taddeo hat geschrieben:Es liegt nicht zuletzt an der Priesterausbildung selbst, daß heute keiner mehr Priester werden will. Es gibt kein "Priesterbild" mehr, für das es sich wirklich lohnen würde, diesen Beruf zu ergreifen. ... Ohne so ein (wenigstens halbwegs praktizierbares) Berufsideal ist es aber unmöglich, eine Tätigkeit mit derart wahnwitzigen Arbeitsbedingungen ein Leben lang durchzuhalten.
Meiner Meinung zufolge sind die Probleme des Priestermangels auch zum Großteil hausgemacht. Das Klima im Klerus ist schlecht, die kirchliche Organisationsstruktur ist weitestgehens von einem Geist der Selbstaufgabe geprägt, die Priesterausbildung oberflächlich und v.a. auf Systemkonformität bedacht. Ganz zu schweigen von zuweilen problematischen Persönlichkeiten in Ausbildungskommunitäten und auch unter den "Verantwortlichen".

Um aber mal eine positive Perspektive auf die oben zitierten Probleme zu gewinnen:

Die Communauté Saint Martin hat in ihrem neuen Seminar bei Evron mittlerweile über 100 Seminaristen, jährlich 20+x Eintritte. Die fast klösterliche Priesterausbildung kombiniert mit einer klaren Perspektive in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter, die eine klare theologische aber auch menschliche Identität als nicht gerade komplexbehaftete Priester bilden, ist offenbar sehr anziehend. Auch dort muss der Einzelne für sich sicher den Kompromiss suchen, aber es ist nicht derart gelagert wie in den Diözesanseminaren, die zusätzlich auch kaum eine Perspektive vermitteln können, die Berufung auch im Alltag und innerhalb eines Presbyteriums gut leben zu können, ohne sich im ständigen Rückzugsgefecht zu fühlen. Gerade letzteres wird in Deutschland nocheinmal deutlich massiver sein als in französischen Diözesan-Seminaren.

Kurzum, es bräuchte zur Überwindung der Berufungskrise eine Klerus- und Seminarreform, die heute jungen Männern eine gute Perspektive mit dieser Berufung in Kirche und Welt vermitteln kann.

Man ist zurzeit versucht, jedem jungen Mann, der sich mit der Berufungsfrage auseinandersetzt, entweder den Eintritt in ein gutes Kloster(wobei es da zunehmend wenige von gibt und/)oder den Gang ins Ausland zu empfehlen.

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

Maternus87 hat geschrieben:Meiner Meinung zufolge sind die Probleme des Priestermangels auch zum Großteil hausgemacht. Das Klima im Klerus ist schlecht, die kirchliche Organisationsstruktur ist weitestgehens von einem Geist der Selbstaufgabe geprägt, die Priesterausbildung oberflächlich und v.a. auf Systemkonformität bedacht. Ganz zu schweigen von zuweilen problematischen Persönlichkeiten in Ausbildungskommunitäten und auch unter den "Verantwortlichen".…
Wer als 18 (G8) oder 19 Jähriger (G9) gerade das Abitur gemacht hat, kennt diese Probleme (noch) nicht. Früher noch weniger als heute, da heute die Informationsmöglichkeiten größer sind. Der Rückggang der Neupriester läuft aber schon länger als das Internet. Dabei muß man natürlich auch noch unterschieden zwischen der Zahl der Eintritte ins Seminar und der Neupriester, da einige zwischenzeitlich abspringen.

Das läuft dann so:
- naiv, euphorischer Eintritt ins Seminar
- in den ersten zwei Jahren gewisse Ernüchterungen
- Freisemester: Endlich mal raus aus dem Seminar, zur Ruhe kommen, Nachdenken. Einige entscheiden sich schon an diesem Punkte das Handtuch zu werfen.
- Wieder zurück im Seminar: Es kommt erstmal wieder Hoffnung auf. Man ist zurück und in zwei Jahren hat man sein Diplom/Master. Es folgen weitere Ernüchterungen und gewisser Frust. Es stellt sich aber auch die Frage: „Jetzt habe ich schon 8 oder 9 Semester Theologie studiert. Was soll ich damit anfangen? Nochmal von vorne ein anderes Studium beginnen?“.
- Diplom. Geschafft!
- Der Frust geht aber weiter. Doch es gibt auch Hoffnung die Zweite: Die zwei Jahre im Pastoralkurs gehen aber auch vorüber. Da bin ich ja vor allem in der Gemeinde und nicht mit den ganzen Pappnasen zusammen. In einem 3/4 Jahr ist Diakonenweihe.

Wenn es dann zur Priesterweihe kommt, hat man einen Priester, der gerade geweiht, schon die Schnauze voll hat.
Er konnte aber nicht anders. Erst wollte er Priester werden, dann mußte er es, denn je mehr Zeit des Nachdenkens verstreicht, je näher das Diplom/Master rückt um so sinken die Optionen. Viel zu viel Zeit, Geld und Energie wurde dann schon in dieses eine Studium (ohne Berufsaussichten) investiert. Das Weitermachen ist dann eine rein rationale Entscheidung aufgrund solcher äußerer Zwänge.

…und wenn der Priester schlau ist und Glück hat, dann sucht er sich einen Posten in der Sonderseelsorge, beim Militärbischof oder sonstwo, was ihm Spass macht, nur um aus der diözesanen Tretmühle rauszukommen.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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taddeo
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von taddeo »

Dieser Darstellung muß man eine sehr große Realitätsnähe bestätigen, so fatalistisch sie auch klingen mag. :daumen-rauf:

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von umusungu »

Juergen hat geschrieben:Wer als 18 (G8) oder 19 Jähriger (G9) gerade das Abitur gemacht hat, .......
- naiv, euphorischer Eintritt ins Seminar
Ein viel zu früher Eintritt ins Priesterseminar!

Ecce Homo
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Ecce Homo »

Wer tritt auch überhaupt noch so jung ein? Wenn ich die bayrischen Bistümer und deren Seminarien so betrachte, kommt ein Gros der Neueintritte später, teils mit Mitte zwanzig...
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Niels
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

Ecce Homo hat geschrieben:Wer tritt auch überhaupt noch so jung ein? Wenn ich die bayrischen Bistümer und deren Seminarien so betrachte, kommt ein Gros der Neueintritte später, teils mit Mitte zwanzig...
Die Zahl der „Spätberufenen“ hat in der Tat in den letzten Jahren zugenommen.
Das bedeutet aber nicht, daß der oben von mir beschriebenen dadurch groß verändert wurde. Auch unter denen fand und findet man genauso naiv-euphorische Leute im ersten Studiensemester.


Aber noch eine kleine Anekdote zum Thema Priesterausbildung:
Irgendwann im Hauptstudium nach dem Freisemester saßen an irgendeinem Festtag einige Studenten beim Kaffeetrinken. Der Präfekt saß mit dabei und er saß mir genau gegenüber am Tisch. Er hatte eine neue Brille aus „Titanfex“, also ein Brillengestell aus einer hochflexiblen Titan-Formgedächtnislegierung. Damit spielte er rum. Er verbog sie und freute sich, daß sie immer wieder die alte Form annahm.
Ich schaute mir das an und sagte dann zu ihm: „Wissen Sie, Herr Präfekt, Studenten sind ähnlich wie Titanflex. Sie versuchen sie zu verbiegen, aber sie springen immer wieder in die alte Position zurück.“
Darauf er ganz nüchtern-trocken: „Studenten aus Titanfex können wir nicht gebrauchen.“

Natürlich gab es am Tisch einiges Gelächter und er Spruch wurde hinterher noch öfter mal mahnend unter uns Studenten zitiert, doch im nachhinein bin ich mir nicht so sicher, daß er scherzhaft gemeint war. Ich vermute eher, daß es sich um einen klassischen Freudschen Versprecher gehandelt hat und er es bitterernst meinte.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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martin v. tours
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von martin v. tours »

Niels hat geschrieben:"Der Priestermangel ist gewollt": http://www.cicero.de/salon/katholische- ... st-gewollt
Ein guter und treffender Artikel mit interessanten Leserkommentaren.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

Vir Probatus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Vir Probatus »

martin v. tours hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:"Der Priestermangel ist gewollt": http://www.cicero.de/salon/katholische- ... st-gewollt
Ein guter und treffender Artikel mit interessanten Leserkommentaren.
Sehr interessant. Die Paderborner Pastoralwerkstatt habe ich mal kritisiert, nicht mal öffentlich, sondern einfach eine Mail über das Kontaktformular.

Ich bekam dann eine Email von einem der Hauptverantwortlichen, ich solle mich bitte bei ihm "persönlich entschuldigen".


Die Anfrage:


Hochwürdiger Herr ….
ich bin Katholik im EB Paderborn, …..

Ich verfolge aufmerksam die Geschehnisse rund um die sog. „Pastoralwerkstatt“ d.h.. im Besonderen Veröffentlichungen darüber.

Auf der Webseite http://www.pastoralwerkstatt.de finden sich nunmehr „Ergebnisse“ der dreitägigen Tagung, die vor kurzem in Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn stattgefunden hat.

Ich habe diese Ergebnisse (Tafeltexte der Arbeitsgruppen und die Empfehlungen aus den „Erkenntnisorten“) durchgesehen, da tauchen u.a. folgende Stichpunkte auf: (von mir wahllos herausgegriffen):
• Gemeindeleitung durch Laien
• Soziale Notlagen
• Fundraising
• Diakonat der Frauen (ohne Weihe „zweiter Klasse“)
• Entwicklung einer Kirchenapp (wörtlich: mit einer sexy Oberfläche!)
• Finanzielle Versorgung, Mittelbereitstellung durch das EB (fast auf jedem Tafeltext!)
• Persönlicher Referent für jeden PV-Leiter (ohne Verwaltungsaufgaben) !
• Pressereferent für jedes Dekanat
• Nutzung von Kirchenräumen zu außerkirchlichen Veranstaltungen
• In jeder Kirche bleibt eine Zone der kirchlichen Nutzung vorbehalten
(Was soll das sein: Der Altar und drei Meter im Umkreis?)
• Liturgische Nutzung hat im Zweifel Vorrang (Immerhin, möchte man geradezu sagen, welche Zweifel bestehen denn?)
• Es tauchen die Begriffe HA/EA als Pseudonym für hauptamtliche/ ehrenamtliche Mitarbeiter auf (Von Priestern oder Klerus ist überhaupt nicht die Rede)
• Leiter von PV/PR sind auf Zeit zu wählen.
Aktives Wahlalter ab 14.
• IT-Spezialisten für jedes Pfarrbüro

Um nur einige Punkte wahllos herauszugreifen.
Hingegen tauchen folgende Begriffe, die mir seit meiner Kindheit in fester Beziehung zur katholischen Kirche geläufig sind und die ich dort eher erwartet hätte, überhaupt nicht auf:
• Glaube, Hoffnung. Liebe
• Frömmigkeit
• Heilige Messe
• Altarssakrament
• Kommunionvorbereitung
• Rosenkranzgebet
• Vesper
• Homilie
• Taufe, Beichte, Leib Christi, Firmung, Ehesakrament, Priesterweihe, Krankensalbung
• Requiem
• Ewiges Leben
• Priesterstand, Priesterbild, Berufung
(Auch nur Beispiele)

Daher möchte Ich Ihnen die folgenden Fragen stellen:
1. Gehe ich Recht in der Annahme, daß ich mich im EB Paderborn zukünftig auf kirchliches Leben in einer Form einzustellen habe, wo diese Begrifflichkeiten nicht mehr existieren, evtl. auch gar nicht mehr benötigt werden ?
2. Ist die Kirche im EB Paderborn in der „Perspektive 214“ als eine Art Sozialverein zu sehen, bzw. wendet sie sich dorthin, der bei sozialen Notlagen möglichst umgehend Abhilfe schafft, der dazu Fundraising betreibt, der jedem Mitarbeiter/jeder Mitarbeiterin jedes erdenkliche oder gewünschte finanzielle und/oder logistische Mittel bereitstellt nach dem Motto „Nice to have“ ?
Dann werde ich wohl besser evangelisch.
Dort gibt es das alles, was hier gefordert ist: Es ist seit 5 Jahrhunderten dort erprobt und „bewährt“. Alternativ kann ich auch zu den Piusbrüdern gehen: Dort muss ich nur bereit sein, das andere Extrem zu tolerieren.

Von dem, was katholischer Glaube ist, haben Sie und Ihre Veranstaltung sich aber offensichtlich weit entfernt. Und damit ist die ganze Veranstaltung ein völlig ausser Kontrolle geratenes, unkatholisches Event und ungeeignet, die anstehenden Probleme auch nur zu benennen, geschweige denn zur Lösung zu führen.

Es ist bedauerlich, daß Kirchensteuern dazu dienen müssen, ein derartiges „Wohlfühlfest“ für ein paar handverlesene Ehrenamtliche ohne praktischen Nutzen zu finanzieren.

Stattdessen wurde hier in drei Tagen imho eine Flut von geradezu unsäglichen und unerträglichem „Pastoralsprech“ und Bildern von einer „Wohlfühlveranstaltung mit Ringelpiez“ produziert.
Dieses wurde dann zu „Erkenntnissen“ deklariert, mit dem der Normalgläubige schlichtweg nichts mehr anfangen kann. Ob die Beteiligten selbst daraus einen sinnvollen Nutzen ziehen können, ist für mich ebenfalls fraglich, aber da mögen die Auffassungen verschieden sein. Wahrscheinlich bin ich von diesen Beteiligten nur zu weit entfernt.

Und über die „Ergebnisse“ beweihräuchert man sich nun auch noch selbst und öffentlich im Internet. Ich halte das für außerordentlich bedauernswert und der Aussenwirkung der Kirche für nicht zuträglich.

Ich jedenfalls möchte, solange es mir möglich ist, an Sonntagen und kirchlichen Feiertagen weiterhin die katholische Messfeier besuchen, der ein Priester vorsteht. Dafür bin ich bereit, bei schrumpfender Zahl von Priestern und Gläubigen auch einen entsprechenden Anfahrweg in Kauf zu nehmen.
Von einer Kirche als Sozial- und Wohlfühlverein halte ich nichts.


Mit freundlichen Grüßen




Die Antwort

Sehr geehrter Herr ….

Ihre Mail bzgl. der Pastoralwerkstatt hat mich gerade erreicht. Auf Ihre beiden Fragen kann ich Ihnen ganz einfach antworten: Nein.
Was die "Perspektive 214" insgesamt angeht: Lesen Sie bitte die Hirtenbriefe unseres Erzbischofs, seine diesjährige Liboripredigt, die Tagungsunterlagen für die Pastoralwerkstatt und den öffentlich zugänglich gemachten geplanten Weg zu den diözesanen Rahmenbedingungen für künftiges pastorales Handeln in einem Zusammenhang mit dem Auftrag an die Pastoralwerkstatt.
Erlauben Sie mir zwei Anmerkungen zu Ihrer Mail:
1. Ich verstehe nicht, wie Sie auf die in Ihren beiden Fragen versteckten Annahmen kommen.
2. Ich bitte Sie, sich mir gegenüber für Ihre von mir als herabsetzend empfundenen Aussagen zu meinem Glauben und meiner Tätigkeit für den Erzbischof zu entschuldigen.

Herzliche Grüße aus Paderborn,
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von umusungu »

aus einem Bericht des Domradios:
https://www.domradio.de/themen/koelner- ... ches-licht
Laser- und Sound-Kunst setzt den Dom in ein jugendliches Licht SilentMOD

Und dann legt noch ein DJ auf. Im Dom? Noch alle Tassen im Schrank? Ja, unbedingt! Die Installation, die zur Kölner Gamescom ein jugendliches Publikum ansprechen will, tut dem Gotteshaus keine geistliche Gewalt an. Im Gegenteil.

Der Bass geht durch Mark und Pfennig. Der blaue Lasertunnel zieht den Betrachter hoch zum gotischen Chor. War da nicht gerade ein "Agnus Dei" zu hören? Im Seitenschiff öffnet sich schon ein neuer Tunnel: ein rotes Dreieck. Der Rollstuhlfahrer auf dem Weg nach vorn ist sich gar nicht bewusst, in welches Licht er in diesem einen Moment gesetzt ist. Am Donnerstagabend startet das Laser- und Sound-Kunstprojekt zur Computerspielemesse Gamescom im Kölner Dom. Es soll Kirche für ein jugendliches Publikum neu erfahrbar machen.

"Macht doch aus dem Dom keine Jahrmarktbude", postete ein besorgter Facebooker, kaum dass die ersten visuellen Eindrücke in den Sozialen Netzwerken erschienen. Aber erstens, so könnte man entgegnen, ist in der Kölner Bischofskirche schon durch ihre Lage direkt am Hauptbahnhof immer jede Menge Leben. Und zweitens: Mit Jahrmarktbude hat die Installation so rein gar nichts zu tun. Was das international gefeierte Kölner DJ-Duo "Blank & Jones" für das Projekt "SilentMOD" komponiert hat, ist des Doms würdig - "würdig und geil", wie es dem einen oder anderen Besucher bei der Premiere spontan entfährt.

Dompropst begeistert

Heilige Hallen hin oder her. Selbst die Stars der Musikszene bekennen "Gänsehaut". Es ist keine Selbstinszenierung, die dort geschieht, kein Spektakel, keine Zweckentfremdung. Es ist das Gotteshaus selbst, das inszeniert wird. "Das stark machen, was in dieser Kathedrale schon da ist", nennt das der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann, der Initiator des Events. Das Ergebnis gibt auch dem Hausherrn am "Domkloster 4" Recht. Wohl nicht alle goutieren das Experiment, das der 71 Jahre alte Dompropst Gerd Bachner wagt: die wohl bekannteste Kirche Deutschlands bewusst für die Jugendkultur zu öffnen, um so einen neuen Zugang zum sakralen Raum zu ermöglichen. Der Dom als "Server", als Kraftquelle, die in sich ruht.

Entsprechend strahlt Bachner bei der ersten Präsentation mit den Lasern um die Wette. Ernst betrachtet dagegen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Vorabend seines 6. Geburtstags die Szenerie. Ernst und offenbar beeindruckt von dem, was sich vor seinen Sinnen abspielt: Sound und Chilltronic-Musik, kein Techno; Farbenspiel statt Lichtgewitter. Die Heiligenfiguren an den Kirchenpfeilern, die Schwalbennestorgel im Hauptschiff, magisch umspielt von Klang und Lumen.

Dazu ein Duft, den der Bochumer Zellphysiologe Hanns Hatt und der Parfümeur Marc vom Ende eigens für den Dom kreierten: Weihrauch trifft Orange - so anregend wie exotisch, zugleich ein frischer Anklang an die Herkunft des Christentums in der Levante. "Die Nase schläft nie", so Hatt. Das hätte sie dann mit den Besuchern gemeinsam. Der ewige Dom in einem jugendlichen Licht - eine starke Einladung des Domkapitels, eine große Chance auf ein besonderes Kirchenerlebnis.
Zuletzt geändert von taddeo am Donnerstag 18. August 2016, 19:46, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitatformatierung repariert.

Sascha B.
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Sascha B. »

:patsch:

Ich wäre für halbnackte, junge Priesterinnen, diese würden die Schönheit der Schöpfung versinnbildlichen und wären ein Zeichen für die Fruchtbarkeit des Glaubens in dieser Welt. Besonders Jugendliche, auf der Suche nach Tiefe und Inhalt in ihrem Leben könnten dadurch Gott loben und durch den zu erwartenden Tennisarm auch selbst das Leid der Welt erspüren und so geistige Solidarität mit den Armen und Verfolgten erfahrbar machen. Das ganze in Kombination mit elektonischer Musik, welche die Sinne anspricht und zu lebendigem Mitfeiern einlädt und so das Leben in Christus sichtbar machen würde.


Genau so Dumm klingt der Bericht des Domradios.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

Sascha B. hat geschrieben::patsch:

Ich wäre für halbnackte, junge Priesterinnen, diese würden die Schönheit der Schöpfung versinnbildlichen und wären ein Zeichen für die Fruchtbarkeit des Glaubens in dieser Welt. Besonders Jugendliche, auf der Suche nach Tiefe und Inhalt in ihrem Leben könnten dadurch Gott loben und durch den zu erwartenden Tennisarm auch selbst das Leid der Welt erspüren und so geistige Solidarität mit den Armen und Verfolgten erfahrbar machen. Das ganze in Kombination mit elektonischer Musik, welche die Sinne anspricht und zu lebendigem Mitfeiern einlädt und so das Leben in Christus sichtbar machen würde.


Genau so Dumm klingt der Bericht des Domradios.
:daumen-rauf:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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martin v. tours
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von martin v. tours »

Sascha B. hat geschrieben::patsch:

Ich wäre für halbnackte, junge Priesterinnen, diese würden die Schönheit der Schöpfung versinnbildlichen und wären ein Zeichen für die Fruchtbarkeit des Glaubens in dieser Welt. Besonders Jugendliche, auf der Suche nach Tiefe und Inhalt in ihrem Leben könnten dadurch Gott loben und durch den zu erwartenden Tennisarm auch selbst das Leid der Welt erspüren und so geistige Solidarität mit den Armen und Verfolgten erfahrbar machen. Das ganze in Kombination mit elektonischer Musik, welche die Sinne anspricht und zu lebendigem Mitfeiern einlädt und so das Leben in Christus sichtbar machen würde.


Genau so Dumm klingt der Bericht des Domradios.
ebenfalls :daumen-rauf:
Wenn man so einen gequirlten Mist liest fragt man sich:
Sind die
a. einfach nur dämlich
b.längst schon irgendwas, aber nicht mehr katholisch
c. Dekadent im Endstadium

Vermutlich sind alle drei Antwortmöglichkeiten richtig. Wenn das die katholisch Kirche Deutschlands ist, ist bald Licht aus (für den Glauben). Dank Kirchensteuer wird der Irrsinn noch etwas länger andauern.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

jackson
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von jackson »

umusungu hat geschrieben:aus einem Bericht des Domradios:
https://www.domradio.de/themen/koelner- ... ches-licht
Laser- und Sound-Kunst setzt den Dom in ein jugendliches Licht SilentMOD

Und dann legt noch ein DJ auf. Im Dom? Noch alle Tassen im Schrank? Ja, unbedingt! Die Installation, die zur Kölner Gamescom ein jugendliches Publikum ansprechen will, tut dem Gotteshaus keine geistliche Gewalt an. Im Gegenteil.

Der Bass geht durch Mark und Pfennig. Der blaue Lasertunnel zieht den Betrachter hoch zum gotischen Chor. War da nicht gerade ein "Agnus Dei" zu hören? Im Seitenschiff öffnet sich schon ein neuer Tunnel: ein rotes Dreieck. Der Rollstuhlfahrer auf dem Weg nach vorn ist sich gar nicht bewusst, in welches Licht er in diesem einen Moment gesetzt ist. Am Donnerstagabend startet das Laser- und Sound-Kunstprojekt zur Computerspielemesse Gamescom im Kölner Dom. Es soll Kirche für ein jugendliches Publikum neu erfahrbar machen.

"Macht doch aus dem Dom keine Jahrmarktbude", postete ein besorgter Facebooker, kaum dass die ersten visuellen Eindrücke in den Sozialen Netzwerken erschienen. Aber erstens, so könnte man entgegnen, ist in der Kölner Bischofskirche schon durch ihre Lage direkt am Hauptbahnhof immer jede Menge Leben. Und zweitens: Mit Jahrmarktbude hat die Installation so rein gar nichts zu tun. Was das international gefeierte Kölner DJ-Duo "Blank & Jones" für das Projekt "SilentMOD" komponiert hat, ist des Doms würdig - "würdig und geil", wie es dem einen oder anderen Besucher bei der Premiere spontan entfährt.

Dompropst begeistert

Heilige Hallen hin oder her. Selbst die Stars der Musikszene bekennen "Gänsehaut". Es ist keine Selbstinszenierung, die dort geschieht, kein Spektakel, keine Zweckentfremdung. Es ist das Gotteshaus selbst, das inszeniert wird. "Das stark machen, was in dieser Kathedrale schon da ist", nennt das der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann, der Initiator des Events. Das Ergebnis gibt auch dem Hausherrn am "Domkloster 4" Recht. Wohl nicht alle goutieren das Experiment, das der 71 Jahre alte Dompropst Gerd Bachner wagt: die wohl bekannteste Kirche Deutschlands bewusst für die Jugendkultur zu öffnen, um so einen neuen Zugang zum sakralen Raum zu ermöglichen. Der Dom als "Server", als Kraftquelle, die in sich ruht.

Entsprechend strahlt Bachner bei der ersten Präsentation mit den Lasern um die Wette. Ernst betrachtet dagegen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Vorabend seines 6. Geburtstags die Szenerie. Ernst und offenbar beeindruckt von dem, was sich vor seinen Sinnen abspielt: Sound und Chilltronic-Musik, kein Techno; Farbenspiel statt Lichtgewitter. Die Heiligenfiguren an den Kirchenpfeilern, die Schwalbennestorgel im Hauptschiff, magisch umspielt von Klang und Lumen.

Dazu ein Duft, den der Bochumer Zellphysiologe Hanns Hatt und der Parfümeur Marc vom Ende eigens für den Dom kreierten: Weihrauch trifft Orange - so anregend wie exotisch, zugleich ein frischer Anklang an die Herkunft des Christentums in der Levante. "Die Nase schläft nie", so Hatt. Das hätte sie dann mit den Besuchern gemeinsam. Der ewige Dom in einem jugendlichen Licht - eine starke Einladung des Domkapitels, eine große Chance auf ein besonderes Kirchenerlebnis.
Die gleiche Leier wie seit 5 Jahren. Man versucht mit der Nachahmung von "Jugendkultur" in Form von singulären "Events" Jugendliche für die Kirche (den Glauben?) zu begeistern. Klappt seit 5 Jahren nicht. Wieso? Weil man mit säkularen Institutionen und Events konkurierrt, die das naturgemäß einfach besser können (sollen).

Da bleibt nie einer hängen weil einfach keine Substanz da ist, an der jemand hängen bleiben könnte. Gemacht wird es immer wieder. Frei nach dem Motto: "Wir sind schon 99 mal mit dem Kopf mit anlauf gegen die Wand gelaufen, beim hundersten Mal ist da ganz bestimmt eine Tür!"

Das Pastoralgeschwurbel bekommt aber definitiv eine 1/1.
"Der Dom als "Server", als Kraftquelle, die in sich ruht." Herrlich.
Außerhalb des bezahlten kirchlichen Dunstkreises wird man für sowas allerdings ausgelacht.

Dabei finde ich die Veranstaltung als solche nichtmal schlecht. Ich wär hingegangen. Nur merkt halt auch jeder, dass da nie viel Substanz hintersteckt. Aber evtl. ist ja diesesmal tatsächlich eine Tür da. Man darf ja noch hoffen.:P

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Florianklaus
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Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Florianklaus »


Raphael

Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Raphael »

Florianklaus hat geschrieben:Der Priestermagel ist gewollt:

http://cicero.de/salon/katholische-kirc ... st-gewollt
In diesem Zusammenhang darf an die Ausssage des ehemaligen Frankfurter Stadtdekans Jakob von und zu Eltz erinnert werden, der die protestantischen Gemeinschaften dadurch überflüssig machen wollte, indem die katholische Kirche reformatorischer als durch die Refomatoren beabsichtigt gemacht werden sollte. :patsch:

Pirmin
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Pirmin »

Das Problem heißt: „Mehr vom Selben.“

Wenn der Kirche für die Mission von Jugendlichen bzw. Menschen nichts mehr anderes einfällt, als ihnen „mehr vom Selben“ zu bieten, – in diesem Fall ist es „Sound und Chilltronic-Musik, kein Techno; Farbenspiel statt Lichtgewitter“ –, (was es nicht besser macht und was man in jedem Dorfclub haben kann,) dann ist eine solche Veranstaltung zwar für einen Abend ein „Event“ (unter vielen in Köln), zeigt aber, wie sehr sich die Kirche von sich selbst entfernt hat. Zu lesen, dass das einen Dompropst begeistert, finde ich gruselig …

Paul Watzlawick formuliert es so: „Wenn du immer wieder das tust, was du immer schon getan hast, dann wirst du immer wieder das bekommen, was du immer schon bekommen hast. Wenn du etwas anderes haben willst, musst du etwas anderes tun!“

Auf die Kirche übertragen: Wenn die Kirche den Kurs fortsetzt, den sie vor einigen Jahrzehnten eingeschlagen hat, nämlich irgendwelchen Modeströmungen Einlass in den Tempel des Herrn zu gewähren, wird sich am grundsätzlichen Desinteresse an den „genuinen Produkten“ der Kirche nichts ändern. Die Kirche ist ein Ort der Stille, der Ruhe, der Einkehr, der Andacht, des Gebets, der Meditation, des Lernens, der Auseinandersetzung, des Heraustretens aus dem Alltag. Wohin sollen die Jugendlichen und Menschen umkehren, wenn die Umkehr bedeutet „mehr vom Selben“ zu finden? Sollen sie sich mit Geistlichen über Dezibel und Server unterhalten? (Was zudem ein falsches Bild ist, denn Server können per se keine Kraftquelle sein, weil sie Strom benötigen.)

Raphael

Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Raphael »

Raphael hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Der Priestermagel ist gewollt:

http://cicero.de/salon/katholische-kirc ... st-gewollt
In diesem Zusammenhang darf an die Ausssage des ehemaligen Frankfurter Stadtdekans Jakob von und zu Eltz erinnert werden, der die protestantischen Gemeinschaften dadurch überflüssig machen wollte, indem die katholische Kirche reformatorischer als durch die Refomatoren beabsichtigt gemacht werden sollte. :patsch:
Korrektur: :tuete:
streiche "Jakob", setze "Johannes"! :roll:
streiche "ehemalige", setze "aktuelle"! :irritiert:

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

Wenn man sich etwas umschaut, stellt man fest, daß es derzeit wohl „in“ ist. Kirchen und Kathedralen „anders“ zu beleuchten. Da fängt irgendwo einer mit an, die Verantwortlichen sind begeistert (was sollen sie auch anders sein, wenn sie es selbst zu verantworten haben?), und andere machen es nach.

Beispiele für „besondere Beleuchtung“:

Paderborn zur Fastenzeit: Den Dom in anderem Licht entdecken
Paderborn zu Libori im Anschluß an das Liborikonzert: BILDLINK
Essener Münster: Der Dom leuchtet (Facebooklink)
Gruß Jürgen

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Caviteño
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Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Caviteño »

Florianklaus hat geschrieben:Der Priestermagel ist gewollt:

http://cicero.de/salon/katholische-kirc ... st-gewollt
Daraus:
Limburg ist symptomatisch für den philippinischen Weg, den auch andere Bistümer ihrer bestallten Herde verordnet haben. Die schrumpfende Kirche in Deutschland soll zur basiskirchlichen Partizipationsgemeinschaft der Engagierten werden. Als Vorbild dient das Wirken des Pastoralinstituts Bukal ng Tipan, wohin mittlerweile fast jedes Bistum seine Emissäre verschickt. Die kirchensteuerteuren Bildungsreisen prunken mit Internationalität, einer Prise Exotismus und niedrigschwelliger Daseinsfrömmigkeit. Entstehen soll keine dezidiert priesterlose, aber priesterreduzierte humanitäre Aktionsgemeinschaft: „journeying with people towards a participatory church" („mit den Menschen einer partizipativen Kirche entgegen reisen“).
Obwohl ich Herrn Kissler sehr schätze - aber hier übersieht er einen ganz großen Unterschied:
Der Priestermangel auf den PH ist viel, viel größer als in D und dementsprechend muß man dort auch nach anderen "Lösungsmöglichkeiten" suchen.

Das Verhältnis Priester zu Katholiken beträgt auf den PH 1 : 8.47, im Großraum Manila beträgt das Verhältnis sogar 1 : 12.5. Es gibt 9.4 Priester für ca. 7 Mio Katholiken.

http://newsinfo.inquirer.net/46435/ph- ... wing-flock

In D. herrschen dagegen paradiesische Zustände: Nicht nur die Anzahl der Priester ist mit mehr als 14. um 5% höher, auch die Zahl der Katholiken beträgt mit 23,7 Mio nur ein Drittel der Katholiken auf den PH. Dies führt zu einem Verhältnis Priester zu Katholiken von 1 : 1.687. Auf den PH wird ein Idealzustand bereits bei 1 : 2. gesehen (Quelle: s.o.).

http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Z ... ternet.pdf

Wie ich schon mehrfach berichtet habe, sind die wenigen Priester dort viel "fleißiger". Nicht nur in den Pfarrkirchen, auch in den Kapellen der vielen sub-divisions und in den Einkaufsmalls werden am Sonntag Messen gelesen. Am Werktag kommen Messen in den Rathäusern oder großen Behördenzentren hinzu, die während der Mittagspause angeboten werden. Die Vorschrift, daß der Priester nur zwei oder drei Messen lesen darf, wird dort nicht beachtet. Kardinal Tagle gab auf einer Synode öffentlich zu, an einem Sonntag neun Messen gelesen zu haben - dies sei ein normaler Vorgang auf den PH:
What value does the church place on communion if it does not have enough priests to distribute it regularly to the faithful?
"Let me make a confession here, and I know our canon lawyers will get mad at me," Bishop Luis Antonio G. Tagle of the Philippines said at a news conference on Monday. "The first Sunday after my ordination as a priest, I said nine Masses, and that is regular in the Philippines."
http://www.nytimes.com/25/1/7/world ... rried.html

Trotzdem können viele kleinere Inseln - auf denen jeweils aber auch (zehn)tausende Katholiken wohnen - nur einmal im Jahr zur town fiesta mit dem Besuch eines Priesters rechnen. Man versammelt sich dann am Sonntag in der Kirche und der Gottesdienst wird von Laien gestaltet.

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Siard
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Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Siard »

@ Caviteño
Deine wichtigen Ausführungen ändern allerdings nichts daran, daß der sogenannte Priestermangel gewollt ist.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Kurzmeldungen/Nachrichten IV

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Woraus schließt Du das? Im Bistum Essen erlebe ich, wie sehr junge Männer, darunter auch mein Sohn, umworben werden.

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... auf-techno

Woelki: Ich stehe auf Techno
Kölner Kardinal äußert sich zu Lichtinstallation "SilentMOD"

Gregorianische Choräle? Großer Gott wir loben Dich? Oder Schlager und Volksmusik? Was hören wohl Kirchenmänner in ihrer Freizeit? "Ich stehe auf Techno", bekennt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Kölner "Express" und überrascht damit sicher viele.
Die Zeitung befragte den Erzbischof anlässlich der aktuellen Lichtinstallation "SilentMOD" zur Computermesse Gamsescom im Kölner Dom, ob ihm "das Lasergeleuchte und die elektronischen Beats" nicht zuviel wären. "Im Gegenteil", so die Antwort des Kardinals mit einem Schmunzeln, wie die Zeitung weiter schreibt: "Ich hätte mir SilentMOD, ehrlich gesagt, etwas zackiger vorgestellt."
Interessant ist auch das Video: Da versucht Prof. Sellmann die vermeintliche Sprache der Jugend nachzuahmen. – Peinlich, peinlich, peinlich.
Gruß Jürgen

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Lilaimmerdieselbe
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich kenne Professor Sellmann und schätze ihn eher nicht, aber seine Äußerungen in dem Video finde ich nun weder peinlich noch sonstwie daneben. Ich fahre heute abend hin und sehe mir das an.

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich kenne Professor Sellmann und schätze ihn eher nicht, aber seine Äußerungen in dem Video finde ich nun weder peinlich noch sonstwie daneben. Ich fahre heute abend hin und sehe mir das an.
Hm…
Prof. Sellmann hat geschrieben:…Wenn's Leute gibt, die sagen: »Ich war ewig nicht inner Kirche und ich staune, was so 'ne Kirche sein kann, und ich staune über die Kraft, die so 'ne Kirche und speziell so'n Kölner Dom hochzieht, und einfach sagt: Das hatte ich so nicht auf'm Radar. Das ist wieder neu so bei mir auf'm Focus…«
…Eine Kirche die Kraft hochzieht…
…Etwas auf dem Radar haben…
…Neu auf dem Focus haben…

Der spricht also immer so? :auweia:
Gruß Jürgen

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Lilaimmerdieselbe
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Die Sprache des Papstes ist deutlich anders, aber ja, für Professor Sellmann ist diese Sprache nicht besonders ungewöhnlich. Insbesondere das Radar habe ich mehrfach gehört, das Zitat von Jürgen liest sich auffällig schlimm, als Ruhrgebietler hätte Jürgen aber vermutlich anders aufgeschrieben. Hier sind Verschleifungen üblich, die man so schriftlich nicht äußern würde. Die Verschleifungen des Herrn Professors sind dabei eher dezent.

Raphaela
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Raphaela »

Juergen hat geschrieben:
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Stirbt die Priesterweihe in Deutschland aus? Bischöfe legen dramatische Zahlen vor!

Statistisches Alarmsignal
Diese Statistik kommt jedes Jahr raus, und die Zahl der Neupriester fällt kontinuierlich. – Was soll man auch anderes erwarten?

Übersicht: Neupriester von 1962 – 215
http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Z ... 2-215.pdf
Es werden immer weniger Kinder geboren, aber gleichzeitig soll die Zahl der Priester steigen? :patsch:
Ansonsten: http://christi-braut.blogspot.de/216/ ... ungen.html
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern V

Beitrag von Juergen »

http://www.louderthanbefore.de/

Lauter als vorher? Ja, auf jeden Fall. Das christliche Musikfestival LOUDER THAN BEFORE im Erzbistum Paderborn geht nach seinem Deput am 27. September 2014 nun in die zweite Runde.

Gruß Jürgen

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