Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich habe noch nie geglaubt, dass Ditib als solche ein Ausdruck der religiösen Fürsorge ist. Der Spendenanteil an den Moscheen ist aber deutlich größer, als der Eigenanteil der Pfarreien an ihren Bauprojekten. Trotzdem sind nur eine Minderheit der türkischen Muslime an Ditib-Moscheen gebunden.
Nach meinem Eindruck haben eindrucksvolle Moscheen dieselbe Funktion wie erfolgreiche Fußballspieler, Unternehmer, Politiker, Anwälte usw für die Migranten. Sie bewundern die eigenen Leute gerne. Viele haben auch deshalb Erdogan gewählt, weil es ihnen gefallen hat, zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Land zu gehören. Ihre Jugendlichen mußten sie ja dort nicht unterbringen und erziehen lassen, auch nicht zur Armee schicken. Eigentlich gefällt mir das, jedenfalls viel besser als die Opfer-rolle und auch produktiver.
Die Opferrolle nehmen solche
"Proll-Türken", die ich meine, nur im sozusagen "äußersten Notfall" ein. Ihr verkorkster Moralkodex beauftragt sie nolens volens,
"als Mann" niemals eine Situation zu akzeptieren, in welcher sie genötigt sein sollten, eine ihnen zugeschriebene Schuld anzunehmen oder als der Benachteiligte/Unterlegene zu erscheinen. Dieses Ideal von
"Ehre" ist auf eine so vorsintflutlich-steinzeitliche Weise irrational, dass ich mich weigere, einen anderen Grund als eben eine gewisse
"kognitive Schwäche" in diesem Verhalten zu sehen -
Sarrazin lässt grüßen; die bereits verlinkte Studie belegt das. Natürlich geht es in diesen Schichten mit Migrationshintergrund nicht um feinsinnig gebildete Koran-Kenner; der
Koran scheint mir auch weniger das Problem zu sein, als vielmehr die
Sunna und die
Hadithe, die speziell im sunnitischen Islam eine viel größere Rolle einnehmen als der Koran selbst, obwohl sie erst später als er selbst entstanden sein können (Stichwort
"kognitive Schwäche"). Nicht umsonst spricht die verlinkte Konstanzer Langzeit-Integrationsstudie vor allem bei schiitischen Muslimen von größeren Bildungschancen.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:In meiner Jugend hatte ich die Gelegenheit in vielen Pfarrarchiven des Ruhrgebietes herumzukommen und viel Zeit mit den Dokumenten der Zeit zwischen 1850-1930 zu verbringen. Das hat mich sehr geprägt und mit meinen Brüdern und Schwestern im Glauben wesentlich duldsamer und respektvoller gemacht, als ich frisch von der Uni war. Bei den vielen Protokollen über Kirchbauten, ging es nicht nur um neogotisch, neoromanisch, klassizistisch und in einem Fall, der glücklicherweise dann nicht realisiert wurde, sogar um neoromantisch, sondern auch immer und heftig um Kirchturmhöhen. Natürlich hingen die Ergebnisse immer von der jeweiligen Umgebung ab. Auch sehr in Erinnerung geblieben ist mir die Einweihungsfeier der jüdischen Synagoge in Duisburg, ungefähr 1900, mit Bürgermeister, Großindustriellen und Klerus beider christlicher Konfessionen, die dazu alle auch noch Reden hielten. Die Juden wurden beglückwünscht und ihr Gebäude als "Zierde der Stadt" gepriesen, als gelungenen Beitrag zur Stadt. Deshalb kam mir der Repräsentationszweck, der von Gotteshäusern auch erfüllt wird, so selbstverständlich und damit banal vor.
Das ist eine schöne Geschichte, aber sie passt als Vergleich nicht zu einer Bevölkerungsschicht, die sich seit Jahrzehnten beharrlich der Anpassung verweigert. Die im Reich wohnenden Juden waren vermutlich weltweit die am meisten assimilierten Juden überhaupt und mehrheitlich von "Volksdeutschen" überhaupt in keiner Weise zu unterscheiden, was sie ohnehin nie waren, da es sich beim Judentum um eine Religion und nicht um eine ethnische Zugehörigkeit handelt, völlig wurscht, was irgendwelche ultraorthodoxen Mullahs mit Kippa behaupten.