PascalBlaise hat geschrieben:offertorium hat geschrieben:PascalBlaise hat geschrieben:Heute wären vielleicht viele gar nicht mehr bereit, zu Gottesdiensten in einer toten, für sie unverständlichen Sprache zu gehen. Die meisten Leute können nun mal kein Latein.
Das empfinde ich als Unsinn. Zum einen ist der regelmäßige Besuch einer lateinischen Messe nicht nur etwas, was die Sprache im eigenen Leben lebendig werden lässt. Zum anderen übt ein solcher Messbesuch die lateinische Sprache ein. Dass die Sprache in der Kirche tot ist und kein Mensch mehr Latein kann, hat auch eine Menge damit zu tun, dass die Kirche sich vom Auftrag des letzten Konzils abgewandt hat und die Sprache aussterben ließ.
Natürlich verstünden die Leute dann etwas mehr Latein, aber die Kirchen wären womöglich noch leerer. Ich sehe durchaus das einigende Elemente in einer weltweiten Kirchensprache Latein. Das ist eher ein Argument dafür!
Nicht aber die Sprache an sich: Was ist so großartig an Latein? Eine Sprache wie jede andere...
Naja... Gerade das Lateinische mit seinen Eigenarten ist als liturgische Sprache für die Kirche zutiefst angemessen:
a) Es enthebt uns dem Alltag und zeigt uns, daß nicht wir, sondern Gott selbst Adressat des liturgischen Geschehens ist. Es sondert das Beten vom beliebigen Gerede ab und verdeutlicht, daß wir nun eine ganz eigene, sakrale Sphäre betreten, die allein der Verherrlichung Gottes gewidmet ist. Es hilft zudem, das dem liturgischen Geschehen zugrundeliegende Mysterium als solches zu verstehen; es verhüllt gewissermaßen wie ein sprachliches Velum das Geheimnis des Glaubens, ohne es ins Wortlose, Irrationale abgleiten zu lassen.
b) Es macht uns praktisch fähig, der Hl. Messe überall gleichermaßen aktiv teilnehmend beiwohnen zu können und verdeutlicht so die weltweite Gebetsgemeinschaft der Kirche. Da es keine lebendige Sprache ist, macht es zudem deutlich, daß es in der Kirche nicht "Zentrum" und "Peripherie" gibt, sondern alle Gläubigen gleichrangig und gleichberechtigt sind - ungeachtet der Standesunterschiede in der Kirche.
c) Es sichert die gleichbleibende Bedeutung der liturgischen Texte - Bedeutungsveränderungen von Wörtern, wie sie bei lebendigen Sprachen praktisch unweigerlich geschehen, sind damit grundsätzlich ausgeschlossen. Es stellt darüber hinaus damit den Gläubigen sowohl die Unwandelbarkeit und Klarheit des christlichen Glaubens vor Augen wie auch die Tatsache, daß sich die kirchliche Gebetsgemeinschaft nicht nur in der aktuell lebenden Summe der Gläubigen erschöpft, sondern die ganze Kirche, auch die leidende und triumphierende Kirche umfaßt.
d) Es war die Sprache des heidnischen Roms, die Sprache des Pontius Pilatus, der Christus zum Tode verurteilte, und die Sprache der Kaiser, welche die Christen verfolgten und töten ließen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, dias Christentum auszurotten. Es ist zur Sprache der Kirche geworden. Die lateinische Sprache steht damit wie keine zweite für den Sieg des Glaubens und den Triumph der Kirche über Götzendienst, Anfeidnung und irdische Verfolgung.