Auf unserer Fahrt durch den Südwesten der USA sind mir die kilometerlangen Güterzüge und die - relativ zu D. - wenigen, allerdings großen LKW's aufgefallen.
Als ich mir im Netz dazu nähere Informationen holte, mußte ich doch ein - wohl nicht nur bei mir - gängiges Vorurteil über die "Autonation USA mit ihrem schlechten Eisenbahnnetz" revidieren.
In den USA werden ca. 38% (nach anderen Angaben sogar 45%) aller Güter mit der Bahn transportiert, in Europa liegt dieser Anteil bei 1% (mit erheblichen Unterschieden zwischen den Ländern). Grund ist - wie sollte es anders sein - vor allem der Preis:
So kostet der Lkw-Transport einer Tonne in der EU durchschnittlich 14 Cent je Kilometer. Die europäischen Frächter sind damit deutlich effizienter als ihre amerikanischen Kollegen: Denn dort betragen die Kosten 2 Cent. Der Bahnverkehr ist in beiden Wirtschaftsregionen billiger. Aufgrund der geringeren Flexibilität des Schienentransports muss die Differenz zur Straße jedoch hoch sein, um eine attraktive Alternative zu sein. Da der Tonnenkilometer in Europa elf Cent kostet, ist diese Differenz (drei Cent) nur gering. Anders in den USA: Mit nur einem Cent je Kilometer kostet der Transport auf der Schiene um zehn Cent weniger als in Europa und um 19 Cent weniger als auf der Straße.
http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... ffizienter
Grund sind die geringen Kosten der US-Bahnen:
Nordamerikanische Güterbahnen produzieren nicht nur günstig, weil sie sich ihre Trassen nicht mit Personenzügen teilen. Und obwohl sie mit Dieseltraktion unterwegs sind, ist die Umwelt kein Nonvaleur; die Auflagen dafür werden weiter verschärft.
Nordamerikanische Güterbahnen produzieren zu äusserst tiefen Kosten. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts von 27 betragen die Kosten für einen Tonnenkilometer € .1. Durch einen Lastwagen erbracht, schlägt dort die gleiche Leistung mit € .2 zu Buche. Diese Kostendifferenz wie auch die grossen Distanzen dürften Gründe für den hohen Bahnanteil am Warentransport von 45 Prozent sein. Lastwagen bewältigen bloss 3 Prozent des Güterverkehrs. In Europa ist die Kostendifferenz zwischen Schiene und Strasse geringer. Für einen Tonnenkilometer sind bei der Bahn € .11 zu berappen und beim Lastwagen € .14. Der Bahnanteil in der EU beträgt bescheidene 1,7 Prozent; auf der Strasse wird mit 45,6 Prozent das Vierfache dieser Leistung erbracht.
http://glaettli.li/?p=62
Die Schwierigkeiten bei der Deutschen Bahn liegen aber nicht nur im technischen Bereich. Auch die anders geartete Infrastruktur gehört dazu. Die Probleme werden in diesem Artikel gut beschrieben:
http://www.faz.net/aktuell/technik-moto ... ageIndex_2
In einem so großflächligen Land wie den USA wäre es vemutlich eine Geldvernichtung, den Personenverkehr zwischen den Zentren auf Bahnverkehr umstellen zu wollen. Da ist das Flugzeug schneller. Aber für den Gütertransport bietet sich die Schiene an.
"Güter gehören auf die Bahn" - in den USA wird das besser realisiert als im bahnaffinen D. und mein optischer Eindruck hat mich nicht getäuscht: Ich habe hier in drei Wochen mehr Güterwagen (nicht -züge) auf der Schiene gesehen als im gleichen Zeitraum im Ruhrgebiet und viel weniger LKW's als auf deutschen Autobahnen.