incarnata hat geschrieben:... Aber warum soll nicht beides "wahr" sein ?
Das ist genau der Punkt !
Auch wenn ich hier eine Lanze dafür gebrochen habe, Hiob als "Märchen" zu lesen, bin ich der festen Überzeugung, dass die Erzählungen der Bibel faktisch und historisch sehr viel besser sind als die "wissenschaftlichen Theologen" meinen, und vertrete das auch durchaus ihnen gegenüber mit aller Überzeugung.
Es ist ein Drahtseilakt: auf der einen Seite kann man die Bibel als "unbedingt wörtlich" lesen, und das verbietet jedwede Interpretation. Das zieht natürlich erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der intellektuellen Aufrichtigkeit nach sich. Denn wie will man daran festhalten, dass z.B. die Bücher Mose tatsächlich von Mose geschrieben wurden, wenn im 5. Buch Mose dieser Mose dann von seinem eigenen Tod berichtet ??
Diese fast biblizistische Art der Auslegung ist in den Versammlungskreisen gebräuchlich, zu denen ich früher gehörte, und denen auch Asderix angehört. (daher meine Betonung dieses Aspekts ihm gegenüber)
Auf der anderen Seite ist es natürlich genauso eine Frage der Redlichkeit, dass ich Rechenschaft darüber ablege, von welchen Vor-Annahmen ich beim Lesen der Bibel ausgehe. Das wäre den historisch-kritischen Exegeten ins Stammbuch zu schreiben: "Nun nennt doch mal Ross und Reiter: Was ist die grundlage für Deine Beurteilung ?"
An dieser Stelle herrscht nämlich ebenfalls eine erhebliche intellektuelle Unredlichkeit, dass man sich nicht klar macht, welche Annahmen man trifft. Und dann schleicht sich typischerweise - völlig uneingestanden und unreflektiert - die Denk-Grundlage der Aufklärung ein: "Die Vernunft ist das letzte Maß aller Dinge" und niemand merkt es oder gesteht es sich auch nur ein.
Ein
heimliches Axiom also ! - genauso unehrlich.
Man muss also ehrlicherweise den Bibeltext als Text wahrnehmen (am besten auch mit den Augen der damaligen Zeit, soweit das möglich ist) und dann mal weiter gucken ... Dazu ist die Betrachtung des
"vierfachen Schriftsinns", wie ihn die Väter der Urkirche gepflegt haben, ein sehr hilfreicher Schlüssel. - Darin waren die richtig gut, die Alten !