Fragesteller hat geschrieben:
Real "genug", mehr als genug, und ein großartiges Geschenk ist das natürlich. Wie "brauchen" nicht mehr als das. Das schließt aber nicht aus, dass Gott noch über dieses Übergenügende hinaus Gnaden anderer Qualität schenkt. Die Realpräsenz beim Abendmahl, die ja auch besteht, ohne dass irgendein Anwesender daran glaubt (dann freilich nicht zum Heil der Kommunikanten) ist so ein Beispiel. Oder bei der Kindertaufe ist die CA ja überzeugt, dass sie auch ohne subjektives gläubiges Beteiligtsein des Täuflings ein reales Gnadenangebot ist. Und ich war eben der Meinung, dass das die Sakramente - und wohl auch das Wort der Schrift und alles kirchliche Handeln - generell auszeichne, dass sie sozusagen ein unmittelbares Wirken der Hand Gottes sind, das vom Verstehen und Glauben der Empfänger zunächst unabhängig ist. Das heißt selbstverständlich nicht, dass der Glaube egal sei - so wie man Christus während Seines irdischen Lebens so oder so aufnehmen konnte, so kann man auch das Wirken Seines verlängerten Arms so oder so aufnehmen - mit den entsprechenden Konsequenzen. Wie der Aquinate zum Abendmahl sagt: Sumunt boni, sumunt mali, sorte tamen inaequali. Oder habe ich da etwas ganz falsch verstanden (würde ich mir zutrauen)?
Wenn nicht, und wenn die Sakramente über das "Verstehen" hinaus eine objektive Wirkung haben (bzw. selbst nicht nur Medium, sondern auch OBjekt dieses Verstehens sind), dann wäre schon festzustellen, dass Abendmahl und Beichte (+ alle anderen kirchlichen Handlungen) Sündenvergebung objektiv zueignen (sofern gläubig ergriffen) und es wäre danach zu fragen, in welcher jeweils unterschiedlichen Hinsicht sie das tun - denn eine Doppelbuchung, wie Du es nanntest, ist ja wohl tatsächlich ausgeschlossen.
Das mit der Doppelbuchung war natürlich ironisch. Ich bezog mich da auf einen Beitrag Marys in einem Thread zum Thema Ablass -
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=4&t=444&start=352 . In jenem Beitrag fasste sie von katholischen Foranten gemachten Erklärungen zu dem Themenkomplex Sündenstrafen (ewig und zeitlich), Fegefeuer und Ablass zusammen und kommentierte ironisch:
Mary hat geschrieben:
(kann man nur hoffen, dass die himmlische Buchhaltung da nicht durcheinandergerät....)
Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir am Zeugnis der Schrift bleiben und uns vom Sauerteig der römischen Sakramentologie nicht verwirren lassen. Die haben ein ganz anderes Muster, einen ganz anderen Ansatz, mit dem sie über diese Dinge nachdenken und ihre Bedeutung erklären. Bei aller liturgischen Gemeinsamkeit.
Ich habe jetzt nicht viel Zeit, aber ich möchte gerne von der Website der LCMS zitieren. Ich denke, dass da viele deiner Gedanken angesprochen werden, siehe besonders Punkt 3:
Grace, Means of.
I. Doctrine in gen.
1. Definition. The term “means of grace” denotes the divinely instituted means by which God offers, bestows, and seals to men forgiveness of sins, life, and salvation. Properly speaking, there is but 1 means of grace: the Gospel of Christ (Ro 1:16–17); but since in the Sacraments (see Sacrament and the Sacraments) the Gospel appears as the verbum visibile (visible Word; Ap XIII 5; Augustine* of Hippo, Tract 8 on Jn 15:3; see also par. 6 below) in distinction from the verbum audibile (audible Word), it is rightly said that the means of grace are the Gospel and the Sacraments. The Law, though also a divine Word and used by the Holy Spirit in a preparatory way to work contrition,* without which there can be no saving faith (see Faith, 2), is not, properly speaking, a means of grace (see Law and Gospel). It is the very opposite of a means of grace, namely a “ministration of death,” 2 Co 3:7. Prayer is not a means of grace, but faith in action.
2. Basis of the means of grace. There are means of grace because there is, 1st, Christ's objective justification (see Justification, 5) or reconciliation* (2 Co 5:19–21) and, 2d, Christ's institution. In other words, there is forgiveness for all through Christ's active and passive obedience. Christ wants this forgiveness to be offered and conveyed to all men through the Gospel and the Sacraments (Mt 28:19–2; Mk 16:15; AC V, VIII).
3. Twofold power of the means of grace. The means of grace have an offering or conferring power, by which God offers to all men forgiveness of sins, life, and salvation (Mt 18:2; 26:28; Acts 2:38; 2:24; FC SD II 57), and an operative or effective power, by which the Holy Spirit works, strengthens, and preserves saving faith (Ro 1:16; 1:17; 1 Co 4:15; 2 Co 2:14–17; 3:5–6; 1 Th 2:13; 1 Ptr 1:23; FC SD II 56).
http://cyclopedia.lcms.org/display.asp? ... CE.MEANSOF
Sündenvergebung ist ja schon da. Sie wird in de Kommunion und in der Beichte, wie du geschrieben hast zugeeignet. Wie? Indem Glauben geweckt wird. Die Veränderung geschieht im Herzen des Menschen, nicht in einem himmlischen Buchführungsprogramm. Gott HAT doch die Welt schon mit sich versöhnt. Siehe 2. Kor.