Pilgerer hat geschrieben:
Die Reformatoren wollten alles aus dem Kirchenwesen entfernen, was die gewaltige Bedeutung des Opfers Jesu Christi relativieren würde. Das Opfer Christi wurde aus ihrer Sicht durch die katholische Wiederholung des Opfers relativiert.
Gibt es dafür eine Begründung? In der
Erneuerung des Kreuzesopfer sehe ich eher eine Notwendigkeit, da die Menschen sich immer wieder versündigen. Das erfordert eine
erneute Versöhnung mit Gott. Das Opfer Christi sehe ich dadurch nicht relativiert, eher im Gegenteil.
Wahrscheinlich ist die Vergegenwärtigung des Kreuzopfers Jesu die korrekte Deutung des Sakraments der Eucharistiefeier, wobei aber die johanneischen lebenszugewendeten Aspekte nicht fehlen dürfen.
Vielleicht müsste wie hier im Thread bereits geäußert über den Begriff Gedächtnis und Erinnerung etwas näher nachgedacht werden. Der Kernpunkt ist für mich, dass ein Bewusstsein auf das
Erinnern immer den Menschen auf ein
vergangenes Geschehen lenkt. Ein Geschehen, das die Menschen erlöst hat. Und dafür können wir Dank sagen: ein historisches Ereignis mit einer metaphysischen Wirkung.
Dann greift aber nicht mehr der Gedanke, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist. Denn ich lebte nicht vor 2000 Jahren. Wenn wir daran festhalten, dass Jesus auch für unsere Sünden gestorben ist, kann der Kreuzestod nichts Vergangenes sein. Er muss in einer bestimmten Weise auch in der Gegenwart präsent sein. Der Kreuzestod kann nicht einmal abgeschlossen sein, sondern er erneuert sich. Wenn wir uns bei der Messe nicht nur an ein vergangenes Ereignis erinnern, sondern das Geschehnis für uns
vergegenwärtigen, dann vollzieht sich die Wirkung in der
Gegenwart. Wirkung, die verwirklicht wird und in die Wirklichkeit tritt. Hier sehe ich den Zusammenhang.
Der Unterschied ist für mich der Punkt, ob man sich an etwas Vergangenes erinnert, oder ein Geschehnis vergegenwärtigt und es damit in diesem Moment verwirklicht. Diese Verwirklichung ermöglicht den heilenden Charakter. Eine bloße Erinnerung an eine vergangene Heilung kann den Menschen nicht heilen. Es ist dann eher Dankbarkeit für eine frühere Heilung.