Legionäre Christi

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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taddeo
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von taddeo »

FidesVeritas hat geschrieben:Ich würde schon seit langem mal gerne eine tatsachengetreue Biografie von P. Maciel lesen. Es geht mir einfach nicht in den Kopf, wie ein Ordensgründer ein solches Doppelleben führen kann. Für mich ist - mit den spärlichen Informationen,, die ich habe - einfach nicht zu begreifen, wie dieser Mensch getickt hat. Wenn einer einigermaßen gläubig ist, kann er solche Sünden doch nicht vor sich selbst rechtfertigen, oder? Oder hat er seine Sünden jedes Mal bereut? Oder aber war sein ganzer Glaube gespielt? Wer könnte denn so etwas ein Leben lang durchhalten?
:hmm: Also, wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich dankbar.
Wenn er eine entsprechende psychische Störung hat, dann geht das wunderbar.
Ich kenne persönlich Menschen, die genauso sind: äußerlich und innerlich fromm und gläubig, aber in einzelnen entscheidenden Punkten ihrer persönlichen Lebensführung können sie alles, was ihnen der Glaube dazu eigentlich sagen sollte, komplett ausblenden und meinen es nicht einmal böse. Das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht begreifen, das ist schlichtweg pathologisch.

gc-148
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von gc-148 »

koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"
http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Hat es in der Kirchengeschichte jemals eine Ordensgemeinschaft gegeben, die von einem Verbrecher gegründet und jahrzehntelang geführt worden ist?

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Protasius
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Protasius »

gc-148 hat geschrieben:
koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"
http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Hat es in der Kirchengeschichte jemals eine Ordensgemeinschaft gegeben, die von einem Verbrecher gegründet und jahrzehntelang geführt worden ist?
Ich bin mir fast sicher, daß es einige Beispiele gibt, wo ein Verbrecher nach seiner Bekehrung einen Orden gegründet hat, kann sie aber gerade nicht finden. Das einfachste Beispiel außerhalb eines Ordens wäre natürlich der hl. Apostel Paulus, der nach seiner Bekehrung bei Damaskus die Kirche in Kleinasien maßgeblich geleitet hat.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

gc-148
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von gc-148 »

Protasius hat geschrieben:
gc-148 hat geschrieben:Ich bin mir fast sicher, daß es einige Beispiele gibt, wo ein Verbrecher nach seiner Bekehrung einen Orden gegründet hat, kann sie aber gerade nicht finden. Das einfachste Beispiel außerhalb eines Ordens wäre natürlich der hl. Apostel Paulus, der nach seiner Bekehrung bei Damaskus die Kirche in Kleinasien maßgeblich geleitet hat.
Hier ist allerdings die Rede von einem Mann, der eine Ordensgemeinschaft gegründet hat - und danach fürchterlichtste Verbrechen begangen hat.

ad_hoc
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von ad_hoc »

taddeo hat geschrieben:
FidesVeritas hat geschrieben:Ich würde schon seit langem mal gerne eine tatsachengetreue Biografie von P. Maciel lesen. Es geht mir einfach nicht in den Kopf, wie ein Ordensgründer ein solches Doppelleben führen kann. Für mich ist - mit den spärlichen Informationen,, die ich habe - einfach nicht zu begreifen, wie dieser Mensch getickt hat. Wenn einer einigermaßen gläubig ist, kann er solche Sünden doch nicht vor sich selbst rechtfertigen, oder? Oder hat er seine Sünden jedes Mal bereut? Oder aber war sein ganzer Glaube gespielt? Wer könnte denn so etwas ein Leben lang durchhalten?
:hmm: Also, wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich dankbar.
Wenn er eine entsprechende psychische Störung hat, dann geht das wunderbar.
Ich kenne persönlich Menschen, die genauso sind: äußerlich und innerlich fromm und gläubig, aber in einzelnen entscheidenden Punkten ihrer persönlichen Lebensführung können sie alles, was ihnen der Glaube dazu eigentlich sagen sollte, komplett ausblenden und meinen es nicht einmal böse. Das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht begreifen, das ist schlichtweg pathologisch.
Ich habe das einfach nochmals hergeholt, weil dies so wichtig ist und taddeo eine sehr gute Beschreibung für etwas gegeben hat, was ansonsten tatsächlich nicht vorstellbar ist, der katholische bzw. christliche Zwitter. Man trifft mittlerweile solche immer häufiger.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

koukol
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von koukol »

@ mombasa alias umusungu alias gc-148

Wie sieht es denn dann mit Ihren vielen Mitbrüdern aus, die nach ihrer Priesterweihe die abscheulichsten Verbrechen verübt haben?

Also erst mal die Denke einschalten, bevor man derartige Parolen verkündet, wie Sie.

Ralf

Re: Legionäre Christi

Beitrag von Ralf »

gc-148 hat geschrieben:
koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"
http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Hat es in der Kirchengeschichte jemals eine Ordensgemeinschaft gegeben, die von einem Verbrecher gegründet und jahrzehntelang geführt worden ist?
Stimmt, die Sippenhaft als katholisches Element der Rechtsordnung sollte auch wieder eingeführt werden.

(Oder so :/ )

Ralf

Re: Legionäre Christi

Beitrag von Ralf »

koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"

http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Benediktiner auch. Franziskaner ebenso. Und die Jesuiten erst, uiuiui, alle weg. Eklige Orden, bäh.

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Sperling
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Sperling »

taddeo hat geschrieben: Wenn er eine entsprechende psychische Störung hat, dann geht das wunderbar.
Ich kenne persönlich Menschen, die genauso sind: äußerlich und innerlich fromm und gläubig, aber in einzelnen entscheidenden Punkten ihrer persönlichen Lebensführung können sie alles, was ihnen der Glaube dazu eigentlich sagen sollte, komplett ausblenden und meinen es nicht einmal böse. Das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht begreifen, das ist schlichtweg pathologisch.
danke Taddeo, ich habe selten eine so treffende Erklärung gelesen :daumen-rauf:
- auch ich kenne Menschen (betrifft ja nicht nur Priester) , wo jeder sich denkt "unmöglich" - und doch war es möglich... :(

koukol
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von koukol »

Ralf hat geschrieben:
koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"

http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Benediktiner auch. Franziskaner ebenso. Und die Jesuiten erst, uiuiui, alle weg. Eklige Orden, bäh.
Das war nicht meine Meinung zu dieser Angelegenheit - falls Sie mich mit dem Posting angesprochen haben sollten.

Aber jetzt wo Sie die Jesuiten ins Spiel bringen ...

Schaut man sich einige Gestalten dieser Gesellschaft (Jesu) mal näher an, dann kann man schon mal darüber nachdenken, welche Daseinsberechigung dieser Orden heute noch hat (ich denke da insb. an einige deutsche Jesuiten-Priester).

Ralf

Re: Legionäre Christi

Beitrag von Ralf »

koukol hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
koukol hat geschrieben:Pfarrer im Ruhestand Roland Breitenbach: "Die Legionäre Christi gehören aufgelöst"

http://www.mainpost.de/regional/schwein ... 42,8117412
Benediktiner auch. Franziskaner ebenso. Und die Jesuiten erst, uiuiui, alle weg. Eklige Orden, bäh.
Das war nicht meine Meinung zu dieser Angelegenheit - falls Sie mich mit dem Posting angesprochen haben sollten.
Nein, ich meinte den Pfarrer im Ruhestand.

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taddeo
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von taddeo »

Sperling hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Wenn er eine entsprechende psychische Störung hat, dann geht das wunderbar.
Ich kenne persönlich Menschen, die genauso sind: äußerlich und innerlich fromm und gläubig, aber in einzelnen entscheidenden Punkten ihrer persönlichen Lebensführung können sie alles, was ihnen der Glaube dazu eigentlich sagen sollte, komplett ausblenden und meinen es nicht einmal böse. Das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht begreifen, das ist schlichtweg pathologisch.
danke Taddeo, ich habe selten eine so treffende Erklärung gelesen :daumen-rauf:
- auch ich kenne Menschen (betrifft ja nicht nur Priester) , wo jeder sich denkt "unmöglich" - und doch war es möglich... :(
Nein, das betrifft beileibe nicht nur Priester, aber solche auch.
Viel mehr verbreitet ist das aber noch bei Eheleuten, und ich halte das für einen Hauptgrund, warum heute soviele auch katholische Ehen kaputtgehen. Das ist in den allermeisten Fällen keinerlei böse Absicht, und die meisten Paare versuchen ja auch lange, zu retten, was zu retten ist. Aber es gibt heute schlichtweg immer mehr Menschen, die offenbar aus psychischen Gründen gar nicht mehr in der Lage sind, eine Ehe als ganzheitliche Lebensgemeinschaft zu führen, selbst wenn sie es mit dem Verstand zunächst möchten. EIN Aspekt dabei mag sein (sicher nicht der einzige, aber dieser scheint mir offensichtlich), daß etwa die feministische Gehirnwäsche der vergangenen Jahrzehnte mittlerweile ein Frauen(selbst)verständnis bewirkt hat, in dem für eine wirkliche, freie Hingabe einer Frau an einen Mann keinerlei Raum mehr ist. Eine Frau, die sich nicht beruflich oder sonst "außerehelich" verwirklicht, hat keine Selbstberechtigung - daß liebende Ganzhingabe an einen anderen Menschen auch eine Form der Selbstverwirklichung sein kann, zumal wenn sie entsprechend erwidert wird, das akzeptiert heute niemand mehr.
In solchen Fällen scheidet auch das Gewissen als Korrekturinstanz völlig aus, denn dessen Grundvoraussetzung - das Wissen um Richtig und Falsch - ist in diesem Fall schlichtweg nicht mehr gegeben. Insofern kann man da auch nicht mal von Sünde reden, denn es fehlt schuldlos jegliches Bewußtsein für die Sündhaftigkeit.

Didymus
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Didymus »

FidesVeritas hat geschrieben:Ich würde schon seit langem mal gerne eine tatsachengetreue Biografie von P. Maciel lesen. Es geht mir einfach nicht in den Kopf, wie ein Ordensgründer ein solches Doppelleben führen kann. Für mich ist - mit den spärlichen Informationen,, die ich habe - einfach nicht zu begreifen, wie dieser Mensch getickt hat. Wenn einer einigermaßen gläubig ist, kann er solche Sünden doch nicht vor sich selbst rechtfertigen, oder? Oder hat er seine Sünden jedes Mal bereut? Oder aber war sein ganzer Glaube gespielt? Wer könnte denn so etwas ein Leben lang durchhalten?
:hmm: Also, wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich dankbar.
Was mich noch mehr als dieser psychologische Aspekt interessiert, wäre die Frage, wie P. Maciel dieses Leben durchziehen konnte, ohne daß jemand was gemerkt hat. Ich bin überzeugt, daß 99% der Ordensmitglieder genauso getäuscht wurden und über das Ausmaß der Sünden ihres Gründers entsetzt waren wie die übrigen Katholiken auch. Aber was ist mit dem verbliebenen Prozent? Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand jahrzehntelang in solch einer Position ein Doppelleben führt, ohne daß das bemerkt oder zumindest gezielt weggeschaut wird. Mußten sich je andere Ordensmitglieder aus dem Führungszirkel verantworten?

Und noch interessanter: Was ist mit der römischen Kurie? Welche Rolle hat Kardinal Sodano gespielt? (Vor dem Zutagetreten des Skandals rühmten sich die Legionäre stets ihrer guten Kontakte zum damaligen Kardinalstaatssekretär.) Welche Rolle die Sekretäre Johannes Pauls II.? Wer hat in der Kurie noch seine schützende Hand über Maciel gehalten? Immerhin mußte selbst so ein einflußreicher Mann wie Kardinal Ratzinger erst Papst werden, bevor er gegen Marcial Maciel vorgehen konnte.

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taddeo
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von taddeo »

Soweit ich aus den wenigen Berichten, die ich über ihn gelesen habe, weiß, hatte P. Maciel ein ausgesprochenes Charisma, andere Leute für sich einzunehmen. Es gibt genug solche "Guru-Typen", denen jeder auf den Leim geht.
Vielleicht mußte da erst ein ganz und gar "charismatisch unanfälliger" Joseph Ratzinger daherkommen, den das nicht geblendet hat.

HeGe
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von HeGe »

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HeGe
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von HeGe »

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Re: Legionäre Christi

Beitrag von HeGe »

Auf der Berlinale wurde eine Dokumentation über die Legionäre Christi namens „The Best Thing You Can Do with Your Life“ gezeigt:

https://www.pro-medienmagazin.de/kultur ... -aufhoert/

Hört sich nicht uninteressant an.
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HeGe
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von HeGe »

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Petrus
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Petrus »

haben die sich jetzt einen neuen Namen gegeben?

nuja, die SED heißt ja jetzt auch nicht mehr PDS, somdern neuerdings "Die Linke".

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Hubertus
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Hubertus »

Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 19. April 2018, 16:18
haben die sich jetzt einen neuen Namen gegeben?
http://bfy.tw/Hjjj
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Petrus
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von Petrus »

danke, Hubertus.

Diesen link hatte ich lange gesucht (ich hatte den mal, aber dann nicht mehr gefunden): Ich finde, das ist ein nettes pädagogisches Mittel :)

HeGe
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Re: Legionäre Christi

Beitrag von HeGe »

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