Heilige Drei Könige

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Stefan

Heilige Drei Könige

Beitrag von Stefan »

Quelle hat geschrieben: Die Gebeine der Heiligen Drei Könige liegen im Kölner Dom
Die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine man im Kölner Dom verehrt, sind strikt gesehen keine Heiligen: ein Heiliger oder eine Heilige muß von der Katholischen Kirche in einem eigenen Verfahren dazu erhoben werden und ein solches Verfahren hat es für die Heiligen Drei Könige nie gegeben.

Auch Könige sind die Herren Kaspar, Balthasar und Melchior nie gewesen - in der Bibel ist nur von "Weisen", "Magiern" bzw. "Sterndeutern" die Rede. Und auch die Namen selber sind erfunden, sie werden in der Bibel nirgendwo erwähnt; zum ersten Mal ist in einer um 500 nach Christus in armenischer Sprache abgefaßten Kindheitsgeschichte Jesu von den drei Königen Melkon von Persien, Gaspar von Indien und Baltassar von Arabien die rede, vorher nicht. Der Evangelist Matthäus, der als einziger im Neuen Testament von der Anbetung berichtet, erwähnt mit keiner Silbe, wie die Anbeter heißen, oder wieviele es überhaupt waren.

Daß es drei gewesen seien, wurde aus den drei Gaben - Weihrauch, Myrrhe, Gold - nicht ganz wasserdicht zurückgeschlossen (oder man hat die in der christlichen Mythologie so wichtige Zahl Drei auf die Anbetung im Stall zu Bethlehem übertragen). Zu Königen wurden die Sterndeuter erst in nachträglichen Interpretationen, u. U. wegen einer mißverständlichen Übersetzung von "Magier" ("König" meinte zu Zeiten Jesu etwas ganz anderes als im Mittelalter, nämlich weit weniger: fast jeder Vasall der Römer war damals ein "König") oder aber aufgrund einer Prophezeiung aus dem Alten Testament, wo es heißt: "Die Könige von Tarsis und auf den Inseln sollen Geschenke bringen ...".

Nach Köln kamen die Könige bzw. deren Gebeine im Jahr 1158 auf Veranlassung des Reichskanzlers und Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel; er hatte sie einem Reliquienhändler in Mailand abgekauft, vielleicht sich auch von den Bürgern der Stadt Mailand schenken lassen - die näheren Umstände sind nicht genau geklärt. Die Mailänder hatten die Reliquien angeblich Ende des 4. Jahrhunderts selbst als ein Geschenk erhalten, und zwar vom Kaiser aus Byzanz, wohin wiederum sie aus Palästina gekommen sein sollen, wo sie die Mutter des Kaisers bei einer Pilgerfahrt gefunden haben will.

Aber was tun die Gebeine der Sterndeuter in Palästina? So heißt es etwa in der Bibel, die Weisen seien nach Anbetung in ihre Heimat, wahrscheinlich das Zweistromland Mesopotamien, zurückgekehrt, so daß dort auch ihre Knochen liegen. Und auch die Überführung von Konstantinopel nach Mailand ist nur in einer posthumen Biographie eines Mailänder Bischofs erwähnt, der "Vita Eutorgii", die mehrere hundert Jahre später ausgerechnet in Köln entstand. Vermutlich hat also Rainald von Dassel als rechte Hand des Deutschen Kaisers [Friedrich I. Barbarossa, Anm. MNA] diese Legende einfach politisch ausgenützt, um im damaligen Streit zwischen Papst und Kaiser seinem Hern, dem Kaiser, einen Vorteil zu verschaffen: die Könige, also die weltlichen Herrscher, waren die ersten, die das Christkind anbeteten, und haben deshalb, so die Logik Dassels, Vorrecht vor dem Papst. Daher ist auch klar, warum die Partei des Papstes keine Eile hatte, durch eine Heiligsprechung diese Sicht der Dinge zu befördern.
Zuletzt geändert von Stefan am Mittwoch 5. Januar 2005, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Vermutlich dürfte es für dich etwas leichter sein als für FioreGraz mit seinen ominösen frauenfeindlichen Zitaten, eine wasserdichte Quelle zu benennen. Tust du uns den Gefallen?
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ja, tue ich Euch.
Wollte ja auch nur den Kalender testen. Bitte alle mal oben rechts auf "Kalender" klicken, dann sieht man den Beitrag.
(Einträge machen dürfen nur Heilige)

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Brunetti
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Beitrag von Brunetti »

Die Dreizahl kommt meines Wissens übrigens nicht nur wegen der Gaben, sondern auch wegen der Parallelisierung der Weisen mit den drei Jünglingen im Feuerofen aus dem Daniel-Buch. Es gibt spätantike Darstellungen (ich habe ein entsprechendes Bild gesehen, kann aber aus dem Gedächtnis leider keine Quelle angeben), wo die Parallelisierung zwischen den drei Weisen / Königen und den drei Jünglingen offensichtlich ist.

Zur Überführung der Gebeine: Hat Rainald von Dassel die gekauft? Ich dachte, er hätte sie den Mailändern schlicht geklaut...
Die einen fallen durch ihre Taten auf -
die anderen durch ihr Getue...

Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Vey hilligen drei Kürnige mett ursem Stärn
vey holt urs op Stökken un saiket den Härn,
lot schnicken, lot schnacken, et dait urs nix
vey alle drei hollet urs tapfer un fix.
De laiwe Här wel urs belauhnen
met Glück un Sergen un der aiwigen Kraunen,
un wänn eyh äuk wat vör urs hett,
wess vey ug äuk ursen Namen seggen.

Irk, Melcher, irk fin säu nett und fey,
dat irk wohrl Kürnig und Graf könn seyn,
besonders wann irk my waske un kämme
un singe meyn Laid met klingender Stemme.

Irk, Kasper, irk hewe kein Pläksken witt,
den schoinen Jungfern gefall irk nitt,
doch dau eyme van nachte bekeyke,
dann sinn irk ganz weyer ugget gleyken.

Irk, Baltser, irk schlür män säu met,
irk sinn nitt äisk un äuk nitt nett,
irk matt noch mett int hillige Land.

Dat hillige Land, dat es noch weyt,
dat girt noch manchen Aweteyt.
Niu könn vey dat Geld nit van dere Tuinen breyken,
drümm' meyte vey mildtätige Luie anspreyken.
Ey reyken Patroyners in dürser Stadt
vey dächten, ey gäfften en paar Struivers, dat batt.
Gruß Jürgen

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Ketzerin
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Beitrag von Ketzerin »

Und ich dachte die Dreizahl käme daher, dass man jeden der Könige als einen Repräsentanten der damals bekannten Kontinente (Asien, Afrika u. Europa) versteht. :hmm:
soli deo gloria

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine man im Kölner Dom verehrt, sind strikt gesehen keine Heiligen: ein Heiliger oder eine Heilige muß von der Katholischen Kirche in einem eigenen Verfahren dazu erhoben werden und ein solches Verfahren hat es für die Heiligen Drei Könige nie gegeben.
Ja? Und wann genau waren die eigenen Erhebungsverfahren für die Gottesmutter? Die Apostel? Maria Magdalena? Augustinus? Benedikt...?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Brunetti hat geschrieben:»Zur Überführung der Gebeine: Hat Rainald von Dassel die gekauft? Ich dachte, er hätte sie den Mailändern schlicht geklaut«
Mindestens. Eher geraubt. Allerdings durch den Kaiser selber.

[/color]
Die Mailänder hatten die Reliquien, deren Herkunft eher ungesichert ist, 1158 aus Sant’Eustorgio vor dem Kaiser ins Stadtinnere in Sicherheit gebracht. Half ihnen nichts. Friedrich Barbarossa schenkte sie 1164 dem Grafen Rainald von Dassel, der als Kölner Elekt Kanzler des Reichs für Italien war. Rainald überführte die Reliquien feierlich nach Köln und begründete dort ihren Kult, ebenso wie kurz darauf den Karlskult in Aachen. Beides diente propagandistischem Zweck im Dienst der staufischen Herrschaftsidee.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Beides diente propagandistischem Zweck im Dienst der staufischen Herrschaftsidee.
Ich hätte auch nie erwartet, daß Berliner auch nur annähend irgendetwas mit rheinischer oder wesfälischer Frömmigkeit anfangen können.

Immerhin:
Als die Berliner noch auf der Bäumen hausten -- wobei "hausen" wohl der falsche Begriff ist -- war das Rheinland und auch Wesfalen schon katholisch :P
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Anastasis hat geschrieben:»Ja? Und wann genau waren die eigenen Erhebungsverfahren für die Gottesmutter? Die Apostel? Maria Magdalena? Augustinus? Benedikt...?«
Förmlich wurde das Erfordernis durch Papst Alexander III. im Jahre 1181 festgelegt (als Reaktion übrigens auf Friedrichs und Rainalds Eigenmächtigkeiten).
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jürgen hat geschrieben:»Ich hätte auch nie erwartet, daß Berliner auch nur annähend irgendetwas mit rheinischer oder wesfälischer Frömmigkeit anfangen können.«
Frömmigkeit … hm. Wir können ja mal den Kaiserhymnus des Archipoeta interpretieren:
Der Erzpoet hat geschrieben:»Salve mundi domine, Cæsar noster ave,
cujus bonis omnibus jugum est suave;
quisquis contra calcitrat putans illud grave,
obstinati cordis est et cervicis pravæ.

Princeps terræ principum, Cæsar Friderice,
cujus tuba titubant arces inimicæ,
tibi colla subdimus tigres et formicæ
et cum cedris Libani vepres et miricæ.

Nemo prudens ambigit te per Dei nutum
super reges alios regem constitutum
et in Dei populo digne consecutum
tam vindictæ gladium quam tutelæ scutum.

Unde diu cogitans quod non esset tutum
Cæsari non reddere censum vel tributum,
vidua pauperior tibi do minutum,
de cujus me laudibus pudet esse mutum.

Tu foves et protigis magnos et minores,
magnis et minoribus tuæ patent fores;
omnes ergo Cæsari sumus debitores,
qui pro nostra requie sustinet labores.

Dent fruges agricolæ, pisces piscatores,
auceps volatilia, feras venatores:
nos poetæ pauperes, opum contemptores,
scribendo Cæsareos canimus honores.

Filius ecclesiæ fidem sequor sanam,
contempno gentilium falsitatem vanam;
unde jam non invoco Febum vel Dianam
nec a Musis postulo linguam Tullianam.

Christi sensus imbuat mentem christianam,
ut de christo Domini digna laude canam,
qui potenter sustinens sarcinam mundanam
relevat in pristinum gradum rem Romanam.

Scimus per desidiam regum Romanorum
ortas in imperio spinas impiorum
et sumpsisse cornua multos populorum,
de quibus commemoro gentem Lombardorum.

Quæ dum turres erigit more Giganteo,
volens altis turribus obviare Deo,
contumax et fulmine digna Ciclopeo
instituta principum sprevit ausu reo.

Libertatis titulo volens gloriari,
nolens in Italia regem nominari,
indignata regulis legum cohartari
extra legum terminos cœpit evagari.

De tributo Cæsaris nemo cogitabat,
omnes erant cæsares, nemo censum dabat;
civitas Ambrosii velut Troja stabat,
deos parum, homines minus formidabat.

Dives bonis omnibus et beata satis,
nisi quia voluit repugnare fatis;
cujus esse debuit summa libertatis,
ut quod erat Cæsaris, daret ei gratis.

Surrexit interea rex jubente Deo,
metuendus hostibus tanquam ferus leo,
similis in prœliis Iudæ Machabæo,
de quo quicquid loquerer, minus esset eo.

Non est ejus animus in curanda cute,
curam carnis comprimit animi virtute;
de communi cogitans populi salute
pravorum superbiam premit servitute.

Quanta sit potencia vel laus Friderici,
cum sit patens omnibus, non est opus dici.
qui rebelles lancea fodiens ultrici,
repræsentat Karolum dextera victrici.

Hic ergo considerans orbem conturbatum
potenter aggreditur opus Deo gratum
et ut regnum revocet ad priorem statum,
repetit ex debito census civitatum.

Prima suo domino paruit Papia,
urbs bona, flos urbium, clara potens pia;
digna foret laudibus et topographia,
nisi quod nunc utimur brevitatis via.

Post Papiam ponitur urbs Novariensis,
cujus pro imperio dimicavit ensis
frangens et reverberans viribus immensis
impetum superbiæ Mediolanensis.

Carmine, Novaria, semper meo vives,
cujus sunt per omnia commendandi cives,
inter urbes alias eris laude dives,
donec desint Alpibus frigora vel nives.

Lætare Novaria, nunquam vetus fies,
meis te carminibus renovari scies:
famæ tuæ terminus nullus erit dies,
nunc est tibi reddita post laborem quies.

Mediolanensium dolor est immensus,
præ dolore nimio conturbatur sensus.
civibus Ambrosii furor est accensus,
dum ab eis petitur ut a servis census.

Interim præcipio tibi, Constantine:
jam depone dexteram, tuæ cessent minæ.
Mediolanensium tantæ sunt ruinæ,
quod in urbe media modo regnant spinæ.

Tantus erat populus atque locus ille,
si venisset Grætia tota cum Achille,
in qua tot sunt mœnia, tot potentes villæ,
non eam subicere possent annis mille.

Jussu tamen Cæsaris obsidetur locus,
donec ita venditur esca sicut crocus.
in tanta penuria non est ibi jocus,
ludum tandem Cæsaris terminavit rocus.

Sonuit in auribus angulorum terræ
et in maris insulis hujus fama gerræ;
quam si mihi liceat plenius referre,
hoc opus Æneïdi poteris præferre.

Modis mille scriberem bellicos conflictus,
hostiles insidias et viriles ictus,
quantis minis impetit ensis hostem strictus,
qualiter progreditur castris rex invictus.

Erant in Ytalia greges vispillonum:
semitas obsederat rabies prædonum,
quorum cor ad scelera semper erat pronum,
quibus malum facere videbatur bonum.

Cæsaris est gloria, Cæsaris est donum,
quod jam patent omnibus viæ regionum,
dum ventis exposita corpora latronum
surda flantis boreæ captant aure sonum.

Iterum describitur orbis ab Augusto,
redditur res publica statui vetusto;
pax terras ingreditur habitu venusto,
et jam non opprimitur justus ab iniusto.

Volat fama Cæsaris velut velox ecus;
hac audita trepidat imperator Græcus,
jam quid agat nescius, jam timore cæcus,
timet nomen Cæsaris ut leonem pecus.

Jam tiranno Siculo Siculi detrectant;
Siculi te siciunt, Cæsar, et exspectant;
jam libenter Apuli tibi genu flectant,
mirantur quid detinet, oculos humectant.

Archicancellarius viam præparavit,
dilatavit semitas, vepres extirpavit,
ipso jugo Cæsaris terram subiugavit;
et me de miseriæ lacu liberavit.

Imperator nobilis, age sicut agis.
sicut exaltatus es, exaltare magis.
fove tuos subditos, hostes cæde plagis,
super eos irruens ultione stragis.«
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Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Anastasis hat geschrieben:»Ja? Und wann genau waren die eigenen Erhebungsverfahren für die Gottesmutter? Die Apostel? Maria Magdalena? Augustinus? Benedikt...?«
Förmlich wurde das Erfordernis durch Papst Alexander III. im Jahre 1181 festgelegt (als Reaktion übrigens auf Friedrichs und Rainalds Eigenmächtigkeiten).
Eben...

Peter
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Beitrag von Peter »

Nun will ich ja den Kölnern nichts Böses, aaaaber …

… ist «Heilige Drei Koninge» nicht ein etwas … äääh … volkstümlicher Eintrag? (Bei mir steht im Kalender: «Erscheinung des Herrn»!)

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich hätte auch nie erwartet, daß Berliner auch nur annähend irgendetwas mit rheinischer oder wesfälischer Frömmigkeit anfangen können.

Immerhin:
Als die Berliner noch auf der Bäumen hausten -- wobei "hausen" wohl der falsche Begriff ist -- war das Rheinland und auch Wesfalen schon katholisch :P
Sehr gut. Gib’s ihm. Bei uns sind «Berliner» ohnehin eher süße Teigwaren, die ungefähr aussehen wie aus der Fassung geratene Quarkbällchen.

Die haben jetzt Saison! Schmatz!

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overkott
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Heilige Drei Könige

Beitrag von overkott »

Am 6. Januar feiern wir die Heiligen Drei Könige. Mit dem Nikolaustag stellt der 6. Januar einen weiteren wichtigen Termin in der Advents- und Weihnachtszeit dar. Wir werden den Tag wahrscheinlich in Köln verbringen. Schließlich wurde der Hochchor des Doms als gläserner Schrein um den Schrein der Heiligen Drei Könige gebaut.

Die Heiligen Drei Könige erinnern an den Staatsbesuch der Königin von Saba bei Salomo. Sie bringen Gold, Weihrauch und - meine Schwester hatte als Kind Möhren verstanden - Myhrre. Diese Geschenke deuten auf den Christustitel.

Wie die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln gekommen sind, weiß ich gar nicht ganz genau. Aber die Idee war jedenfalls genial. Die Heiligen Drei Könige bereicherten die Frömmigkeit der Region und brachten auch den Kölner Kaufleuten Gold, Weihrauch und Myhrre. Von daher war die Wallfahrt auch eine echte Wirtschaftsförderung.

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Niels
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Niels »

www.koelner-dom.de hat geschrieben:(...)Erzbischof Rainald von Dassel (...), der im Jahre 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige als Kriegsbeute aus Mailand nach Köln übertrug und damit Köln zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte des Mittelalters erhob.
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ambo
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von ambo »

Das die Koelner immer noch so tun, als habe der Rainald von Dassel, die Gebeine einfach so "übertragen" ist ja ganz lustig. Aber wer sich mal in Mailand umhört wird erfahren, dass man da noch recht genau weiss, dass Barbarossa und sein Kanzler Rainald die Stadt geplündert haben. Das war einfach mittelalterlicher Kunstraub.

Im übrigen lieber Overkott: Das Fest das wir am 6. Januar feiern lautet Epiphanie und nicht Heilige Drei Könige.

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overkott
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von overkott »

Wie ich lese, heißt Epiphanias eigentlich Advent. Und das gemeinte Ereignis haben wir Weihnachten gefeiert. Deshalb ist es ganz sinnvoll, am 6. Januar die Heiligen Drei Könige zu feiern, um mal etwas Varianz in die Weihnachtszeit zu bringen. Das Schöne daran ist, das hier drei weise Menschen guten Willens, also drei fremde anonyme Christen als Heilige gefeiert werden, denen im armen Kind in der Krippe auf Erden erschien, was sie am Himmel suchten. Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Mit dieser Frage wird später die Geschichte der Apostel und der Kirche beginnen.

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Niels
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Niels »

Am Hochfest der Erscheinung des Herrn feiert die Kirche auch Christi Taufe im Jordan und das Wunder bei der Hochzeit von Kana:

Die Benediktusantiphon sowohl im alten wie im neuen Brevier lautet:
Hódie cælésti sponso iuncta est Ecclésia, quóniam in Iordáne lavit Christus eius crímina; currunt cum munéribus magi ad regáles núptias; et ex aqua facta vino lætántur convívæ, allelúia.

(Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja.)
Und in der Magnifikatantiphon der 2. Vesper heißt es:
Tribus miráculis ornátum diem sanctum cólimus: hódie stella magos duxit ad præsépium; hódie vinum ex aqua factum est ad núptias; hódie in Iordáne a Ioánne Christus baptizári vóluit, ut salváret nos, allelúia.

(Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führt der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil. Halleluja.)
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overkott
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von overkott »

ut salváret nos heißt: damit er uns rette. Es gibt keinen Grund für die deutsche Kirche, sich über Gebühr einer von den Nazis korrumpierten Sprache zu befleißigen.

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overkott
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von overkott »

ambo hat geschrieben:Das die Koelner immer noch so tun, als habe der Rainald von Dassel, die Gebeine einfach so "übertragen" ist ja ganz lustig. Aber wer sich mal in Mailand umhört wird erfahren, dass man da noch recht genau weiss, dass Barbarossa und sein Kanzler Rainald die Stadt geplündert haben. Das war einfach mittelalterlicher Kunstraub.

Im übrigen lieber Overkott: Das Fest das wir am 6. Januar feiern lautet Epiphanie und nicht Heilige Drei Könige.
Gut, ich will jetzt nicht fragen, von welchen Heiligen Drei Königen die Gebeine jetzt stammen und ob da nicht auch ein paar Reliquien vom Barmherzigen Samariter bei sind. Vermutlich gibt es ohnehin sehr wenig Hinweise, wie die Gebeine denn nach Mailand kamen und wo sie dort aufbewahrt wurden. Mich würde jedenfalls interessieren, wie sie nach Köln kamen. Das heißt: In welchem Schrein? Und ist der wunderschöne goldene Schrein im Dom erst nachträglich angefertig worden? Wir sind übrigens am Dienstag vor Ort.

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Niels
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben: Und ist der wunderschöne goldene Schrein im Dom erst nachträglich angefertig worden?
Ja, wohl von ca. 119-122: http://www.koelner-dom.de/index.php?id=1745
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Raphaela
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Raphaela »

overkott hat geschrieben:Gut, ich will jetzt nicht fragen, von welchen Heiligen Drei Königen die Gebeine jetzt stammen und ob da nicht auch ein paar Reliquien vom Barmherzigen Samariter bei sind. Vermutlich gibt es ohnehin sehr wenig Hinweise, wie die Gebeine denn nach Mailand kamen und wo sie dort aufbewahrt wurden. Mich würde jedenfalls interessieren, wie sie nach Köln kamen. Das heißt: In welchem Schrein? Und ist der wunderschöne goldene Schrein im Dom erst nachträglich angefertig worden? Wir sind übrigens am Dienstag vor Ort.
Vielleicht sollte man aber tatsächlich nachfragen, von wem die Gebeine denn tatsächlich stammen, denn die Weisen der Bibel sind es mit ziemlicher Sicherheit nicht. Da lohnt es sich eher nachzufragen, was der Evangelist aussagen wollte, als er von den Weisen schrieb. Aber bestimmt war da schon irgendwo eine Diskussion im Scriptorium
Im Übrigen hat nur die Volksfrömmigkeit drei Könige daraus gemacht. In der Bibel ist von Sterndeutern die Rede und es ist auch keine Anzahl genannt.
Aber wahrscheinlich wollte einfach jemand drei daraus machen, mit Namen, die man sich leicht merken kann und irgendwie mit den Buchstaben des Segens auf der Haustüre zu tun haben. Wer konnte früher denn schon Latein und wusste, was der Spruch heißt.

sofaklecks
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Guckst du

Beitrag von sofaklecks »

Guckst du:

http://www.phoenix.de/content/phoenix/d ... ige/217434

Oder

http://www.arte.tv/de/programm/242,day= ... =29.html

Informativ auch:

http://www.theology.de/kirche/kirchenja ... koenig.php


Im letzten Beitrag findet sich auch eine Übersetzung der Namen (die hoffentlich Gnade vor Roberts strengem Blick findet).


Wie genau die Gebeine nach Mailand kamen, liegt im Dunkeln. Erst im Nachhinein wurde eine entsprechende Legende bekannt, wonach ein Sohn Kaiser Konstantin dem Mailänder Bischof Eustorgius die von Kaiserin Helena (also dessen Grossmutter) mit den anderen Reliquien, etwa der Kreuzreliquie entdeckt worden seien. Guckst du:

http://www.milano24ore.de/sehenswuerdig ... torgio.php

In dessen Kirche befindet sich der angebliche frühere Sarkophag.

Na ja, und Barbarossas Kriege mit den oberitalienischen Städten kennt man aus dem Geschichtsunterricht.

Reliquienraub war im Mittelalter nicht ungewöhnlich. Der Heilige Nikolaus etwa liegt nicht komplett in Bari, das im übrigen auch immer wieder einmal aus der Türkei zur Rückgabe der Reliquien aufgefordert wird. Ein Finger wurde nämlich von einem Lothringischen Pilger schlicht geklaut und wird nun in Lothringen hoch verehrt.

sofaklecks

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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von cantus planus »

ambo hat geschrieben:Das die Koelner immer noch so tun, als habe der Rainald von Dassel, die Gebeine einfach so "übertragen" ist ja ganz lustig. Aber wer sich mal in Mailand umhört wird erfahren, dass man da noch recht genau weiss, dass Barbarossa und sein Kanzler Rainald die Stadt geplündert haben. Das war einfach mittelalterlicher
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Kunstraub? Zu so Niederträchtigem wären Kölner gar nicht fähig. Es war wohl eher fringsen. ;D :mrgreen:
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ambo
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von ambo »

@cantus planus: Wer sowas fieses wie Kölsch herstellt (brauen kann man das nicht nennen), den FC für den dollsten Fusballverein aller Zeiten und Karnevalssitzungen für witzig hält, nun, der ist zu allem fähig.

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cantus planus
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von cantus planus »

Du bist wohl Düsseldorfer, wie?! :motz:
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ambo
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von ambo »

nö, trierer und statt kölsch haben wir das hier: http://www.bwgtrier.de/ . Praktischerweise erfüllt man damit gleich das Gebot der materiellen Unterstützung der Kirche. Übrigens auch als Messweine geignet.

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cantus planus
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von cantus planus »

ambo hat geschrieben:nö, trierer und statt kölsch haben wir das hier: http://www.bwgtrier.de/.
Hmm, das ist wirklich ein guter Tropfen. Ein Bekannter hat mir mal den Messwein aus dem Dom zukommen lassen, neben zwei Flaschen "normalen" Wein. Wirklich köstlich!

Allerdings muss ich - bevor Missverständnisse aufkommen - betonen: auch in Köln wird mit Wein gewandelt, nicht mit Kölsch! Zumindest im Dom...
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Pit
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Pit »

ambo hat geschrieben:@cantus planus: Wer sowas fieses wie Kölsch herstellt (brauen kann man das nicht nennen), den FC für den dollsten Fusballverein aller Zeiten und Karnevalssitzungen für witzig hält, nun, der ist zu allem fähig.
...aber eines muß man dem F.C. Kölle lassen.
Er hat die treuesten Fans der Welt. :-)
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Pit
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Re: Heilige Drei Könige

Beitrag von Pit »

cantus planus hat geschrieben:Du bist wohl Düsseldorfer, wie?! :motz:
Nö, noch schlimmer!
Er ist aus dem Bergischen- also der Wildnis hinter Köln. ;-) ;D :D
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