Das wird Dir niemand - sinnvoll und erschöpfend - in zwei Sätzen erklären können. Wir haben in dem fixierten Thread mit den orthodoxen Links nicht nur auf allgemeine Informationen verwiesen, sondern auch auf eine Vielzahl von Einzelwerken, die das gänzlich abweichende, orthodoxe Verständnis von Erlösung beschreiben - nämlich ontologisch und nicht juridisch. Bei Interesse würde ich dort mal ein wenig lesen, um sich mit den Grundgedanken vertraut zu machen.Pilgerer hat geschrieben: Ich wollte aber auch mal fragen, was es mit der "Theosis" in der Orthodoxie auf sich hat. Wie geht sie vor sich und wie weit kann sie in der Praxis voran kommen?
In Kurzform sind dies: Nach dem Sündenfall, den die Orthodoxie als Zielverfehlung und nicht als Rechtsbruch begreift, hat Christus durch sein Erlösungswerk die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass der Mensch wieder in Gemeinschaft mit Gott treten und zu seiner Bestimmung finden kann. Dementsprechend ist es Sinn und Zweck der orthodoxen Kirche als sichtbarem Raum des Lebens in der gefallenen Welt, Menschen, die dieses Erlösungswerk erkannt haben, auf die Begegnung mit Gott am Jüngsten Tag so vorzubereiten, dass diese nicht als "Hölle", sondern als "Himmel" empfunden wird. Wer sich nach den Geboten Gottes und der Kirche richtet, das "Angebot" der Kirche in Liturgie und Mysterien wahrnimmt, sein Herz beständig durch Gebet und Fasten reinigt, um den Heiligen Geist zu erlangen (nach dem Hl. Serafim alleiniges Ziel des menschlichen Lebens), der befindet sich mehr oder weniger weit auf dem Weg der Vergöttlichung - menschliche Freiheit in Synergie mit der Gnade Gottes. Errettung (frei nach Fr. Thomas Hopko) ist damit nicht der Versuch, seinen eigenen Hintern durch Erweb eines Platzes im Himmel durch Mietgliedschaft in bestimmten Organisationen oder rationale Entscheidungen in Sicherheit zu bringen, sondern vollzieht sich als lebenslanger (und ewig gefährdeter) Prozess, wenn Menschen sich von dieser Vorstellung verabschieden und stattdessen aus bloßer Liebe das Doppelgebot zu erfüllen versuchen.
Wie weit Theosis gehen kann? Grenzenlos, wenn wir denn wollen. Der erst vor 20 Jahren verstorbene Altvater Porphyrios ist (nur) ein Beispiel dafür, welche Gnade Gott auch heute noch denjenigen schenkt, die ihm in Demut nachfolgen. Link mit Zeugnissen und Berichten (auf Englisch)