Tapia de Casaregio, ist, wie schon berichtet, die letzte Station vor Ribadeo, und eigentlich ein Katzensprung. Also trödele ich ein wenig, mache ein paar Umwege, nehme eher die wunderschönen Spazierwege als den hier ein wenig langweiligen Pilgerweg. Solange es noch geht will ich die Küste genießen. Und die kommende Herberge ist wohl auch die Herberge, die von allen am schönsten gelegen ist. Direkt am Ortseingang, nur wenige Meter von der Steilküste entfernt, WAHNSINN, WIE SCHÖN! Es gibt kleine Aussichtsplattformen, Treppchen, Kletterfelsen, niedliche Wellen aus denen eigentlich eine Venus mitsamt Jakobsmuschel entsteigen müsste.
Stattdessen überfällt mich Nemesis, die nervigste aller Pilgerinnen, mit lautem Geschnatter, bevor ich auch nur meinen Rucksack durch die Tür wuchten kann. Sie lässt sich nicht davon stören, dass ich ein wenig außer Atem bin, meine Kopfhörer im Ohr habe, oder mehrmals mit steigender Lautstärke versuche, sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich kein Wort von dem verstehe, was sie mir da ins Ohr rammt. Sie hat mittlerweile einen aufwendigen Verband ums Bein, mitsamt Schiene und Krücke, und erwartet, dass ich ihr die halbe Herberge umräume, bevor ich auch nur meinen Rucksack absetze. Ich hänge meinen Player an einen Bettpfosten, werfe Manni das Mammut hinterher, und klemme etwas in den Türrahmen, da Nemesis gerne frische Luft hätte, und ignoriere sie danach, um die Lokalität in Augenschein zu nehmen. Im hinteren Teil des dicht mit leeren Etagenbetten gefüllten Raumes gibt es eine Kochplatte und einen Mikrowellenherd (spanisch: Magnetron, toller Name für ein Küchenutensil, vielleicht gibt‘s ja auch noch eine Kräutermühle, genannt Wolverine, und einen Mixer namens Storm), alles klebrig vor Schmutz. Auch Klos und Duschen sind nicht besser. Nemesis schnattert immer noch, und neugierig gehe ich eine Treppe hinauf, ihr zu entflüchten. Auch das Obergeschoss ist vollgestellt mit Etagenbetten, und mindestens zehn Pilger mit Händen auf den Ohren grinsen mich an. Ein Südamerikaner sagt: „She’s going like this for hours now!“ Ich entgegne: „I don’t know what she smoked, but don’t try it too!“ Rasch wird in mehrere Sprachen übersetzt, alle gröhlen.
Nach einer Dusche setze ich mich mit meiner Teekanne an die Küste, und sehe zu, wie sich die Herberge füllt und der Strand sich leert. Ja, D. und L. mit ihrer Gitarre sind auch wieder da, und schließen sich den Südamerikanern an. Es kommt auch noch eine Gruppe von 10 deutschen Pilgern an, die die untere Etage in Beschlag nehmen und laut schnatternde Spanierinnen einfach ignorieren. Nemesis zieht sich die Decke über den Kopf. In der kleinen Hafenstadt mit wunderschönem Hafen finde ich zu Abend eine kleine Cantina, in der es billiges Fastfood gibt, und wo es einigermaßen ruhig zugeht. Dort esse ich eine der merkwürdigsten Mahlzeiten, die ich auf dem ganzen Pilgerweg gegessen habe: Frittierte Chorizo, man stelle sich vor, dazu Rührei mit Patatas Fritas und Majonnaise. Ich merke regelrecht, wie sich meine Arterien mit Cholesterin verstopfen.
Nach einer grauenhaften Nacht in einer voll belegten und total verdreckten Herberge laufe ich mit der deutschen Gruppe weiter, und wir unterhalten uns prächtig bei einem wirklich knackigen Marsch, sie wollen noch weiter, wollen um die 30 Kilometer laufen. Die wohl 18 Kilometer nach Ribadeo vergehen mir im Fluge, und dort angekommen merke ich, dass ich meinen mp3-Player, den mit meinen Hörbüchern, vergessen habe. Gestern, bei dem Überfall von Nemesis, hatte ich ihn an den Bettpfosten gehängt, und hängen gelassen, als ich in das Obergeschoss gezogen bin. Die anderen Deutschen haben ihn gesehen, „So’n kleiner mit echt guten Kopfhörern? Hätt‘ ich beinahe mitgenommen!“ Hättest Du doch nur, dann könntest Du ihn mir jetzt geben. Also nehme ich mir ein Taxi, und fahre in kaum einer Viertelstunde die Strecke zurück, die mich gerade zweieinhalb Stunden Marsch gekostet hat, nur um den Player nicht mehr zu finden. Zurück in Ribadeo mache ich einen Stadtbummel zur Post, meine Tochter wollte mir meine Lieblingsmusik auf zwei Speicherdvds brennen und postlagernd hierherschicken, und auf dem Postamt liegt tatsächlich ein Päckchen für mich. Der Brennvorgang hat aber nicht richtig funktioniert, ein Drittel der Dateien ist kaputt, und der Billigplayer, den ich mir in Spanien gekauft hatte, schaltet nach drei bis fünf Liedern ab, aber wenigsten etwas. Tief deprimiert komme ich zurück zur Herberge. Mittlerweile sind auch die Südamerikaner mit D. und L. eingetroffen. Ohne sonderliche Hoffnung frage ich die süßeste aller Pilgerinnen „Have You found a mp3-Player? I lost it?“ „A tiny little thingy with really good earphones? Yes! I took the phones and gave the player to him over there!” L. kommt um die Ecke, um sich wie immer mein Shampoo auszuleihen, und drückt mir meinen Player in die Hand.
Zeit, über L. nachzudenken. Vielen Pilgern meiner Altersstufe, fortysomething, ist er schon auf den Nerv gegangen, er ist zu aufdringlich, zu distanzlos, spätestens um acht Uhr Abends zugekifft, und erzählt jedem, den er länger als fünf Minuten festhalten kann, seine Lebensgeschichte. Ich hab allerdings schon fünf oder sechs verschieden Ausführungen gehört. Allen Versionen ist eines gleich, er hat Mist oder Durcheinander gebaut, möchte aber jemandem, Bewährungshelfer, Lehrherrn oder zukünftigem Schwiegervater, beweisen, dass er etwas Großes zu Ende bringen kann. Dabei ist er praktisch immer gut gelaunt und nimmt niemandem etwas krumm.
Aber, geht’s denn auf diesem Pilgerweg nicht genau darum? Bis an Ende der Welt laufen, und alle Last von den Schultern und vom Herzen abwerfen? Sich, Gott, und der Welt beweisen, dass man etwas leisten kann? Und sich dabei nicht wie ein depressiver Endvierzigjähriger auf Midlifecrisis benehmen, sondern fröhlich sein wie ein verliebtes Gürteltier auf einer Bowlingbahn? Ohne zu versuchen, in jedem Blatt, das vom Baum fällt, einen tieferen Sinn zu finden, sondern Spaß zu haben, wo er nur zu finden ist?
He, Großer Gott, das will ich auch!!
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
Die Herberge von Ribadeo ist die erste Herberge in Gaelicia,
und wird staatlich betrieben, wie fast alle in diesem Bundesland. Moment, sind
das hier auch Bundesländer wie bei uns? Oder Kantone wie in der Schweiz, oder
Mandarinate wie in Canton? Staaten wie in Nordamerika? Nää, Vereinigte Staaten
von Espagña klingt nicht so gut. Jedenfalls bin ich jetzt in Gaelicia, nicht zu
verwechseln mit Galizien, was angeblich zu Polen gehört. Die Hauptstadt von Gaelicia
ist Santiago de Compostella, es wird so langsam ernst. Also bin ich jetzt der
Länge nach durch Catalunya und Cantabria, und einen guten Teil Basque, also das
Baskenland, gelaufen. Komisch, auf der ganzen Strecke, besonders im Baskenland,
ist mir niemand mit einer Baskenmütze begegnet. Naja, der Panamahut wurde auch
nicht in Panama, sondern in Kolumbien erfunden, in Bad Homburg trägt kaum
jemand einen Homburger, und auch in Stettin sieht man wenige Leute mit einem
Stetson. Schwach, das mit den Hüten. Da halten es andere besser mit ihrem
Lokalkolorit. Hamburger essen doch auch gern Brötchen mit Flachfrikadellen,
Bremer gerne Fischklopse in Brötchen. Oder gehen wir an die Hauptstädte:
Berliner essen gern frittierte Hefebällchen, Italiener trinken ihren Wein aus
Römern, Österreicher essen Würstchen, und die Franzosen...— tragen Baskenmützen.
Die Herberge von Ribadeo ist jedenfalls sauber und direkt
unter einer gigantischen Brücke gelegen. B.&B., meine beiden kölner
Schwestern, haben jedenfalls schon seit Tagen Angst vor der Höhenangst, da
diese irre hohe Brücke die einzige Alternative zu zwei bis drei Tagen Umweg
ist, und auch mir ist ein wenig mulmig. B.&B. verlassen hier den Camino del
Norte, bleiben weiter an der Küste, bis sie bei A Coruña auf den Camino Ingles
stoßen, einen Abschnitt des Weges, den man in Deutschland kaum kennt, 117km
lang und schlecht mit Herbergen ausgestattet, aber ohne den Pilgerrummel vor
Santiago, mit dem ich noch zu kämpfen haben werde. Ich bleibe jedenfalls auf
dem Norte, der jetzt meine geliebte Küste verlässt. Für den Abschied vom Meer nehme ich mir das Wochenende Zeit.
Mit einer Kanne Tee feiere ich die Bergung meines Players,
und eine der verrücktesten Pilgerinnen trinkt eine Tasse mit mir. Sie ist
Australierin, sehr hübsch, und hat zum Ende ihres Studiums von ihrem Vater
einen Besuch bei ihren Schwestern geschenkt bekommen. Nun, die eine wohnt in
Südafrika, nur ein Katzensprung von Canberra, die andere in London. Und wo sie
nun schon mal in Europa ist, geht sie halt den Jakobsweg. Zuerst hat sie den
Camino Frances hinter sich gebracht, allerdings kurz vor Santiago den Weg
verlassen, und die Urkunde verweigert bekommen. „Was soll‘s,“ dachte sie sich, „mach ich halt auch noch den Norte.“ Na, wenn’s weiter nichts ist! Australier halt.
Da die Herberge sich ernsthaft füllt mache ich mich auf zu
einem Stadtbummel, der damit endet, dass ich mich in einer fantastischen
Pizzeria restlos überfresse. Wenigstens kann ich damit in der total überfüllten
Herberge gut schlafen. Am nächsten Morgen bewundere ich das Chaos, das D. und
L. in der Küche angerichtet haben. Bis das wieder sauber ist wird wohl Mittag
sein. Es gab Spaghetti mit Tomaten und Pilzen, dazu Kürbissuppe, wie in
bemerkenswert vielen Herbergsküchen entlang ihres Weges auch. Ich finde schon
früh ein günstiges Hotel genau im Altstadtzentrum, und gegen Mittag treffe ich
D. bei einer gaelicischen Hochzeitsfeier, er läuft jetzt mit der schnuckeligen
Australierin. Sein Blick gleicht dem einer Katze, die gerade den Kanarienvogel
gefressen hat, ;}.
Die Hochzeitsfeier ist sehr nobel gehalten, wird aber durch eine Trachtengruppe und
eine Folkband, die keltische Dudelsäcke, Gaitas, benutzt, aufgelockert, deshalb schauen auch so viele Leute zu.
Etwas anderes merkwürdiges fällt mir auch hier wieder auf.
Ich hab schon in mehreren Städten merkwürdige Figuren gesehen, junge Frauen,
von Hut mit Schleier bis Schuh mit Schnallen in einer Farbe gekleidet und
geschminkt, also entweder ganz silbern oder weiß, oder golden. Einmal auch
schwarz mit Goldrand. Niemals „richtige“ Farben wie rot, gelb, blau und deren
Mischungen. Sitzen auf einem Hocker in der gleichen Farbe, haben Flügel in
passender Farbe auf dem Rücken, und bewegen sich absolut nicht. Egal, was für
Faxen man als Pilger auch von sich gibt, und ich kann da schon sehr
einfallsreich sein. Wirft man ihnen dann eine Münze in den Becher erwachen sie,
wackeln mit den Flügeln, lächeln und werfen eine Kusshand, und erstarren sofort
wieder zur Statue. Laut Fremdenverkehrsbüro sind das Schauspielstudentinnen,
die so eine Hausaufgabe erfüllen. Sehr viel angenehmer und schöner als südamerikanische Musikstudenten auf deutschen Weihnachtsmärkten.
Ribadeo hat viele Kirchen und Paläste, aber auch viele
Hafenkneipen und Cafès, und das Wochenende vergeht mit Sightseeing und heißer
Schokolade, und zu viel Cervesa und Vino Tinto. Mein Zimmer hat sogar eine
Badewanne, es gibt aber im ganzen Hotel keinen Stöpsel, weshalb ich mir einen
aus einer Obsttüte bastele, hah! Ich nehme mir Zeit, alle Kleidungsstücke
richtig sauber zu waschen, und stocke meine Ausrüstung mit neuen Strümpfen, die
ersten sind schon durchgescheuert, und einem silbernen Halsreif, einem
keltischen Torques, auf. Wann immer ich in einem Cafè Zuckertütchen entdecke, verschwinden
sie auf magische Art und Weise, um in weiteren Tagen genauso magisch in meinem
Nachmittagstee wieder aufzutauchen, schließlich kann ich ja kein Kilo Zucker
mit mir herumschleppen. Aber ich schaffe es kaum, länger als zwei Stunden still
zu sitzen, ich laufe zur Erholung durch die ganze große Stadt und einige
Kilometer an der Steilküste entlang, erst Sonntag Nachmittag komme ich
einigermaßen zur Ruhe. Montag um acht Uhr bin ich allerdings hellwach, gehe indes
ein weinig in die Knie, als ich Manni das Mammut wieder auf meinen Rücken
wuchte. Die ersten paar hundert Meter knirschen in den Muskeln wie Sand
zwischen den Backen, aber dann finde ich den ersten Wegweiser mit Jakobsmuschel, und mein Herz schaltet in den Rallyegang. Endlich geht’s weiter…
copyright
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
Es ist der erste Oktober, und weiß nicht, was mir hier noch
alles passieren soll! Der ganze Tag ist echt kalt, feucht, diesig, auch in
Spanien wird’s Herbst. Irgendwann am späten Vormittag stelle ich Manni das
Mammut, meinen Rucksack, vor einer kleinen Bar ab, setze mich in die Bar und
trinke zum Aufwärmen einen heißen Kakao, als mehrere sehr merkwürdige Gestalten
im Nieselregen aufgeregt um Manni herumtanzen. Ein total supergedresster
Radsportler steigt von seinem Superrennrad, kommt in die Bar und strahlt mich
mit einem Tausendwattleuchtsupergrinsen an. Er ist Reporter von „Television
Asturias“, macht eine Reportage über den Camino del Norte, und kann keine
Pilger finden. Na klar, morgens um elf in Spanien, da sitzen alle Pilger in der
Bar, zum letzten Kakao oder zum ersten Bier des Tages. Ob ich mit nach draußen
zum einem Interview kommen wolle? Gesagt, getan, es geht vor die Tür, wo ein
Kamerateam mit Tourbus und zwei schweren Motorrädern als Begleitung stehen.
Alle sind froh, einen Pilger, der nicht sofort bei ihrem Anblick im Gebüsch
verschwunden ist, gefunden zu haben. Das Interview ist bescheuert und schnell
vorbei, und am Abend bin ich nicht nur in der Herberge von Baamonde, sondern auch noch im asturischen Fernsehen. Patrick, der Paradepilger, meine Güte!
Am frühen Nachmittag komme ich an, und die Alberque ist,
besonders nach dem Betonbunker von gestern, eine der gemütlichsten Unterkünfte
meiner gesamten Reise. Kaminecke, Sofas, Blumengarten, Küche, herrlich. Die
Herberge wird in ihrer Schönheit nur noch von der Rezeptionistin übertroffen,
die sich leider nicht von mir zu einem Tee einladen lässt. Meine spanischen
Mitpilger Jo., C. und M. trudeln auch ein, und während Jo. seine Suppe anbrennen lässt, erkunde ich den Ort.
Während in mir noch die Meinung reift, hier sei nix los
auf’m Hof, nicht mal Schwof, kommt ein netter Opa auf mich zu und fragt mich,
ob er mir sein Museum zeigen darf. Na klar, Opa hat ein Museum, man gönnt sich
ja sonst nichts. Aber ich hab‘ gerade nichts zu tun, ich bin kein kleiner Junge
mehr, dem ein lieber Onkel ein Kaninchen zeigen will, und der Opa ist auch
nicht Norman Bates mit seinem Motel, also komme ich mit. Zuerst halten wir an
einer uralten Kastanie an de Kirche, in die überall Schnitzereien eingearbeitet
sind, und da das dieser Opa gemacht hat, werde ich ganz langsam neugierig auf
sein Museum. Dort angekommen schiebt er nicht nur ein Tor auf, sondern auch
mich hindurch, und ich stehe sprachlos in einem wahren Zaubergarten. Überall
stehen Granitskupturen, superrealistische Tiere wie Rehe und Biber, Türme, ein
Thron, eine Santa Lucia, eine schlafende supersexy Venus, eine Heilige Familie,
eine kleine Kapelle, Wahnsinn! Danach führt er mich ins Haus, wo seine Holz-
und Metallarbeiten stehen. Opa entpuppt sich als einer der herausragenden
Bildhauer sakraler Kunst Spaniens, Victor Corral. Wir unterhalten uns
französisch. Wenn am Camino irgendwo Jakobusstatuen aus Granit stehen, sind die
garantiert von Ihm! Sein größter Christus ist vier Meter hoch, sein kleinster
Engel vier Millimeter klein. Seine Schnitzerei „Hunger“ drückt so viel Leid
aus, dass es mir Tränen in die Augen treibt; eine Skulptur von einem Mann mit
einer rauchenden Pfeife erfüllt mich mit tiefster Ruhe. Kamera habe ich leider keine dabei, aber dieses Gefühl kann man sowieso nicht festhalten.
Nach einer sehr ruhigen Nacht geht es weiter nach Miraz,
hier soll es die einzige englische Herberge, geführt von der „Fraternity of St.
James“, geben. Na, da kann ich vielleicht mal wieder mit jemandem in einer
Sprache, die ohne wilde Gebärden auskommt, reden. Auf dem Weg dorthin empfiehlt
der Pilgerführer einen weiteren gastfreundlichen Bildhauer. Mittlerweile forsch
pilgere ich irgendwann vormittags in seine weit offene Werkstatt, in der laut
scheppernde Flamencomusik ein wildes Pingpingping von Hammer und Meißel kaum
übertönt. Er meißelt eine Flasche. Aus Glas. Mit einem Hammer. Und einem
Meißel. Ein Ping von mir und er bräuchte eine neue Flasche, stattdessen bedeckt
er die ganze Flasche mit einem Gewirr von Symbolen der Tempelritter. Wenn er
nicht gerade Flaschen meißelt, malt er Aztekengötter auf Holz. Und singt dazu Flamenco.
Übrigens, das wichtigste Symbol der Templer ist nicht dieses
allseits bekannte Luftwaffenkreuz, sondern dieses schiefe T, der griechische
Buchstabe Tau, der gleichzeitig auch noch ein wichtiges Symbol der Jakobuspilger
und DAS Symbol der Bruderschaft von Taizé ist. Schön, dass ich nicht an Verschwörungstheorien glaube.
Auf diesem Tagesweg überwinde ich die Entfernungsmarken 111,111
und 100, was bedeutet, dass ich keine einhundertelf Kilometer und einhundertelf
Meter, auch keine einhundert Kilometer mehr von der Kathedrale von Compostela
entfernt bin. Es geht in die Zielgerade! Die Friedhöfe hier sind sehr berühmt
und sehenswert, gigantische Granitmausoleen mit Schrankfächern, in die die
Toten gelegt werden. Der Aufwand wäre es wert, den Lebenden geschenkt zu werden,
aber die bekommen noch nicht einmal Blumen. Interessant auch, dass die
Todesanzeigen hier nicht in der Zeitung stehen, sondern als einzelne Blätter an
Bushaltestellen und Kneipentüren geklebt werden. Eben dorthin, wo sich die Verstorbenen meistens aufhielten und wo die besten Freunde meistens sind…
So liebevoll, wie ich in der englischen Herberge empfangen
werde, wurde ich seit Ernesto und Güemes nicht mehr begrüßt. Die Mitglieder der
Bruderschaft, im Moment eine Schwester und zwei Brüder, machen hier einige
Wochen Dienst, dann kommen die nächsten. Und es ist wunderbar, sich wieder
fließend mit jemandem zu unterhalten. Da es hier in weitem Umkreis absolut
nichts außer einer Kirche und einer Kneipe gibt, verkaufen sie Nahrungsmittel
in Pilgerrationen, also zwei Kartoffeln, ein Ei, eine halbe Karotte, und so
weiter. Jo. ist gespielt beleidigt, dass ich nur ein Boccadillo, also ein
belegtes Brötchen, essen will, und lädt mich zum Essen ein, zu dem ich gerade
noch zwei Dosen Michaelisbräu und zwei griechische Joghurt beisteuern kann. Es
gibt Ensalada (Salat), Sopa (angebrannte Suppe), und Tortilla con Patatas
(Omelette mit Kartoffeln), und die drei Spanier adoptieren mich endgültig. Ein
dänisches Ehepaar kommt dazu, er ist auch noch Gärtner, und beide sind froh,
ihre Deutschkenntnisse an mir zu trainieren. J. und G., die nach ein paar
hundert Kilometern getrennter Wege wieder zusammen pilgern, melden sich endlich
wieder; sie werden einen Tag nach mir in Santiago eintreffen, und wir
verabreden uns zu Mittag vor der Kathedrale. Sogar das Münztelefon funktioniert
nach Hause. Kurz vor Einbruch der Nacht steht ein Regenbogen am Himmel. Danach
wird der Himmel schwarz, morgen soll es wohl regnen. Na, was soll denn jetzt noch kommen…
copyright
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
„Just to get something warm into the kids!“ sagt der
englische Bruder, als ich in die Küche der Herberge komme und das Frühstück
bestaune. Es gibt Röstbrot mit Marmelade oder Jelly, Obst, Milchkaffee oder
Breakfast-Tea. Vor zwei Tagen bin ich noch von einer städtischen Putzfrau nicht
nur aus dem Bett, sondern auch aus der Unterkunft geschmissen worden, und jetzt
so ein Frühstück. Zum richtigen englischen Frühstück fehlen zwar noch Fabadas Y
Tomatas (Baked Beans) und fritiertes Weißbrot (Toast), dazu Scrambled Eggs
(Huevos revueltas), und es ist wieder einmal Zeit, das Portemonnaie (Borsa) in
die Spendenurne zu leeren. Wieder amüsieren sie sich über den Pilger, der
seinen eigenen Teapot mitschleppt; „I filched it from my beloved grandma when I
was eighteen, and now it’s everything I have from her. I have it with me on
almost every journey.“ Aber auch das schönste Frühstück geht einmal zu Ende, und es Zeit, wieder dem Weg zu begegnen.
Nach einem Blick vor die Tür stopfe ich alle Klamotten in meinen
treuen Rucksack Manni, und trage außer der Regenkleidung nichts außer einem
Funktionsslip (Ropa Supertecnika), da bei so einem Regen sowieso das Wasser
auch an der Innenseite der Kleidung entlangläuft. Ich hab dann zwar am Tag
keinen nasskalten Stoff an der Haut kleben und am Abend trockene Sachen, kühle
aber sofort aus, wenn ich stehen bleibe. Auch ist es so nass, dass ich kein
Audiobook (Hörbuch) auf meinem Player hören kann, und ich falle irgendwann in
einen tranceähnlichen Zustand, weiter, immer weiter, weiter. Es gibt keine Bar,
die warm und gemütlich aussieht, keinen Supermarkt, nichts bis Sobrado los
Monxes, welches in 27km Entfernung liegt. Am Morgen regnet es Bindfäden, guter
Landregen, der Gärtner und Maurer Feierabend machen lässt. Ich laufe. Bis zum
Mittag nimmt der Regen immer stärker zu. Ich nehme mir vor, am Felsen am Ende
der Welt die Vier Winde und den Regen anzubrüllen, das ER, der sie auf den Weg
geschickt hat, auch mich auf den Weg geschickt hat, ihnen zu widerstehen. Und laufe weiter. Das
stört einen der Vier Winde, und der Regen kommt die letzten acht Kilometer von
der Seite. Am Nachmittag bin ich ohne Pause und am Stück 27 Kilometer in
fünfeinhalb Stunden gelaufen, und belohne mich mit einem Hotelzimmer mit Badewanne.
Eine BADEWANNE! So sieht also das Paradies aus…
Im Treppenhaus des Hotels kommen mir „Schau mal wer da ist!“
D. und L. entgegen. Sie müssen schon wieder Pause machen, weil einer von ihnen
krank ist. Leider bin ich viel zu erschöpft, länger mit ihnen zu reden, und
leider war dies das allerletzte Mal, dass ich sie getroffen habe. Das
Zisterzienserkloster, das dem Ort den Namen gab, erweist sich als gigantischer
und heruntergekommener Granitkomplex, der einfach nur Kälte ausstrahlt. Die
dazugehörige Pilgerunterkunft ist überraschend gemütlich, und wohl fünfzehn
Pilger drängen sich um einen einzigen Heizlüfter. Der Geruch erinnert mich an
die Heimat meiner Kindheit. Nein, nicht weil’s so heimelig wäre. Meine Mutter hatte fünf Hunde.
Der im Pilgerführer angepriesene gesungene Vespergottesdienst
schreckt mich maßlos ab. Es nehmen 10 Pilger, 8 Einheimische und 24 Mönche
daran Teil. Diese spulen desinteressiert und gelangweilt ihr Programm in 40
Minuten ab und gehen wieder. Vielleicht liegt es an meiner Erschöpfung, an
meinem kaputten Stuhl, an der Kälte des Raumes, oder daran, dass ich nichts von
diesem ganzen Ablauf verstehe, aber sollte ich einmal Mönch (Bruder Tuck) werden müssen, würde ich Franziskaner.
In der Pilgerbar treffe ich auf meine Pilgertruppe der
letzten Tage, und ihr herzliches Willkommen entschädigt mich schnell.
Miteinander vertreiben wir den Regen des Tages aus unseren Herzen. Die Unwetter
draußen legen die Stromversorgung des ganzen Ortes lahm, auf einmal ist es
stockfinster, bis die Wirtin, gesegnet sei ihr Name und ihr Vorname, das ganze
Lokal mit Kerzen erleuchtet. Hmm, die sollte mal die Vesper leiten! Aufgrund
des Stromausfalles gibt es nach dem Nachtisch keinen Kaffee, sondern Liquor de Herbas auf Eis, und mir wird richtig warm. Noch 60 Kilometer bis Santiago!
Arzua, das nächste Etappenziel, ist einer der wichtigsten
Knotenpunkte der Jakobswege. Hier laufen Norte, Primitivo, Frances, und Via de
la Plata zusammen. Dazu kommen die Kurzstreckenpilger, die nur die letzten
100km laufen, und ich befürchte schon lange ein ziemliches Gewimmel. Ich komme
über eine Nebenstraße nach Arzua hinein, biege um eine Ecke, und bleibe
geschockt und wie angewurzelt stehen. Hunderte Pilger traben die Hauptstraße
entlang, sitzen an jedem Tisch der zahlreichen Bars und Cafés. Diese Stadt
scheint aus Cafés, Alberques und Souvenirläden zu bestehen, und alles ist
voller Pilger. Ich bekomme mit Müh und Not noch ein Bett, dabei ist Mittag kaum
vorbei. Die Preise sind astronomisch. Besonders schlimm sind die Tourigrinos,
Touristenpilger, die vier bis fünf Tage lang pilgern, abends ihren nächsten
Herbergenplatz telefonisch reservieren, ihr Gepäck mit dem Taxi vorausschicken,
und in frisch gestärkter Wanderkleidung mit Bügelfalte vor den Häusern sitzen und
jammern, als hätten sie nicht 15, sondern 50km bewältigt. Nach fast 800km und sechs Wochen Beschaulichkeit ist das alles ein Schock ohne Gleichen.
Vor Jahren habe ich einmal einen schweren Schlag mit einem
Gummihammer gegen die Stirn bekommen, und genauso benommen wie damals torkele
ich durch die Stadt. Auf einem Platz torkelt mir ein genauso benommener Jo.
entgegen. Wir klammern uns aneinander wie Hänsel und Gretel im Wald, und finden
eine beinahe ruhige Cantina mit einem brauchbaren Pilgermenu, Jo. konnte noch nicht einmal eine Suppe anbrennen lassen.
Nach einer unruhigen Nacht stehe ich früh auf und laufe in
voller Finsternis los. Draußen bewegt sich eine lockere Menschenschlange in
Richtung Santiago, jetzt schon. Immer wenn ich mich an die Dunkelheit gewöhnt
habe leuchtet jemand mit einer Taschenlampe herum. Langt Euch der Vollmond
nicht? Auf einmal ruft vor mir jemand „Willi, wink doch emol!“ Hinter mir „Ja
Schorsch, winkewinke!“ und Schorsch brennt mir aus zwei Metern Entfernung mit
einem Photoblitz die Netzhaut aus. Nur bedingt freundlich tue ich ihm meinen Unwillen
kund. Seine Antwort ist: „Wieso, war doch nur ganz kurz!“ Das haben Blitze so
an sich, oder? Wenn er mich nochmal anblitzt braucht er das Buch „Pilgern ohne
Kniescheiben“. Und das bringt jetzt das Fass zum überlaufen, ich hab‘ die Nase
voll, absolut. Ich will nur noch zum nächsten Bus und zum Flughafen. F*#k
Santiago, F*#k Camino, mir ist f*#kegal, dass ich 30km vor dem Ziel bin, ich will nicht mehr, ich will heim.
In der Hoffnung, vor mir eine ruhigere Zone zu finden, lege
ich den Rallyegang ein und lasse meine Wut am Weg unter mir aus, nach den
Wegweisern laufe ich mehr als acht Kilometer in einer Stunde, gutes
Joggertempo. Der Camino nimmt es mir nicht übel, und erweist sich mir als guter
Freund. Er schenkt mir eine pilgerfreie Zone, keine Bushaltestelle, und die
merkwürdigste Begegnung meiner ganzen Pilgerreise. Mitten in der Wildnis steht
eine Frau am Weg, in Zivilkleidung, kein Wandereroutfit, kommt auf mich zu,
neigt den Kopf und überreicht mir mit beiden Händen zugleich einen Keks. Dann
sagt sie „Buon Camino!“, dreht sich um und geht weg. Buon Camino! Das
fühlt sich an, als ob mir jemand einen verklemmten Wirbel einrenkt, und in
meinem Kopf macht es laut „Knack“! Der einzige Moment meiner Pilgerreise, an dem ich wirklich abbrechen wollte, ist vorbei. SANTIAGO, ICH KOMME!
Am Wegesrand steht ein Pilgerbüro, in dem ich ein Zimmer in
einem kleinen Hotel achteinhalb Kilometer von der Kathedrale entfernt
reservieren kann, die Herberge, an der ich vorbeikomme ist ein stinkendes
Dreckloch. Den wunderbar ruhigen Abend verbringe ich in Gesellschaft von zwei Norwegern und einer Engländerin, und mehreren Flaschen Rotwein.
beer dulls a mind, brand sets it burning,
but wine is the best for a sore souls yearning
Achteinhalb Kilometer noch, keine zwei Stunden Wanderzeit.
copyright
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
Jepp. Ich sehe mich noch heute mit seiner Frau im strömenden Regen auf einer Anhöhe im freien Feld stehen weil die Handyverbindung so schlecht war um ihm Mut zuzusprechen. Seine Frau fragte sich nach diesem Gespräch ernstlich, ob sie ihren geplanten Flug nach Spanien absagen muß.
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
Nach jedem Gottesdienst bei uns heisst es:
"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die trostreiche Gemeinschaft des Heiligen Geistes, sei und bleibe mit uns."
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12
Ist das wirklich echt oder ein (fast) gut gemachter Scherz?
Warum sollte das ein Scherz sein? Das wird doch schon seit einigen Jahren gemacht:
Zuletzt führte Prof. Braun an der BSP Business School das Projekt „Geschäftsmodell Jakobsweg – Zwischen Kommerz und Spiritualität“ durch. Neun Studierende und zwei Begleiter wanderten und forschten 14 Tage auf dem Jakobsweg zwischen Astorga und Santiago. Auch 2017 wird das Projekt wieder stattfinden.
Ich bin auch vor 5 Jahren mit drei Bekannten den Jakobsweg gegangen. Echt eines der besten Erlebnisse bis jetzt. Leider hab ich echt ein bisschen falsch gepackt, aber nachher ist man ja immer schlauer! Deshalb dachte ich mir ich schreib mal ein paar Packtipps rein.
- praktisch sind so Organisierbeutel, dann liegt im Rucksack nicht alles Kreuz und Quer herum
- Mirkofaserhandtücher: trocknen viel schneller und sind klein und leicht
- Waschmittel: in vielen Unterkünften gibt es Waschmaschinen und Trockner
- nicht zu viel Kleidung: kann man alles waschen
- Bücher: hab ich nie gelesen, weil ich keine Zeit hatte oder sonst gibt es das auch in Unterkünften
Ich bin den Camino auch gegangen - vor Kerkeling zum Glück, denn danach war es ja nicht mehr Pilgern zu nennen.
Ich habe nach kürzester Zeit alles, was ich doppelt hatte, postlagernd nach Hause geschickt. Ich brauchte eigentlich nur das,was ich am Leib trug, ausreichend Wasser und am Abend eine trockene Unterkunft (es war September und regnete sehr oft und war dann arschkalt im Gebirge). Mit jedem Schritt ließ ich die Probleme, die ich im normalen Leben hatte, noch mehr hinter mir. Am Schluss verstand ich gar nicht mehr, was ich eigentlich gehabt hatte. Und vor allem nicht, wieso ich dauernd so viel Zeug angehäuft hatte.
Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass man vorher mit Gewicht (Rucksack) auf dem Rücken trainieren soll, und so hatte ich ab Ponferrada ein schlimmes Knie vom Bergablaufen, obwohl ich ansonsten superfit war und locker 8 Stunden am Stück stramm laufen konnte.
Zum Glück habe ich nicht aufgegeben, sondern bin an Stöcken weiter. Das war die beste Entscheidung meines Lebens, und bald sah ich, dass ich nicht die einzige war. Ich bin trotzdem an manchen Tagen noch knapp unter 30 km weit gekommen. Andere Pilger erzählten mir, dass sie wochenlang trotz Hexenschuss weitergelaufen sind, und eines Tages war er dann weg.
Die Pilger machten sich gegenseitig Mut und forderten andere auf, nicht aufzugeben. Oder wenn man nicht mehr konnte, riefen die, die einen überholt hatten, (in allen möglichen Sprachen) von vorne zu: "Hinter der nächsten Kurve liegt schon die Herberge." Ein Pilger, der abends immer vor mir da war, trat mir 1 Woche lang immer den besseren Platz in den Sammelunterkünften ab. Dann war er wohl in anderen Unterkünften.
Ich hatte unglaubliche Erlebnisse, und zwar an denselben Stellen, wie Coelho seine Erlebnisse hatte. Ich konnte es nicht glauben, als ich sein Buch las, als ich vom Jakobsweg zurück war.
Ein Handy hatte ich natürlich nicht dabei, aber damals gab es auch noch Telefonzellen .
Santiago dem Compstela war dann ein Kulturschock, mit all dem Lärm, den Bussen voller Pilgern und dass die Kommunion im Pulk ausgeteilt wurde, und die "Kommunionspunkte" im Hof der Kathedrale mit bayrisch-weiß-blauen Schirmen gekennzeichnet waren. Grauenvoll! Am liebsten wäre ich den Weg wieder rückwärts gegangen. Ich musste mich zwingen, mir die Bescheinigung abzuholen. Eine Compostela kriegte ich nicht, weil ich wegen dem kaputten Knie ein Mal den Bus zur nächsten Herberge hatte nehmen müssen, um nicht nachts draußen herumzuirren. Aber das war egal. Ich hatte den schönsten Jakobsweg mit so vielen zutiefst menschlichen Begegnungen, den man sich vorstellen kann.
Ich lese gerne die Erfahrungen anderer, wie es heute ist, auf dem Camino. Ich habe Horrorgeschichten gehört, dass man die Herbergen vorher buchen muss usw. Und meine Vermieterin ließ sich das Gepäck im Bus hinterherkarren - also DAS ist kein Pilgern.