Kirchenjahr hat geschrieben:Man kann den Beweis also führen, wenn jemand an das Kausalitätsgesetz glaubt
Nein. Der Gag an Beweisen ist, dass man sie auch dann führen kann, wenn niemand die Axiome als irgendwie real gegeben akzeptiert. Weite Teile der Mathematik z.B. handeln von Szenarien, bei denen es den Mathematikern völlig gleichgültig ist, ob und was das vielleicht mit der realen Welt zu tun hat.
Man kann den Beweis auch dann führen, und sogar sein Ergebnis verwenden, wenn man nicht annimmt, dass Kausalität in der Wirklichkeit herrscht. Wie bereits erwähnt, benutzt auch Immanuel Kant den Schluss vom Bedingten auf das Unbedingte, den infiniten Regress ausschließend, ohne dabei vorauszusetzen, dass in der Realität das Kausalgesetz gilt. Im Gegenteil, er nimmt an, dass das nicht der Fall sei. Er benutzt sogar denselben Beweis auf absonderlichen Umwegen genau dafür, (vermeintlich) zu zeigen, dass gar nicht feststellbar sei, dass in der Realität das Kausalgesetz gilt, weshalb man vernünftigerweise anzunehmen habe, dass Kausalität ein Konstrukt unseres Oberstübchens sei.
Wie
Mgr. Williamson gestern erwähnt,
behauptet Kant, dass der Verstand von einem vorliegenden Gegenstand - dem Objekt - nichts wissen könne außer dem, was die Sinne wahrnehmen. Die Sinne nehmen aber Kausalität nicht wahr. Kausalität sei folglich eine Konstruktion unseres Oberstübchens. Dem widerspricht natürlich jeder Stierkämpfer, jeder Kartoffelbauer, jeder Metzgermeister und jeder Ingenieur - Kant hat es aber so in seinem Oberstübchen konstruiert.
Seinerzeit einer der ersten Einwände gegen Kant war: Wenn das, was die Sinne wahrnehmen, von dem vorliegenden Gegenstand - dem Objekt - verursacht wird, dann herrscht ja doch Kausalität außerhalb unseres Oberstübchens. Leider hat die Geisteswelt, haben viele Philosophen und Theologen, später auch katholische Theologen diesen stichhaltigen Einwand einfach ignoriert. Die Kirche hat Kant zwar auf den Index gesetzt und die ganzen Idealisten und was dann noch alles dazukam verurteilt, aber wer hört schon auf die Kirche? Damals glaubten die Gelehrten, es besser zu wissen, heute weiß es ja jeder Laie selbst besser als die Gelehrten und die Kirche zusammen.
Kirchenjahr hat geschrieben:(was auch immer dieser philosophische Begriff mit dem dreieinigen Gott zu tun haben mag). (Vermeintliche) Gesetzmäßigkeiten in der Welt wahrzunehmen, heißt aber noch lange nicht, dass es sich auch um Konstanten handelt. Nur weil ein Gegenbeweis noch nicht er bracht ist, ist die Sachlage bewiesen. Insofern tendiere ich eher zu Overkott, dass Gott im Beweis selbst Axiom ist.
Du schließt Dich overkott und Raphael an, die ersatzhalber Gott als Axiom setzen. Du kennst ja nicht einmal die Bedeutung der Begriffe. Wenn man Gott zum Axiom deklariert, dann kann von Beweis nicht die Rede sein. Damit erklärte man nur, dass die Existenz Gottes eines Beweises nicht bedürfe. Damit stellt man sich auf die Ebene des Pastafarianismus. Ein fliegendes Spaghettimonster, das sich meistens hinter der Venus aufhält, bedarf keines Beweises. Wir setzen es einfach als Axiom.
(Wo ist denn hier der Smiley mit dem Nudelsieb auf dem Kopf?)
Kirchenjahr hat geschrieben:Meiner Meinung nach gibt es in der heutigen Zeit (warum auch immer) eine große Zahl von Menschen, die mehr und mehr zum Relativismus tendieren. Der Relativismus ist nicht auf feste Gesetzmäßigkeiten begründet, von daher kann der Gottesbeweis nur müde belächelt werden. Der Gottesbeweis wird nicht einmal dann interessant, wenn Gott den Relativisten Platons Höhle (Matrix) öffnet. Denn dann ist kein Beweis mehr nötig, weil Gott sich selbst dann offenbart hat. Das Philosophiemonopol des Aristoteles vermag Platons Höhle indes nicht zu öffnen.
Wenn wir darüber reden, ob ein Beweisgang logisch korrekt ist, und darüber reden, ob es vernünftig ist, die Voraussetzungen, die Axiome, als real gegeben zu akzeptieren, dann reden wir nicht über die Frage, ob ein Beweis nötig ist. Wem Gott die Gnade des Glaubens geschenkt hat, der bedarf natürlich keines Beweises mehr. Wem Gott die Gnade des Glaubens noch nicht angeboten hat, oder wer sie noch nicht angenommen hat, der wird meist durch einen Beweis noch lange nicht überzeugt. Nur wenige Mitmenschen benutzen und trauen ihrem Verstand. Die Welt ist voller Menschen, die sich weigern, Dinge zu akzeptieren, die der klare Verstand nicht zurückweisen kann. Das hat allerlei Gründe, und ein Gottesbeweis ist kein Werkzeug, mit dem man selbst die Herren Dawkins und Schmidt-Salomon überzeugen kann, obwohl die ja eine gewisse Bildung durchaus mitbringen. Selbst der berühmte Philosoph und Nobelpreisträger
Bertrand Russel zeigt sich beim kausalen Beweis nicht nur als verstockt, sondern sogar als minderbegabt*.
Platons Höhle ist esoterisch. Geheimlehre. Platon selbst und andere Eingeweihte sehen sich selbst im Sonnenlicht. Ein vernünftiges, sicheres Verfahren, wie man dort hingelangt, haben sie nicht, kennen sie nicht oder verheimlichen sie. Das ist eine Sekte des Pastafarianismus. Das Spaghettimonster hat uns Geheimnisse verraten, aber wir verraten sie nicht weiter. Platon gibt ja denn auch allerlei Tipps, wie man, wenn man schlauer ist, die Dummen verblöden und so besser lenken kann.
Der Matrix-Film ist eine Meisterleistung der Verblödungsindustrie, von der heute bereits fast niemand mehr annimmt, dass sie Zufall oder nur auf das Geld der Kunden aus sei. Als ich jung war, war das in Deutschland noch Allgemeinwissen: Proleten gehen ins Kino und lassen sich verblöden. Wer irgendwie Durchblick haben will, der meidet solches und kümmert sich um anständige Bildung. Hätte ich bloß immer danach gehandelt.
Gruß
Sempre
*) minderbegabt: gemeint ist natürlich schwachsinnig. Aber schwachsinnig wurde mir hier mal zensiert. Ich finde, dass minderbegabt ekelhaft klingt, schwachsinnig dagegen sachlicher.