Gerhard hat geschrieben:
Ich finde, Du bewegst Dich hier auf dünnem Eis.
Christ bin ich nicht nur innerhalb der Gemeinde, sondern in meinem ganzen Leben, das von Gott durchwirkt sein soll. So wie Du es meinst, wirkt es leicht sektiererisch.
Mit diesem Zitat würde ich nochmal gerne auf die ursprüngliche Problematik zurückkommen.
Vielleicht habe ich da etwas mißverständlich geschrieben - Du hast da natürlich recht: das Christsein muss natürlich das ganze Leben umfassen. Mir geht es hier um die Relativierung einer evtl. oberflächlichen Bewertung von Christsein.
Dass die Kirchengemeinden teilweise in ihren Führungsgremien eher einem x-beliebigen Verein gleichen und auch die "Mitgliedschaft" so interpretiert wird, ist gewiss nicht von der Hand zu weisen. Das hat jedoch erst mal nichts mit den Strukturen als solches zu tun (auch wenn meiner Meinung nach der Priestermangel und ein nach meinem Geschmack zu traditionalistisch-konservatives Kirchenverständnis das Kirchenvolk in der Masse eher von der Kirche wegbringt). Es gibt in anderen Ländern und Kulturen, nicht zuletzt in der Diaspora, eine deutlich schlechtere geografische Abdeckung und die Gemeinden sind mindestens genauso lebendig - man muss halt was für seinen Glauben tun!
Bei uns war die Kirche bisher ein Teil der Lebenskutur auch im profanen Sinne - die Kirche gehörte zum Dorf und heute ist sie ein Teil des freizeitlichen Lebens. Nur: dass Christsein mehr bedeutet als ein normales Vereinsleben, muss vielleicht neu vermittelt werden (Kürzlich war Weißer Sonntag - da konnte man sich von einigen rein weltlichen Auswüchsen in den Familien ganz gut ein Bild davon machen, wo der eigentliche Mangel im hiesigen Christsein liegt)
Mir gefällt der Begriff der "inneren Mission" an dieser Stelle ganz gut (die Protestanten haben ihn bereits benutzt). Die Kirche sollte den Menschen die Botschaft Jesu Christi und die praktische Konsequenz im Leben in deutlicherem Maße näherbringen. Dazu muss sie selbst natürlich Vorbild sein (was sie mit ihrem Kirchenapparat und der Kirchenpolitik nicht immer ist). Eine Lebenskultur der Barmherzigkeit und der Verbundenheit mit den Schwachen, auch wenn es mal richtig Gegenwind gab, war und ist das stärkste Zeugnis für Christsein und bringt wesentlich mehr als irgendwelche Werbeaktionen.
B. L.