Guten Morgen
Ich finde es übrigens sehr gut, dass dieser Thread wieder aufgegriffen wurde und gerne würde ich zu einzelnen Themen etwas sagen, auch wenn sie schon nen knappes Jahr alt sind:
Senensis hat geschrieben:@ Bernardo:
In der Tat. Zur streng kontemplative Lebensweise sind - es hört sich jetzt hart an, ich werde es aber kurz erklären - Personen mit nicht-heilem Familienhintergrund in der Regel weniger oder nur mit Schwierigkeiten fähig.
Der Grund ist einfach: Negative, nicht vollständig ausgeheilte Beziehungserfahrungen, insbesondere mit dem Vater / den Eltern und/oder dem Ehepartner (die bekanntlich besonders tief reichen), werden oft unwillkürlich auf die Gottesbeziehung übertragen und können sie signifikant blockieren. Die Betroffenen leiden darunter oft ebenso unfreiwillig wie schwer.
Die volle, reine Hingabe, die die streng kontemplativen Orden und auch manche der neueren Gemeinschaften fordern, kann im "Normal"fall am besten gelebt werden, je weniger "weltliche", insbesondere negative Erfahrungen vorliegen.
Liebe junge kontemplative Berufungen, ich habe es immer wieder von erfahrenen Seelenführern gehört und kann es aus eigener Erfahrung bestätigen: Seid dankbar um jede Erfahrung, die ihr nicht gemacht habt. Gott sorgt für die Erfahrungen, die ihr nötig habt; sucht keine darüber hinaus. Gott allein genügt...
Auf der Suche nach einem für mich passenden Orden bin ich vielen Schwestern begegnet, die eben nicht aus einem heilen Familienhintergrund kommen oder viele andere, sehr schreckliche Dinge erleben mussten. (Sex. Missbrauch, Prostitution usw.)
Und es sind oftmal die Schwestern, die Gott ganz besonders lieben und ihm dienen. Die eine gewisse Strenge suchen und sich ihm ganz unterordnen.
Raimund Josef H. hat geschrieben:Senensis hat geschrieben:
stellt dabei eigene Interessen, Gewohnheiten und Vorlieben u. U. bis zur völligen Aufgabe derselben zurück.
Der Unterschied zur heutigen Selbstverwirklicherei ist, daß es früher, z.B. im Gegensatz zur harten Landarbeit, es im Kloster noch sehr "human" zu ging. Oder eine Ehefrau auf dem Land, viele Kinder und dazwischen Haus- und Landarbeit. Eigene Interessen, Gewohnheiten und Vorlieben? Vergiss es.
Früher sind die Frauen auch oft ins Kloster gegangen, weil dies für sie die einzige Möglichkeit war um sich Wissen anzueignen. Um eine Ausbildung zu machen und sich ständig fortzubilden. Deshalb gibts heute kaum noch Klostereintritte. Die Frauen können auch außerhalb von Klostermauern Karriere machen und sich ihr Wissen aneignen. (und brauchen noch nichtmal einen Mann um ihr Leben außerhalb von Klostermauern zu rechtfertigen)
Aber harte Landarbeit gabs auch im Kloster. Früher, ja selbst noch im 20. Jahrhundert, gab es einen Unterscheid zwischen den betenden und arbeitenden Schwestern. Sie wohnten sogar getrennt und die "Landarbeiterinnen" hatten auch weniger Rechte, als die betenden Mitschwestern.
Ralf hat geschrieben:
....
Auch da sind 20jährige häufig belastbarer (Schlafentzug!) und anpassungsfähiger, haben noch nicht so viele eigene Macken entwickelt, sind häufig eher bereit, etwas aufzugeben...
Dies kann ich absolut bestätigen.
Ich bin jetzt 30, beruflich einigermaßen erfolgreich und habe in meinem Leben schon 4 Mal neu anfangen müssen. (Möbel usw)
Zudem würde ich behaupten, dass ich recht viele Macken habe (vor allem meine Tierverliebtheit).
Und trotzdem bin ich bereit für mein bevorstehenden Klostereintritt alles aufzugeben.
Die Novizenmeisterin und Priorin hat mir aber geraten nicht gleich alles aufzugeben. Ich solle versuchen die Sachen irgendwo unter zu bringen. Ein paar Sachen darf ich auch auf den Klosterspeicher stellen bzw. Möbel wie Bett, Kleiderschrank, Regal und Schreibtisch nehme ich mit in meine Zelle.
Sollte noch jemand Fragen haben oder Gegenargumente finden, freue ich mich über einen Austausch
Grüßle