mr94 hat geschrieben:PS: Peter, warum es eurer Auffassung nach keine schwere Sünde ist, zur sonntäglichen Eucharistiefeier zu gehen, ist doch offensichtlich!
Urpps, ich fürchte, ich stehe auf dem Schlauch? Über diesen Satz muß ich noch etwas meditieren, befürchte ich ...
Eine feine Idee, einmal ein Resumee zu ziehen. Ich bin allerdings mit dem Thema noch nicht fertig, und es liegt mir wirklich in den Fingern, an dich, Angelika, kurz zu schreiben, daß ich Deine Stellungnahme immer noch nicht als Antwort empfinde. Du bennenst auf der einen Seite die Warnung vor Sünde als «kleinlich». Ist schon klar; aber
warum denn?
Sicherlich, im pragmatisch-vordergründigen Sinne haste Recht: Da ist ein Kirchbesuch in etwa so nützlich für das Überleben der Menschheit wie die Frage, ob ich einen guten oder einen schlechten Film im Kino anschaue. (Vorsicht, ich halte diese Frage durchaus nicht für nebensächlich!)
Der Effekt wirkt zunächst auf mich und dann vielleicht auf die Umwelt. Es wird am nächsten Tag Einfluß auf mein Umfeld haben, ob ich «Die Kinder des M. Matthieu» oder «Resident Evil» anschaute. Im wesentlichen ist es aber meine souveräne Entscheidung. Darüber befinde ich; und keiner soll mir dreinreden, ob ich hingehe oder nicht.
Beim Meßbesuch, der Eucharistiefeier am Sonntag ist es anders; und ich will der Kirche das Recht zubilligen, mich zu warnen, daß ich mich willentlich von Gott entferne, wenn ich die Einladung zu den Heiligen Geheimnissen
willentlich ausschlage. Die Warnung davor, eine schwere Sünde zu begehen, ist keine willkürliche Setzung, und besteht, wie Heike zeigte, bereits seit apostolischen Zeiten. Gewiß spielt hier die erinnerung an das Sabbatgebot hinein; zudem aber ist das Wochenpascha als Vergegenwärtigung des Todes und der Auferstehung Christi
das Zeichen, das die ‹im irdischen Wallen› verbrachte Zeit heiligt – und die Gemeinde steht stellvertretend für die ganze Welt um den Altar versammelt.
Ich sehe das als einen notwendigen und notwendenden Dienst; mal davon abgesehen, daß Christus uns unaussprechlich dient.
Aber was tippe ich mir die Tasten scheckig? Im Prinzip kann ich auch nur feststellen, daß die Kirche davor warnt, den Sonntag – sofern ich nur etwas begriffen habe, was er bedeutet – ins Belieben zu stellen. Paßt es mir, paßt es mir nicht? Die Frage ist letztlich belanglos. Ich akzeptiere das.
Verstehe du … und versteht ihr mich recht. Ich weiß ja, warum jemand argwöhnen kann, das Sonntagsgebot sei kniepig und kleinlich. Das ist ja noch die nettere Variante. Ein anderer könnte mutmaßen, das Sonntagsgebot sei eine reine Zwangsmaßnahme, um Macht auszuüben; tatsächlich ist von ersten Argwohn zum zweiten nur ein kleiner Schritt. Mir geht es darum, die Sichtweise noch einmal umzudrehen und zu beleuchten, was denn das Sonntagsgebot aus der Sicht der Ewigkeit darstellen könnte. Manche Perspektive verändert sich dadurch. Und ich kann die Negativ-Argumentation eigentlich nur dann konsistent durchhalten, wenn ich die wöchentliche Feier des Todes und der Auferstehung Jesu – und damit das Heilsgeheimnis der Kirche, ihre Sakramentalität – eher kleinrede.