Zunächst einmal auch von mir herzlichen Glückwunsch zu Deiner Aufnahme in die eine heilige katholische Kirche, [Punkt]
Mögest Du Dich immer so darüber freuen können wie [Punkt]
anneke6 hat geschrieben:Nun, aus Erfahrungen mit einigen Leuten, die ich kennengelernt habe…da rieselt so heraus, daß es offenbar auch mit der Kirche so eine Art "verflixtes 7. Jahr" gibt…or sagen wir mal: geben kann.
Ja, bei mir war das wohl - leider - so.
Meine Konversion war am 23.11.2003, also hab ich das "verflixte 7. Jahr" gerade erst hinter mir.
Als ich damals konvertierte, war dies der mit Abstand glücklichste Tag meines bisherigen Lebens. Auf meine Einladungskarten hatte ich ein großes "Juchuuu, ich werde katholisch" geschrieben, und ich freute mich sehr darüber, dass Gott mich in Seine Kirche geführt hatte.
Ohne zu ausschweifend zu werden, kann man sagen, dass der Grund für meine Konversion letztlich die Hl. Eucharistie war. Da es mein persönlicher Weg war, bereits als Protestant die Hl. Kommunion empfangen zu haben, spürte ich bei meinem letzten evangelischen Abendmahl am Karfreitag des Jahres 2003, dass dort etwas Entscheidendes fehlte. Dies war der Moment, wo ich wusste: Ich muss katholisch werden.
Natürlich hatte ich mich bereits vorher und auch danach eifrig mit meinem neuen Glauben auseinandergesetzt. Ich dachte, ich wüsste bereits sooo viel.
Doch den Katechismus bekam ich erst am Tag meiner Konversion geschenkt, und gewissen Fragen ist mein damaliger Pfarrer auch lieber ausgewichen.
Nichtsdestotrotz hatte ich als Konvertit im Gegensatz zu geborenen Katholiken vor versammelter Sonntagsgemeinde im Alter von 32 Jahren versprochen, ALLES anzunehmen, was die katholische Kirche lehrt. Also bemühte ich mich darum.
Da ich außerdem sehr wissbegierig bin, tauchte ich immer tiefer in alles Katholische ein. Für mich war das Finden zur katholischen Kirche so etwas wie eine "Heimat", die ich glaubte, endlich nach langer Suche gefunden zu haben. Insofern bemühte ich mich darum, in meiner Gemeinde ein Zuhause zu finden. Ich sang im Kirchenchor, bereitete ein paar Gottesdienste mit vor und war vereinzelt auch Lektor.
Über ein Jahr nach meiner Konversion entschied ich mich aus eigenem Antrieb, zur Mundkommunion zu wechseln. Ein paar Wochen danach lernte ich den "alten Ritus" kennen.
Und plötzlich war nichts mehr, wie es war.
Das Zuhause, das ich ja eigentlich gerade noch am Aufbauen war, brach ein. Meine unschuldige offene Begeisterung über meine Erfahrungen wurde z. B. mit einem "wir sind froh, dass das abgeschafft ist" quittiert.
Also versuchte ich nun, weitab von meiner Heimatpfarrei in einer tridentinischen Gemeinde Fuß zu fassen. Ich ging sowohl zur Petrus-, als auch vereinzelt zur Piusbruderschaft. Ich habe durchaus viele schöne Erfahrungen in dieser Zeit gesammelt.
Aber ich war ja immer noch ein Neueinsteiger im katholischen Glauben, und ich finde, dass man es als Konvertit ausgesprochen schwer hat.
Zu einer Zeit, wo ich immer noch dabei war, mich zu positionieren und Fuß zu fassen, wurde mir dann aufgrund äußerer Umstände mein Beichtvater genommen.
Gleichzeitig lernte ich einen geschiedenen Mann kennen.
Das war eine äußerst unglückliche Kombination. Falls es eine Prüfung war, bin ich gescheitert. Damals kam es mir oft so vor, als müsse ich zwischen Christus und diesem Mann wählen. Aber das wollte ich doch nicht, ich wollte beides.
Von den traditionstreuen Menschen, mit denen ich zum Teil noch zu tun hatte, fühlte ich mich unter Druck gesetzt. Während die "normalen" Katholiken mir sagten, was ich denn eigentlich wollte, ich sollte mir nicht solche Probleme machen, wo schließlich keine wären.
Der ganze Konflikt setzte mir zu, und nach einem halben Jahr beschloss ich aufgrund einer unglücklichen Verkettung von Umständen, dass ich es ab jetzt so machen wollte, wie die anderen 99 Prozent der mich umgebenden Katholiken, ab jetzt wollte ich selbst entscheiden, was richtig ist und was falsch. Ich war halt in Teilen "nur" noch so katholisch wie die Katholiken um mich herum, die zum Teil durchaus eifrig und engagiert sind, was Laiendienste angeht...
Jahre später musste ich nun erkennen, dass es ein Weg in den Abgrund war. Ich habe mich - auch aufgrund wiederum anderer persönlicher unglücklicher Lebensumstände - im Jahr 2010 fast nahezu vom Glauben entfernt gehabt.
Es war kurioserweise die Dokumentation des Herrn Ginzel über die Piusbruderschaft, die ich im Oktober zufällig im Internet fand, die ich mir unzählige Male angesehen habe und über die ich sehr traurig wurde, denn sie zeigte mir schmerzlich, was ich verloren hatte.
Ein paar Wochen später hab ich nun kürzlich die erste richtige Beichte nach fast 4 Jahren abgelegt (es gab Versuche dazwischen, aber die zählen nicht), und so glücklich, wie ich mich im Anschluss daran fühlte, war ich lange nicht.
Jetzt kann ich wirklich das tun, wozu ich vor vier Jahren nicht in der Lage war: Dem Herrn meinen aufrichtigen Dank für diese Beichte [Punkt] Ich bin zutiefst traurig über das, was in den letzten Jahren vorgefallen ist. Niemals mehr wieder möchte ich mich so sehr vom Herrn entfernen. Wie konnte ich Ihm das nur antun.
Doch das Grundproblem bleibt bestehen: Wie geht es weiter? Ich gehöre nirgendwo dazu, weiß nicht, wo ich hingehen soll, fühle mich nirgendwo heimisch. Ich wollte nie ein Außenseiter sein, aber wenn man 100prozentig katholisch sein will (und das hab ich als Konvertit doch schließlich versprochen), dann ist man das meines Erachtens heutzutage zwangsläufig. Ich bin bislang noch völlig ratlos, was mich durchaus ein wenig traurig macht.
Ich kann nur auf die Gnade des Herrn hoffen, dass Er dafür sorgt, dass ich diesmal auf dem rechten Weg bleibe... aber ich denke, meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Abweichen von dem wahrhaft katholischen Weg keine Lösung ist.
Ich habe in den letzten Jahren manchmal böse gesagt, dass mir meine Konversion wie eine Mogelpackung vorgekommen sei (und wurde von modernen Priestern durchaus in meinen neuen Erkenntnissen bestätigt) und dass meine damalige Art, den Glauben zu leben, nicht gesund, sondern eine Flucht vor der Realität war.
Ich würde heute sagen, dass das zwar tatsächlich ein wenig der Fall gewesen sein mag (ich war einsam, nachdem ich erstmalig in meinem Leben alleine lebte), aber mein damaliger Glaube konnte mich zumindest auch durch Krisenzeiten tragen. Das, was ich später daraus gemacht habe, konnte es nicht mehr, da es nur noch Stückwerk war.
Ich hab früher mal zu hören bekommen, dass Konvertiten oft eine "Pendelbewegung" vollziehen würden. Naja. Ich hoffe, dass ich den Tiefstand hinter mir habe. Es war seinerzeit unverdiente Gnade, dass Er mich in Seine Kirche geführt hatte. Und nun war es ebenso unverdiente Gnade, dass Er die verlorene Tochter wieder aufgenommen hat. Diesmal möchte ich in dieser Seiner Gnade bleiben...
Sorry, dass es so lang geworden ist (obwohl ich mich wirklich kurzgefasst habe). Ich musste es einfach irgendwo loswerden...