"Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Keine anderen Antworten auf die Probleme der Welt?
Die unverkürzte Verkündigung des Glaubens ist die Antwort der Kirche auf alle Probleme der Welt (soweit sie die Kirche etwas angehen). Leider wollen die Häretiker, Apostaten, Liberalen, Freimaurer, Gutmenschen,... diese Antwort nicht hören und daher verlangen sie ständig nach einer "neuen" Antwort. Eine solche werden sie aber nicht bekommen. :neinfreu:
1. Kor 3,11 hat geschrieben:Denn einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, das ist Jesus Christus.

Thomas_de_Austria
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Das ist sowieso alles ein kapitaler Bock - Klar- und Richtigstellen wird der Hl. Vater das alles ohnehin noch müssen (angesichts dessen, was der Medienzirkus so alles aufführt) und dabei wird die Sache dann natürlich gänzlich in eine Richtung ausfallen, die denen, die jetzt mit voller Absicht durch die Welt "Papst erlaubt Kondome! brüllen, nicht zusagen dürfte. Das kümmert sie allerdings nicht, sondern gefällt ihnen ganz im Gegenteil sehr, da kann man dann, ähnlich wie kreuz.net schreiben: "Papst hält dem Druck der Fundamentalisten nicht stand!" oder "Wie gehabt: Der Papst ist doch ein Fundi!" o. ä. m. - Anpatzen kann man ihn auf diese Art wiederum recht gut ...
taddeo hat geschrieben:Nicht "irgendwo im Vatikan", sondern konkret beim Osservatore Romano, der das Veröffentlichungsembargo als erster unterlaufen hat. Genauso dringend, wie die päpstliche Kirchenmusik endlich einen echten Fachmann nötig hätte, bräuchte der Papst einen PR-Profi für den ganzen Mediensaustall aus Osservatore und Radio Vaticana. Da gehört die Pressefreiheit tatsächlich abgeschafft und beide Organe auf Linie gleichgeschaltet. Anderenfalls wird dieses Desaster endlos so weitergehen.
Es wäre schon hoch an der Zeit ...

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

Deutschlandfunk: Hans Jochen Jaschke im Gespräch mit Martin Zagatta

Bischof bejaht gelockertes Kondom-Verbot des Papstes

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

"Zenit" zitiert aus dem Interviewbuch:

Was hat der Papst über Kondome gesagt?

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

Berolinensis hat geschrieben:Was für ein Debakel.

1. In seiner "Klarstellung" sagt P. Lombardi ganz allgemein, daß es um eine "situazione eccezionale in cui l’esercizio della sessualità rappresenti un vero rischio per la vita dell’altro" gehe - keine Einschränkung auf sodomitische Akte.
"Zenit" bietet inzwischen eine deutsche Übersetzung der Klarstellung von Lombardi:

Erklärung zu Passagen in dem Interviewbuch des deutschen Autors Peter Seewald „Licht der Welt"

TomS
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von TomS »


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overkott
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von overkott »

Viel zu wenig beachtet wird die Burkageschichte.

Einerseits sorgt der Papst für Entspannung im interreligiösen Dialog.

Andererseits stellt sich die Frage, ob Politiker im Hinblick auf das Allgemeine Vermummungsverbot und den Inneren Frieden nicht auch zu einem anderen Ergebnis kommen können.

Das Argument, Motorräder haben schließlich auch eine Vollverkleidung, wird wohl kaum einer ernsthaft vertreten.


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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

Die "Welt" bringt weitere direkte Zitate aus dem Buch, allerdings ohne die zugehörigen Fragestellungen:

"Der Islam muss sein Verhältnis zur Gewalt klären"

Papst Benedikt XVI. über den Dialog mit dem Islam, die Probleme bei der Ökumene und strenge Liebe – Auszüge aus dem Papst-Buch.

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

Auch von David Berger gibt es inzwischen eine Stellungnahme in der "Tagesschau": viewtopic.php?p=46836#p46836

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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

[quote=""Zenit""]"Es mag begründete Einzelfälle geben, etwa wenn ein Prostituierter ein Kondom verwendet, wo dies ein erster Schritt zu einer Moralisierung sein kann, ein erstes Stück Verantwortung, um wieder ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will. Aber es ist nicht die eigentliche Art, dem Übel der HIV-Infektion beizukommen. Diese muss wirklich in der Vermenschlichung der Sexualität liegen."

Dies bestätigt die amerikanische Philosophin und Autorin Janet Smith:

„Der Heilige Vater stellt fest, dass im Einzelfall männlicher Prostituierter ein Kondom das Erwachen des moralischen Bewusstseins darstellen kann [...]. Wenn solche Personen ein Kondom benutzen, um die Schädigung anderer zu vermeiden [wie die Verbreitung von AIDS], dann werden sie vielleicht einmal feststellen, dass sexuelle Akte zwischen Menschen gleichen Geschlechts in sich schädlich und nicht vereinbar mit der menschlichen Natur sind."

[/quote]In den Zitaten aus dem Buch, die mir bisher untergekommen sing, hat Janet Smith's "zwischen Menschen gleichen Geschlechts" im Text selbst keine Grundlage. Weiß da jemand was dazu?
Die von TomS verlinkte Analyse geht ja davon aus, daß die Verwendung von Kondomen gerechtfertigt ist, sofern die Absicht dabei der Schutz vor Krankheiten, nicht die Empfängnisverhütung ist. Inwieweit steht dies mit kirchlichen Position zum Gebrauch von Kondomen in Einklang? Ich wäre davon ausgegangen, daß die Verhinderung ener möglichen Empfängnis nicht so ohne weiteres in Kauf genommen werden könne, bin aber inzwischen etwas verwirrt. ;D

Vulpius
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iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

Ich weiß nicht, aus welcher Formulierung abzuleiten ist, der Papst "erlaube" in dem von ihm geschilderten Einzelfall den Gebrauch eines Kondoms oder er halte den Gebrauch in diesem Einzelfall für "gerechtfertigt".

Ich sehe das so:

Wenn einer häufig andere krankenhausreif prügelt, dann kann es in der Absicht, die Schmerzen des anderen zu verringern, ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einem anders gelebten, menschlicheren Umgang miteinander, ihm lediglich eine Ohrfeige zu geben.

iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

Während ich´s schrieb, dachte man bei +.net Ähnliches:

http://www.kreuz.net/article.12245.html
Wer mit dem Morden nicht gleich aufhören kann, sollte wenigstens darauf achten, daß er seine Opfer möglichst schonend umbringt.

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overkott
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von overkott »

Gamaliel hat geschrieben:Auch von David Berger gibt es inzwischen eine Stellungnahme in der "Tagesschau": viewtopic.php?p=46836#p46836
Weder seine Neigungen, noch seine Unerfahrenheit vor der Kamera darf man ihm, denke ich, zum Vorwurf machen.

Aber in der Sache hat er erschreckend dummes Zeug geredet. Für einen Theologen, der sich in einem ethischen Konflikt mit der Kirche befindet, hätte man mehr moraltheologisches Wissen von ihm erwarten dürfen und eine differenziertere Auseinandersetzung mit der kirchlichen Position zu Mitteln, die nicht nur eine kontrazeptive Wirkung haben, sondern auch dem Gesundheitsschutz dienen können. Betroffenheit alleine reicht nicht.

Thomas_de_Austria
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Thomas_de_Austria »

iustus hat geschrieben:Ich weiß nicht, aus welcher Formulierung abzuleiten ist, der Papst "erlaube" in dem von ihm geschilderten Einzelfall den Gebrauch eines Kondoms oder er halte den Gebrauch in diesem Einzelfall für "gerechtfertigt".

Ich sehe das so:

Wenn einer häufig andere krankenhausreif prügelt, dann kann es in der Absicht, die Schmerzen des anderen zu verringern, ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einem anders gelebten, menschlicheren Umgang miteinander, ihm lediglich eine Ohrfeige zu geben.
Zu diesen Scherzen hat aber Robert schon alles gesagt:
Aufgrund der dahinterstehenden, oben beschriebenen Haltung, die Geschlechtsakt und Empfängnismöglichkeit trennt, sehe ich diesen Schritt keinesfalls als Schritt auf einem Weg (auch nicht als ersten), der in Richtung Verantwortung oder gar Liebe führen könnte. Es ist eher der finale Schritt in der verkehrten Richtung, auf welchen dann, sobald er getan ist, die Tat erst folgt. Nämlich die Hurerei.

Der Jäger im Märchen hat Schneewittchen auch nicht aus erwachendem Verantwortungsbewußtsein sanft getötet, sondern statt seiner ein Reh.

Gleichwohl will nicht nicht behaupten, daß es solche „ersten Schritte“ nicht geben könne, solange die Hure nicht von ihrem Gewerbe abläßt. Solch ein Schritt kann die Erkenntnis der erbärmlichen eigenen Lage sein, kann das Gebet sein, kann das Bemühen um menschliche Hilfe sein.

Ob sie aber von ihren „Freiern“ die Benutzung von Präservativen verlangt, dazu gibt ihr die Kirche selbstverständlich keine Empfehlung. Die Empfehlung lautet: Laß ab von der Hurerei.

iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

iustus hat geschrieben:Während ich´s schrieb, dachte man bei +.net Ähnliches:

http://www.kreuz.net/article.12245.html
Ist diese Aussage nicht genauso aberwitzig wie die Empfehlung an einen Mörder, sein Opfer durch Genickschuß zu töten, um diesem Schmerzen zu ersparen oder Diebe in Häuser der Reichen zu schicken, um die Armen zu schonen?

Wäre das nicht auch „ein erster Schritt zu einer Moralisierung, ein erstes Stück Verantwortung, um wieder ein Bewußtsein dafür zu entwickeln, daß nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will?“
Hier übersieht der kritische Autor des +.net-Artikels, dass der Papst dieses Vorgehen nicht empfiehlt. Ansonsten hat er Recht.

iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Zu diesen Scherzen hat aber Robert schon alles gesagt:
Aufgrund der dahinterstehenden, oben beschriebenen Haltung, die Geschlechtsakt und Empfängnismöglichkeit trennt, sehe ich diesen Schritt keinesfalls als Schritt auf einem Weg (auch nicht als ersten), der in Richtung Verantwortung oder gar Liebe führen könnte. Es ist eher der finale Schritt in der verkehrten Richtung, auf welchem dann, sobald er getan ist, die Tat erst folgt. Nämlich die Hurerei.

Der Jäger im Märchen hat Schneewittchen auch nicht aus erwachendem Verantwortungsbewußtsein sanft getötet, sondern statt seiner ein Reh.

Gleichwohl will nicht nicht behaupten, daß es solche „ersten Schritte“ nicht geben könne, solange die Hure nicht von ihrem Gewerbe abläßt. Solch ein Schritt kann die Erkenntnis der erbärmlichen eigenen Lage sein, kann das Gebet sein, kann das Bemühen um menschliche Hilfe sein.

Ob sie aber von ihren „Freiern“ die Benutzung von Präservativen verlangt, dazu gibt ihr die Kirche selbstverständlich keine Empfehlung. Die Empfehlung lautet: Laß ab von der Hurerei.
Der Papst empfiehlt den Gebrauch von Kondomen nicht. Er stellt fest, dass es dieses Verhalten (Prosititution mit Kondom) gibt.

Ich finde es weniger schlimm als Prostitution ohne Kondom. Aber beides ist schlimm!

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Marion
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Marion »

iustus hat geschrieben:Ich finde es weniger schlimm als Prostitution ohne Kondom. Aber beides ist schlimm!
Die Kirche sieht das aber andersrum:

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=46575#p46575
Gamaliel hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Der Gebrauch eines Kondoms macht den entsprechenden Akt zu einem in sich schlechten Akt, der unter keinen Umständen erlaubt ist bzw. erlaubt werden kann.
Das wäre, bezogen auf den konkreten Akt im Rahmen gewerbsmäßiger Hurerei, Unsinn. Denn dieser Akt ist bereits von vornherein und aus schwererwiegenden Gründen in sich schlecht, wird also keinesfalls erst durch den Präservativgebrauch schlecht, weshalb dieser für die sittliche Qualifikation des Akts grundsätzlich ohne Belang ist. Siehe dazu das von mir oben bereits dazu Ausgeführte. (Generell verstanden ist Gamaliels zitierter Satz natürlich völlig korrekt.)
Deinen früheren Beitrag habe ich natürlich gelesen, allerdings bewußt unkommentiert gelassen, da es ja hier primär um das Papstbuch geht und nicht um moraltheologische Einzelfragen. Da Du nun aber auch konkret zu meinem Beitrag Stellung nimmst, muß ich mich kurz äußern.

Du verabsäumst es sauber zwischen dem "finis operis" einer Handlung und anderen Umständen zu unterscheiden, die einen Einfluß auf die Moralität einer Handlung haben. Bei der Qualifizierung von "in sich schlechten" Handlungen ist alleine das "finis operis" bzw. dessen Verhinderung von Bedeutung.
Bezogen auf den Geschlechtsakt bedeutet dies, daß ein solcher keineswegs automatisch in sich schlecht ist, sobald er (außerhalb der Ehe) vollzogen wird, sondern erst dann, wenn sein Ziel, nämlich die Zeugung von Nachkommenschaft (z.B. durch den Gebrauch von Verhütungsmitteln) verhindert wird.

Während also der außereheliche Verkehr (z.B. mit einer Dirne) selbstverständlich schlecht, d.h. schwer sündhaft ist, fügt der Gebrauch von Verhütungsmitteln diesem Akt eine neue Bosheit hinzu, weil er dadurch zusätzlich zu einem widernatürlichen, d.h. in sich schlechten Akt wird. Dies überseht ihr beide (Bischof Laun und Du) in euren Ausführungen.
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iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

Marion hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:Ich finde es weniger schlimm als Prostitution ohne Kondom. Aber beides ist schlimm!
Die Kirche sieht das aber andersrum:

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=46575#p46575
Gamaliel hat geschrieben: Während also der außereheliche Verkehr (z.B. mit einer Dirne) selbstverständlich schlecht, d.h. schwer sündhaft ist, fügt der Gebrauch von Verhütungsmitteln diesem Akt eine neue Bosheit hinzu, weil er dadurch zusätzlich zu einem widernatürlichen, d.h. in sich schlechten Akt wird. Dies überseht ihr beide (Bischof Laun und Du) in euren Ausführungen.
Ich habe diese Ausführungen von Gamaliel gelesen, kann aber nicht nachvollziehen, warum es besser sein soll, jemandem beim schwer sündhaften Verkehr mit AIDS anzustecken oder ihn zumindest dieser Gefahr auszusetzen, als dies nicht zu tun, indem man ein Kondom gebraucht.

Die Frage rührt tief. Es geht hier nicht um das Vorliegen der Sündhaftigkeit, sondern um die Schwere. Warum also ist es eine schwerere Sünde, ein Kondom zu gebrauchen als jemanden umzubringen? Weil der Kondomgebrauch "in sich schlecht ist"? Warum ist das so, wenn nicht einmal die Tötung "in sich schlecht ist"?

Ich frage mich das ernsthaft.

iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

http://www.kath.net/detail.php?id=2922
Französische Kirchenführer: Papstäußerungen keine Revolution - 'Lehre vom kleineren Übel' angewandt
Hier wird eben nicht die Lehre vom "kleineren Übel" angewandt. Deren Anwendung setzt meines Erachtens voraus, dass man zu beiden Übeln gezwungen wird. Nur dann darf das kleinere gewählt werden. Nur dann ist dies erlaubt, gerechtfertigt.

Der Verkehrerende wird gerade nicht gezwungen.

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taddeo
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:Ich finde es weniger schlimm als Prostitution ohne Kondom. Aber beides ist schlimm!
Die Kirche sieht das aber andersrum:

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=46575#p46575
Gamaliel ist nicht automatisch "die Kirche", meine Liebe, auch wenn er sich oft so darstellt.

Und es fehlt in dem hier genannten Beispiel der Zusammenhang mit der AIDS-Problematik, soweit ich sehe.
Iustus meinte wohl, er finde beim Vorliegen von AIDS die Prostitution mit Kondom weniger schlimm als diejenige ohne.
Dieser Aspekt des "Gesundheitsschutzes" darf nicht unterschlagen werden; sonst ist das ganze Beispiel tatsächlich hinfällig, und dann hat Gamaliel auch recht.

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

@taddeo

Ich bin schon gespannt auf Deine profunden und vor allem gut belegten Ausführungen in der Sache! :detektiv:

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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:@taddeo

Ich bin schon gespannt auf Deine profunden und vor allem gut belegten Ausführungen in der Sache! :detektiv:
Wieso sollte ich, wo Du doch schon alles Wesentliche ex cathedra infallibilitatis kundgetan hast? :hmm:
Ich bin kein solcher Sexperte, weißt Du ... :nein:

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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Berolinensis »

Immer langsam. Gamaliel hat sich - wenn ich das falsch sehe, wird er mich sicher korregieren - doch gar nicht zur Frage der Schwere der Sünde geäußert, sondernn zur Frage, was eine in sich schlechte (intrinsice malus) Handlung ist. Dabei geht es - worauf er ja gerade hinwies - nicht um die Schwere der Sünde, sondern darum, daß die entsprechende Handlung unabhängig von den sonstigen Umständen, allein wegen ihres finis operis immer schlecht ist. Über die Schwere sagt das noch gar nichts aus.

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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Ja, ja, was Richtigeres als Gamaliel, im jeweiligen Zusammenhang, hat allerdings auch noch keiner von sich gegeben, aber gemotzt haben einige, ohne Begründung ...

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Gamaliel
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Wieso sollte ich, wo Du doch schon alles Wesentliche ex cathedra infallibilitatis kundgetan hast? :hmm:
Nein, ich habe mich nur zu einem Teilbereich des Themenkomplexes geäußert.
Mich würde interessieren, ob Du außer Sticheleien auch noch irgendetwas anderes drauf hast, oder ob es beim großen Mundwerk bleibt. :hmm:

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Marion
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Marion »

Ja taddeo, falls da was falsch ist erkläre es uns bitte
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Berolinensis »

taddeo hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:@taddeo

Ich bin schon gespannt auf Deine profunden und vor allem gut belegten Ausführungen in der Sache! :detektiv:
Wieso sollte ich, wo Du doch schon alles Wesentliche ex cathedra infallibilitatis kundgetan hast? :hmm:
Ich bin kein solcher Sexperte, weißt Du ... :nein:
Sag mal, was hast du eigenlich, wie man auf englisch so schön sagt, für issues? Gamaliel hat ganz sachlich hier einige moraltheologische Aspekte dargelegt. Wenn du meinst, er irre dabei, kannst du das ja deinerseits sachlich darlegen, anstatt - wie schon häufiger vorgekommen - ihm sinnlos und billig zu unterstellen, er nehme für sich selbst Unfehlbarkeit in Anspruch. Über die Peinlichkeit, die du im letzten Satz bringst, wollen wir lieber den Mantel des Schweigens breiten.

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taddeo
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Wieso sollte ich, wo Du doch schon alles Wesentliche ex cathedra infallibilitatis kundgetan hast? :hmm:
Nein, ich habe mich nur zu einem Teilbereich des Themenkomplexes geäußert.
Mich würde interessieren, ob Du außer Sticheleien auch noch irgendetwas anderes drauf hast, oder ob es beim großen Mundwerk bleibt. :hmm:
Ich bin nur ein verheirateter Mann, da spielt dieses Thema keine so große praktische Rolle ... ;D
... und Moraltheologie war nicht unbedingt mein Spezialgebiet im Studium. :neinfreu:
Ich werde mich also hüten, mit meinem Mundwerk Deinem Konkurrenz machen zu wollen. :ja:

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Marion
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Marion »

iustus hat geschrieben:Weil der Kondomgebrauch "in sich schlecht ist"? Warum ist das so, wenn nicht einmal die Tötung "in sich schlecht ist"?

Ich frage mich das ernsthaft.
Kann man die Antwort auf diese Frage irgendwo nachlesen?
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Das stelle ich sicherheitshalber auch noch einmal hier rein:
Gamaliel hat geschrieben:Zum eigentlichen Thema des Threads: Der Zweck heiligt nicht die Mittel!
(I-II, q.18)

1. Aus welchen „Zutaten“ ergibt sich die Moralität der Handlung?

a) aus dem Objekt der Handlung
Es handelt sich hier nicht um das physische Objekt, sondern um das moralische Objekt, d.h. den durch den freien Willen vernunftgemäß gewählten Gegenstand (I-II, q.1, a.3, ad 3).

b) aus den Umständen einer Handlung

c) aus der Absicht des Handelnden

2. Mögliche Einflußweisen der Absicht auf die Moralität der Handlung

Der Zweck des Handelnden kann:

- eine indifferente Handlung gut oder schlecht machen;
- eine gute Handlung mehr oder weniger gut, oder sogar schlecht machen;
- eine schlechte Handlung mehr oder weniger schlecht, aber nie gut.

3. Was ist zum Fall der Anwendung schlechter Mittel (= angestrebter Gegenstand), bei gleichzeitig guter Absicht zu sagen?

Der Zweck heiligt nicht die Mittel: „Non faciamus mala ut veniant bona.“ (Röm 3, 8)

Vernunftargument: Die gute Absicht (finis operantis), kann die im angestrebten Gegenstand begründete innere und wesentliche Schlechtigkeit des Aktes (finis operis) nicht aufheben, da die wesentliche Moralität einer Handlung aus dem angestrebten Gegenstand kommt und der Zweck nur etwas der Handlung Äußerliches ist.

Außerdem gilt das Prinzip: „Bonum ex integra causa, malum ex quolibet defectu“ => Gut ist nur das, bei dem alle „Zutaten“ selbst gut sind, schlecht ist etwas aber bereits dann, wenn auch nur eine einzige „Zutat“ schlecht ist.
Gamaliel hat geschrieben:Bei der Qualifizierung von "in sich schlechten" Handlungen ist alleine das "finis operis" bzw. dessen Verhinderung von Bedeutung.
Bezogen auf den Geschlechtsakt bedeutet dies, daß ein solcher keineswegs automatisch in sich schlecht ist, sobald er (außerhalb der Ehe) vollzogen wird, sondern erst dann, wenn sein Ziel, nämlich die Zeugung von Nachkommenschaft (z.B. durch den Gebrauch von Verhütungsmitteln) verhindert wird.

Während also der außereheliche Verkehr (z.B. mit einer Dirne) selbstverständlich schlecht, d.h. schwer sündhaft ist, fügt der Gebrauch von Verhütungsmitteln diesem Akt eine neue Bosheit hinzu, weil er dadurch zusätzlich zu einem widernatürlichen, d.h. in sich schlechten Akt wird. Dies überseht ihr beide (Bischof Laun und Du) in euren Ausführungen.

Das können sich jetzt manche ausdrucken und übers Nachtkast'l hängen ... - Eine "Tötung" ist übrigens auch kein Mord ...

iustus
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von iustus »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben: Während also der außereheliche Verkehr (z.B. mit einer Dirne) selbstverständlich schlecht, d.h. schwer sündhaft ist, fügt der Gebrauch von Verhütungsmitteln diesem Akt eine neue Bosheit hinzu, weil er dadurch zusätzlich zu einem widernatürlichen, d.h. in sich schlechten Akt wird. Dies überseht ihr beide (Bischof Laun und Du) in euren Ausführungen.

Das können sich jetzt manche ausdrucken und übers Nachtkast'l hängen ...
Das hatten wir doch gerade schon. Ihr findet es also echt schlimmer, wenn ein Prostituierter mit Kondom verkehrt als ohne und so jemanden mit AIDS ansteckt.

obsculta
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Re: "Licht der Welt": Peter Seewald im Gespräch mit Benedikt XVI

Beitrag von obsculta »

taddeo hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Wieso sollte ich, wo Du doch schon alles Wesentliche ex cathedra infallibilitatis kundgetan hast? :hmm:
Nein, ich habe mich nur zu einem Teilbereich des Themenkomplexes geäußert.
Mich würde interessieren, ob Du außer Sticheleien auch noch irgendetwas anderes drauf hast, oder ob es beim großen Mundwerk bleibt. :hmm:
Ich bin nur ein verheirateter Mann, da spielt dieses Thema keine so große praktische Rolle ... ;D
... und Moraltheologie war nicht unbedingt mein Spezialgebiet im Studium. :neinfreu:
Ich werde mich also hüten, mit meinem Mundwerk Deinem Konkurrenz machen zu wollen. :ja:
Taddeo!Pack Butter bei die Fische!

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