Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Nicht besonders sonntäglich, aber doch für einige Lacher gut:

Plötzlich sitzen in der Kirche die Laien am längeren Hebel

Daraus:
Das Kirchenparlament ist gespalten.
[...]
An der Basis herrscht Verbitterung. Diese verkrusteten Strukturen müssen endlich aufgebrochen werden.
[...]
Die säkularen Strafgesetze sind das Maß der Dinge. Die Kirche kann froh sein, wenn sie dem gerecht wird.
[...]
Könnten Verheiratete also den Priestern Tipps geben, wie man mit Gefühlen umgeht? Das ist nicht abwegig. All die neuen Bischofsforderungen nach besserer Priesterauswahl, bei der nur gereifte Persönlichkeiten genommen werden, die ihre Sexualität charakterlich integrieren - all dies ratifiziert jene Sexualpsychologie, die in der Zivilgesellschaft mit Ratgebern und Therapien längst etabliert ist.
[...]
Nun stellen auch Geweihte wie der Jesuitenpater Klaus Mertes, der die Missbrauchsfälle am Berliner Canisiuskolleg publik machte, kirchliche Machtansprüche infrage, etwa auf der jüngsten Vollversammlung des ZdK in München - er bekam donnernden Applaus.
usw.

:schnarch:

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Knecht Ruprecht
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Der Krieg gegen die Katholische Kirche scheint vor allem in Deutschland statt zu finden. In den Nachrichten Blogs ist diie antikatholische Kampagnaze ja schon seit Monaten fenster Bestandteil. Das hat zur Folge, dass Menschen die ausschließlich auf deutsche Nachrichten angewiesen sind, ein bedrückendes Bild von der Kirche bekommen könnten.
Zum anderen fällt auf, dass die antikirche Kriegsführung, aus Skandalen in der Verganheit geführt wird. Durch Zufall kam mir der Skandal vom Papst bei der Hitlerjugend wieder in Erinnerung. Komischer weise verschwand wieder dieser Skandal von der Oberfläche und wird auch nicht mehr herangezogen. Also kann es wohl kein Skandal gewesen sein, sonder würden die antikirchlichen Kriegsparteien nicht darauf verzichten.
Die Taktik ist also in der Vergangeheit zu wühlen. also in der Zeit vor der Umkehr, wenn heute Paulus leben würde, würde die antikirchliche Koalition seinen Rücktritt für die Sünden als Saulus fordern.

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SpaceRat
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von SpaceRat »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Der Krieg gegen die Katholische Kirche
Leider nicht als Raumspray erhältlich:
Bild
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Stephen Dedalus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Petur hat geschrieben:Dann brauchen wir weniger "Reformen" und mehr Evangelium, lieber Cantus! ;D

Die beiden größten (obwohl nicht bewussten) Feinde der Kirche sind Erzkonservativismus und Ultraliberalismus, mit ihren falschen "Reformen". Beide Wege führen in den Abgrund.
:klatsch: :klatsch:

Völlig richtig.

Wobei ich vielleicht die Begriffe etwas anders setzen würde: Traditionalismus und progressistischer Liberalismus.

Beides sind gefährliche Irrwege, vor denen die Kirche sich hüten muß.

Traditionalismus in seiner extremen Form ist eine Religion der Angst: Zunächst einmal spricht daraus die Angst vor der komplexer gewordenen modernen Welt, die jeden Menschen mit unzähligen Optionen, auch in religiöser Hinsicht konfrontiert.

Traditionalismus speist sich aber auch aus der Furcht, heute der Gnade des Herrn verlustig zu gehen, aus der Angst, die neue Liturgie könne "ungültig" sein (dieser Gedanke der "Gültigkeit" ist extrem legalistisch, nicht zuletzt deshalb sind bei den Tradis so viele überdurchschnittlich viele Juristen zu finden). Diese Form des Traditionalismus lebt vor allem aus der Furcht, der Herr führe heute seine Kirche nicht mehr in der rechten Weise. Darin liegt ein Hauptproblem. Es ist auch ein Grund, warum aus den Reihen der Tradis so gut wie überhaupt keine geistlichen Impulse für die Gegenwart kommen. Der Traditionalismus verengt zudem die Sicht der Kirche nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf eine Auswahl der Vergangenheit und eine festgeschriebene Lesart der Vergangenheit. In diesem Sinne ist Traditionalismus Auswahl, Häresie.

Der progressistische Liberalismus hingegen verliert die Verwurzelung in der Tradition und Weisheit der Kirche völlig. Man macht, was man will und was man für richtig hält, ohne die Tradition zu befragen oder zu bewahren. Der Liberalismus ist eine Auswahl in die andere Richtung: Er nimmt einen (vermeintlichen) Kern des Evangeliums her ("Gott liebt alle") und meint, von diesem Punkt aus, alles kirchliche Denken und Handeln gestalten zu können. Das Ergebnis ist eine moderne Wohlfühl- und Kuschelreligion, die mit der Botschaft des Christentums nichts mehr zu tun hat, Auswahl, Häresie.
If only closed minds came with closed mouths.

Raimund J.
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raimund J. »

Knecht Ruprecht hat geschrieben: wenn heute Paulus leben würde, würde die antikirchliche Koalition seinen Rücktritt für die Sünden als Saulus fordern.
Ein wahres Wort! :daumen-rauf:
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Stephen Dedalus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Berolinensis hat geschrieben: Zu diesem ganzen Trennungsgerede: ich nehme an, gemeint ist, daß man sich entscheiden müsse, wenn es zu einem formellen Schisma von Teilen der deutschen Kirche kommen sollte. Abgesehen davon, daß es da nichts zu entscheiden gäbe, weil selbstverständlich ist, daß man zur Kirche Christi und ihrem sichtbaren Haupt, dem Nachfolger Petri, halten muß, halte ich das - mit Verlaub, und ohne die, die davon gesprochen haben, beleidigen zu wollen - für reichlich unrealistisch, ja hysterisch. Daß die Situation in der deutschen Kirche katastrophal ist, ist uns ja allen klar (allerdings auch nicht schlimmer und teilweise besser als in vielen anderen westeuropäischen Ländern). Aber dafür, daß dies zu einem formellen Schisma führen könnte, sehe ich nicht die geringsten Anzeichen. Außerdem halte ich generell gar nichts davon, dauernd die kirchliche Apokalypse herbeizuraunen. Man soll in Ruhe seine Pflicht tun (und solange kein Schisma besteht und die deutschen Oberhirten nichts Verwerfliches befehlen, schulden wir auch unserem jeweilgen Bischof Gehorsam, egal was wir von seiner "Politik" halten), die Lage realistische und nüchtern betrachten, und dabei stets die unerschütterliche Hoffnung bewahren, da wir ja spe salvi sind.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag!

Leider scheinen mir hier einige vom Trennungsvirus (morbus Anglicanorum) schon recht infiziert zu sein. Und es sind nicht die Liberalen...
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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Die einen träumen halt, die anderen sehen. :neinfreu:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Daniel Deckers hat heute seine bereits vor ein paar Tagen ausgesprochene Drohung wahrgemacht, und sich um die Eichstätter Vergangenheit von Bischof Mixa gekümert - in der FAS von heute. Er beschreibt sehr offen, wie großen Druck Zollitsch und Marx auf Bischof Mixa ausgeübt haben und läßt anklingen (ohne es direkt zu behaupten), daß Mixa erst dan zur Amtsaufgabe bereit gewesen sei, als man gedroht habe, Eichstätt näher zu untersuchen. Es folgt dann ein Exkurs darüber, wie irritiert die Mehrheit der deutschen Bischöfe seinerzeit war, daß Mixas Seminar so große Erfolge hatte und ihnen die Kandidaten abspenstigt machte. Dann wird umgeschwenkt - das seinen wohl hauptsächlich anderswo zu Recht abgelehnte Kandidaten gewesen, und niemand wisse so genau, welche Loyalitäts- und Machtstrukturen im Eichstädter Seminar bestanden hätten, um diesen Aufschwung zui erledigen. Das letzte Drittel des Artikels beschreibt dann (wohl auf der Basis amerikanischer Informationen, freilich ohne das auszuweisen), daß einige Priesterseminare in die Hände von Pink Mafias gefallen seien und daß die Priesterschaft inzwischen wohl ohnehin weitgehend homosexuell geneigt/unterwandert sei.

Es gibt in dem Artikel soweit ich sehe keine einzige relevante Behauptung, die man direkt angreifen oder widerlegen könnte - aber ein übles Geflecht von Insinuationen, das geeignet ist den gesamten Klerus von Eichstätt und auch Bischof Mixa selbst unter Verdacht zu stellen.

Ansonsten teilt die FAS von heute mit, daß das Zentralkomittee heute darüber diskutiere, ob Priester Mißbrauchshinweise auch dann der Staatsanwaltschaft melden müßten, wenn die Opfer das ablehnten - sie wollen also dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, und dem Kaiser, was Gottes ist. Dann gibt es noch einen interesanten Brief eines Seminaristen, der mitteilt, warum er das Seminar verläßt:
Bischöfe sehen sich veranlasst, ihre Priester anzuzeigen oder sie zur Selbstanzeige zu nötigen. Das verlangt ja noch nicht einmal der Staat. Bisher war ich immer der Meinung, das vor allem das Opfer, dann auch Jederman, einen Staatsanwalt aktiviert, damit dieser als neutrale Gewaltinstanz den Sachverhalt ermittelt und ggfs. für eine Verurteilung im Namen des Volkes sorgt. – Bei uns werden jetzt aber Priester bereits auf allervagestem Verdacht hin “beurlaubt”. Möchte ich einem Kirchendiener schlechte Wochen bereiten, genügt eine anonyme Anzeige und das Chaos ist perfekt. Selbst bei späterer Rehabitilation bleibt immer etwas kleben.

Doch auch im Kleineren ist von Loyalität keine Spur. Diözesane und Kleriker stellen sich offen gegen ihre Hirten, und diese kümmern sich einfach zuwenig. In zweieinhalb Jahren habe ich meinen Bischof etwa 5 Minuten sprechen können (nach meiner Beauftragung mit dem Lektorendienst). Dabei haben wir keine Handvoll Kandidaten. – Als ich das traurig meinem Pfarrer erzählte, lachte dieser auf: Er habe den Bischof in den letzten acht Jahren insgesamt 15 Minuten gesprochen.

Was wunder, wenn keine Bande entstehen. Stattdessen planen sie hochtrabend ihre ‘pastoralen Räume’. Dabei wollte ich Priester werden, nicht Raumpfleger.
Das ganze gibt es hier: http://gotteslob.wordpress.com/21/4/ ... er-lieben/

Ich denke, das wird eine der ungewollten, aber voraussehbaren Begleiterscheinungen der gegenwärtigen Entwicklung sein: Welcher junge Mann wird künftig noch bereit sein, sein Lebensschicksal in die Hände solcher Funktionäre zu legen?
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Es spricht absolut nichts dagegen, den letztmaligen Vollzug des Sakraments der Krankensalbung als "letzte Ölung" zu bezeichnen.
Zumal es nicht wirklich überzeugend ist, wenn in einigen Gemeinden dieses Sakrament mehr oder weniger routinemäßig im Zusammenhang mit Seniorenveranstaltungen verabreicht wird.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Raimund J.
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raimund J. »

Bernado hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben:Es spricht absolut nichts dagegen, den letztmaligen Vollzug des Sakraments der Krankensalbung als "letzte Ölung" zu bezeichnen.
Zumal es nicht wirklich überzeugend ist, wenn in einigen Gemeinden dieses Sakrament mehr oder weniger routinemäßig im Zusammenhang mit Seniorenveranstaltungen verabreicht wird.
Absolute Zustimmung. Eine der merkwürdigsten Entwicklungen der letzten Zeit sind Bußgottesdienste mit integrierter "Krankensalbung" (Reihenabfertigung).

Siehe auch:

http://www.dieletztendinge.de/das_sakra ... lbung.html
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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Ich kenne die Verhältnisse in Eichstätt nicht, die "Bindung" der Seminaristen an ihren Bischof, wäre jedoch das Normalste, das man sich vorstellen kann. Der Bischof soll nicht nur Vater und Vorbild seiner Seminaristen sein, sondern er muß auch eine genaue Kenntnis seiner Alumnen haben, um sie mit gutem Gewissen zu den hl. Weihen zulassen zu können.

In "Ad catholici sacerdotii" von Papst Pius XI. hieß es noch:
Das Seminar müsst ihr daher, Ehrwürdige Brüder, die ihr mit Uns die verantwortungsschwere Leitung der Kirche teilt, wie euern Augapfel behüten. Es ist und muss der Hauptgegenstand eurer Sorge sein.

Außerdem will ich es nicht unterlassen anzuführen, was Erzbischof Lefebvre von all diesen Räten, Komitees,... dachte, und zwar schon lange bevor sie ihre heutige Machtstellung erreicht haben:
Kommen wir jetzt zur zweiten Tatsache, jene, welche die Demokratie in die Kirche eingeführt hat: die Kollegialität. Warum die Kollegialität? Um dieses jeder Amtsgewalt widersprechende Prinzip einzuführen, sei es jener des Papstes, der Bischöfe oder eines Pfarrers, weil man immer die Untergeordneten um Rat fragen und die „Basis” an der Ausübung der Amtsgewalt beteiligen muß. Das ist aber sehr schwerwiegend vor allem in der heiligen Kirche, in der die Amtsgewalt eine persönliche ist. So kommt zum Beispiel die Amtsgewalt des Papstes unmittelbar von Gott auf seine Person, denn die Kardinäle designieren ihn nur, sie verleihen ihm aber nicht die Amtsgewalt an sich. Desgleichen erhaltet der Bischof die Amtsgewalt über seine Diözese durch die Bischofskonsekration. Ebenso wird der Pfarrer zum Haupt seiner Pfarre ernannt. Er erhaltet seine Amtsgewalt von oben, nicht von seinen Pfarrkindern. Er erhaltet seine Amtsgewalt von Gott, weil er an der Autorität Gottes teilhat.

Übrigens kommt alle Autorität von Gott. Der hl. Paulus sagt: „Omnis potestas a Deo.” Selbst der Familienvater, selbst der geringste derer, die eine Amtsgewalt über andere ausüben, hat immer in gewisser Weise an der Autorität Gottes teil.
Dieser Autorität aber widerspricht geradewegs jenes Prinzip der Kollegialität, auf Grund dessen Synoden, Priesterräte, Bischofsräte geschaffen werden, ohne die praktisch die selbständige Amtsgewalt nicht mehr, in moralisch einwandfreier Weise, ausgeübt werden kann. Selbst wenn das noch persönlich möglich ist, so auch dann nur auf die Gefahr hin, beträchtlichen Schwierigkeiten zu begegnen. Also kann der Bischof nichts mehr tun ohne seinen Priesterrat, der Pfarrer ohne seinen Pfarrbeirat, der Papst ohne seine Synode oder die Bischofskonferenzen.

[...]Während früher der Papst der Vater aller war und der geringste der Laien ihm schreiben konnte und eine Antwort erhielt und so wußte, daß man seine Sache anhörte und studierte. Aber heute können sich nicht einmal mehr die Bischöfe unmittelbar an den Papst wenden, man antwortet ihnen, sie mögen sich an die Bischofskonferenz wenden.

Die Bischofskonferenz ist aber keine göttliche Institution und wenn man derartige demokratische Organe einführt, hat man wahrhaft die Ausübung der göttlichen Autorität im Innern der Kirche zerstört. Alle Bischöfe fürchten sich vor einander und wenn man sie zum Beispiel hinsichtlich eines Seminars oder eines Katechismus oder hinsichtlich ihrer Schulen um eine Entscheidung bittet, antworten sie, sie seien nicht frei und sie können nichts tun, ohne ihre Mitbrüder von der Bischofskonferenz oder von dieser oder jener Kommission zu konsultieren. Das ist sehr schwerwiegend, denn ein Bischof, der nicht die Freiheit hat, in seiner Diözese zu gebieten, ist nicht mehr ihr Vater. Ohne Zweifel ist es sehr nützlich, daß sich die Bischöfe Rat holen, aber das ist schon im früheren Kirchenrecht vorgesehen. Der Bischof hatte einen Rat, aber nur einen mit beratender, nicht mit beschließender Funktion. Er hat ihn nach freiem Ermessen versammelt und dessen Mitglieder selbst ernannt, während jetzt alle diese Räte gewählt werden, das heißt, daß diese Mitglieder dem Bischof aufgezwungen sind. Desgleichen sind die Bischofskonferenzen keine schlechte Sache, wenn ihre Befugnis auf ein besseres gegenseitiges Einverständnis beschränkt ist, zum Beispiel im Hinblick auf die Verwirklichung eines Seminars, einer Universität oder einer katholischen Zeitung. Es ist gut, daß sich die Bischöfe gegenseitig beraten, aber wenn das zu einem derartigen Organismus führt, daß sie in ihrer Diözese nichts mehr tun können, ohne die verschiedenen Kommissionen, die von der Bischofskonferenz abhängen, zu konsultieren, dann ist das absolut unzulässig. Es widerspricht den Gesetzen der Kirche, daß der Bischof hinsichtlich der Seminare, der Presse, der Schulen oder des Katechismus von solchen Kommissionen abhängt.
(Auszug aus einem Vortrag von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre, am 29. Dezember 1975 in Barcelona)

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Niels
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Niels »

Bernado hat geschrieben: Dann gibt es noch einen interesanten Brief eines Seminaristen, der mitteilt, warum er das Seminar verläßt:
Bischöfe sehen sich veranlasst, ihre Priester anzuzeigen oder sie zur Selbstanzeige zu nötigen. Das verlangt ja noch nicht einmal der Staat. Bisher war ich immer der Meinung, das vor allem das Opfer, dann auch Jederman, einen Staatsanwalt aktiviert, damit dieser als neutrale Gewaltinstanz den Sachverhalt ermittelt und ggfs. für eine Verurteilung im Namen des Volkes sorgt. – Bei uns werden jetzt aber Priester bereits auf allervagestem Verdacht hin “beurlaubt”. Möchte ich einem Kirchendiener schlechte Wochen bereiten, genügt eine anonyme Anzeige und das Chaos ist perfekt. Selbst bei späterer Rehabitilation bleibt immer etwas kleben.

Doch auch im Kleineren ist von Loyalität keine Spur. Diözesane und Kleriker stellen sich offen gegen ihre Hirten, und diese kümmern sich einfach zuwenig. In zweieinhalb Jahren habe ich meinen Bischof etwa 5 Minuten sprechen können (nach meiner Beauftragung mit dem Lektorendienst). Dabei haben wir keine Handvoll Kandidaten. – Als ich das traurig meinem Pfarrer erzählte, lachte dieser auf: Er habe den Bischof in den letzten acht Jahren insgesamt 15 Minuten gesprochen.

Was wunder, wenn keine Bande entstehen. Stattdessen planen sie hochtrabend ihre ‘pastoralen Räume’. Dabei wollte ich Priester werden, nicht Raumpfleger.
Das ganze gibt es hier: http://gotteslob.wordpress.com/21/4/ ... er-lieben/

Ich denke, das wird eine der ungewollten, aber voraussehbaren Begleiterscheinungen der gegenwärtigen Entwicklung sein: Welcher junge Mann wird künftig noch bereit sein, sein Lebensschicksal in die Hände solcher Funktionäre zu legen?
Traurig, aber verständlich. :(
Man sieht: Die Saat dieser Funktionäre geht auf!
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Niels
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Niels »

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ahren.html
:patsch:
(...) Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren.

Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung. Es ist bis heute das weltliche Recht für vatikanische Staatsangehörige, gilt also parallel zum Kanonischen Recht für Kirchenangehörige.

(...)
Einige Rechtsgelehrte vertreten die Ansicht, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne Bedeutung für die Praxis handelt
(...)

Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des Codice Penale überhaupt schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
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Niels
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Niels »

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SpaceRat
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von SpaceRat »

Niels hat geschrieben:
Axel-Springer-Verlüg hat geschrieben:Müll
Langsam wird's unlustig.
Vielleicht stellt ja die Klopapiermanufaktur Axel Springer auch noch fest, daß Vatikanstadt - neben Japan - das einzige Land ist, das den Walfang nicht ächtet, o.ä.

Aber beruhigt Euch: Das ist kein Krieg gegen die römische Gemeinschaft. DSDS ist vorbei, die Schmierfinke, die vorher bei Menowin Fröhlich im Klo gewühlt haben, haben jetzt lediglich mehr Zeit.
Das flacht kurz vor der Landtagswahl in NRW wieder ab, weil man dann bei der Linken, der SPD und den Grünen (In der Reihenfolge) in der Scheiße stochern muß und spätestens dann habt Ihr die Springer-Lügenpresse auch wieder lieb, weil hier im Forum wohl außer CDU/CSU nur PBC und Zentrum als Wahloption zur Debatte stehen dürften :)

Man sollte das mehr wie im Hillije Kölle (Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche treue Tochter) sehen:
Et is wie et is, et kütt wie et kütt un et hät noch imma jot jejange.

Oder anders: Wat kümmert es die dt. Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert?
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Petra
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Petra »

Bernado hat geschrieben:Daniel Deckers hat heute seine bereits vor ein paar Tagen ausgesprochene Drohung wahrgemacht, und sich um die Eichstätter Vergangenheit von Bischof Mixa gekümert - in der FAS von heute. Er beschreibt sehr offen, wie großen Druck Zollitsch und Marx auf Bischof Mixa ausgeübt haben und läßt anklingen (ohne es direkt zu behaupten), daß Mixa erst dan zur Amtsaufgabe bereit gewesen sei, als man gedroht habe, Eichstätt näher zu untersuchen. Es folgt dann ein Exkurs darüber, wie irritiert die Mehrheit der deutschen Bischöfe seinerzeit war, daß Mixas Seminar so große Erfolge hatte und ihnen die Kandidaten abspenstigt machte. Dann wird umgeschwenkt - das seinen wohl hauptsächlich anderswo zu Recht abgelehnte Kandidaten gewesen, und niemand wisse so genau, welche Loyalitäts- und Machtstrukturen im Eichstädter Seminar bestanden hätten, um diesen Aufschwung zui erledigen. Das letzte Drittel des Artikels beschreibt dann (wohl auf der Basis amerikanischer Informationen, freilich ohne das auszuweisen), daß einige Priesterseminare in die Hände von Pink Mafias gefallen seien und daß die Priesterschaft inzwischen wohl ohnehin weitgehend homosexuell geneigt/unterwandert sei.
Also soll jetzt den Lesern erzählt werden, Bischof Mixa wurde nur deswegen aus dem Amt gedrängt, weil er schon seit langer Zeit den anderen Bischöfen suspekt war?
Merkt ihr denn nicht, wie versucht wird, die Kirche zu spalten? Divide et impera?

Übrigens habe ich vorhin noch ca. 5 Minuten einen Stammtisch im bayrischen TV mitbekommen. Dort war man sicher, der Zölibat gehöre weg, dann gäbe es sowas nicht. Also dass Bischof Mixa als junger Priester Ohrfeigen verteilt. Daran ist der Zölibat schuld. :vogel:

Raimund J.
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raimund J. »

Petra hat geschrieben: Übrigens habe ich vorhin noch ca. 5 Minuten einen Stammtisch im bayrischen TV mitbekommen. Dort war man sicher, der Zölibat gehöre weg, dann gäbe es sowas nicht. Also dass Bischof Mixa als junger Priester Ohrfeigen verteilt. Daran ist der Zölibat schuld. :vogel:
Na ja, dem Helmut Markwort sein Sonntagsstammtisch. Nachdem ich gleich am Anfang mitbekommen habe, wie die Runde schon beim Stichwort "Augsburg" nur noch süffisant gelacht hat, habe ich abgeschaltet.

Im Radioprogramm des bayerischen Rundfunks unter Federführung des Chefreporters Ernest Lang (Mitglied "Katholische Akademie Bayern) wird derzeit systematisch
versucht die Katholische Kirche in Grund und Boden zu kommentieren.
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Robert Ketelhohn
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Daraus:
Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden.
„Die Kirche“ (d. h. wir, die wir aktual in ihr auf unserer irdischen Pilgerfahrt sind) hat nur dann eine Chance auf das himmlische Ziel, wenn sie von dieser Gesellschaft gehaßt wird.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raimund J. »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Daraus:
Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden.
„Die Kirche“ (d. h. wir, die wir aktual in ihr auf unserer irdischen Pilgerfahrt sind) hat nur dann eine Chance auf das himmlische Ziel, wenn sie von dieser Gesellschaft gehaßt wird.
Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes.
Jakobus, 4,4
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Robert Ketelhohn
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Niels hat geschrieben:http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ahren.html
:patsch:
(...) Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren.

Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung. Es ist bis heute das weltliche Recht für vatikanische Staatsangehörige, gilt also parallel zum Kanonischen Recht für Kirchenangehörige.

(...)
Einige Rechtsgelehrte vertreten die Ansicht, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne Bedeutung für die Praxis handelt
(...)

Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des Codice Penale überhaupt schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Den Dreck hatten wir hier vor einiger Zeit schon einmal. Vielleicht findet das einer?
Damals war alles Nötige gesagt worden, und es ist immer hilfreich, die rechten Ant-
worten parat zu haben. Wenn auch nicht gerade gegenüber den Springer-Hetzern.
Da haben sie diesmal in den Leserkommentaren den übelsten Menschenschlag los-
gelassen, die Sorte KZ-Kapo aus Dachau, und anschließend die Komentarfunktion
gesperrt.
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songul
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von songul »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Daraus:
Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden.
„Die Kirche“ (d. h. wir, die wir aktual in ihr auf unserer irdischen Pilgerfahrt sind) hat nur dann eine Chance auf das himmlische Ziel, wenn sie von dieser Gesellschaft gehaßt wird.
Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes.
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Wohl wahr, und deshalb gehört Mut und Aktion dazu, dem nach zu folgen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petra hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Daniel Deckers hat heute seine bereits vor ein paar Tagen ausgesprochene Drohung wahrgemacht, und sich um die Eichstätter Vergangenheit von Bischof Mixa gekümert - in der FAS von heute. Er beschreibt sehr offen, wie großen Druck Zollitsch und Marx auf Bischof Mixa ausgeübt haben und läßt anklingen (ohne es direkt zu behaupten), daß Mixa erst dan zur Amtsaufgabe bereit gewesen sei, als man gedroht habe, Eichstätt näher zu untersuchen. Es folgt dann ein Exkurs darüber, wie irritiert die Mehrheit der deutschen Bischöfe seinerzeit war, daß Mixas Seminar so große Erfolge hatte und ihnen die Kandidaten abspenstigt machte. Dann wird umgeschwenkt - das seinen wohl hauptsächlich anderswo zu Recht abgelehnte Kandidaten gewesen, und niemand wisse so genau, welche Loyalitäts- und Machtstrukturen im Eichstädter Seminar bestanden hätten, um diesen Aufschwung zui erledigen. Das letzte Drittel des Artikels beschreibt dann (wohl auf der Basis amerikanischer Informationen, freilich ohne das auszuweisen), daß einige Priesterseminare in die Hände von Pink Mafias gefallen seien und daß die Priesterschaft inzwischen wohl ohnehin weitgehend homosexuell geneigt/unterwandert sei.
Also soll jetzt den Lesern erzählt werden, Bischof Mixa wurde nur deswegen aus dem Amt gedrängt, weil er schon seit langer Zeit den anderen Bischöfen suspekt war?
Wenigstens einigen andern, ja, das ist ja auch durchaus korrekt. Das ist wenigstens der Grund, warum Bischof Walter keine Hilfe bekommen hat, ja einige aus dem Episkopat sich zu Ischarioten machten, als die reißenden Wölfe über ihn herfielen.
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Petur
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Petur »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Daraus:
Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden.
„Die Kirche“ (d. h. wir, die wir aktual in ihr auf unserer irdischen Pilgerfahrt sind) hat nur dann eine Chance auf das himmlische Ziel, wenn sie von dieser Gesellschaft gehaßt wird.
Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes.
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"Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."

Johannes 3,16

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songul
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von songul »

Petur hat geschrieben:"Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."

Johannes 3,16
Sicher; nur wie er daran glaubt ist ausschlaggebend und es auch vorlebt - darauf kommt es an.

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Petur
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Petur »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Daraus:
Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden.
„Die Kirche“ (d. h. wir, die wir aktual in ihr auf unserer irdischen Pilgerfahrt sind) hat nur dann eine Chance auf das himmlische Ziel, wenn sie von dieser Gesellschaft gehaßt wird.
Eine Sekte kann derartige Ansichten (Auserwählte vs die böse Welt) vertreten, aber nicht die Kirche Christi. Ist es unbedingt nötig, überall Feinde zu suchen? Die Kirche soll die Welt zu Christus führen.

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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Ich gehe davon aus, dass Robert "Welt" in der überlieferten, christlichen Bedeutung verwendet, nicht in der modernen.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Stephen Dedalus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Es hilft ja nichts: Die Kirche muß als Sauerteig in der Welt wirken. Das ist unser Auftrag. Igelt die Kirche sich ein, verfehlt sie ihre Mission und handelt nicht im Sinne des Herrn.

Und so schwer die Erkenntnis fällt: Auch in "dieser" Gesellschaft gibt es Menschen guten Willens (funny enough, daß Robert überhaupt das Wort "Gesellschaft" in den Mund nimmt, aber es ist wahrscheinlich pejorativ gemeint). Ebenso gibt es in der Kirche Sünder. Es ist nicht alles schlecht und böse, und es ist eben auch nicht alles nur schwarz oder weiß.

Insofern ist der extreme Dualismus, den Robert hier skizziert, ein großer Fehler.
Zuletzt geändert von Stephen Dedalus am Sonntag 25. April 2010, 14:56, insgesamt 1-mal geändert.
If only closed minds came with closed mouths.

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Petur
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Petur »

cantus planus hat geschrieben:Ich gehe davon aus, dass Robert "Welt" in der überlieferten, christlichen Bedeutung verwendet, nicht in der modernen.
Warum benutzt er dann das Wort "Gesellschaft"?

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Petur
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Petur »

Stephen war schneller als ich. :)

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Siard
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Siard »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes.
Jakobus, 4,4
Deshalb :
Klaus Störtebecker hat geschrieben:Gottes Freund und aller Welt Feind!
gemeint ist die "Welt" zuerst in der überlieferten christlichen Bedeutung.

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Robert Ketelhohn
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Es hilft ja nichts: Die Kirche muß als Sauerteig in der Welt wirken. Das ist unser Auftrag. Igelt die Kirche sich ein, verfehlt sie ihre Mission und handelt nicht im Sinne des Herrn.

Und so schwer die Erkenntnis fällt: Auch in "dieser" Gesellschaft gibt es Menschen guten Willens (funny enough, daß Robert überhaupt das Wort "Gesellschaft" in den Mund nimmt, aber es ist wahrscheinlich pejorativ gemeint). Ebenso gibt es in der Kirche Sünder. Es ist nicht alles schlecht und böse, und es ist eben auch nicht alles nur schwarz oder weiß.

Insofern ist der extreme Dualismus, den Robert hier skizziert, ein großer Fehler.
Es gibt gnostisch-manichäischen Gut-böse-Dualismus. Der ist verkehrt.
Andererseits (völlig anderer Seits) gibt es die realistische Erkenntnis der
Dualität zweier einander entgegengesetzter Gemeinschaften, wie Augu-
stin sie treffend beschrieb. Das ist übrigens im Grundsatz de fide. Es gibt
nur die Möglichkeit der Errettung oder der Verdammnis. Tertium non
datur
.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Siard
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Siard »

Bernado hat geschrieben:
In zweieinhalb Jahren habe ich meinen Bischof etwa 5 Minuten sprechen können (nach meiner Beauftragung mit dem Lektorendienst). Dabei haben wir keine Handvoll Kandidaten. – Als ich das traurig meinem Pfarrer erzählte, lachte dieser auf: Er habe den Bischof in den letzten acht Jahren insgesamt 15 Minuten gesprochen.

Was wunder, wenn keine Bande entstehen. Stattdessen planen sie hochtrabend ihre ‘pastoralen Räume’. Dabei wollte ich Priester werden, nicht Raumpfleger.
Das war zu Erzbischof Johannes' Zeiten in Fulda anders:
regelmäßige "Fragestunde" mit den Seminaristen, gemeinsames Frühstück mit den jeweiligen Seminaristen, die bei seiner "privaten" Frühmesse gedient haben...

Aber das Problem, daß die Kirche ein sehr diffuses Priesterbild hat ist ja nicht gerade neu, das gibt es seit dem II. Vatikanum. Verwaltungsbeamte und Sakramentenspender im Akkord - für geistliches Leben bleibt da oft wenig (keine) Zeit. Auch die Seminare gehen an der Realität vorbei: zwanghaftes Gemeinschaftsleben im Seminar und dann Einzelkämpfer in einer Pfarrei.

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