Kirchenjahr hat geschrieben:Meiner Meinung nach wäre die Kirche nicht in die Tonne zu treten. Die Plage des Arianismus hat ja auch nicht dazu geführt, dass die Kirche anschließend in der Tonne lag. Sicherlich könnte man zwar dann das Kirchenverständnis der röm-kath. Kirche auf dem 1. und 2. vatikanischen Konzil in Frage stellen. Aber nähmen wir an, das Dogma wäre falsch, wäre es ja nicht das erste Mal, das ein Papst oder Konzil geirrt hätten. Es gab zahlreiche Päpste und Konzilien, welche Häresien und Irrtümer verbreitet haben. Und die Irrtum verbreitenden Konzilien haben für sich ebenfalls die Wahrheit für sich beansprucht. Und ist die Kirche durch den Irrtum von Päpsten, Bischöfen oder Kirchenvolk bisher untergegangen?
Gerade im Zusammenhang mit dem Arianismus wird aus tradionalistischen Kreisen immer wieder betont, nur ein einziger Bischof (ggf. auch mit Gemeinde) sei erforderlich um den wahren apostolischen und katholischen Glauben zu bewahren. Diese fortgespinnt würden weder ein häretischer Papst, Patriarch von Konstantinopel, noch die Mehrzahl aller Irrlehrer-Bischöfe den Fortbestand der Kirche gefährden.
Mal angenommen, das erste Vatikanum hätte geirrt - welchen Bischof schlägst Du vor, der den wahren apostolischen und katholischen Glauben bewahrt hat?
Es nutzt ja nichts, nur theoretische Überlegungen zu pflegen. Solche machen nur Sinn, wenn sie zur tatsächlichen Geschichte passen.
Kirchenjahr hat geschrieben:Sempre hat geschrieben:Dass Päpste heutzutage Bischöfe wie auch Kardinäle nicht maßregeln, wenn sie Ketzereien verbreiten, kann mich nicht überzeugen. Das ist sicher Teil der aktuellen Katastrophe und äußerst beklagenswert, hat aber Gott sei Dank keinen Einfluss darauf, was die Kirche de fide lehrt.
Ja und diese aktuelle Katastrophe begann was das konkrete Thema angeht spätestens nach dem Konzil von Chalkedon (Kanon 28). Vom V. und VI ökumenischen Konzil wollen wir besser gar nicht sprechen. Die damaligen Päpste haben da kein sehr gutes Bild abgegeben. Bis zum endgültigen Bruch zwischen Ost und West (1054? Konzil von Florenz?) hat der Westen den Osten wohl an der langen Leine der Häresien gehalten. Umgekehrt gilt das genauso. Der Westen hat dem Osten die Kirchengemeinschaft nicht aufgekündigt, der Osten dem Westen aber genauso wenig.
1871 kommt das 1. Vatikanum daher und anathemisiert knüpft das Heil an die Dogmen des Primats und der Unfehlbarkeit. Nochmal die Frage: Haben die Päpste des ersten Jahrtausends seit Chalkedon den Osten vom Dogma des Primats befreit?
Seit Tagen möchte ich auf diese Fragen konkrete Antworten. Bisher kam da leider keine Antwort.
Das hat -soweit ich das sehe- einen ganz schlichten Grund. Du setzt a priori Kircheneinheit voraus. Nun sind aber Ost und West getrennt. Irrtümer witterst Du -soweit hier von Dir ausgeführt- im Westen. Gleichzeitig postulierst Du eine mögliche Einheit. Nur bleibt es eben beim Postulat. Nachweise römischerseits, dass das Unfehlbarkeitsdogma eine Grundlage in den ersten Jahrhunderten hat, ignorierst Du. Selbst bringst Du für Deine Ideen nur allgemeine Erwägungen und nicht etwa -wie ich es gemäß Deinen Ansprüchen erwarten würde- detaillierte Darlegungen historischer Natur, die dem vernünftigen Zeitgenossen zeigten, was Sache sei.
Kirchenjahr hat geschrieben:Aber wenn ich mir so einige Beiträge hier durchlese ggf. auch in der Sakristei beschleicht mich das Gefühl, dass es hier ein paar Schreiber gibt, die sich in ihrer kuscheligen Ecke eingerichtet haben, ob orthodox oder römisch-katholisch und an einer Kircheneinheit überhaupt nicht interessiert sind, da dann ggf. eine Seite sich geirrt hätte und umkippen würde. Die Wiederherstellung der Kircheneinheit war nie ein Moment, in dem die Bewahrer der Wahrheit anschließend schadenfreudig auf die Ex-Häreitker gezeigt haben und gesungen haben "Wir hatten Recht, hahahahah". Ein seltsames Denken.
Was für Probleme hast Du denn? Wenn einer recht hat, hat er recht. Ob er dann ggf. hämische Gesänge anstimmte oder auch nicht. Dafür hätte er sich zu verantworten, wie wir alle für alles. Aber wie auch immer: wer recht hat, hat recht.
Wir Katholiken glauben, dass wahr ist, was die Kirche uns zu glauben vorlegt. Und wir glauben, dass unser Glaube nicht im Widerspruch zu den historischen Tatsachen steht. Nimm Dir alle Muße darzulegen, dass unser Glaube nicht den historischen Tatsachen entspricht. Aber bitte konkret und im Detail. Was Du bisher ausführst, sind vage Andeutungen.
Robert Ketelhohn hatte zurecht ausgeführt, dass diverse Hirten uns in die Irre leiten, dass sie Falsches und Widersprüchliches von sich geben. Der Heilige Geist hat aber trotz aller Katastrophe bis heute dafür gesorgt, dass das Lehramt nicht offenbar Irrtümliches verpflichtend zu Glauben vorgelegt hätte.
Du erwähnst derweil allgemeine Imperfektionen der Kirche im Laufe der Geschichte, weist aber keine konkreten Fehler nach, insbesondere auch nicht in bezug auf das Unfehlbarkeitsdogma, das Du anhand vager Überlegungen in Frage stellst.
Gruß
Sempre