Ab wann beginnen für Dich die Probleme:TillSchilling hat geschrieben:...Verehrung von Heiligen ist doch für niemanden ein Problem, Anrufung derselben ist für evangelische Christen nicht möglich. Und sowieso unnötig.
- Feier eines Heiligengedenktages im Gottesdienst?
- Aufstellen von Heiligenikonen in der Kirche?
- Aufstellen einer Heiligenikone am Gedenktag auf dem Altar?
- Sich vor der Ikone des Heiligen verneigen?
- Die Ikone des Heiligen beräuchern?
- Einen lobpreisenden Hymnus auf einen Heiligen singen oder beten, der diesen als ein Du anredet?
Wo beginnt die "Anrufung"? Ist schon der Lobpreis Anrufung? Ist die Aufforderung an die Engel in Psalm 148, Gott zu loben, Anrufung? Wäre als Konsequenz von Psalm 148,1 ("Lobet im Himmel den Herrn"), die Heiligen aufzufordern, Gott zu loben, Anrufung und somit abzulehnen? Wenn ja: Wie verstehst Du dann Psalm 148,1? Wenn aber wegen Psalm 148,1 die Aufforderung an die Heiligen, Gott zu loben, nicht abzulehnen wäre, warum soll dann die Bitte um Fürbitte abzulehnen sein? Ich bitte ja andere Mitchristen durchaus auch um Fürbitte. Warum nicht die Heiligen, die nach Hebräer 12,23 Gott sogar näher sind als die Engel? Könnte es nicht sein, dass CA XXI deshalb vom Konsens der Kirche her differenzierter verstanden werden müsste?
Zum Thema "unnötig": Gerade Unnötiges kann schön und angemessen sein. Schönheit lebt geradezu vom Unnötigen. Den das Unnötige unterstreicht das Schöne. Insofern kann Unnötiges durchaus angemessen sein, wenn es auch tatsächlich im wörtlichen Sinne "unnötig" ist. Unser Gott ist ein verschwenderischer Gott. Und da wird das Unnötige zum Gleichnis, das die Größe und Schönheit dieses verschwenderischen Gottes feiert. Die Schöpfung ist unnötig. Gott braucht sie nicht als Gegenüber. Er ist in sich die Fülle des Dreieinigen. Aber ihm gefällt es, eine total unnötige Schöpfung zu erschaffen, die in der Bibel Gleichnis seiner Fülle und Pracht ist. Die Anrufung der Heiligen ist "unnötig". In der Tat. Aber wenn wir als Leib Christi in der Gemeinschaft der Heiligen stehen, dann ist es doch normal, miteinander zu kommunizieren. Denn "Leib" bedeutet paulinisch geradezu Kommunikation. Insofern ist das Unnötige durchaus angemessen, damit das Wunder des Leibes Christi, seine "Fülle" (vgl. Kol 2,9+10) von uns wenigstens ein Stück weit erfasst werden kann.
Bei der sehr alten Allerheiligenlitanei, in der "alle Heiligen" angerufen werden, kommt in unvergleichlicher Weise zum Ausdruck, dass im Gottesdienst die ganze Kirche vereint ist. Alle Heiligen (die auf dem Weg und die Vollendeten) vereinen sich zum Gottesdienst. Die Alte Kirche hat das Aufkommen der Hiligenverehrung nie als Bruch, nie als "Neuerung" verstanden, sondern als Entfaltung des Glaubens, der immer und überall geglaubt wurde, wie es Vinzenz von Lerin definiert hat.
Ob vielleicht der Protestantismus die Neigung zur Kargheit hat, weil er von Schönheit, von Angemessenheit im Blick auf den überfließenden Dreieinigen Gott etwas zu wenig verstanden hat? Und ob diese Neigung zur Kargheit auch etwas mit der Ablehnung der Anrufung der Heiligen zu tun hat? Und die Ablehnung der Anrufung hat ja dannn über die Jahrhunderrte hin auch die Feier der Heiligengedenktage eliminiert. Die lutherischen Gemeinden, in denen die Heiligen noch konsequent gefeiert werden, lassen sich an zwei Händen abzählen. Das eine hängt mit dem anderen zusammen.