Bruno-Maria Schulz hat geschrieben:Juergen hat geschrieben:"der Vater ist größer als ich" (Jo 14,28 ) Schön, was man mit Bibelstellen alles "beweisen" kann
Jürgen, du weißt um die Gottheit Jesu in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Wenn du aber in einem öffentlichen Forum Sätze wie oben zum Besten gibst, unterstützt du unbwusst Ungläubige und Lästerer. Obigen Sarkasmus könntest du mir oder anderen Christen sagen, die fest im Glauben sind, und man würde vielleicht sogar wissend lächeln.
Sagst du es aber Atheisten, Zweiflern oder Menschen die der Annahme des Glaubens unfähig sind, so stützt du deren Unglaube und Zweifel.
Was glaubst du, wie oft ich meine Sätze umformuliere, um dieser schuldaufladenden Gefahr aus dem Weg zu gehen-
Einem Christen gegenüber Glaubenswahrheiten etwas flapsig zu formulieren, ist ganz anderer Tragweite, als dies einem Zweifler gegenüber zu tun.
Ich wollte hier nur zeigen, wie leicht man, wenn man sich "nur" auf die Bibel stützt, Probleme bekommen kann.
Genau diese beiden Stellen waren es (neben anderen), die die Arianer für sich in Anspruch nahmen.
Nach Jo 14,28 ist der Vater größer als der Sohn. - Aber in Jo 10,30 sagt der Sohn "ich und der Vater (wir) sind eins".
Die Arianer benutzen nun einen einfachen Trick um, Jo 10,30 zu relativieren. "wir sind eins" kann ja auch einfach bedeuten: "wir sind uns einig", "wir sind eins in unserer Meinung" etc. Damit wäre dies gar keine seinesmäßige Aussage über Jesus mehr, sondern eine moralische; übrig bleibt dann Jo 14,28 und schwupdiewup ist Jesus nicht mehr "wahrer Gott und wahrer Mensch" sonder nur noch "wahrer Mensch".
Augustinus hat sich mit diesen beiden Stellen und den Auslegungen der Arianer mehrfach beschäftigt und seine Lösung ist so einfach, wie genial:
Augustinus löst diesen scheinbaren Widerspruch dahin auf, indem er sagt, daß die Aussage, daß der Vater größer sei, Jesus, sofern er eine Menschennatur hat, zuzurechnen ist; sofern er aber eine Gottesnatur hat, sagt er, daß er und der Vater eins seien.
Ebenso sagt der Sohn (in seiner Menschennatur), daß er zum Vater geht; in seiner Gottesnatur hat er sich nie von ihm entfernt:
Sofern also der Sohn nicht gleich dem Vater ist, sofern ging er zum Vater, von dem er kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten; sofern er aber als Eingeborener dem Erzeuger gleich ist, entfernt er sich nicht vom Vater, sondern ist mit ihm überall ganz durch die gleiche Gottheit, welche kein Ort einschließt.
Augustinus: Io. eu. tr. 78,1.
So kann Jesus auch Bitten an den Vater richten - sofern er Mensch ist:
Da aber ein und dieselbe Person Gott und Mensch ist, denken wir uns den Menschen in ihm, daß er bittet; denken wir uns Gott in ihm, daß er und den er bittet eins sind.
Augustinus: Io. eu. tr. 107,5