Geschichte von den guten Gedanken

Sonstiges und drumherum.
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Staubkorn
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Geschichte von den guten Gedanken

Beitrag von Staubkorn »

Der Mönch, der die Übung mit den Steinen machte

Einmal besuchten drei Mönche den Altvater Silvamos in Palästina. Dort lebte auch ein Bruder, der so tat, als ob er verrückt sei. Jedes mal wenn ein anderer Bruder ihm begegnete, lachte er laut. Deshalb wendete sich jeder gleich von ihm ab und ging weiter.

Die drei Mönche wollten nun alle Brüder sehen, die hier lebten. Aber Alvater Silvan, führte sie nicht zu dem Bruder mit dem verwirrten Geist, damit sie sich nicht empörten. Doch die drei Mönche wussten, dass sie nicht alle Brüder gesehen hatten, und gingen traurig davon.

Erst als die drei Fremden weggegangen waren, überlegte Alvater Silvanos, was passiert war, und ging zu dem Bruder, der sich verrückt stellte. Ohne zu klopfen, öffnete er leise die Tür und überraschte den Bruder, wie er in seinem Kellion zwischen zwei Körben saß. Ein Korb war zu seiner Rechten und der andere zu seiner Linken. Als der Bruder den Altvater sah, fing er an zu lachen, wie er es immer tat.

Der Altvater sagte:"Lass das jetzt und erkläre mir die Art, wie du in deinem Kellion lebst."
Aber der Bruder lachte erneut. Da sagte der Altvater: "Du weißt genau, dass ich mein Kellion außer am Samstag und Sonntag nie verlasse. Trotzdem bin ich nun mitten in der Woche gekommen, weil Gott mich zu dir geschickt hat".

Der Bruder erschrak, verbeugte sich vor dem Altvater und sagte: "Verzeih mir, Vater. Jeden Morgen setze ich mich hin, mit diesen Steinen vor mir. Wenn ich einen guten Gedanken habe, werfe ich einen Stein in den Korb zu meiner Rechten. Wenn es aber ein schlechter Gedanke ist, werfe ich den Stein in den Korb zu meiner Linken. Abends zähle ich dann die Steine. Wenn mehr im rechten Korb sind, dann esse ich, wenn mehr im linken Korb sind, dann esse ich nicht. Am nächsten Tag fange ich von vorne an. Wenn ich einen schlechten Gedanken habe, sage ich zu mir: "Schau, was du da machst, wieder gibt es nichts zu essen".

Als der Altvater das hörte, war er voller Bewunderung und sagte: "Wahrlich, diese drei Mönche, die da gekommen sind, waren heilige Engel, die die Tugend dieses Bruders offen legen wollten".
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Also:
Jeden Morgen setzt sich dieser Bruder vor einen Haufen Steinen nieder und wartet darauf, dass ihm schlechte bzw. gute Gedanken kommen. Entsprechend wirdft er die Steine in die Körbe.
Na so was....
Ich glaube eher, dass, wenn tatsächlich Gott seine Engel in der Gestalt von drei Mönchen losgeschickt haben sollte, er den Abt nicht auf die vorgeblichen Tugenden dieses Bruders aufmerksam machen wollte, sondern auf die eitle und sinnlose Tandelei, mit der dieser Bruder in Verkennung seiner tatsächlichen Aufgaben seine Tage verbrachte.
Dem guten Gedanken folgt immer die Tat, die Umsetzung. Erfolgt diese nicht, ist der Gedanke unnütz und man verwirft ihn. Jedenfalls wartet man nicht auf gute Eingebungen. Man weiß immer, was zu tun ist.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Soviel zu den schlechten Gedanken...
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:Also:
Jeden Morgen setzt sich dieser Bruder vor einen Haufen Steinen nieder und wartet darauf, dass ihm schlechte bzw. gute Gedanken kommen. Entsprechend wirdft er die Steine in die Körbe.
Gruß, ad_hoc
Ich habe es anders verstanden:
Er merkt erst (kurz) danach, ob der Gedanke gut oder schlecht war und dann werden die Steine in die jeweiligen Körbe geschmissen.

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Vielleicht hilft es, wenn wir einmal die Geschichte der Wüstenväter und Wüstenmütter kurz betrachten um die Geschichte zu verstehen. Es gibt hier anscheinend Schwierigkeiten damit.

Sie verließen ihre Städte und Dörfer und zogen in die Wüste von Ägypten, Palästina, Syrien und Mesopotamien. Das geschah zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert.
Sie hießen "Anachoreten"- die Flüchtlinge aus dem Land der Gewohnheiten.
Sie lebten ein kontemplatives Leben und suchten in der "Stille" nach Gott. Sie lebten in Höhlen, Zelten und Hütten, diese nannten sie Kellien, ein Begriff den wir heute noch kennen, denn übersetzt heißt das "Zellen".
Meist hatten sie ihre Kellien in Rufweite um in der Not ihren Brüdern oder Schwestern beizustehen. Die Geschichten/Sprüche stammten von erfahrenen und alten Mönchen um andere, wie Jüngere, Bedrängte und Besucher diese wegweisenden Worte mitzuteilen, wenn sie FRagen stellten und nach Antworten suchten.

Von Abt Odilo Lechner
"In den Vätersprüchen begegnen sie einer anderen Weisheit. Die kommt aus großer Stille, aus lebenslanger Erfahrung, aus der Einfachheit eines verborgenen Lebens. Sie gibt nicht glatte, sofort begreifbare und umsetzbare Rezepte. Sie gibt nicht wohlschmeckende Deseerts. Sie gibt eher ein Stück hartes Brot, an dem man lange kauen muss, aber das Nahrung schenkt für den ganzen Weg.
So, denke ich, kann man immer an einen der Sprüche kauen. Sie lassen spüren, das ist etwas, was mich angeht, woran auch meine Seele leidet, wonach auch meine Seele sich sehnt. Und dieses Wort hilft mir, unnütze Sorgen beiseite zu lassen, in mir weiterzufragen, in mir zu entdecken, was für mich wichtig ist".


Zu der Geschichte:
Diese Wüstenväter und Wüstenmönche haben der Gesellschaft den Rücken gekehrt und haben ein "Experiment" gewagt. Sie übten sich in Askese. Ein Altvater sagte: "Es ist die Arbeit an der Seele!" Und die Aufgabe war: "Setze Dich in Dein Kellion und das Kellion wird dich alles lehren!"
Nach innen blicken und bei sich selbst anfangen, das ist der Kern der vielen tausend mündlich überlieferten Weisheiten der Wüstenväter und Wüstenmütter, die in der Apophthegmata Patrum von ihren Schülern und Schülerinnen gesammelt wurden.
Die Altväter und Altmüter forderten ihre Schüler immer wieder auf: "Untersuche Deine Gedanken, dann wirst Du Ruhe finden".

Und es einmal selber wagen: Für einen Tag oder ein paar Tage, sich in ein leeres Zimmer setzen. Kein Telefon, kein Internet, kein Radio, kein Fernseher, keine Tageszeitung- nichts was einen von außen ablenken könnte. Und dann sehen, was in einem aufkommt. Sind es gute Gedanken, sind es schlechte? Kann ich mich allein auf Gott konzentrieren?
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ich fasse es ebenfalls nicht.
Was hat denn Deine zweite Geschichte (Beschreibung) mit der ersten (Erzählung) zu tun?

Gegen die Stille, gegen die Einsamkeit, ist gar nichts zu sagen. Es ist eine Zeit der Einkehr und der Besinnung. Auch Jesus war vierzig Tage in der Wüste. Wenn wir also von Zeit zu Zeit die Einsamkeit suchen - der Zweck ist immer wichtig - dann ist dagegen nichts einzuwenden.

Und überhaupt: Davon zu sprechen (unter Berücksichtigung der Zeit, des Ortes und der gegebenen Möglichkeiten), dass die alten Väter und Mönche ein "Experiment" gewagt hätten, kann nur jemand behaupten, der eine gewisse Quantität heutiger Sozialpädagik und sonstiger Sozial-Dingens übernommen hat bzw. davon beeinflußt worden ist, so dass er auch automatisch das "Neusprech" deren Vertreter spricht. Ich verbinde damit immer die Vorstellung, dass durch solche formelhaften Ausdrucksweisen u. a. das eigenen Nachdenken verhindert wird.

Davon abgesehen finde ich Deinen obigen Beitrag, mit Ausnahme des unpassenden Begriffs "Experiment", inhaltsvoller, weil sachdienlicher, als Deinen vorhergehenden Beitrag.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

ad_hoc, Entschuldige bitte, ich kann Dir und Deinen "verworrenen" Gedankengängen nicht ganz folgen.
Erst fandest Du die Geschichte von dem Mönch eitel und sinnlos. Dann schreibe ich die Erläuterung dazu und dann erkennst Du keinen Zusammenhang. Findest diesen Beitrag aber inhaltsdienlicher.

Aber schreibst wiederum, das gegen die Stille und Einsamkeit nichts dagegen zu finden sei und das diese auch der Einkehr und der Besinnung dient.

Vielleicht kann man auch die Geschichte erst dann verstehen, wenn man selber bewußt einmal für einen oder mehrere Tage in die Stille gegangen ist. Weil man denkt: "Oh, es wird eine ganz wunderbare Zeit", und dann bemerkt man erst, was man für einen "Balast" im Geiste trägt an "schlechten Gedanken" ebenfalls. Und dieser Mönch hat m.E. eine sehr gute "Praxis" an der Hand gehabt.

Weiterhin habe ich keine Behauptung angestellt, dass die "Wüstenmönche" ein "Experiment" gemacht haben. Mir viel nur gerade kein besseres Wort ein, deswegen die Anführungszeichen. Werden diese im Deutschen dann nicht so gesetzt? Aber, wie sagt man im Deutschen?! "Man soll nicht alles auf die goldene Waagschale legen".

Aber ich denke auch, dass Du wieder irgendetwas finden wirst, was Du zu beanstanden hast- schlechte Gedanken halt. Nicht mehr und nicht weniger...
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sofaklecks
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Klug

Beitrag von sofaklecks »

Ich bin der Auffassung, der junge Mönch handelte sehr klug.

Denn aus Gedanken werden Überzeugungen, aus Überzeugungen Handlungsweisen und aus Handlungsweisen das menschliche Schicksal.

Wenn man sein Leben (radikal) ändern oder (ebenso radikal) auf einen Erfolg hin ausrichten will, muss man also als erstes seinen Gedanken spanische Stiefel anziehen. Das gilt immer und ausnahmslos. Wer Papst werden will, darf an nichts anderes denken, sagt ein spanisches Sprichwort. Wer gut werden will, sollte nicht als erstes versuchen, gute Taten zu tun, sondern gut zu denken. Die guten Taten folgen dann ganz von selbst und zwar die, zu denen jeder selbst am besten fähig ist. Das ist bei einem der permanente Dialog mit Gott in der Stille (ansonsten hätte kein rein kontemplativer Orden eine Berechtigung), bei dem anderen das Umsetzen der guten Gedanken durch das Tätigwerden. Jeder nach seinen Talenten.

Aber am Anfang stehen die guten Gedanken und die Übung (wie auch immer), nur diese zuzulassen.

sofaklecks

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Vielen Dank für diese Geschichte. Ja es ist so - die Gedanken gehen unseren Taten voraus und bilden den Willen.

Das Tun ist ja nutzlos oder gar schädlich, wenn es nicht aus reinem Herzen geschieht, sondern mit Absichten, seien sie auch noch so gut.

Wenn ich mich in die Stille hinein begebe, dann weil ich Gott suche und hoffe, ihn zu finden .

diese Übung mit den Steinen ist sehr weise und im Grunde ähnlich wie das Strohhälmchen sammeln für die Krippe in der Adventszeit.

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Vielen Dank Aletheia und Sofaklecks für Euren Beitrag.
Ja, ich denke auch, genau darum ging es den Wüstenvätern- und müttern. Erstmal seine Gedanken zu beobachten und meist sind es auch die selben, zu schauen, was ist "in mir", denn das gebe ich auch "nach außen" weiter.
Mich hat diese Geschichte sehr inspiriert, auch weil ich selber gerne in der "Stille sitze" und nun diese "Praktik" auch einmal ausprobieren möchte. Aber anstatt mit dem Essen (ich esse nicht besonders viel und auch nichts wofür ein Tier sein Leben lassen muss) habe ich mir überlegt, dann gibt es kein Internet am nächsten Tag. :P :mrgreen:
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Ich habe vorhin als ich in der Bibel vertieft war, folgendes bei Lukas gefunden, was der Geschichte aus der "biblischen Sicht" noch mehr "Tiefe" und "Sinnhaftigkeit" verschafft.

Lukas 6,43- 46
"Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist, und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Was sagt ihr zu mir Herr, Herr", und tut nicht, was ich sage?"

Ich "übersetze" diese Passage auch mit den "Gedanken", womit sich der Mönch beschäftigt hat, denn diese sind auch im "Herzen" verankert. Versucht er seine Gedanken zu "reinigen", reinigt er auch sein Herz und somit auch seine Worte, welche er im "Außen" ausspricht.
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Wenn Du mir nicht folgen kannst, staubkorn, so liegt das wohl nicht an meinen verworrenen Gedankengängen, sondern doch eher daran, dass Du eine vollkommen abseitige Sicht- und Beurteilungsweise besitzt.

Da beruft man sich gerne auf Erzählungen aus dem Leben von Wüstenvätern, von Mönchen ect. und vergisst, dass man dieses Thema nicht in aller Oberflächlichkeit behandeln darf, sondern man muß schon etwas mehr in die Tiefe gehen, um sich selbst zu helfen und um anderen Menschen in sinnvoller Weise raten zu können.
Ich denke gerade an den Satz, als Ersatz für Einsamkeit den Verzicht auf den PC an einem Tag zu wählen. Da weiß jeder Leser, dass da irgend etwas nicht verstanden worden ist.

Worum ging es den Wüstenvätern, den Mönchen, den Nonnen und sonstigen Frauen und Männern, die die Einsamkeit suchten? Es ging ihnen vor allem darum, unter dem Aspekt des Gottesbezugs eine Zeit der Sammlung für sich zu reservieren, eine Zeit des Ausruhens, der Rekreation, aber auch des Sich-Besinnens. Es ging ihnen keinesfalls darum, neue Methoden, neue Anwendungen, neue Ideen zu kreieren, um ihre Religiosität und die Religiosität anderer zu vertiefen, neu zu definieren ect. ect.
Nicht sie selbst wollten wirken und bewirken, sondern Gott sollte in ihnen wirken und bewirken. Denn das war ihr Ziel, sich immer mehr Gott anzunähern und ihm ähnlich zu werden.
Was ist hierzu zunächst Voraussetzung? Die Einfachheit in allem und die stete Gottesliebe, das Bewusstsein der Präsenz Gottes.

Welchen Sinn macht es da, zu beobachten, wie viele schlechte Gedanken und im Vergleich hierzu, wie viele gute Gedanken einem kommen und wenn das einzige Resultat darin besteht, je nach Ergebnis entweder etwas zu essen oder darauf zu verzichten?
Was wird damit bewirkt?
Es geht nicht darum, gute Gedanken von den schlechten zu unterscheiden, es geht darum, schlechte Gedanken ohne großes Trara aus dem Geist zu entfernen und stattdessen den guten Gedanken Raum zu gewähren und diese auszuführen.
Ein User meinte, dass gute Gedanken automatisch zur Ausführung gelangen; dem ist leider nicht so. Gute Gedanken kann jeder haben; sie aber ohne Zögern auszuführen, das ist schon nicht leicht. Das kostet auch Überwindung.

Wenn das Beispiel mit der Sortierung von Steinen also nicht weiterführt, wie sollte es dann sein?
„Die einfache Seele hat das unum necessarium begriffen, dass nur eines notwendig sei, Gott allein. Die Seele kann viele Beschäftigungen haben. Aber in allem sucht und findet sie nichts als ihren Herrn. Gleich wie der Heiland in seinen vielfachen Beschäftigungen, seiner Reisen, seiner Krankenheilungen, seines mannigfaltigen Apostolats und seiner Leiden nur ein Ziel hatte, den vielgeliebten Vater zu verherrlichen: „Siehe, ich komme, um Deinen Willen zu erfüllen“. Und: „Meine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun, der im Himmel ist.“
So verhält sich die Seele, die in der Einfachheit lebt. Die Mannigfaltigkeit ihrer Arbeiten fällt dabei wenig ins Gewicht; denn es geht ihr ja nicht darum, dem Nächsten zu gefallen oder für sich selbst Befriedigung zu suchen, sondern nur den Willen des Vaters zu tun. Amen. Ja, Vater. „Nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine!“

Die Herzogin von York schrieb an Mutter Croiset, Oberin der Heimsuchung von Chaillot, über die ihr von ihrem Kaplan, Pater de la Colombière, erteilten Ratschläge:
„Er wies mich vor allem darauf hin, wie notwendig es für mich sei, mich, wo ich auch sei, innerlich einfach zu verhalten, damit ich nur für Gott einen Blick hätte, trotz der Vielfalt der Dinge, die mich umgeben. Gott wünsche von mir diese Gesinnung völliger Hingabe, damit ich mich ihrer nach seinem Gefallen bediene.
Ich solle weniger auf das schauen, was ich getan hätte, als auf das, was ich tun solle. Hierdurch würde ich fügsam und lenksam gegenüber den Befehlen der Vorsehung Gottes, in allem, was er auch anordne.“


„Bei Frömmigkeitsübungen sucht die einfache Seele nicht nach dem Seltenen und Originellen. Sie wendet sich sogleich Wesentlichem zu, bei den freigestellten Übungen jedoch geht sie den Weg der Allgemeinheit, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, sie sondere sich ab.
Tatsächlich besteht die Vollkommenheit nicht in einer Vielzahl von Übungen, und wären sie noch so ausgezeichnet. Wir wollen zwar jene, die diese Form der Frömmigkeit bevorzugen und sich gern größere Lasten aufladen, nicht verurteilen.
Hier wird man an den einen oder anderen unter den Wüstenvätern, z. B. den Mönch Paulus erinnert, der 300 Gebete am Tag sagte, jedes mit einem Kieselsteinchen vermerkte und sehr betrübt war, als er erfuhr, dass ein Dorfmädchen es bis auf 700 brachte.“

Der Hl. Makarius erklärte:
„Es bedarf doch nicht vieler Worte. Wir brauchen nur die Hände zum Himmel zu erheben und zu sagen: Herr, Dein Wille geschehe!“

In der Tat gilt stets der gleiche Grundsatz: Gediegenheit und Maßhalten sind mehr wert als Kleinlichkeit und Überschwänglichkeit.

Zitate entnommen aus dem Buch von R. Pius: „Über die Einfachheit im Umgang mit Gott und den Mitmenschen“, Kanisius-Verlag


Gruß, ad_hoc
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Vielen Dank für Deine Belesenheit ad_hoc.


"Wer in der Einsamkeit der Wüste lebt,
wird drei Kämpfen entrissen:

Dem Hören, dem Reden, dem Sehen.

Der einzige Kampf, der bleibt,
ist der Kampf mit sich selbst".

Die Wüstenväter
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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