ieromonach hat geschrieben:Lieber Petur,
wenn Rom legitime kath. Kirche ist, dann ist sie auch Teilhaber der apostolischen Tradition, d. h. sie ist autentisch im Glauben der Apostel. Wenn Rom aber Dogmen verkündet und glaubt die nicht zum Glaubensgut der kath. Kirche gehören wie kannst du dann sagen die Kirche von Rom ist legitim? Notkirche? Was ist das? Ich halte einige Dogmen für häretisch und deshalb ist die röm. "kath.Kirche" nicht legitim als orthodoxes katholisches Patriarchat. Wenn Rom die falschen Lehrsätze fallen läßt wird ihr wieder die Legitimität zugesprochen. Das Notkirchemodell hat leider keinen festen Boden. Bitte, versuch einmal deutlich zu sagen was Notkirche ist und sein will und warum. in ehrlicher Liebe + P.Theodoros
Lieber Pater Theodoros,
Es hat m.E. viel mit der typisch westlichen Sichtweise der Kirche zu tun, vor allem nach dem II. Vatikanum.
Als Orthodoxe siehst man (wenn ich das so richtig verstehe) keine Kirche außerhalb der Kirche. Also keine kirchliche Struktur hat irgendeine Legitimität, wenn sie nicht Teil der Orthodoxie ist. Das gilt für Rom, für Alt-Katholiken, für Anglikaner, et cetera.
Der typische Westler hält es aber für möglich, auch außerhalb der eigenen Kirche "gültige" Weihen zu haben, auch wenn die Geweihten keine Zulassung in unserer Kirche bekämen. Daher erkennt Rom Eure Weihen an, aber aus römischer Sicht ist es eine Gehorsamsfrage, bei Euch keine Sakramente zu empfangen. Die Sakramente seien aber "da", man darf sie nur nicht in Anspruch nehmen oder nur im Notfall. Ein Orthodoxe aber würde sagen, man kann keine Sakramente von einem römischen Priester empfangen, weil er vor vorne herein keine Sakramente spenden
kann (oder wenn schon, nur auf defekter Weise).
Auf dieser Weise sieht man als Westler eine "Kirche", die jedoch in vierschiedenen Gruppierungen aufgeteilt ist. Also jede christliche Gemeinschaft, die eine gültige Sukzessionslinie hat und den apostolischen Glauben vermittelt, sei Teil d e r Kirche.
Ein Orthodoxer zuckt da ein wenig zusammen (wie Du das hier tust
![zwinker ;)](./images/smilies/ikb_wink3.gif)
) und sagt, die Kirche kann doch nicht gespalten werden -- es gibt nur d i e Kirche, die aus denjenigen besteht, die in voller Sakramentenunion stehen; es gebe keine Spaltung, sondern nur welche, die die Kirche verlassen.
Das heißt, mit der "Notkirche" meinen Alt-Katholiken, daß sie hoffen, eines Tages wieder in Kommunion mit Rom zu sein, und sprechen Rom aus diesem Grund keine Legitimität ab. Der Papst ist weiterhin "der" Papst, auch für Alt-Katholiken -- nur da sie die Papstdogmen nicht unterstützen, sind sie von Rom exkommuniziert worden.
Soll heißen, die Art und Weise der Trennung war ganz anders, als die der Trennung zwischen Rom und Orthodoxie. Der Große Schisma war sozusagen im gegenseitigen Einvernehmen, wo beide Seiten sich gegenseitig exkommuniziert haben; die Trennung der AKs von Rom war eher einseitig, wo sie sich von Rom nicht trennen wollten, aber dazu gezwungen wurden. Rom exkommuniziert AKs, aber nicht umgekehrt. Es hat also eine andere Qualität.
Man könnte vielleicht die orthodoxe Sichtweise mit einem Haus vergleichen: entweder ist man im Hause, oder nicht. Die westliche Sichtweise ist eher wie eine Wolke. Es gibt welche, die definitiv in der Mitte der Wolke stehen, und welche, die eher am Rande sind, und welche, die gar nicht in der Wolke sind.
Cheers,
John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]