ar26 hat geschrieben:Exkommuniziert wird, wer durch das Setzen eindeutiger Akte, darunter kann natürlich auch das Rezipieren einer falschen Lehre fallen, die Gemeinschaft mit der Kirche aufkündigt.
So wurden z.B. 1988 die Herren M. Lefebvre, B. Fellay, B. Tissier de Mallerais, R. Williamson und A. de Galarreta exkommuniziert, und zwar als Tatstrafe wegen Bischofsweihen ohne päpstliches Mandat (Kan. 1382). Die Exkommunizierten sind nicht mehr berechtigt, kirchliche Sakramente oder Sakramentalien zu empfangen, außerdem dürfen sie keine kirchlichen Ämter ausüben.
ar26 hat geschrieben:Die FSSPX verkündet weder eine Sonderlehre, noch weißt sie die sakramentale oder organisatorische Einheit mit der Kirche zurück.
Die Lehre und die Sakramente, die die Angehörigen der FSSPX verkünden und spenden, sind die römisch-katholische(n).
Zur Lehre der römisch-katholischen Kirche gehört auch das zweite vatikanische Konzil, dass die FSSPX ja fast vollständig ablehnt. Viele Punkte legt die FSSPX zudem anders aus als der Vatikan. Die FSSPX hält natürlich "ihre" Lehre für die einzig katholische, fährt hier einen sehr merkwürdigen Kurs, indem sie nicht wie die Orthodoxe Kirche sämtliche vatikanischen Hinzufügungen zur Apostellehre ablehnt, sondern nur diejenigen, die ihr nicht in den Kram passen.
Die organisatorische Einheit ist beschädigt, aber existent. Die Beschädigung der organisatorischen Einheit ist durch jene verschuldet, die die generelle Freiheit der "alten" Messe negieren und/oder etwa Allah für eine Variante der 1. göttlichen Person halten (Nostra Aetate).
Ergo: Schisma ex!
Die Tatsache, dass der Vatikan auf die meisten Lehr- und Amtsverletzungen der Piusbrüder kaum mehr eingeht (schon gar nicht gegenüber einzelnen Personen), zeigt, dass dort die FSSPX de facto als schismatisch angesehen werden. Es ist eher eine Frage der Politik, dass das Schisma nicht öffentlich ausgesprochen wird. Noch ist der Vatikan ja um eine Wiedereingliederung bemüht (was nicht heißt, dass wegen der FSSPX irgendwelche Lehren verändert werden würden). Sollte sich die FSSPX jedoch weiterhin so resistent zeigen (M. Lefebvres pesönliche Ansichten sind hier genauso Dogma wie die Luthes bei manchen Protestanten), wird es wohl irgendwann auch offiziell zu Schisma kommen.
Die FSSPX kann überhaupt nur mit dem Papsttum existieren, deshalb will man hier ein Schisma auf jeden Fall vermeiden. Allerdings scheinen sie sich immer mehr in ihrer Abweichung zu Rom zu verhärten. Sedisvakantismus wird zwar offiziell verurteilt, de facto aber betrieben, man versucht sich juristisch zu rechtfertigen.
Die FSSPX spielt deshalb auf Zeit, hofft auf steigende Anhängerzahlen und wünscht Rom eine schwere Krise (gibt sich zudem alle Mühe zu verbreiten, dass diese jetzt sogar schon da ist), damit man Rom zur Annahme der eigenen Bedingungen zwingen kann.
Auch Rom spielt auf Zeit, hofft ihrerseits, dass der "Spuk" FSSPX irgendwann auf natürliche Weise ausstirbt, z.B. wenn keine römischen Bischöfe mehr unerlaubte Bischofsweihen vornehmen. Denn wenn die jetzigen Weihbischöfe weitere Weihbischöfe weihen würden, würde hieraus ganz offensichtlich ein Bischofssytem entstehen, das mehr protestantischen als katholischen Charakter hat. Das würden schon ihre Anhänger nicht mehr lange mitmachen.
Schlimm genug, dass sie so lange auf ihren "Papa" verzichten müssen. Auch hier spielt die Zeit für Rom: Irgendwann kann man nicht mehr alle Päpste ablehnen und weiterhin behaupten, keine Sedisvakantisten zu sein.