Beicht-Erfahrung

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noah
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Beicht-Erfahrung

Beitrag von noah »

wer kann mir dazu die "offizielle Meinung" der Kirche nennen:

geschehen letzte Woche: beim Beichten stellt der Priester fest, dass er dringend einen wichtigen Termin hat... er beendet das Beichtgespräch von sich aus...erteilt die Absolution....
... obwohl für mich erst ein Teil der Sünden gebeichtet/ausgesprochen worden sind.

Meine Frage: da ich nun ja in der festen Absicht dort hingegangen bin, dass ich alle meine Sünden loswerden wollte... bin ich dann auch von den bis dahin unausgesprochenen Sünden befreit? Bezieht sich die Absolution auch darauf?
Wie gesagt, es geht mir hier eher um die (offizielle) Auffassung der kath. Kirche ...

lG

Noah

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Robert Ketelhohn
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Re: Beicht-Erfahrung

Beitrag von Robert Ketelhohn »

noah hat geschrieben:bin ich dann auch von den bis dahin unausgesprochenen Sünden befreit? Bezieht sich die Absolution auch darauf?
Ja. - Ich würde aber trotzdem noch mal gehen. Bei ’nem anderen Priester. Und den Vorfall auch so schildern. (Übrigens ein Unding. [Daß ein Beichvater den Beichtenden mal zur Kürze mahnt oder zur Konkretheit, das kann schon vorkommen und ist manchmal sogar angebracht.])
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Ich würde vielleicht in der nächsten "regulären" Beichte die Sünden, die nicht genannt wurden, nennen. Aber extra deswegen gehen würde ich nicht. Ich könnte ja nix dafür... also ist es nicht meien Schuld...

Gruß, Bk

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Linus
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Beitrag von Linus »

hatte letztens ein ähnliches erlebnis: als zwar regelmässiger aber "spontanbeichter" (ohne große vorbereitung, einfach rein in den beichtstuhl und sündenbekenntnis,was mir eben einfällt) hab ichs mal gewagt anhand eines beichtspiegels eine vorbereitung zu machen (Sehr gut: Francisco Luna:Wie beichte ich richtig, Adamasverlag, allein die Hinführung (die die Hälfte des Bücherls ausmacht lohnt sich)) hat mich der beichtpriester ziemlich abgekanzelt, und auch sonst wars eher ne miese "stimmung", jedenfalls eine beichte, bei der ich nachher mit einem größeren unwohl sein gefühl rausgegangen bin, als ich rein bin.

Am nächsten tag hab ich eine ganz kurze "Kartäuserbeichte"(Ohne Kommentare, nur Bekenntnis und Absolution) bei meinem Traupriester abgelegt. Nun kann ich sdagen: in der kürze liegt die Würze. :mrgreen:
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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

Oh, dazu hätte ich auch noch eine Frage. Also wie ist es eigendlich, wenn man zum ersten Mal zur Beichte geht und schon etwas älter ist?
Muß man da auch über die Zeit beichten in dem man zur ev.-luth. Kirche gehört hat (also vom Tag seiner Geburt bis zum Austritt) ? :hmm:

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Linus
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Beitrag von Linus »

Sylvia hat geschrieben:Oh, dazu hätte ich auch noch eine Frage. Also wie ist es eigendlich, wenn man zum ersten Mal zur Beichte geht und schon etwas älter ist?
Muß man da auch über die Zeit beichten in dem man zur ev.-luth. Kirche gehört hat (also vom Tag seiner Geburt bis zum Austritt) ? :hmm:
Würde ich machen. Gerade mit der Gnade der Späten Bekehrung ist es gut eine lebensbeichte abzulegen. Roll schonungslos alles auf!
Bete um einen guten Beichtpriester dafür, und bereite dich über eine längere Zeit vor. Meine Lebensbeichte anno 1998 hat sagenhafte 180 Minuten gedauert, es gab viel Rotz und Wasser, viel heilung und sündenvergebung und einen aufgrund meiner Beichte gekürzten Priesterbart :mrgreen: )
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo Sylvia,
Sylvia hat geschrieben:Oh, dazu hätte ich auch noch eine Frage. Also wie ist es eigendlich, wenn man zum ersten Mal zur Beichte geht und schon etwas älter ist?
Muß man da auch über die Zeit beichten in dem man zur ev.-luth. Kirche gehört hat (also vom Tag seiner Geburt bis zum Austritt) ? :hmm:
ich habe bei meiner ersten Beichte nach Jahrzehnten alles gebeichtet, was mir eingefallen ist, also alle Sünden, die mir bewusst waren, auch ganz, ganz alte.

Abgeschlossen war das Kapitel damit aber nicht. Mir fielen im Laufe der Zeit danach immer wieder alte Sachen aus meiner glaubensfernen Zeit ein, die ich in der nächsten Beichte dann ausgesprochen habe. Ich denke, dass dies sicher noch eine Weile anhalten wird, dass ich also immer wieder noch alte Sünden beichten werde. Jesus ist da schonungslos ... er zeigt mir immer wieder alten Müll auf, den ich schon vergessen glaubte. ;-)

Gruß
Angelika

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Angelika hat geschrieben:Hallo Sylvia,
Sylvia hat geschrieben:Oh, dazu hätte ich auch noch eine Frage. Also wie ist es eigendlich, wenn man zum ersten Mal zur Beichte geht und schon etwas älter ist?
Muß man da auch über die Zeit beichten in dem man zur ev.-luth. Kirche gehört hat (also vom Tag seiner Geburt bis zum Austritt) ? :hmm:
ich habe bei meiner ersten Beichte nach Jahrzehnten alles gebeichtet, was mir eingefallen ist, also alle Sünden, die mir bewusst waren, auch ganz, ganz alte.

Abgeschlossen war das Kapitel damit aber nicht. Mir fielen im Laufe der Zeit danach immer wieder alte Sachen aus meiner glaubensfernen Zeit ein, die ich in der nächsten Beichte dann ausgesprochen habe. Ich denke, dass dies sicher noch eine Weile anhalten wird, dass ich also immer wieder noch alte Sünden beichten werde. Jesus ist da schonungslos ... er zeigt mir immer wieder alten Müll auf, den ich schon vergessen glaubte. ;-)

Gruß
Angelika
@ Sylvia
Ja, genauso wie Angelika mach(t)e ich es (bis heute). Bereite dich anhand eines Beichtpiegels vor und beichte, was dir einfällt - wenn dann später noch was kommt, dann beichte es dann....

Des kriegst schon hin - du soltest nur mit dem Priester vorher reden, dass er weiß, dass es deine erste Beichte ist und dass er sich auch Zeit nimmt. Eventuell könnte auch dieser Priester mit dir eine Gewissenserforschung machen...

musst halt mal fragen...

Liebe Grüße, Beichtkind

noah
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Beitrag von noah »

vielen Dank für Eure vielen Antworten!
Bin total überrascht. Aber ich wäre auch froh, wenn es eine "offizielle Kirchenmeinung" dazu gäbe... das würde mich halt interessieren.

Ich möchte auch noch meine Erfahrungen in Bezug Konversion und Lebensbeichte dazufügen:
Ich habe es damals sehr gut gefunden, nicht eine Beichte im Beichtstuhl zu haben, sondern ein Bechtgespräch in der Sakristei. Und ich habe den Priester auch darauf hingewiesen, dass es die erste Beichte nach der Konversion sei - er hat sehr sensibel darauf das Beichtgespräch geführt und mir in vielen Dingen auch geholfen.
Ich denke, dass ein guter Priester in solch einem Fall sich von vornherein auf ein längeres Gespräch einstellt und es entsprechend behutsam führen wird.
Meine Erfahrung dazu war auch, dass es "schichtweise" vor sich geht: wenn eine oberste Schicht von Verfehlungen abgetragen ist, kommen darunter auch andere zum Vorschein... es ist also ein langer Prozess, den es sich aber unbedingt lohnt, zu Ende zu führen.
Ein guter Freund hat mir damals den Rat gegeben (den ich dann auch befolgte) mir einen "geistlichen Begleiter" zu suchen, der in der Lage ist, hilfreich zur Seite zu stehen, wenn es ans Aufarbeiten geht,.... der die richtigen Fragen stellt, bzw. auch im Gebet miteinander den richtigen zukünftigen Weg, den Gott mir zeigen will, sucht.

lG
+Noah

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mtoto
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Beitrag von mtoto »

Hallo zusammen

Ich hänge meine Frage mal hier an:

Angenommen Ihr würdet in der Beichte eine wirklich schlimme Sünde beichten. Und egal, wie sehr Ihr Euch bemüht, die Sache klar beim Namen zu nennen, der Priester kapiert nicht, was Ihr angestellt habt.
Letzten Endes gibt er Euch aber trotzdem die Absolution, obwohl er noch immer keinen blassen Schimmer hat, was diese Sünde betrifft. Aber er bemerkt, dass Euch die Sache wirklich zu schaffen macht.

Ihr habt Euch ehrlich bemüht, der Priester seinerseits auch.
Ändert das Unverständnis des Priesters nun etwas an dieser Angelegenheit?

Letztlich vergibt doch Gott die gebeichtete Sünde und der hats gewiß verstanden.

Fragender Gruß mtoto

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

mtoto hat geschrieben:Hallo zusammen

Ich hänge meine Frage mal hier an:

Angenommen Ihr würdet in der Beichte eine wirklich schlimme Sünde beichten. Und egal, wie sehr Ihr Euch bemüht, die Sache klar beim Namen zu nennen, der Priester kapiert nicht, was Ihr angestellt habt.
Letzten Endes gibt er Euch aber trotzdem die Absolution, obwohl er noch immer keinen blassen Schimmer hat, was diese Sünde betrifft. Aber er bemerkt, dass Euch die Sache wirklich zu schaffen macht.
Äh, Tschuldigung, aber ich verstehe das nicht - meinst du, dass der Priester es nicht als Sünde erkennt (weil es für dich was Schlimmes ist, aber objektiv für ihn nicht?)?
Wenn ich klar sage, es ist das und das, dann versteht das doch jeder, oder sehe ich das irgendwie jetzt falsch???? :hmm:

Ich meine, letzten Endes denke ich schon, dass es bvergeben ist - du hast dich bemüht - und Gott weiß das. Aber ich verstehe nicht, wie der Priester es nicht verstehen kannst, was du erzählt hast--- :hmm:

Petra
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Beitrag von Petra »

Wenn man etwas als Sünde erkannt hat, es bereut und nicht wieder tun möchte (die Kraft möge mit uns sein :roll: ) und es in der Beichte vor Gott bekennt, dann ist es mit der Absolution vergeben. Egal, ob der Priester das spezielle Übel mitbekommen hat oder nicht. Es gibt zig Gründe, warum der Beichtvater es nicht verstehen konnte.
Ausnahmen davon könnten höchsten die allerschwersten Sünden sein, aber du weißt bestimmt, welche das sind, bist ja keine Wochenendkatholikin. ;)


:huhu: mtoto, schön dich wieder zu lesen :freude:

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Petra hat geschrieben:Es gibt zig Gründe, warum der Beichtvater es nicht verstehen konnte.
OK, ich hatte so einen Fall noch nicht... ;)

Petra
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Beitrag von Petra »

Ich auch nicht, aber ich darf eh keine Beichten hören. :D

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Linus
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Beitrag von Linus »

Beichtkind hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Es gibt zig Gründe, warum der Beichtvater es nicht verstehen konnte.
OK, ich hatte so einen Fall noch nicht... ;)
komm hin und wieder bei mir auch vor, besonders wenn ich ne Spontanbeichte beri einem Priester, der mich nicht kennt ablege. wenn ich dann versuchte die umstände zu erläutern dauerte das ewig (und die leute vorm beichtzimmer werden immer nervöser).

Wenn ich in so eine Situation komm, und der Priester schaut mich immer noch verständnislos an, sag ich nach dem Bekennen sowa wie: "Auch wenn die Umstände, die mich zu sündigen veranlasst haben,(ohne die man die Auswirkungen der sünde nicht zur Gänze erfassen kann) hier zu erklären zeitlich den Rahmen sprengten; ich habe es als Sünde erkannt, und bitte Jesus um sein gnädiges Erbarmen" Damit hat dann selbst der verständnislos dreinblickende Priester kein Problem und akzeptierts ohne jetzt jede Facette meiner sünde ausgeleuchtet zu haben.

@mtoto
was sind "wirklich schlimme Sünden"? Jede (Tod-)Sünde (und sei sie noch so "klein") ist schwerwiegend. Selbst wegen den "lässlichen" Sünden verdienten wir den Tod.

Lieben Gruß
Linus, der gerade wieder "Seelengeduscht" hat
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mtoto
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Beitrag von mtoto »

Hm,

danke für eure Antworten.

@ Beichtkind
Für ihn wäre es objektiv auch eine schwerwiegende Geschichte.
Aber versuche mal einem Eskimo zu erklären, was eine Blumenwiese ist.... :roll:

@Linus
Definition schwerwiegende Sünde:
Eine Sünde, die die Gottesbeziehung nachhaltig beeinträchtigt und bei der eine offizielle Entschuldigung anzuraten ist.
Konkreter werde ich besser nicht, schließlich hält Rom nichts von der Online-Beichte.. ;D

@Petra

"Wochenendkatholikin" :mrgreen: hört sich interessant an.

LG mtoto

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Pit
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Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Mtoto,

ich sehe es genauso wie Petra. Da ich - unvollkommen, wie ich bin - sicher nicht jede noch so kleine Sünde "parat" habe, kommt es nicht darauf an, sie alle aufzuzählen oder genau zu definieren. Natürlich sollte ich wissen, warum ich beichte (also mir der Sünden bewusst sein), aber der Mensch ist nun mal menschlich, und der Priester wird nicht erwarten, daß ich alles erwähnen kann.
So, wie ich Beichte verstehe, kommt es auf den Willen zur Busse (also Umkehr) an, und darauf, daß ich die Beziehung, die ich zu anderen Menschen wie auch zu Gott geschädigt habe, wieder herstelle. Den durch die Sünde verursachten Schaden im materiellen Sinne wiedergutzumachen ist nämlich nicht immer möglich. Leider !
Im klassischen Sinne gebeichtet (nämlich im Beichtstuhl) habe ich das letzte vor 20 Jahren oder so.
Gebeichtet im Sinne eines Beichtgespräches - das ist bei mir noch nicht allzulange her.
Und wo ich ein solches Beichtgespräch regelmäßig - Gott sei Dank - erlebe ist (nicht lachen spectator !! ;D ) - in Taize !

Gruß, Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

Petra
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Beitrag von Petra »

Pit hat geschrieben: Und wo ich ein solches Beichtgespräch regelmäßig - Gott sei Dank - erlebe ist (nicht lachen spectator !! ;D ) - in Taize !
Da habe ich auch mal gebeichtet. Bei einem Kapuzinerpater. Er meinte, in der Krypta wäre es ungestört. Wars auch. Nur waren da gerade schon zwei andere Beichtväter "auf Arbeit". :D

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