Es sieht übel aus. Ich fange mit einem Artikel der NZZ an, der die Lage nüchtern beschreibt:
Hoffnungsträger LNG – kann Flüssigerdgas in diesem Winter russische Lieferungen nach Europa ersetzen?
Die Probleme sind bekannt: Keine LNG-Anlademöglichkeiten in Deutschland, beschränkte Verfügbarkeit auf dem Weltmarkt und vor allem ist nicht sicher, ob es genug verfügbares LNG überhaupt gibt - von den Transportmöglichkeiten reden wir besser nicht.
Welche Profite durch die Knappheitssituation den Herstellern ermöglicht werden, wird in diesem Artikel beschrieben:
Sagenhafte Profite bei LNG: „Es ist eine unglaubliche Arbitrage“
Die Folgen bekommt z.B. Pakistan zu spüren - dort kommt es zu flächendeckenden Stromausfällen.Nach Angaben von namentlich nicht genannten EU-Beamten sei Europa bereit, für einen Tanker mit Flüssiggas jeden Weltmarktpreis zu überbieten. Bislang funktioniere der Plan, sich einen größeren Anteil am weltweiten Wettlauf um Flüssigerdgas zu sichern, indem man tief in die Tasche greift, so der Beamte. Die EU versucht mit dieser Taktik, alle anderen Interessenten am Weltmarkt auszustechen. Weil viele Länder vor allem in Asien nicht bei diesem Wettlauf mitmachen wollen, haben die EU-Staaten laut Fortune in den vergangenen Monaten 21 Milliarden Kubikmeter aus den globalen LNG-Beständen zugekauft.
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Der französisch-britische Investmentbanker und Energieexperte Laurent Segalen sagte dem Business Insider (BI), Unternehmen würden in den USA ein großes Schiff füllen und es für rund 60 Millionen Dollar (etwa 59 Millionen Euro) über den Atlantik schicken, wobei die Ladung dann in Europa rund 275 Millionen Dollar (knapp 270 Millionen Euro) einbringen würde.
In Pakistan gehen die Lichter aus – Europa kauft jeden verfügbaren LNG-Tanker
Man zahlt lieber eine geringer Vertragsstrafe und liefert die Ware zu höheren Preisen nach Europa.Europa hat alleine dieses Jahr seine LNG-Importe um über 50 Prozent gesteigert. In erster Linie aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen und dem sofortigen Wunsch, unabhängig von russischer Energie, insbesondere Erdgas, zu werden. Das hinterlässt in diesem engen, mittlerweile heftig umkämpften Markt um den ohnehin knappen Rohstoff Erdgas deutliche Spuren, die weit über die Grenzen Europas hinausgehen.
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Jetzt gerieten ausgerechnet Pakistans Lieferanten in Verzug, verkauften aber weiterhin wie bisher LNG auf den europäischen Märkten. Am 8. März schrieb die Deutsche Welle in einem Artikel über LNG: „Zudem wurden bereits einzelne Schiffe, die mit ihrer Fracht eigentlich gen Asien unterwegs waren, nach Europa umgeleitet.“
Trotzdem ist es nicht sicher, ob Deutschland unbeschadet durch den Winter kommt. Ich habe meine Zweifel.Da der Liefervertrag mit Pakistan aber nur sehr moderate Vertragsstrafen vorsah (30 Prozent Strafzahlung), haben Eni und Gunvor Group darauf verzichtet, wie sonst in der Branche üblich, lieferfähig zu bleiben und die erforderlichen Mengen am Spot-Markt einzukaufen. Der Preis für Pakistan lag vertraglich bei ca. 12 US-Dollar pro Einheit, zum damaligen Zeitpunkt aber wurde in Europa bereits 30 US-Dollar pro Einheit bezahlt.