Feindbilder -

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Feindbilder -

Beitrag von Bob »

Grüß Gott -

es ist nicht so ganz leicht, in einen anderen "Kosmos" an Selbstverständnis und Weltsicht "einzutauchen"; erfahrungsgemäß muss man mit allem rechnen - heftigen Abwehrreflexen, über das oft nicht ernst gemeinte "Willkommen" bis hin zu wirklicher Offenheit und Neugierde auf Menschen, die auf ihrem ganz eigenen Weg sind - und gerade darum auch auf der Suche nach dem gemeinsamen Interesse, vielleicht sogar nach dem Lebenssinn, über das eigene Leben hinaus ...

Ich bin kein Katholik, gehöre keiner Glaubensgemeinschaft an - und kenne von meinen Reisen viele jeweils kulturimmanenten Ausprägungen, wie Menschen Spiritualität und Religion leben, wie sie sich in einem "größeren Kontext" sehen ...

Und eines der größten Phänomene der heutigen Zeit scheint mir zu sein, dass sich immer mehr Menschen nicht mehr über die Gemeinsamkeiten - sondern fast nur noch über die Unterschiede zu erkennen meinen; sie "befeinden" ihresgleichen und lassen sich entsolidarisieren, definieren sich über rein konsumptive Statussymbole, flankiert von Ideologien, Sektenglaube und sogar Religionen - bei gleichzeitigem Verlust jeder Spiritualität, die sublimative Lebenskultur begleiten würde, nur noch den Ersatzbefriedigungen frönend.

Das Destruktive daran ist, dass man sogar "Feindbilder" braucht - von der Ebene der Familie, in die Gesellschaft hinein bis hin in die globale Dimension ...

Um meinem Gesprächsangebot Struktur zu geben, versuche ich ganz einfache Fragen:

Warum brauchte und braucht man Feindbilder?

Wer braucht sie?

Wie sind sie entstanden?

Was ist da falsch gelaufen?

Wie können Feindbilder überwunden werden?



Ich würde mich freuen, wenn daraus ein offenes und auch für andere Besucher dieses Forums interessantes "Exerzitium" ;) entstünde ...


Wünsche Ihnen eine gute Zeit! Bob 8)
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

ad_hoc
Beiträge: 4877
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Beitrag von ad_hoc »

Es ist schon spät und ich will nicht mehr viel schreiben. Aber eine grundsätzliche Anregung:

Was muß vorliegen, damit sich überhaupt ein Feindbild entwickeln kann?
Nach Klärung dieser Frage ergeben sich die Antworten auf Deine Fragen fast schon von alleine.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Benutzeravatar
Flamme
Beiträge: 52
Registriert: Samstag 2. Dezember 2006, 19:04

Beitrag von Flamme »

Was muß vorliegen, damit sich überhaupt ein Feindbild entwickeln kann?
Angst

Benutzeravatar
incarnata
Beiträge: 2047
Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Feindbilder werden dazu "gebraucht" um die uns angeborene-Christen würden sagen uns von Gott eingegebene-Hemmung der Agressivität gegenüber dem
Mitmenschen zu unterdrücken.Selbst bei Tieren gibt es eine angeborene
Beißhemmung gegenüber der eigenen Rasse.Wir Menschen überwinden
diese indem wir den anderen via Feindbild als nicht vollwertigen oder
richtig agierendenMenschen definieren.
Letztlich beruhigen wir damit unser Gewissen indem wir uns "logische" Argumente bauen,warum wir den Anders-Denkenden auch mit
unfairen Mitteln bekämpfen dürfen,ja "müssen".Im Grunde ist solches Tun
Ausfluß der Erbsünde auf das Menschengeschlecht und besonders bedauerlich
daß es oft sogar im Namen Gottes geschieht.Gerade darin besteht ja der Trick
des Teufels den Menschen weiszumachen,sie würden mit solchem Agieren
etwas besonders Gutes tun(s. Selbstmordattentäter) Jesus aber sagte:
Liebet Eure Feinde-tut Gutes denen,die Euch hassen.Letztlich ist dies die
einzig wirkliche Lösung des Problems,auch wenn sie uns oft ach so unrealistish
erscheint. In diesem Kampf im täglichen Alltag bis zur großen Politik hin nie zu ermüden:dazu brauchen wir die" Waffen des Lichts":die Kraft des Hl.Geistes !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen "Feindbilder" brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als "Feind" ihrer Religion?
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Bob hat geschrieben:Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen "Feindbilder" brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als "Feind" ihrer Religion?
Satan, genannt(u.a)der böse Feind.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Esperanto
Beiträge: 735
Registriert: Dienstag 20. März 2007, 01:18

Beitrag von Esperanto »

Bob hat geschrieben:Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen "Feindbilder" brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als "Feind" ihrer Religion?
Na die Kommunisten! Und die Freimaurer! Denn sie wollen die kath. Religion vernichten.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Esperanto hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen "Feindbilder" brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als "Feind" ihrer Religion?
Na die Kommunisten! Und die Freimaurer! Denn sie wollen die kath. Religion vernichten.
Das ist aber nur Zweitursache. Erstursache ist und bleibt der Satan
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
ar26
Beiträge: 3242
Registriert: Sonntag 19. November 2006, 10:46
Wohnort: Sachsen

Beitrag von ar26 »

Bob hat geschrieben:Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen "Feindbilder" brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als "Feind" ihrer Religion?
Die Uschi
:mrgreen:

So jetzt muss ich aber los, damit ich den heutigen Tat zum Lernen fürs Examen nutzen kann. Sonst heißt es am Ende noch, daß aus mir nix wird, weil ich ich die ersten drei Jahre vollständig an Muttis Schürze hing :D .

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Bob hat folgendes geschrieben: "Ist die Frage erlaubt, ob auch die christlichen Kirchen 'Feindbilder' brauchten - womöglich immer noch? Und wenn ja: welche? Wen kategorisiert speziell die katholische Kirche als 'Feind' ihrer Religion?

ar26 weiß: "Die Uschi ... :mrgreen:

Bob: Das musste mal gesagt werden! ... :roll: :mrgreen:

Esperanto antwortet: "Na - die Kommunisten! Und die Freimaurer! Denn sie wollen die kath. Religion vernichten ...

Bob: Über den Kommunismus weiß ich einiges, was mit meiner Biografie zusammenhängt; und da bin ich ganz Ihrer Meinung. Und was ich über die "Freimaurerei" zu wissen meine, ist - gemessen an der Relevanz, mit der sie von der kath. Kirche offenbar als "Feind" kategorisiert wird - wohl viel zu wenig, um mich fundiert darüber äußern zu dürfen oder gar zu positionieren. Sollte man eigentlich mehr darüber wissen?

Aber da gibt's etwas, das ich als "armer Poet" (der gerne und viel schreibt) schon lange einen katholischen Gläubigen fragen wollte:

Stimmt es eigentlich, dass der Deutschen "Dichterfürst" Johann Wolfgang von Goethe angeblich "Freimaurer" war, zumindest mit diesen sympatisierte?


Ich mag die deutsche Sprache und ihre Feinheiten, um die sich Goethe ja sehr verdient gemacht hat, schon in meiner Eigenschaft als Schriftsteller. Zusammen mit Schiller, Lessing ("Nathan der Weise"!), Heine, Heinrich und Thomas Mann (und noch vielen anderen) war Goethe ganz gewiss "prägend" für meine Art, mit dem Medium Sprache umzugehen.

Als "Katholik" hätte ich damit wohl ein echtes Problem - oder nicht? Vielleicht kann mir da jemand eine "Brücke" des Verstehens bauen ...

Bob :ikb_thumbup1:
Zuletzt geändert von Bob am Freitag 2. Mai 2008, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
incarnata
Beiträge: 2047
Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Genau weiß ich`s auch nicht;zumindest wird er die ein oder andere Logensitzung
besucht haben,da man das in der "guten Gesellschaft gebildeter Menschen"
damals sowieso tat;ich meine mal in einer Ausstellung über Logen in Bayreuth
gelesen zu haben,daß er in einer der wichtigen Logen Ehrenmitglied war ohne
Initiationsriten,über die er sich vermutlich sowieso nur lustig gemacht hätte.
Goethe war bestimmt kein Kirchenchrist aber auch kein Atheist.Alles allzu Enge war ihm zuwider.Seine Einstellung zum Glauben spiegelt sich, denke ich ganz
gut in den Antworten Faust`s auf die "Gretchenfrage" wieder:Später war er
auch in östlichen Religionen auf der Suche;hat ja als einer der ersten den Hafis
übersetzt;an eine Art Erlösung muss er schließlich doch geglaubt haben,sonst
hätte er später nicht so eine tolle Apothese-Szene im Faust II -Schluß geschaffen.
Insofern hatte er wohl so etwas wie den heute sehr verbreiteten,damals aber noch
ganz seltenen "Patchwork-Glauben ".Daß ein solcher Dichter auch meine Sprache wesentlich mit beeinflusst hat-damit habe ich als Katholikin keinerlei Probleme-
dann müsste ich ja auch was gegen das Logenmitglied Mozart haben,der in seiner Lebensweise alles andere als ein braver Christ war-in dessen Musik das Göttliche aber fühlbar durchscheint und der wundervolle Messen geschrieben hat.Goethe wie Mozart haben die in sie gelegten Talente optimal genutzt und die Welt mit unvergänglichen Werken beschenkt.Daß sie in der Gesamtschau dem Herrn "nur verworren" dienten tut nichts zur Sache; letztlich tun wir das alle nur so !Ich denke,ER hat sie längst in die Klarheit geführt !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

incarnata schreibt: "(...) Insofern hatte er (Goethe) wohl so etwas wie den heute sehr verbreiteten, damals aber noch
ganz seltenen 'Patchwork'-Glauben ...

Bob: Danke für Ihre Interpretation bez. dem angeblichen 'Freimaurer' Goethe - damit kann ich auch als Schriftsteller gut leben ...

Die Verwendung des Begriffes "Patchwork-Glaube" (wenn man ihn als "beliebiges" Verknüpfen von Elementen aus verschiedenen Religionen und Pseudo-"Religionen" versteht) scheint auch mir im Kontext zum "Dichterfürsten" nicht ganz angemessen zu sein - weshalb Sie das ja auch nur im "Konjunktiv" geschrieben haben ...


Doch ganz allgemein:

Könnte das, was von Ihnen als "Patchwork" kategorisiert wird, nicht zunächst mal die Suche nach den Gemeinsamkeiten verschiedener spirituell, religiöser "Konzepte", die Suche nach der spirituellen Essenz, auch die nach der bei fast allen Religionen vorhandenen Mystik sein?

Mir fallen hier z.B. die christlichen Mystiker Meister Eckhart und Jakob Böhme ein - und auch Franz von Assisi:

Wenn die europäische "Moderne" eine Öffnung für "um Gerechtigkeit bemühte Vernunft" wäre, darf man nicht unterschlagen, dass es ebenso im Islam Rationalisten gab - in Persien etwa Avicenna alias Ibn Sina, und in Córdoba Averroes, den Araber Ibn Rushd nennen. Diese machten so alte Geistesgrößen wie Aristoteles in Europa erst bekannt, weil sie deren Schriften ins Lateinische übersetzten. Allerdings wurden solche Denker – wie es die katholische Kirche mit Giordano Bruno oder Galileo Galilei tat? - von den islamistischen Dogmatikern systematisch bekämpft. Es gab zwar immer wieder Jahrzehnte, in denen man sich ein wenig für die im Abendland gewachsenen Werte der Aufklärung öffnete. Zum Beispiel im 19.Jahrhundert, als europäische Weltreisende – wie Ulrich Jasper Seetzen und Heinrich Barth – Arabien und Afrika mit Respekt vor deren Religion und Kultur zu erforschen suchten. Aber selbst deren Erkenntnisse wurden dann von den europäischen Kolonialmächten bedenkenlos genutzt – was einen religiös und kulturell motivierten Gegenschlag der islamischen Macht provozierte. Auch mit der Begründung, dass bei einer Annäherung an den christlichen Okzident die muslimische Seite ihre Identität verlieren würde.
Obwohl das Ende der islamischen Hochkultur schon nach dem Tod Saladins begann, im Jahr 1193, als mit der Herrschaft der Mamelucken wieder Misstrauen und Zwietracht in der arabischen Welt entstanden. An Saladins (literarisch erwähnt in Lessings "Nathan der Weise") Weisheit, aus der viele Muslims bis heute ein Überlegensgefühl gegenüber dem Westen schöpfen, konnte der Islam in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr anknüpfen; eine Phase der geistigen Erstarrung begann, die von reaktionären Geistlichen und skrupellosen islamischen Herrschern verstärkt wurde.
Und daran konnte auch der christliche Mystiker und Gelehrte Franz von Assisi nichts ändern, als er anno 1219, noch während eines Kreuzzuges, den Sultan Malik al-Kamil besuchte. Dabei wollte der Heilige nur über die den Christen und Mohammedanern gemeinsame, die spirituelle Substanz ihrer Religionen sprechen ... (Ende der "historischen" Bandschleife)


Ich stimme Ihnen aber zu, dass eine Mentalität der "Beliebigkeit" heute sehr verbreitet ist - wahrscheinlich entstanden mit der Globalisierung und den Optionen, sowohl rein physisch "in alle Welt" (fast!) reisen zu können, als auch "virtuell" mit den Möglichkeiten des Internet.

In dieser Überfülle von auch nicht "kulturimmanenten" Informationen (auch von außerhalb des mehr oder weniger christlichen Abendlands) könnte jedoch auch eine Chance verborgen sein, wie sich die Kirchen, hier die katholische, neu in dieser Welt positionieren.
Und ohne die Kenntnis von Unterschieden und Gemeinsamkeiten spirituell, religiöser Optionen, auch in Bezug auf deren "gelebte" Glaubwürdigkeit im Sinne der Bergpredigt Jesu, dürfte das Menschen etwas schwerer fallen - die nicht so konditioniert wurden, dass sie sich von vorneherein für den katholischen Glauben entschieden. Es ist sicher nicht "blasphemisch" gemeint, wenn ich schreibe, dass der katholische "Heilige Geist" ganz offensichtlich nicht zu jedem kommt ...


Bob ;)
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Ergänzung

Beitrag von sofaklecks »

Esperanto, du hast die Juden vergessen. Sie haben die ältesten Rechte insoweit.

sofaklecks

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Das Thema "Feindbild Judentum" bzw. "Juden" wollte ich eigentlich nicht selber ansprechen - aber auch ich fand noch keine in sich schlüssige Antwort auf die Frage, ob und wenn ja, warum vonseiten der katholischen Kirche (womöglich "unzulässig"?) Judas zum Judentum als solchen uminterpretiert wurde. Mit allen Folgen, die Juden in ihrer Diaspora erleiden mussten, etwa bei Pogromen. Denn aus meinen Studien meine ich zu wissen, dass auch die vier Evangelisten Lukas, Matthäus, Markus und Johannes die Rolle und Bedeutung des Judas (bez. der Kreuzigung Jesu) verschieden gewichteten ...

Ich weiß, dass sich zur Jahrtausendwende der damalige Pontifex für die Verfehlungen "einzelner Glieder" seiner Kirche bei den Juden mehr oder weniger "entschuldigt" hat. Und auch Papst Benedikt XVI. ist sehr um Versöhnung bemüht - obwohl er erst jüngst wieder für diesbez. Irritationen bei den Anhängern des mosaischen Glaubens sorgte, als er mit seiner lange geschulten (für Außenstehende manchmal "kryptischen") Rhetorik von diesen so verstanden wurde, die katholische Kirche wolle sie nach wie vor "missionieren". Was der Papst wohl nicht soo gemeint hat ...

Grundsätzlich meine ich jedoch, dass alles seine Zeit braucht - und die katholischen "Mühlen" eben etwas langsamer mahlen, sich dem jeweiligen "Zeitgeist" gerne verweigern. Was vor dem Hintergrund ihrer langen Geschichte sogar von mir nachvollziehbar ist ...
Zuletzt geändert von Bob am Freitag 2. Mai 2008, 19:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11357
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Bob hat geschrieben:Das Thema "Feindbild Judentum" bzw. "Juden" wollte ich eigentlich nicht selber ansprechen - aber auch ich fand noch keine in sich schlüssige Antwort auf die Frage, ob und wenn ja, warum vonseiten der katholischen Kirche (womöglich "unzulässig"?) Judas zum Judentum als solchen uminterpretiert wurde. Mit allen Folgen, die Juden in ihrer Diaspora erleiden mussten, etwa bei Pogromen.
Ich denke nicht, dass der Name Judas mit der Judenverfolgung direkt etwas zu tun hat. Im NT findet man den Begriff Juden schon im Sinne der Jesus ablehnenden Synagoge, die bereits von den Evangelisten und Paulus kritisiert wird. Zum andern hat die Synagoge zuerst die Christen verfolgt, wofür Saulus, der sich dann bekehrte ein Beispiel ist, neben andern Verfolgungen, die sich später ereigneten wie z.B. der Mord an Jakobus dem Jüngeren. Das war längst nicht das Ende der Christenverfolgung, wobei Juden ihre Stellung im römischen Reich nutzten um Christen bei den römischen Behörden anzuzeigen.

Erst viel später hat sich dann die Lage umgekehrt. Es wird aber heute - und das auch sogar in christlichen Kreisen - kolportiert, dass die Judenverfolgung während ganzer 2000 Jahre gewesen sei, was nicht zutreffend ist.
Die orthodoxen Juden aber sind die Feinde Christi und der Kirche bis zum heutigen Tag. Da geht soweit, dass sie der Kirche die Fürbitte für sie verbieten wollen wogegen sie nach alter Tradition die Abtrünnigen verfluchen wie die 12. Bitte ihres Achtzehnbittengebets zeigt:
Zitat: " Den Verleumdern sei keine Hoffnung, und alle Ruchlosen mögen im Augenblick untergehen, alle mögen sie rasch ausgerottet werden, und die Trotzigen schnell entwurzle, zerschmettre, wirf nieder und demütige sie schnell in unseren Tagen. Gelobt seist du Ewiger, der du die Feinde zerbrichst und die Trotzigen demütigst!"

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Edi: "Ich denke nicht, dass der Name 'Judas' mit der Judenverfolgung 'direkt' etwas zu tun hat ...

Bob: Entschuldigung - aber das scheint mir jetzt doch eine jesuitisch, spitzfindige Sicht der Dinge zu sein, die historische Tatsachen recht einseitig gewichtet. So wie sie auch die allergrößte Bedeutung der christlichen, besonders der römisch, katholischen Kirche für die abendländische Kultur allgemein geringschätzen würde. Man denke nur an Genies wie Bach, Händel, Beethoven, Chopin oder Mozart und viele andere - die es ohne den historischen Kontext, ohne den Katholizismus so wahrscheinlich nicht gegeben hätte ...

Was im Okzident entstanden ist, hat IMMER auch mit den kulturprägenden, ganz besonders der römisch, katholischen Kirche zu tun. Und es scheint mir eine unbestreitbare Tatsache, dass der Antijudaismus stets auch mit dem im NT erwähnten Judas daher kam, also assoziiert wurde - ob von den christlichen Kirchen forciert oder nicht; da haben wohl auch jeweils zeitspezifische Opportunitäten und sehr weltliche Faktoren eine Rolle gespielt, die nur im historischen Zusammenhang nachvollziehbar sind ...

Edi: "Im NT findet man den Begriff 'Juden' schon im Sinne der Jesus ablehnenden Synagoge, die bereits von den Evangelisten und Paulus kritisiert wird ...

Bob: Ja - ich las mal, dass die ersten Jünger der Gemeinde Christi oft sogar "Hausverbot" in den Synagogen bekamen: weil sie angeblich dort nur "Unruhe gestiftet" hätten ...

Aus meinen Recherchen und Studien meine ich mich zu erinnern, dass diese Ablehnung der Christen durch die damals selbstverständlich "alttestamentarischen" jüdischen Protagonisten, also die maßgeblichen Rabbiner, hauptsächlich damit begründet wurde, dass es im Judentum ein "abtrakteres" Gottesbild gibt - und das kategorisiere eine "Vermenschlichung" Gottes in persona des Jesus von Nazareth als "Blasphemie". Allerdings ohne darum Jesus Christus seine Eigenschaft als "Prophet" abzusprechen - wie die Mohammedaner übrigens auch.
Und man fürchtete vonseiten der jüdischen Hohepriester im Tempel ganz sicher ebenso um die "Auslegungs-Hoheit" bei der Interpretation der "reinen Lehre" des einen Gottes, inklusive den Verlust rein irdischer Pfründen und Privilegien - mag wer will sein eigenes Handeln, seine eigenen Motive darin erkennen oder nicht ...

Edi: "Zum andern hat die Synagoge zuerst die Christen verfolgt, ...

Bob: Was ich oben bestätigen konnte ...

Edi: "..., wofür Saulus, der sich dann bekehrte, ein Beispiel ist - neben andern Verfolgungen, die sich später ereigneten wie z.B. der Mord an Jakobus dem Jüngeren ...

Bob: Meines Wissens gab es nach der Kreuzigung und Himmelfahrt unter den Jüngern Jesu einen Streit, ob man die neue "Christen-Religion" nur für Juden - oder für "alle Welt" öffnen solle. Wer "gewonnen" hat, dürfte jeder Christ wissen. Man zog also hinaus, und verbreitete die christliche "Religion der Liebe" ...

Edi: "Das war längst nicht das Ende der Christenverfolgung - wobei Juden ihre Stellung im römischen Reich nutzten, um Christen bei den römischen Behörden anzuzeigen ...

Bob: Opportunismus (auch der des "Denunzianten") ist ein allgemeines menschliches Phänomen; da ist kaum ein Mensch gefeit. Da sollte wirklich nur jener den "ersten Stein werfen, der ohne Sünde" ist - und der würde es nicht tun. Es sei denn, er wäre der Hl. Antonius ...

Edi: "Erst viel später hat sich dann die Lage umgekehrt ...

Bob: Ja - diese "Umkehrung" entstand mit Kaiser Konstantin den Großen. Und sie ging mit sehr relevanten "Umgewichtungen" bis dahin gültiger katholischer Primate einher. Erlauben Sie mir bitte, hier etwas "pointiert" meine Sicht dieses Teiles der katholischen - und damit auch der Geschichte des Abendlands darzustellen:

Historiker schreiben, ab anno 315 habe Konstantin der Erste die Christen zu gleichberechtigten Bürgern Roms ernannt und deren Jahrhunderte dauernde Verfolgung beendet; im Jahr 391 wurde dann das Christentum zur Staatsreligion im ganzen Römischen Reich – natürlich im Auftrag Gottes.
Der vor einer Schlacht und nach einer "himmlischen Offenbarung" zum Jünger Jesu geläuterte Kaiser brauchte – außer einer disziplinierenden Religion und Gold; er agierte ja in DIESER Welt – auch spirituelle "Verbündete", um das zerfallende Imperium unter seine Kontrolle zu bekommen. Weil ihm das in der dekadenten, von alten Seilschaften dominierten Stadt auf den sieben Hügeln zu schwierig schien, machte er aus Byzanz Konstantinopel, die "goldene" Hauptstadt eines blühenden und expandierenden Reiches, das viele Eroberungs- und Verteidigungskriege gegen die Muselmanen führte. Bis anno 1453, als der zu Andersgläubigen tolerante Sultan Mehmet die Stadt am Bosporus für den Islam eroberte - und wieder Rom das damals mächtigste katholische Zentrum einer zu christianisierenden Erde wurde.

Vor dem „großen“ Kaiser durften Christen nicht prassen und töten. Spätestens mit der Herrschaft Konstantins verabschiedete sich die katholische Amtskirche viel zu weit von vorher "gottgefälligen" Armutsgelübden und des Bergpredigers Primat der Friedfertigkeit. Mord, Raub und Erpressung wurden sogar zeitweise und immer wieder „gesegnetes“ Tun, wenn es "im Namen des Herrn" geschah – und leider auch zur Freude von dessen Stellvertretern auf Erden. Denn viele von ihnen ließen sich von der neuen irdischen "Macht" korrumpieren, und wurden selber korrupt.

Die nach schwierigem Beginn – in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt ist so mancher wahre Jünger in finstersten Katakomben oder im Rachen eines Löwen gestorben - entstandene Priesterkaste hatte das in der Mission des Messias wurzelnde Mönchtum instrumentalisiert, um zu expandieren, ihre missionarisch motivierte und daraus entstandene Macht über die Erde zu verbreiten ... (Ende der historischen Bandschleife)

Edi: "Die orthodoxen Juden aber sind die 'Feinde Christi' und der Kirche bis zum heutigen Tag. Das geht so weit, dass sie der Kirche die 'Fürbitte' für sie verbieten wollen ...

Bob: Wenn Sie hier die jüngsten Irritationen nach einer Botschaft des Pontifex meinen, habe ich das schon weiter oben erwähnt. Da gab es wohl ein echtes Missverständnis zwischen Juden und dem Papst - das meines Wissens inzwischen ausgeräumt ist ...

Und inwieweit "orthodoxe Juden" die "Feinde Christi" seien, kann ich aus meinem Wissensstand heraus nicht beurteilen - können Sie mir da weiterhelfen?
Was ein wesentlicher Dissens zwischen Judentum und Christentum sein könnte, scheint aber das unterschiedliche Gottesbild zu sein, das (wie weiter oben schon geschrieben) eine angebliche "Vermenschlichung" Gottes in persona des Jesus Christus ausschließt - was allerdings an die Substanz christlichen Selbstverständnisses geht, weil es die "heilige Dreifaltigkeit" relativiert. Doch damit sollte eine starke und in sich gefestigte Kirche leben können - es gibt eben nicht nur die katholische Religion und deren spirituelles Bild von Gott...

Edi: "..., wogegen sie nach alter Tradition die Abtrünnigen verfluchen wie die 12. Bitte ihres Achtzehnbittengebets zeigt.
Zitat: 'Den Verleumdern sei keine Hoffnung, und alle Ruchlosen mögen im Augenblick untergehen, alle mögen sie rasch ausgerottet werden, und die Trotzigen schnell entwurzle, zerschmettre, wirf nieder und demütige sie schnell in unseren Tagen. Gelobt seist du Ewiger, der du die Feinde zerbrichst und die Trotzigen demütigst!"

Bob: Oh ja - feindselige Eiferer gibt's überall. Die Frage ist nur, welchen Einfluss solche in ihrer "Kirche" und im gesellschaftlichen Leben haben. Und die Mehrzahl der Juden ist wohl eher NICHT "fundamentalistisch" und "orthodox" ...


Ich hoffe, dass Sie nicht irritiert sind, wenn ich vielleicht manchmal zu sehr "pointiere" - womit ich Ihnen keinesfalls weh tun möchte. Benennen Sie bei Bedarf Ihre "Grenzen", innerhalb derer ich in unserem Gespräch meine "suchenden" Gedanken "zu zügeln" habe - denn ich weiß, dass dies hier ein "katholisches" Forum ist, kann das sehr gut respektieren ...

Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende! ;)
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11357
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Bob hat geschrieben:Und inwieweit "orthodoxe Juden" die "Feinde Christi" seien, kann ich aus meinem Wissensstand heraus nicht beurteilen - können Sie mir da weiterhelfen?
Was ein wesentlicher Dissens zwischen Judentum und Christentum sein könnte, scheint aber das unterschiedliche Gottesbild zu sein, das (wie weiter oben schon geschrieben) eine angebliche "Vermenschlichung" Gottes in persona des Jesus Christus ausschließt - was allerdings an die Substanz christlichen Selbstverständnisses geht, weil es die "heilige Dreifaltigkeit" relativiert. Doch damit sollte eine starke und in sich gefestigte Kirche leben können - es gibt eben nicht nur die katholische Religion und deren spirituelles Bild von Gott...
Gewiss haben Juden und Christen ein unterschiedliches Gottesbild. Ein führender Jude sagte einmal die Juden seien aus diesem Grunde (z.B. Trinität u.a.) schon Gegner der Christen und nicht nur wegen der Judenverfolgungen.

Hier hab ich in einem andern Thread heute einen Link gebracht, der auch hier eingefügt werden kann und teilweise zum Thema gehören mag:

http://www.chai.ch/jmg/dokumente/divers ... 23%20S.pdf

Hier im Forum wurde ja schon über die orthodoxen Juden diskutiert, wie sie laut Talmud denken usw. und dass sie die Bibel (hier AT gemeint) anders vestehen als Christen auch was die Gebote angeht. Da wird sehr wohl unterschieden zwischen Juden und Nichtjuden und das geht bis in die Anweisungen bei der IDF (israelische Armee hinein) was den Umgang mit dem Feind oder dem möglichen Feind angeht. Siehe auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das Jesus nicht ohne Grund erzählt hat. Ich hatte hier im Forum mal erwähnt, dass ein orthoxer Jude in Israel einem Nichtjuden, der eine Herzattacke oder ähnliches hatte, am Sabbat einen Anruf beim Krankenhaus verweigert hat. Das war lt. Auskunft eines führenden Rabbiner in Ordnung, wogegen einem Juden diese Hilfe nicht hätte verweigert werden dürfen. Gut, das hat jetzt nichts mit Juden und Christen zu tun, zeigt aber doch etwas die Denkweise der religiösen Juden.

Man muss aber auch unterscheiden zwischen Antijudaismus und Antisemitismus. Christen sind keine Anhänger der jüdischen Religion wie sie die Juden praktizieren, von daher sind wir automatisch Antijudaisten und die Juden umgekehrt Antichristen. Wir sind auch Antibuddhisten usw. Solange man Andersgläubigen den Schädel nicht einschlägt oder sie sonst physisch schädigt, ist das ja kein Problem. Letztlich ist wie oben schon erwähnt wurde derjeinge der wahre Feind, der die Menschen von Christus abhält und das ist jemand, der geistig ist. Paulus hat das ja schon klug formuliert.
Im übrigen haben die Juden das AT, aus dem durchaus hervorgeht, dass Jesus Christus der Messias sein muss, es sind immerhin mehr als hundert Stellen dort zu finden, die das zum Teil bis in kleinste Details vorhersagen.

Die ganz andere Seite ist doch die Frage wie sich jeder Einzelne von uns in seinem Leben zu Gott stellt, wie er sich für sein Leben vor IHM zu verantworten hat und da hilft uns die Betrachtung der Übel aus der Kirchengeschichte auch nicht viel weiter, es sei denn man nehme sie als Ansporn zum Guten. Das Substantielle am christlichen Glauben ist doch nicht ein Feindbild, sondern die Liebe zu Christus, die allein trägt, weil ER uns zuerst geliebt hat und die die Menschen verwandeln kann bis im Idealfall zu einem ganz heiligen und heiligmässigen Leben. Wer davon mal etwas richtig geschmeckt hat, der will das nie mehr missen.

Da sind doch alle Menschen, die nichts von Jesus wissen oder wissen wollen, nur zu bedauern und das ist auch mit ein Grund warum die Kirche auch, aber nicht nur, für die Juden betet. Zudem ist den Juden im NT und AT prophezeiht, das sie irgendwann mal auch den Messias Jesus Christus als Erlöser ansehen werden.

Ebenfalls ein gutes Wochenende!

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Das Einzige, was ich von Ihrem Beitrag NICHT nachvollziehen und verstehen kann und möchte, hat mit dem von mir vorgeschlagenen Thema "Feindbilder" zu tun.

Denn es leuchtet mir ganz einfach nicht ein, dass jemand der anders denkt, fühlt und glaubt, darum auch ein "Antichrist" und Gegner der katholischen Kirche sein muss:

Wie in meinem Eingangspost gesschrieben, sollten wir uns in dieser friedlosen Welt doch mehr auf das gemeinsame Interesse besinnen - oder etwa nicht?


Auch wenn ich nicht die Prokura habe, "im Namen Gottes" zu sprechen, wünsche ich Ihnen Gottes Segen ... ;)
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
Esperanto
Beiträge: 735
Registriert: Dienstag 20. März 2007, 01:18

Beitrag von Esperanto »

Also Goethe muss Freimaurer gewesen sein, denn sonst wäre er nicht von dem Jesuiten Adam Weishaupt für seinen Illuminatenorden rekrutiert worden (was bewiesen ist).
Aristoteles wurde schon lange vor Averroes auf dem Mont St-Michel übersetzt, und zwar von Jakob von Venedig. Kein ernstzunehmender Historiker glaubt, dass das Abendland erst durch Averroes und Konsorten von der antiken Philosophie erfahren hat (so Prof. Flasch).

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Bob hat geschrieben:Wie in meinem Eingangspost gesschrieben, sollten wir uns in dieser friedlosen Welt doch mehr auf das gemeinsame Interesse besinnen - oder etwa nicht?
oder etwa nicht. Denn: benenne es.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Wiederholung

Beitrag von sofaklecks »

Zur Wiederholung:

Ich tät mir wünschen, dass Kardinal Schönborn Berlin besucht und in der Hedwigskathedrale ein Messe (am besten im a.o. Ritus) zelebriert, zu der die Krönungsmesse von Mozart gesungen wird, damit so der Sohn eines Freimaurers zu der Musik eines Freimaurers in einer Kathedrale eines Freimaurers ein katholisches Messopfer zur allgemeinen Vertiefung des Glaubens feiert.

sofaklecks

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11357
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Bob hat geschrieben:Das Einzige, was ich von Ihrem Beitrag NICHT nachvollziehen und verstehen kann und möchte, hat mit dem von mir vorgeschlagenen Thema "Feindbilder" zu tun.

Denn es leuchtet mir ganz einfach nicht ein, dass jemand der anders denkt, fühlt und glaubt, darum auch ein "Antichrist" und Gegner der katholischen Kirche sein muss:
Ich bezog das vornehmlich auf die Juden und da auch nicht auf alle, weniger auf andere. Sieht man es aber ganz scharf, so wie es auch die Bibel formuliert, wo es heisst, wer nicht für MICH ist, ist wider mich, dann könnte man natürlich auch andere da einbeziehen.
Aber ich denke, das müsste dann doch im Einzelfall entschieden werden. Der eine oder andere Mensch ist vielleicht am Nachdenken ob nun das zutrifft, was die Christen behaupten und verwirft nicht alles von vornherein.
Was das Thema Juden angeht, gab oder gibt es auch welche, die Jesus zwar nicht als Messias sehen, aber ihn trotzdem nicht so generell verwerfen wie es bestimmte orthodoxe Juden eben tun. Von daher gesehen, ist dein Einwand nachvollziehbar.

Ansonsten wünsche ich dir ebenfalls Gottes Segen:

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Esperanto schrieb: "Also - (Goethe) MUSS 'Freimaurer' gewesen sein! Denn sonst wäre er nicht von dem Jesuiten Adam Weishaupt für seinen 'Illuminatenorden' rekrutiert worden - was bewiesen ist ...

Bob fragt: Wie könnte ich das mit meinem Goethe-Bild als Schriftsteller "unter einen Hut" bringen? Müsste ich, wäre ich Katholik, jetzt auch noch seinen Status als "Dichterfürst" zweifelnd hinterfragen?

Esperanto weiß: "Aristoteles wurde schon lange vor Averroes auf dem Mont St-Michel übersetzt, und zwar von Jakob von Venedig. Kein ernstzunehmender Historiker glaubt, dass das Abendland erst durch Averroes und Konsorten von der antiken Philosophie erfahren hat (so Prof. Flasch).

Bob: Der von Prof. Flasch (wenn Sie ihn richtig zitiert haben!) verwendete Terminus "Konsorten" ist unzulässig diffamierend - und legt nahe, an dessen für Wissenschaftler unabdingbaren Objektivität zu zweifeln. "Selektive Wahrnehmung" ist unwissenschaftlich, wird akademischen Primaten nicht gerecht ...

Aber ich möchte hier keinen Streit beginnen, der hochspezifisches und sehr fundiertes historisches Wissen braucht - und Sie stattdessen auf den Stauferkönig Friedrich (Enkel des Barbarossa) aufmerksam machen:

Dieser hatte die Bedeutung islamischer Wissenschaft auch für das Abendland erkannt - und realisierte diese "Öffnung", indem er die großen Gelehrten der damaligen Zeit in seine Schlösser auf Sizilien einludt. Und diese kamen fast alle aus der islamischen und jüdischen Welt ...
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Wiederholung

Beitrag von Linus »

sofaklecks hat geschrieben: Ich tät mir wünschen, dass Kardinal Schönborn Berlin besucht und in der Hedwigskathedrale ein Messe (am besten im a.o. Ritus) zelebriert, zu der die Krönungsmesse von Mozart gesungen wird, damit so der Sohn eines Freimaurers zu der Musik eines Freimaurers in einer Kathedrale eines Freimaurers ein katholisches Messopfer zur allgemeinen Vertiefung des Glaubens feiert.
Manche behaupten Schönborn jun. wär selbst ein Freimaurer. Dieser meinte aber nur über seinen Vater (30. Grad AASR) "In die letzten drei Grade habe ich ihn selbst am Sterbebett initiiert: Beichte, Krankensalbung und Kommunion."
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Esperanto
Beiträge: 735
Registriert: Dienstag 20. März 2007, 01:18

Beitrag von Esperanto »

Bob hat geschrieben:Esperanto schrieb: "Also - (Goethe) MUSS 'Freimaurer' gewesen sein! Denn sonst wäre er nicht von dem Jesuiten Adam Weishaupt für seinen 'Illuminatenorden' rekrutiert worden - was bewiesen ist ...

Bob fragt: Wie könnte ich das mit meinem Goethe-Bild als Schriftsteller "unter einen Hut" bringen? Müsste ich, wäre ich Katholik, jetzt auch noch seinen Status als "Dichterfürst" zweifelnd hinterfragen?

Esperanto weiß: "Aristoteles wurde schon lange vor Averroes auf dem Mont St-Michel übersetzt, und zwar von Jakob von Venedig. Kein ernstzunehmender Historiker glaubt, dass das Abendland erst durch Averroes und Konsorten von der antiken Philosophie erfahren hat (so Prof. Flasch).

Bob: Der von Prof. Flasch (wenn Sie ihn richtig zitiert haben!) verwendete Terminus "Konsorten" ist unzulässig diffamierend - und legt nahe, an dessen für Wissenschaftler unabdingbaren Objektivität zu zweifeln. "Selektive Wahrnehmung" ist unwissenschaftlich, wird akademischen Primaten nicht gerecht ...

Aber ich möchte hier keinen Streit beginnen, der hochspezifisches und sehr fundiertes historisches Wissen braucht - und Sie stattdessen auf den Stauferkönig Friedrich (Enkel des Barbarossa) aufmerksam machen:

Dieser hatte die Bedeutung islamischer Wissenschaft auch für das Abendland erkannt - und realisierte diese "Öffnung", indem er die großen Gelehrten der damaligen Zeit in seine Schlösser auf Sizilien einludt. Und diese kamen fast alle aus der islamischen und jüdischen Welt ...

Also die Inhalte, die der Freimaurer und eigentlich-kein-mehr-Christ Goethe mit seinen Dichtungen transportieren wollte, muss ein traditioneller Katholik natürlich öfters kritisch hinterfragen. Aber lesen darf man ihn schon. Er war ja kein ausgesprochener Feind der Kirche.

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Gott sei Dank

Beitrag von sofaklecks »

Esperanto schrieb über Goethe:

"Aber lesen darf man ihn schon."

Da bin ich jetzt aber doch sehr froh, dass ich das nicht beichten muss, wenn ich meinen Götz von Berlichingen lese.

sofaklecks

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Bob erinnert:

Warum brauchte und braucht man Feindbilder?

Wie können Feindbilder überwunden werden?



Bob: Nachdem zunächst mal ein gewisser Abwehr-Reflex gegen einen (oder mehr?) weiteren "Freidenker" (?) wie mich spürbar wurde, würde ich nach dem Beginn einer "Listung" von "Feinden" der katholischen Kirche (Freimaurer, orthodoxe Juden, Illuminaten, ...) gerne noch an die Ausgangsfragen in diesem "Exerzitium" erinnern - und an die dem Menschen mögliche Option, alles auch aus der "Perspektive" anderer sehen zu können ...



Schönen Sonntag! :)
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Raphael

Re: Gott sei Dank

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Esperanto schrieb über Goethe:

"Aber lesen darf man ihn schon."

Da bin ich jetzt aber doch sehr froh, dass ich das nicht beichten muss, wenn ich meinen Götz von Berlichingen lese.

sofaklecks
Das Lesen brauchst Du nicht zu beichten, das Verwenden von bestimmten Zitaten schon ..............

Raphael

Beitrag von Raphael »

Linus hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:Wie in meinem Eingangspost gesschrieben, sollten wir uns in dieser friedlosen Welt doch mehr auf das gemeinsame Interesse besinnen - oder etwa nicht?
oder etwa nicht. Denn: benenne es.
Das wird er nicht tun! ;)

Oder genauer noch:
Er wird eine Friede-Freude-Eierkuchen-Ethik verkünden! :roll:

Raphael

Beitrag von Raphael »

Bob hat geschrieben:Es ist sicher nicht "blasphemisch" gemeint, wenn ich schreibe, dass der katholische "Heilige Geist" ganz offensichtlich nicht zu jedem kommt ...


Bob ;)
Doch ER kommt schon zu Jedem, aber ER läßt bei diesen Besuchen auch Jedem seinen eigenen Willen.
Bei Manchen fällt dieser Besuch auf fruchtbaren Boden, bei Manchen wiederum nicht. Gott wendet im Glauben keinen Zwang an, denn ER ist die Liebe!

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Götzzitate

Beitrag von sofaklecks »

Auf die Frage der Gastgeberin, wie das Essen geschmeckt habe, erhebt sich ein würdiger älterer Herr und sagt:
"Lassen Sie mich, gnädige Frau, mit einem allseits bekannten Zitat aus Goethes »Götz von Berlichingen« antworten."
Nach einer genüßlichen Pause mit betretenem Schweigen fährt er fort: "Wohl dem, dem Gott ein solches Weib gegeben!"

Ich hab' mir mal etwas ähnliches beim OLG Freiburg erlaubt. Nach einer Verhandlung mit einiger Turbulenz (ich sass am Tisch beim Fenster) meinte ich zum Abschied mit einem Blick aus dem Fenster, mir falle gerade ein allseits bekanntes Zitat aus dem Götz von Berlichingen ein. Eisige Stille. "Na ja, wo Götz zu Sickingen sagt: Deine Seele fliegt hoch" (Wenn man im OLG in der Salzstrasse aus dem Fenster der ehemaligen Deutschordenskomturei schaut, wo es untergebracht ist, sieht man genau gegenüber die Fassade des ehemaligen Sickingen'schen Palais, das ein Nachfahre des letzten Ritters im Dienste des Kaisers prunkvoll errichtet hat und in dem sich jetzt das Landgericht befindet. Es trägt übrigens am Giebel gross das Sickingen'sche Wappen, ähnlich dem der Medici, fünf weisse Bollen im schwarzen Feld, herrührend von der Legende, dass zwei Brüder den Kampf um die für beide Familien zu kleine Stammburg aus Liebe zueinander nicht mit Schwertern, sondern mit Schneebällen austrugen, die auf dem schwarzen Schild des Gewinners dieses Muster ergaben. Da es indessen genauso aussieht wie die Fünf in einem Würfel, behaupte ich immer, das Landgericht sei nur deshalb in einem Gebäude hinter der nach der Zerstörung im Krieg neu aufgebauten Fassade untergebracht worden, weil das Wappen (das eben an einen Würfel erinnert) die Art und Weise der Urteilsfindung des darin untergebrachten Gerichtes jedermann unübersehbar ankündige.)

sofaklecks

Bob
Beiträge: 125
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 19:15
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Bob »

Mit Ihnen, "sofakleks" ;) , sollte eigentlich ein Gedankenaustausch darüber möglich sein, wie sich das Selbstverständnis der Judikative seit der "Aufklärung" verändert hat - immer an deren Primat gemessen, dass ALLES zu hinterfragen ist, auch in den Kategorien "legal" und "legitim", bzw "illegal" und "illegitim" ...

Denn dass ein Bürger "auf hoher See und vor Gericht" gleich sei, dürfte ja nach wie vor nicht so ganz stimmen ...


Doch in diesem Thread geht es ja um "Feindbilder" ...
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema