FioreGraz hat geschrieben:Wir sagen ne stimmt nicht wir haben Schriftzeugnisse, die du ignorierst warum?
Du meinst das
Jon 10,30?
Wie ist denn die
Einheit von Vater und Sohn im Johannes-Evangelium zu verstehen, die in dem besagten Satz zum Ausdruck kommmt:
Der Vater und ich sind eins - (Jon 10,30)? Als metaphysisch-ontologische Einheit? Auch
katholische Exegese sieht heute: Johannes hat
nicht metaphysische Sätze über eine Einheit von Vater und Sohn intendiert - so
Karl Hermann Schelkle (Theologie des NT Bd. II, S. 387.). Man sollte deswegen vorsichtig sein, den Vers über die Einheit zu pressen, wie es Christen späterer Jahrhunderte bei der Kontroverse über die Trinität getan haben, denn dieser Vers spricht weder von einer Person, noch von einer Natur Christi. Die johanneische Sohnes-Christologie hat überhaupt primär
funktionalen Charakter.
Worum also geht es positiv? Positiv geht es Johannes um eine Offenbarungseinheit zwischen Vater und Sohn. Im Kern also geht es um eine Einheit des Willens und des Handelns zwischen Gott und Jesus, um eine
Wirkeinheit (J.Gnilka), um eine
Aktionseinheit (F. Mussner) in der Zeit, in der das Wesen des Vaters offenbar wird.
Was aber wird offenbar,
was ist dieses Wesen Gottes? Die Antwort der johanneischen Schriften:
Gott ist Geist (Jo 4,24) und
Gott ist Liebe (1 Jo 4,16).
Bei der
Bestimmung der Einheit geht es Johannes also weder um mythologische Spekulationen noch metaphysische Verbegrifflichungen von Jesu Gottheit, göttlichem Wesen oder göttlicher Natur, wie Karl Barth dies vom ersten Band der kirchlichen Dogmatik an stets behauptet hatte. Dagegen ist sich die
neuere katholische wie protestantische Exegese dahingehend einig:
Johannes fragt nicht nach dem metaphysischen Wesen und Sein des präexistenten Christus; ihm geht es nicht um die Erkenntnis, dass es vor der Inkarnation zwei präexistente göttliche Personen gegeben habe, die in der einen göttlichen Natur verbunden seien. Dieses Vorstellungsschema ist Johannes fremd. Fremd ist ihm ebenso die Vorstellung einer
innergöttlichen Zeugung.
Ich und der Vater sind eins: Dieser Satz hat mit irgendwelchen dogmatisch-spekulativen Aussagen über das innergöttliche Wesenverhältnis nichts zu tun.
Und wo steht man heute? Während die jahrzehntelange dominierende Christologie des Judenchristentums, die keine Präexistenzchristologie kannte, immer mehr ins Abseits, schließlich in die Häresie abgedrängt wurde, sollte aus den Bekenntnissen eines Randchristentums sehr bald eine Art
normativer Theologie werden.
Das gleiche gilt natürlich für die Trinität allgemein. Auch dazu ein paar Zeilen: Was verstehe ich unter Trinität? Ich verstehe unter
Trinität die Bezeichnung die in altchristlicher Zeit entwickelten Lehre von dem
einen Gott, der zugleich
Vater,
Sohn und
Geist und somit triadisch ist, in drei hypostasen oder Personen, ohne durch diese Dreiheit seine Einheit und Einfachheit zu verlieren.
Das Neue Testament kennt noch keine Trinitarischen Vorstellungen. Sie entwickelten sich vielmehr erst im Verlauf des Zweiten Christlichen Jahrhunderts, als ältere Raster aus dem Rrühjudentum übernommen und, vor allem im Kontext einer Ausbildung der christologischen Zwei-Naturen-Lehre, vertieft wurde.
Ich denke mal bis dahin gibt es keine Meinungsverschiedenheit.
Den ersten
lehramtlichen Meilenstein setzt das erste Ökumenische Konzil von Nizäa im Jahr 325, das die Gleichwesentlichkeit des
Sohnes mit dem Vater definierte. Das zweite Ökumenische Konzil, das erst von Konstantinopel im Jahr 381, prädiziert auch dem
heiligen geist göttliche würde.
Und die heute verwendetet begriffliche Umschreibung der Trinität stammt aus der der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, als Bischof und Theologe Basilius von Cäsarea die Formel von dem einen Wesen
(Usia) in drei Hypostasen schuf. Diese wurde einige Jahrzehnte später im Westen mit der Redewendung von einer
essentia und
personae übersetzt.
Ich gehe mal davon aus, dass sich niemals eine christliche Trinitätslehre gebildet hätte, wenn es denn Taufbefehl
(Mt 28,19) oder die Erzählung von der Taufe Jesu
(Mk 1,9-11) nicht gegeben hätte. Aber soweit ich das sehe, wenn man den historischen Kontext einbezieht und die Empfänger dieser Botschaft betrachtet, gilt dies aber für die Mechanismen formaler Legitimierung, nicht für die Sachlichen Kausalitäten. Diese sind nämlich außerhalb neutestamentlicher Zusammenhänge zu suchen und ihrerseits der Grund dafür, neutestamentliche Motive, in einem trinitarischen sinn aufzufassen, gegen ihre Intentionen. Denn diese Schriftansammlung, soweit ich das erkennen kann, kennt keine trinitarischen Aussagen, und nur in einigen wenigen Texten lassen zaghafte Ansätze einer binitarischen entwicklung erkennen.
Gott ist der monotheistische Jahwe Israels, so dürfte das auch Jesus begriffen haben. zwar wird in der christologie Jesus mit Hoheitstiteln wie
Kyrios" (=Herr), und
Sohn Gottes belegt, wodurch er sich in die nähe Gottes gerückt werden sollte, aber lässt das nur die Schlussfolgerun zu das diese Symbolbegriffe als seinshafte
Qualität Jesus aufgefasst werden müssen? Sie sind doch nur Umschreibungen seiner Heilgeschichtlichen Rolle: wie ich auch oben geschrieben habe, wie bei Israel oder auch seine Könige ist Jesus
Sohn Gottes.
Wie ist nun aber die trinitarische entwicklung zu erklären, wobei der Taufbefehl
(Mt 28,19) auch ne Rolle spielt?
Solange das junge Christentum vorwiegend jüdische Glaubensgenossen in Palästina und in der Diaspora missionierte, war der Übertritt eines Juden zum Christentum sprachlich hinreichend dokumentiert, wenn er sich
auf den Namen Jesu taufen ließ. Wenn sich aber
Heiden dem Christentum anschliessen wollten, war diese foruml nicht mehr zureichen, sie mussten ihre ererbten Polytheismus aufgeben und sich zum dem
einen Vater bekennen, der Übertritt zum Christentum schloss die Anerkennung Jesus, des Sohnes, ein. Ebenso konnten sie ihre bisherigen Lebenspraktiken nicht fortführen und sollten Jesus nachfolgen, also entsprechend seinem
Geist leben.
Kurzum: Die Taufformel am Ende des Matthäusevangeliums piegelt die Situation der Heidenmission und fasst kurz die drei zentralen Veränderungen zusammen, die für das Christenwerden in diesem Umfeld kennzeichnend waren.
Triadische Reihungen sind so gesehen keine trinitarische Differenzierungen in Gott, keine Hypostasen, vielmehr fassen sie die drei Kernelemente des christlichen Glaubens: Der eine Gott, Jesus Christus, ein Leben aus dem Geist, in komprimierter Form oder auch im Sinne rhetorischer Bekräftigung zusammen.