(Bei Bedarf kann ja ein Ermächtigter den Diskussionsstrang auslagern.)
Natbar hat geschrieben:
@Kurt ich habe zwar die Geschichte überflogen von der Zentrumspartei aber ich habe das noch so in der Schule gelernt: sie waren diejenigen die bewußt mit für Hitler gestimmt haben - es war doch die Zentrumspartei die den Weg mit frei gemacht hat Jahre vorher für ihn, oder täusche ich mich da?
Bitte korrigieren, da ich oft echt Fehler mache, und mich deutsche Geschichte sehr wohl intressiert, obwohl ich nicht deutsch bin - habe ich allerdings an der dt. Schule so gelernt.
Es ist korrekt, dass die Zentrumspartei für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Auch wenn ohne jeglichen Kontext nun ein Ausflug ins Dritte Reich gemacht wird, was bei jeder zweiten Diskussion der Fall ist (der übrige Rest landet im finsteren Mittelalter oder bei den Hexenverbrennungen), so sei Dir verziehen, denn Du möchtest ja wissen, wie es damals war.
Also, Zentrumspartei hat dafür gestimmt, die SPD dagegen. Man muss aber die Gründe kennen, die zum Abstimmungsverhalten geführt haben. Die Gründe wurden in der Reichstagssitzung vom 23. März 1933 in der Berliner Krolloper einerseits von der Zentrumspartei durch Dr. Kaase erbracht, die Rede kannst Du
hier nachlesen.
Andererseits hat Otto Wels für die SPD
begründet, warum sie dagegengestimmt hat.
Versetzt man sich in die damaliger Zeit, so muss man anerkennen, dass Hitler auch ohne diese Scheinlegitimation die Macht an sich gerissen hätte. Der SPD war das klar, sie wusste sowieso, dass sie verloren war. Umso interessanter ist, dass sie Hitler nicht etwa - wie man vermuten sollte - wegen seines Nationalismus die Gefolgschaft verweigerte, sondern weil er nicht sozialistisch sei:
Die Herren von der Nationalsozialistischen Partei nennen die von ihnen entfesselte Bewegung eine nationale Revolution, nicht eine nationalsozialistische. Das Verhältnis ihrer Revolution zum Sozialismus beschränkt sich bisher auf den Versuch, die sozialdemokratische Bewegung zu vernichten, die seit mehr als zwei Menschenaltern die Trägerin sozialistischen Gedankengutes gewesen ist und auch bleiben wird. Wollten die Herren von der Nationalsozialistischen Partei sozialistische Taten verrichten, sie brauchten kein Ermächtigungsgesetz. Eine erdrückende Mehrheit wäre Ihnen in diesem Hause gewiß. Jeder von Ihnen im Interesse der Arbeiter, der Bauern, der Angestellten, der Beamten oder des Mittelstandes gestellte Antrag könnte auf Annahme rechnen, wenn nicht einstimmig, so doch mit gewaltiger Majorität.
Im Grunde genommen ist die Argumentation übler als die Zustimmung des Zentrums für das Ermächtigungsgesetz. Diese wiederum ist nämlich, liest man die Rede von Dr. Kaase, eher von Naivität geprägt als von Zustimmung in der Sache:
Manche der von Ihnen, Herr Reichskanzler, abgegebenen sachlichen Erklärungen geben uns, wie ich mit Befriedigung in aller Offenheit hier feststelle, bezüglich einzelner wesentlicher Punkte des deutschen Staats-, Rechts- und Kulturlebens - vor allem auch in Verbindung mit den bei den Vorverhandlungen gemachten Feststellungen - die Möglichkeit, eine Reihe wesentlicher Bedenken, welche die zeitliche und die sachliche Ausdehnung des Ermächtigungsbegehrens der Regierung bei uns ausgelöst hatte und auslösen musste, anders zu beurteilen.
In der Voraussetzung, dass diese von Ihnen abgegebenen Erklärungen die grundsätzliche und die praktische Richtlinie für die Durchführung der zu erwartenden Gesetzgebungsarbeit sein werden, gibt die deutsche Zentrumspartei dem Ermächtigungsgesetz ihre Zustimmung.