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9. November, ein geschichtsträchtiger Tag

Verfasst: Donnerstag 9. November 2006, 23:34
von Felicitus
Heute, der 9. November, ein geschichtsträchtiger Tag in vielerlei Hinsicht für uns hier in Deutschland.
Die Ereignisse heute symbolisieren diesen Tag besonders dicht.

Die Eröffnung der neuen großen Synagoge in München „das Zelt Jakobs“, ein architektonisch außergewöhnlicher Bau, voll Würde, Schönheit, Symbolhaftigkeit. Die Zeremonie im TV des Bayerischen Fernsehen ein ergreifendes Ereignis.

Dann war in unserer Stadt der schon seit vielen Jahren traditionell veranstaltete Schweigemarsch durch die Stadt zur Synagoge und Gedenkfeier im Rathaus wo an die Pogromnacht von 1938 würdig mit der jüdischen Gemeinde und Bürgern feierlich gedacht wurde.

Die Meldung in den Tagesthemen im Fernsehen dann stießen mich in eine andere schockierende Realität in unserem Land. Fast 10% im Westen unseres Landes vertreten antisemitische Positionen. 18% finden den Einfluss der Juden bei uns zu groß. 14% meinen, die Juden würden mit üblen Tricks ihre Geschäfte machen. Etwa 100.000 Juden soll es heute wieder in Deutschland geben, das sind mal gut 1% der Bevölkerung.

Ich frage mich, wieso diese dumpfe dunkle Krankheit nach 60 Jahren hier wieder auszubrechen scheint. Sind wir unfähig aus der Geschichte zu lernen?
Leider muss ich feststellen, dass dieses sich christlich-katholisch girierende Forum auch infisziert ist.

Ich darf

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 10:29
von sofaklecks
Da man mir wohl kaum dummen Antisemitismus unterstellen wird, darf ich mir den Hinweis gestatten:

Angsichts des Verhaltens des Staates Israel darf man sich über eine antijüdische Haltung auch bei vernünftigeren Leuten nicht wundern.

Selbst ich ertappe mich bei dem (sofort unterdrückten) Wunsch, die Deutschen oder Franzosen seien bei den simulierten Angriffen auf ihre Marine weniger zimperlich gewesen. Erinnern wir uns an die Erschiessung des Kurden, der in das israelische Konsulat eingedrungen war. Danach war Ruhe.

Schade, dass der Bundespräsident kein Wort darüber verloren hat, dass, während wir hier Friede, Freude, Eierkuchen feiern, ein paar Kilometer weiter Juden Deutsche bewusst provozieren.

sofaklecks

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 10:41
von shag1
Die Logik der Gewalt ist eine andere als die des Friedens und meistens kaum nachzuvollziehen.

Ein Bild für den imensen Druck, dem die israelische Bevölkerung, täglich ausgesetzt ist beschrieb Prof. KREITLER Shulamit (eine relativ bekannte und erfahrene Traumaspezialistin - da in Israel Traumapsychologen leider viel Arbeit haben ...) bei einem Symposium: 80% der israelischen Bevölerkung schluckt regelmäßig Psychopharmaka.

Das ist schon enorm und beschreibt doch einwenig die emotionale Lage dort.

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 14:39
von Sein_oder_Nichtsein
shag1 hat geschrieben:
Ein Bild für den imensen Druck, dem die israelische Bevölkerung, täglich ausgesetzt ist beschrieb Prof. KREITLER Shulamit (eine relativ bekannte und erfahrene Traumaspezialistin - da in Israel Traumapsychologen leider viel Arbeit haben ...) bei einem Symposium: 80% der israelischen Bevölerkung schluckt regelmäßig Psychopharmaka.

Das ist schon enorm und beschreibt doch einwenig die emotionale Lage dort.
Danke für diesen Kommentar. Quelle?

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 15:18
von Ewald Mrnka
Der unreflektierte Philosemitismus ist auch ein Vorurteil.

Quelle

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 15:18
von shag1
Im Symposium in Wien wurde uns eine zusammenfassende CD (mit Unterlagen, Fakten und Daten zum Thema) zugesagt, ich hoffe ich bekomme sie in den nächsten Tagen - melde mich dann nochmal mit genauen Daten) - Prof. Kreitler Shulamit arbeitet und lehrt an der Universität von TelAviv.

Sie lebt ja selbst in Israel - es war schon beeindruckend als sie beschrieb, wie man in Jerusalem auf jeden Karton der auf der z.B. auf der Strasse liegt (fast panisch) reagiert und man insges. sehr viel mehr Kontrollblicke usw. in sein alltgl. Verhalten einbaut, - sie beschrieb eigentlich ein erhöhtes Angstpotential und den Umgang damit.

Re: Ich darf

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 15:36
von Edi
sofaklecks hat geschrieben:Selbst ich ertappe mich bei dem (sofort unterdrückten) Wunsch, die Deutschen oder Franzosen seien bei den simulierten Angriffen auf ihre Marine weniger zimperlich gewesen.
Es hätte ja beinahe geknallt vor ganz kurzer Zeit, als zwei israelische Jagdflugzeuge sich auf eine französiche UNO-Stellung im Libanon stürzten und die Franzosen sich bereits auf Abwehrfeuer vorbereitet hatten.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 10,00.html

Wer soll so etwas eigentlich noch verstehen? Da senden andere Nationen ihr Militär in den Libanon oder vor dessen Küste zum Schutz von Israel , zahlen eine grosse Menge Geld dafür und sollen dann noch zusehen, wie man auf sie Scheinangriffe fliegt.

Übrigens sind etwa 0,1 % Juden in Deutschland und nicht 1 %. Diese wenigen machen sich aber so bemerkbar, als ob es 5 oder noch mehr Prozent wären.

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 16:41
von Felicitus
Edi hat geschrieben:Übrigens sind etwa 0,1 % Juden in Deutschland und nicht 1 %.
Danke für deine Richtigstellung.
Von daher gesehen ist es nochmals unverständlicher. Aber rational ist Antisemitismus ohnehin nicht fassbar.
Das Dilemma in dem sich der derzeitige „Staat“ Israel befindet ist aber nicht das Thema um das es mir in meinem Thread geht.

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 16:58
von Felicitus
Ewald Mrnka hat geschrieben:Der unreflektierte Philosemitismus ist auch ein Vorurteil.
Mit "auch" hast du für das eine wie für das andere recht.

Felicitus

Untrennbar

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 17:46
von sofaklecks
@Felicitus

Du kannst den Staat Israel und die Juden, die ausserhalb von Israel leben nicht auseinanderdividieren. Sowenig wie Deutschland und die Deutschen im Ausland.

Wenn morgen in Tel Aviv ein Goetheinstitut neu eröffnet würde und (Gott mecht abhieten) Moshe Katzav hielte eine Rede, wäre sicher die Schändung des Synagogengedenksteins in Frankfurt (Oder) ein Thema. Dabei waren das Aussenseiter, die Provokationen der israelischen Armee aber sind solche der Staatsmacht, verstärkt durch die Bemerkung von Olmert, dass zwanzig Palästinenser durch versehentlichen Beschuss umkommen könnten, sei unvermeidbar.

Aber gut, ich will diesen Strang nicht mit unwillkommenen Zwischenrufen stören. Wo doch alles so feierlich ist.

sofaklecks

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 19:30
von Felicitus
@sofaklecks

Doch es besteht sehr wohl ein Unterschied, denn Juden sind nicht gleich automatisch Israelis.

Z.B. Juden die seit Generationen in Deutschland leben (gibt es zwar nach der Shoa nicht mehr so viele) sind Deutsche und keine Israelis. Sie können auch Israelis sein, wenn sie denn die Israelische Staatsbürgerschaft besitzen.

Felicitus

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 19:52
von Edi
Juden in Deutschland sind sicher keine Israelis, aber wenn man die Kommentare des Zentralrats der Juden liest, der ja angeblich die meisten Juden vertritt, dann sind es immer solche, die egal, was die israelische Regierung tut, FÜR das Regierungshandeln sind. Der Libanonkrieg war auch ein Beispiel dafür. Kritische Stimme innerhalb dieses Zentalrats werden schnell unterdrückt wie sich vor kurzem ja wieder gezeigt hat.
Das ganze Verhalten dieses ZdJ und seiner Führung ist auch mit ein Grund, warum manche Leute gegenüber Juden kritisch sind. Andere gegenteilige jüdische Stimmen, sind doch kaum bekannt bzw. werden auch selten in den Medien erwähnt.

Verfasst: Freitag 10. November 2006, 20:23
von Felicitus
Lieber Edi,

das umfangreiche Thema "9. November, ein geschichtsträchtiger Tag" hat mit dem Anderen von dir angesprochenen nichts zu tun.

Gruß Felicitus

Re: 9. November, ein geschichtsträchtiger Tag

Verfasst: Mittwoch 9. November 2016, 16:25
von Juergen
9. November

1918 – Zweifache Ausrufung der Republik(en)

1923 – Hitlers Putschversuch in München

1936 – Reichspogromnacht

1989 – Fall der Berliner Mauer

2001 – Einschränkung der Freiheit durch Beschluß der Anti-Terror-Gesetze in Deutschland

2007 – Abschaffung der Unschuldsvermutung durch Beschluß der Vorratsdatenspeicherung


Bisher stand in der Berichterstattung der 9. November vor allem die Erinnerung an die Ereignisse von 1936 im Mittelpunkt. Andeutungsweise wurde auch daran gedacht, was 1989 passierte.

Doch heute ist alles anders: Die Ergebnisse der Wahl in einem 7000km entfernten Land gewinnen medial die Oberhand. – Die Deutschen, allen voran die Politiker, sind tief betroffen. Insofern müssen sie ihre fest eingeplante Stimmung für den heutigen Tag nicht ändern.

Re: 9. November, ein geschichtsträchtiger Tag

Verfasst: Mittwoch 9. November 2016, 16:34
von Raphael
Auf die wichtigen Dinge wurde anderen Ortes schon hingewiesen:
HeGe hat geschrieben:09.11.2016: Weihetag der Lateranbasilika.

Alles andere ist Windhauch.
:daumen-rauf:

Re: 9. November, ein geschichtsträchtiger Tag

Verfasst: Mittwoch 9. November 2016, 16:42
von umusungu
Die Martinszüge hier im Ort dominieren alles - generationenübergreifend.

Re: 9. November, ein geschichtsträchtiger Tag

Verfasst: Mittwoch 9. November 2016, 17:01
von Raphael
umusungu hat geschrieben:Die Martinszüge hier im Ort dominieren alles - generationenübergreifend.
Martinstag ist der 11.11.!