Überzogener Sozialismus

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Edi
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Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

Habe mir aufgrund verschiedener Gespräche auch mit Arbeitnehmern mal Gedanken über die Krankenversicherung hier gemacht, wo jeder Arbeitgeber an die Kasssen Beiträge zu zahlen hat. Es ist ja einzusehen, dass Arbeitnehmer, die eine Berufskrankheit bekommen oder einen Betriebsunfall erleiden, auch versichert sind. Dafür sind ja auch die Berufsgenossenschaften da, was ich aber absolut nicht einsehe, ist dies dass der Arbeitgeber auch noch für die privaten Krankheiten Beiträge abzugeben hat. Ein Arbeitnehmer kann da leben wie er will, saufen, rauchen usw. usw. und dafür soll auch der Arbeitgeber haften.

Ich meine so ein System ist doch absurd und da sollte man nachdenken, wie es geändert werden kann. Freilich weiss ich sehr wohl, dass die heutigen Parteien dazu sicher nicht bereit sein werden, aber ich wollte mal sehen, ob sich andere auch schon mal Gedanken zu dem Thema gemacht haben, von den Arbeitgeberverbänden habe ich dazu auch noch nie etwas gehört. Im Sozialismus geht es doch immer nur darum die Eigenverantwortung an die Gemeinschaft abzuschieben und das kann nicht das Richtige sein.
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holzi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von holzi »

Meinst du diesen Beitrag jetzt ernst oder ist das ein Copy & Paste aus USA? Da sind derlei Thesen ja Gang und Gäbe.

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Edi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

Natürlich meine ich das ernst und mit den USA habe ich hier nichts zu tun. Die Menschen müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen, dass es eine soziale Absicherung geben sollte und muss, habe ich nicht bestritten und die USA können hier auch kein Vorbild sein. Es müsste nur in unser System etwas eingebaut werden, das hier etwas korrigiert, ich habe mal dem Seehofer vor Jahren als er noch Krankheitsminister war geschrieben, er solle überlegen einen Teil der Tabaksteuern in die Krankenkassen reinzugeben damit die die Beiträge senken können. Das nur als Beispiel für vielleicht andere machbare Dinge.
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holzi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von holzi »

Was konkret würdest du denn ändern? Ich meine, das deutsche KV-System ist jetzt nicht die alleinseligmachende Wundertüte, aber ich habe schon ganz andere "Gesundheits"-systeme auch in natura betrachten dürfen, und ich muss sagen, ich war froh, im deutschen System versichert zu sein.
Ein extremes Beispiel der sog. Eigenverantwortung ist das US-amerikanische System. Und hier werden plötzliche Krankheiten dann ganz schnell existenziell bedrohend.

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Edi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

Wie gesagt, wer will denn ein System wie in den USA, doch keiner. Was ich konkret ändern würde? Ich hab ja die Andeutung gemacht mit der Tabaksteuer und das ginge ja auch zum Teil bei den Alkoholsteuern. Ansonsten dachte ich, es könnten sich auch andere Leute mal Gedanken darüber machen, wie man denn die Eigenverantwortung stärken kann. Es gab ja mal oder gibt es die noch eine sog. Gesundheitsversicherung, wo man kleinere Wehwehchen selber bezahlen sollte, aber die Kosten für die grossen schlimmen und teuren Krankheiten trotzdem abgesichert waren; so in etwa habe ich das noch im Kopf. Ich bin ja nicht für einen totalen Sozialabbau. Wie ist das mit dem Krankmachen im heutigen System? Das wird doch auch gefördert und die Arbeitnehmer drohen einem ja zum Teil schon damit.
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Petrus
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Petrus »

Edi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 13:41
Die Menschen müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen
da hast Du auch wieder recht.

auf unterfränkisch: " do müsset oaber wirklich enner amoal woos mach!"

doch, nun zu mir:

ich (ich bin ein Mensch) muß keine Eigenverantwortung übernehemen. ich muß überhaupt keine Verantwortung übernehemen.

ich bin verantwortlich. und zwar: für mich selbst.

(natürlich habe ich in meinem Leben auch (temporär) Verantwortung übernommen, für andere Menschen - aber das war meine freiwillige Entscheidung).

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Caviteño
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Caviteño »

Na ja, Edi, eins ist jedenfalls sicher: Wenn ein solches System eingeführt würde, müßte der bisherige Arbeitgeberanteil an den Arbeitnehmer (steuerfrei) ausgezahlt werden. Die Arbeitgeberbeiträge sind Bestandteile des Lohnes. Wenn ein AG jemanden einstellt und ihm einen Lohn iHv x zusagt, dann weiß er, daß er selbst noch einmal ca. 20% Arbeitgeberanteil oben drauf legen muß. Durch einen Systemwechsel würde sich also an den Gesamtlohnkosten nichts ändern.
Vielleicht wäre es generell auch besser, wenn alle Arbeitgeberleistungen offen in der Lohnabrechnung ausgewiesen würden. Dann würde jedem bewußt, wie hoch die Kosten für Sozialabgaben und Steuern tatsächlich sind.

Ein Systemwechsel wurde ja zuletzt von der Union erwogen (Stichworte der "Kampf"begriffe: Kopfpauschale bzw. Gesundheitsprämie). Man war aber nicht in der Lage, ein neues System durchzusetzen. Im übrigen entspricht das von Edi vorgeschlagene System der Krankenversicherung in der Schweiz.

@holzi:

Die Konrad-Adenauer-Stiftung schreibt:
Amerikanische Arbeitnehmer sind entweder im Rahmen von betrieblichen Gruppen-versicherungen oder über individuell erstandene Krankenversicherungen versichert. Die Kosten für die Versicherungsprämien werden meistens sowohl vom Arbeitgeber als auch dem Arbeitnehmer getragen. Im Jahr 2006 zahlten amerikanische Arbeitneh-mer durchschnittlich 16% der Kosten bei Einzelprämien und 27% der Kosten bei Fa-milienprämien. Die restlichen Kosten werden vom Arbeitgeber übernommen. Bei Großunternehmen (200+ Angestellte) lag im Jahr 2006 die Bezuschussungsrate von Einzelprämien zwischen 75-100%. Bei den übrigen Unternehmen gewährten 38% der Arbeitgeber bei Einzelprämienprämien einen Zuschuß von 75-100% und 43% der Ar-beitgeber gar 100%. Insgesamt ist zwischen 1992 und 2005 der Beitrag der Arbeit-nehmer zu den Versicherungsprämien von durchschnittlich 14% (1992) auf über 22% (2005) gestiegen.
(Hervorhebung von mir)

https://www.kas.de/c/document_library/g ... pId=252038

Ein deutlicher Unterschied zu der hälftigen Finanzierung im deutschen Sozialversicherungssystem. Beinahe die Hälfte der Arbeitgeber zahlt 100% der KV-Beiträge.... - das war sicherlich nicht das Ziel von Edis Vorstellungen... ;D

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holzi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von holzi »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 14:41
[...]
@holzi:

Die Konrad-Adenauer-Stiftung schreibt:
[...] Bei Großunternehmen (200+ Angestellte) lag im Jahr 2006 die Bezuschussungsrate von Einzelprämien zwischen 75-100%. [...]
Wie gesagt: Großunternehmen! Und die selbständigen oder in Kleinbetrieben Beschäftigten sind da oft ganz schön prekär dran und haben daher oft gar keine wirksame Krankenversicherung.

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Edi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

Mir ging es eigentlich eher darum, Krankheitskosten, die nichts mit der Arbeit eines Arbeitnehmers zu tun haben, mehr dahin zu schieben, wo sie herkommen. Die bisherigen Zuschüsse, die der Arbeitgeber übernimmt, sollen ja gleich bleiben, aber evtl. dem Arbeitnehmer steuerfrei zur Verfügung gestellt werden. Ich meine, wenn jemand z.B. Gleitschirmflieger ist und derjenige einen Unfall beim Fliegen hat und wochenlang ausfällt, warum soll dann auch der Arbeitgeber damit belastet werden. Das ist auch wieder nur ein Beispiel, diejenigen könnten sich doch selber versichern, wenn sie so ein Hobby haben, aber m.E, fallen sie bisher auch immer noch der normalen Krankenversicherung zur Last. Wie ist es mit selbstverschuldeten Autounfällen? Mich wundert es nur , dass die Arbeitgeber, die doch manchmal sonst so radikal sind, hier noch nicht gross eingehakt haben.
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Caviteño
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 16:06
Mir ging es eigentlich eher darum, Krankheitskosten, die nichts mit der Arbeit eines Arbeitnehmers zu tun haben, mehr dahin zu schieben, wo sie herkommen.
Schwierig, Edi, ganz, ganz schwierig.
Man hatte vor Jahren versucht, Karenztage einzuführen. Der AN hätte am ersten und zweiten Tag seiner Krankheit kein Geld bekommen, wenn die Krankheit nicht ihre Ursache im Beschäftigungsverhältnis hat.

Genau das war der Knackpunkt: Dann wäre plötzlich bei einer Grippe die Wärme/Kälte, die Zugluft oder eine Ansteckung im Büro die Ursache. Der Arm wäre dann nicht auf der Party, sondern auf dem Weg zur Arbeit gebrochen usw. usf..
Bei glasklaren Ursachen wie Gleitschirmfliegen, selbstverschuldete Verkehrsunfällen usw. wäre das kein Problem - aber was ist, wenn ein Übergewichtiger sein hohes Gewicht mit "Frustsaufen" und "Frustfressen"aufgrund der Arbeitsbedingungen begründet und dazu schöne Geschichten erzählen kann? Ähnliches gilt natürlich auch für Schlafstörungen, Herzprobleme usw.. Die AG würden dann die eingesparten Kosten für Gerichtsprozesse und Anwälte ausgeben müssen und gleichzeitig noch das Klima im Betrieb vergiften.

Man ist aus guten Gründen von dem Vorschlag wieder abgerückt. :ja:

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holzi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von holzi »

Außerdem: wieso muss ich Steuern zahlen, die dazu verwendet werden, Unternehmern - äh nein: Managern den Arsch und die Boni zu retten, wenn sie ihre Bank an die Wand gefahren haben?

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Edi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

holzi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 18:25
Außerdem: wieso muss ich Steuern zahlen, die dazu verwendet werden, Unternehmern - äh nein: Managern den Arsch und die Boni zu retten, wenn sie ihre Bank an die Wand gefahren haben?
da bin ich deiner Meinung, die gehörten eingesperrt auf Lebenszeit , kleine Firmen werden aucn nicht gerettet,
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Edi
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 17:57
Edi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 16:06
Mir ging es eigentlich eher darum, Krankheitskosten, die nichts mit der Arbeit eines Arbeitnehmers zu tun haben, mehr dahin zu schieben, wo sie herkommen.
Schwierig, Edi, ganz, ganz schwierig.
Man hatte vor Jahren versucht, Karenztage einzuführen. Der AN hätte am ersten und zweiten Tag seiner Krankheit kein Geld bekommen, wenn die Krankheit nicht ihre Ursache im Beschäftigungsverhältnis hat.

Genau das war der Knackpunkt: Dann wäre plötzlich bei einer Grippe die Wärme/Kälte, die Zugluft oder eine Ansteckung im Büro die Ursache. Der Arm wäre dann nicht auf der Party, sondern auf dem Weg zur Arbeit gebrochen usw. usf..
Warum krieg ich denn nie eine Grippe mit oder ohne Zugluft? Immer finden die Leute andere Ursachen nur nicht sich selber.
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Petrus
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Petrus »

Edi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 18:43
Warum krieg ich denn nie eine Grippe mit oder ohne Zugluft?
das ist eine gute Frage, die Dir weder ich noch ein anderer Mensch per "Ferndiagnose" beantworten kann.

Petrus
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Petrus »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 17:57
Der Arm wäre dann nicht auf der Party, sondern auf dem Weg zur Arbeit gebrochen
nun, die wichtigste Frage, nach einem Arbeitsunfall: "Wo legen wir den jetzt hin?"

btw: das mit den Arbeits-Unfällen ist (in D) eine komplexe Sache. Mittagspause: nicht versichert. Heimweg: versichert; dort Umweg: eher(!) nicht. Wenn Du einen Freund auf dem Heimweg triffst, mußt Du mit ihm Richtung Heimweg weitergehen, darfst aber nicht stehenbleiben. (realer Fall).

Caviteño
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Re: Überzogener Sozialismus

Beitrag von Caviteño »

holzi hat geschrieben:
Mittwoch 3. April 2019, 18:25
Außerdem: wieso muss ich Steuern zahlen, die dazu verwendet werden, Unternehmern - äh nein: Managern den Arsch und die Boni zu retten, wenn sie ihre Bank an die Wand gefahren haben?
Zutreffend - aber dazu gehören immer zwei. Nicht nur der Manager, der Fehlentscheidungen getroffen hat, die noch mit Boni usw. vergoldet werden, sondern auch der Politiker, der die Gelder freigibt.

Warum hat sich niemand über die Politiker aufgeregt, sondern sie noch weiter bei den Wahlen in Amt und Würden bestätigt? :hae?:
Wo ist denn jetzt der Aufschrei, wenn der Finanzminister mit Unterstützung des Wirtschaftsministers einen Zusammenschluß von CoBank und Deutscher Bank anstrebt, um einen "europäischen Player" zu haben. Hieß es in der Finanzkrise "too big to fail" will man jetzt mit zwei Fußkranken der Branche einen neuen Großkonzern zimmern, auf den "too big to fail" wieder zutreffen wird.

Aber was soll man von einer Regierung(schefin) erwarten, die eine Geburtsfeier für Joe Ackermann schmeißt....

Wie Banker Ackermann einst Kanzlerin Merkel einseifte

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