Wie sollte man Obdachlose behandeln ?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Wie sollte man Obdachlose behandeln?
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Pit
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Beitrag von Pit »

gut geantwortet. ;-)

Und hier in Münster gibt es auch Ärzte, die genau das machen, oftmals übrigens dort, wo die Obdachlosen sind, da viele eine gewisse Scheu empfinden, in die Arztpraxis zu gehen. sie befürchten oft, von den "anständigen" Bürgern dumm angegafft zu werden.
Zumindest haben mir das schone einige "Penner" gesagt. Interessant übrigens, wenn man mal weiss, woher das Wort "Penner" kommt!

Gruß, Pit
Robert Ketelhohn hat geschrieben:[

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »


Lapislazuli
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Jede Gesellschaft hat die Zustände, die sie verdient

Beitrag von Lapislazuli »

Was willst Du uns mit diesem Video sagen, Knecht Ruprecht? Die Frau rechts im Bild meint, daß sie die älteren Rechte und die Rechte eines Landeskindes hat. Da sie offenbar einer "bildungsfernen Schicht" angehört, wie man das heute political correctly ausdrückt, darf sie sagen, was sie denkt.

Jede Gesellschaft hat die Zustände, die sie verdient ...

Obdachlosigkeit und andere problematische gesellschaftliche Zustände sind - jedenfalls derzeit in Deutschland - kein Zeichen von wirtschaftlicher Armut, sondern dafür, daß etwas falsch läuft. Deutschland hat ein Sozialhilfenetz und ein Sozialhilfesystem, das jahrzehntelang ausreichte und vorbildlich in der Welt war. Offenbar gibt es jetzt Entwicklungen, wo diese bewährte System nicht mehr greift. Ursachenforschung wäre angesagt!

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ich wurde letzten Samstag wieder von einem armen Menschen vor einem Dom angesprochen. Den habe ich, so wie ich es odt tue ratgebend zurückgewiesen, ob ich denn so gekleidet sei, als ob ich reich wäre und habe dem Bettler gesagt dass er die Menschen ansprechen soll, die teure Klamotten tragen, weil die reich sind.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Also könnten mir demnach - angesichts der Tatsache, daß ich als kaufmännischer Angestellter nicht reich bin - die Obdachlosen ja egal sein.
Oder ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Ich wurde letzten Samstag wieder von einem armen Menschen vor einem Dom angesprochen. Den habe ich, so wie ich es odt tue ratgebend zurückgewiesen, ob ich denn so gekleidet sei, als ob ich reich wäre und habe dem Bettler gesagt dass er die Menschen ansprechen soll, die teure Klamotten tragen, weil die reich sind.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Also könnten mir demnach - angesichts der Tatsache, daß ich als kaufmännischer Angestellter nicht reich bin - die Obdachlosen ja egal sein.
Oder ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Ich wurde letzten Samstag wieder von einem armen Menschen vor einem Dom angesprochen. Den habe ich, so wie ich es odt tue ratgebend zurückgewiesen, ob ich denn so gekleidet sei, als ob ich reich wäre und habe dem Bettler gesagt dass er die Menschen ansprechen soll, die teure Klamotten tragen, weil die reich sind.
Ich meine hier schon geschrieben zu haben, dass Bettler nicht die Ärmsten der Armen in der Innenstadt ansprechen sollen, sondern sich vor Rathäusern, Finanzämtern und anderen Arbeitsstätten postieren sollen, die Menschen gut Geld verdienen.

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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

Na toll! Dann gibt es also auch hier Arme Erstklasse und Zweiterklasse.
Denn, wie sollte ich, die selbst wenig hat, nur auf den Gedanken der Nächstenliebe kommen und wenigstens etwas teilen, wo man sich doch so schön aus der Affäre ziehen kann. Gel, Knecht?! Aber Christen sind wir dann trotzdem ??

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Pit
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Beitrag von Pit »

Nun, warum solltes Du auf die Idee kommen, zu teilen, oder auch nur mit dem Obdachlosen etwas zu reden?
Nmm, vieleicht, weil Du weisst, was Jesus gelehrt hat?
Oder auch, weil Du andere Menschen ernst nimmst, weil Du nicht denkst, "Mit dem Bettler sollen mal die anderen sprechen, die haben mehr Geld." oder weil ... ach, da wird es genügend Gründe geben, ehrlich !
Ich weiss es aus Erfahrung.

Gruß, Pit

[quote="Maria Magdalena"

Denn, wie sollte ich, die selbst wenig hat, nur auf den Gedanken der Nächstenliebe kommen und wenigstens etwas teilen, wo man sich doch so schön aus der Affäre ziehen kann. Gel, Knecht?! Aber Christen sind wir dann trotzdem ??[/quote]
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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

@ Pit

Dir ist schon klar, daß sich was ich schrieb sich auf Knechts Posting bezog?Weil erst zu schreiben "man sei Christ und dann so etwas, ist schon merkwürdig oder?

Denn ich denke persönlich, wenn man z.B.noch das Geld hat sich zwei Kaffe und zwei Brötchen zu kaufen" ist es nun wirklich kein Beinbruch" einen Anderen die Hälfte abzugeben und sich so eine runde miteinander zu unterhalten

Eldar
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Beitrag von Eldar »

das ist ein Aspekt, ein anderer ist es, sich Gedanken zu machen, warum es in unserer Gesellschaft Obdachlose gibt.
Und was das Almosen angeht:
Die Obdachlosigkeit ist nicht perse etwas schlechtes. Viele werden durch Gott auf Erden so für ihre Sünden geläutert und für ihren Hochmut "bestraft". Die Obdachlosigkeit macht den Menschen wieder bescheiden und demütig. Viele Menschen finden ihren Weg zu Gott nun einmal eher in Armut und Leid als in allem Überfluss. Die Welt hat eine Ordnung wie sie besser nicht sein kann, denn es ist Gottes Ordnung. Und wenn ein Mensch einem anderen Menschen aus der Obdachlosigkeit helfen kann, dann nur aus der unermesslichen Gnade Gottes heraus. Selbst das Gebet ist eine Gnade des Höchsten.

mfg Eldar
Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt - die meisten Menschen existieren nur.
Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.
Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient nicht zu leben.
Leben heißt Lieben und Lieben heißt Leiden. Wenn du nicht Leiden willst, warum Liebst du dann, aber wenn du nicht Lieben willst, warum lebst du dann??

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Pit
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Beitrag von Pit »

Sicherlich war und ist mir klar, daß Dein Beitrag eine Reaktion auf Knechts Posting war. Aber ehrlich gesagt ist es mir noch immer schleierhaft, wieso er meint, nichts für Obdachlose tun zu können, weil er nicht über viel Geld verfügt.
Selbst ein Armer kann immer noch mit einem Obdachlosen sprechen, sich mit ihm unterhalten und ihm so ein Stück Menschenwürde geben - was nebenbei keinen Cent kostet.

Gruß, Pit
Maria Magdalena hat geschrieben:@ Pit

Dir ist schon klar, daß sich was ich schrieb sich auf Knechts Posting bezog?Weil erst zu schreiben "man sei Christ und dann so etwas, ist schon merkwürdig oder?

Denn ich denke persönlich, wenn man z.B.noch das Geld hat sich zwei Kaffe und zwei Brötchen zu kaufen" ist es nun wirklich kein Beinbruch" einen Anderen die Hälfte abzugeben und sich so eine runde miteinander zu unterhalten
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Pit
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Beitrag von Pit »

Also haben es viele Obdachlose eigentlich verdient, wenn sie auf der Strasse leben müssen, hungern und - in manchen Fällen - im Winter auf der Strasse erfrieren, weil es (siehe Sündenstrafe) letztlich Gottes Wille ist?

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:
Die Obdachlosigkeit ist nicht perse etwas schlechtes. Viele werden durch Gott auf Erden so für ihre Sünden geläutert und für ihren Hochmut "bestraft". ... Die Welt hat eine Ordnung wie sie besser nicht sein kann, denn es ist Gottes Ordnung.

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Edi
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Beitrag von Edi »

Es ist manches möglich....

Ich habe mal ganz spontan ein drogensüchtiges Mädchen, das bei Bekannten gelandet war und dort keine Bleibe bekam und auch in einer Drogenhilfe in Tübingen am Wochenende nicht aufgenommen wurde, nach Hause mitgenommen und da sie damals keine Drogen mehr hatte, bekam sie in derselben Nacht starke Entzugserscheinungen. Ich dachte mir noch, wenn es ganz schlimm kommen sollte, dann rufst du eben im Krankenhaus an und lässt sie abholen oder bringst sie hin. Aber am nächsten Tag ging es ihr schon viel besser und nach 2 Tagen gab ich ihr das Geld für eine Fahrkarte und sie ist dann mit dem Zug nach Hause gefahren.

Nach etwa 2 Jahren habe ich erfahren, dass sie von den Drogen ganz losgekommen ist.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Klasse !

Freut mich - für Dich wegen Deiner Entscheidung damals und für das Mädchen, daß sie von den Drogen `runtergekommen ist.
Aber wenn man nach der Argumentation von Knecht und Eldar gehen würde, wäre sie doch selber Schuld gewesen, bzw. hätte Gott sie mit der Drogenabhängigkeit für Sünden bestrafen wollen.
Und demnach hätte sie Dir im Prinzip egal sein können, was sie Gott sei Dank nicht war.

Gruß, Pit
Edi hat geschrieben:Es ist manches möglich....

Ich habe mal ganz spontan ein drogensüchtiges Mädchen, das bei Bekannten gelandet war und dort keine Bleibe bekam und auch in einer Drogenhilfe in Tübingen am Wochenende nicht aufgenommen wurde, nach Hause mitgenommen und da sie damals keine Drogen mehr hatte, bekam sie in derselben Nacht starke Entzugserscheinungen. Ich dachte mir noch, wenn es ganz schlimm kommen sollte, dann rufst du eben im Krankenhaus an und lässt sie abholen oder bringst sie hin. Aber am nächsten Tag ging es ihr schon viel besser und nach 2 Tagen gab ich ihr das Geld für eine Fahrkarte und sie ist dann mit dem Zug nach Hause gefahren.

Nach etwa 2 Jahren habe ich erfahren, dass sie von den Drogen ganz losgekommen ist.
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Edi
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Beitrag von Edi »

Pit hat geschrieben:Klasse !
Freut mich - für Dich wegen Deiner Entscheidung damals und für das Mädchen, daß sie von den Drogen `runtergekommen ist.
Aber wenn man nach der Argumentation von Knecht und Eldar gehen würde, wäre sie doch selber Schuld gewesen, bzw. hätte Gott sie mit der Drogenabhängigkeit für Sünden bestrafen wollen.
Und demnach hätte sie Dir im Prinzip egal sein können, was sie Gott sei Dank nicht war.
Ich bin aber von den Frommen deswegen angegriffen worden, weil das Mädchen ja allein mit mir in meiner Wohnung war. Ich wollte eigentlich darüber damals schweigen, aber da ich am nächsten Montag eine Studentin einstellen wollte und wissen wollte ob sie nun kommt oder nicht kommt, denn ich wusste ja nicht wie lange das Mädchen bei mir bleiben wollte oder musste und ob ich einen Teil meiner Arbeitszeit für sie opfern hätte müssen, habe ich es ihr gesagt und schon hat sie es an andere Fromme weiter erzählt. Sie sagte mir, das sei nicht in Ordnung, dass ich ein Mädchen aufnehme und als ich ihr antwortete, dann solle sie es doch aufnehmen, dann kamen Ausreden, ja sie habe keine Ahnung wie man mit solche Menschen umzugehen habe. Ich hatte aber auch keine und wäre mit ihr notfalls eben ins Krankenhaus gefahren. Gut mit solchen Frommen wird man fertig.

O ein langer Schachtelsatz oben, aber man wird es auch so verstehen, ich schreib es nicht nochmals um.
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Eldar
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Beitrag von Eldar »

Pit hat geschrieben:Also haben es viele Obdachlose eigentlich verdient, wenn sie auf der Strasse leben müssen, hungern und - in manchen Fällen - im Winter auf der Strasse erfrieren, weil es (siehe Sündenstrafe) letztlich Gottes Wille ist?

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:
Die Obdachlosigkeit ist nicht perse etwas schlechtes. Viele werden durch Gott auf Erden so für ihre Sünden geläutert und für ihren Hochmut "bestraft". ... Die Welt hat eine Ordnung wie sie besser nicht sein kann, denn es ist Gottes Ordnung.

mfg Eldar
Ich glaube du hast es immer noch nicht begriffen oder willst es einfach nicht begreifen worauf ich hinaus will. Es ist besser Tag für Tag um sein Leben zu kämpfen und auf der Straße zu leiden und elendig zu erfrieren, als tagein tagaus in schwerer Sünde zu leben. Jesus sagt nicht umsonst:" Wenn euch eure Hand zur Sünde verführt dann hackt sie ab und wirft sie weg. Wenn das Auge euch zur Sünde verführt reißt es raus und wirft es weg! -> Denn es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder verloren gehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde!!
Aber wenn man nach der Argumentation von Knecht und Eldar gehen würde, wäre sie doch selber Schuld gewesen, bzw. hätte Gott sie mit der Drogenabhängigkeit für Sünden bestrafen wollen.
Und demnach hätte sie Dir im Prinzip egal sein können, was sie Gott sei Dank nicht war.
Sie war ihm aber nicht egal,ja sie war Gott nicht egal. Edi tat seine gute Tat allein aus der Gnade Gottes heraus. Und ums dir zum Xten mal zu wiederholen PIT! Es mag eine Strafe in deinen Augen sein, und doch ist es in vielen Fällen nichts weiter als eine Gnade Leiden zu dürfen.

„Den Gedemütigten aber rettet [lehrt] er durch die Demütigung [Leiden] und öffnet durch die Trübsal sein Ohr [Auge!]!“ (Hiob 36,15).

Gott demütigt Menschen, um sie zu ihm (zurück) zu bringen (z.B. 5. Mose 8,2-3), und Menschen demütigen sich selbst vor Gott, um von ihm angenommen (akzeptiert) zu werden (z.B. 1. Könige 21,29; 2. Chronika 7,14).

Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn...

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Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.
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Leben heißt Lieben und Lieben heißt Leiden. Wenn du nicht Leiden willst, warum Liebst du dann, aber wenn du nicht Lieben willst, warum lebst du dann??

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Pit
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Beitrag von Pit »

Nun, Eldar, da verstehe ich etwas wirklich nicht.
Wenn jemand seine Arbeit verliert, weil die Firma Konkurs anmeldet, anschliessend seine Wohnung verliert, weil er die Miete nicht mehr zahlen kann, oder wenn jemand sich im Krankenhaus mit HIV infiziert, anschliessend seinen Arbeitsplatz verliert ("Sojemand beschäftigen wir nicht.") und ebenfalls seine Wohnung, wenn jemand als Obdachloser auf der Strasse im Winter erfriert, weil das Obdachlosenasyl überfüllt ist, dann ist das jedes Mal Gottes Strafe für Sünden?
Wenn Menschen auf der Strasse elendig verrecken ist das eine Gnade?

Ne, Eldar, das verstehe ich nicht. Und ich verstehe nicht, warum sich Jesus dann um die Blinden, Tauben und anderen Randgestalten gekümmert hat.

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:
... oder willst es einfach nicht begreifen worauf ich hinaus will. Es ist besser Tag für Tag um sein Leben zu kämpfen und auf der Straße zu leiden und elendig zu erfrieren, als tagein tagaus in schwerer Sünde zu leben. ... Es mag eine Strafe in deinen Augen sein, und doch ist es in vielen Fällen nichts weiter als eine Gnade Leiden zu dürfen.

„Den Gedemütigten aber rettet [lehrt] er durch die Demütigung [Leiden] und öffnet durch die Trübsal sein Ohr [Auge!]!“ (Hiob 36,15).

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Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Hallo Pit,

freundlich.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Vieleicht nicht freundich, aber christlich.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Hallo Pit,

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Eldar
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Beitrag von Eldar »

Die Wege des Herrn sind unergründlich.
Viele Menschen finden gerade wieder zu Gott weil sie ihre Arbeit verlieren oder weil sie krank werden.

mfg Eldar
Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt - die meisten Menschen existieren nur.
Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.
Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient nicht zu leben.
Leben heißt Lieben und Lieben heißt Leiden. Wenn du nicht Leiden willst, warum Liebst du dann, aber wenn du nicht Lieben willst, warum lebst du dann??

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Pit
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Beitrag von Pit »

Ja, der eine oder andere findet /oder fand in einer langen Zeit der Krankheit (wieder) zu Gott- z.B. Ignatio de Loyola.
Aber etliche Mitarbeiter von BenQ werden sicher keine besseren Christen, weil sie nun nicht mehr wissen, wie sie ihre Familien ernähren können, oder ?

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:Die Wege des Herrn sind unergründlich.
Viele Menschen finden gerade wieder zu Gott weil sie ihre Arbeit verlieren oder weil sie krank werden.

mfg Eldar
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Edi
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Beitrag von Edi »

@Pit

Not kann auch eine Gnade sein. Ich erinnere mich da an ein Wort des verstorbenen Bischofs Moser aus Rottenburg, der mal aus seiner pastoralen Erfahrung heraus geschrieben hat, er habe oft erlebt hat, dass kranke Menschen viel mehr offen waren für das Evangelium als gesunde.

Das heisst wiederum nicht, dass man andern Not wünschen soll oder ihnen nicht (soweit man kann) helfen soll. Gott aber benutzt auch Not, um Menschen für das Evangelium offener zu machen. Jesus selber hat ja nicht nur Kranke von ihrer Krankheit geheilt, sondern auch an der Seele, was viel wichtiger ist.
Zuletzt geändert von Edi am Dienstag 7. November 2006, 23:53, insgesamt 2-mal geändert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Pit hat geschrieben:Vieleicht nicht freundich, aber christlich.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Hallo Pit,

freundlich.
Wo ist deines Erachtens der Unterschied?

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Pit
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Beitrag von Pit »

Eigentlich ganz einfach:
Freundlich im Sinne von freundlich, höflich etc. kann auch ein Atheist sein.
Wenn ein (überzeugter) Christ jemanden freundlich behandelt, dann normalerweise schon deshalb, weil er den anderen Menschen als von Gott geliebtes Wesen betrachtet.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Vieleicht nicht freundich, aber christlich.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Hallo Pit,

freundlich.
Wo ist deines Erachtens der Unterschied?
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Pit
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Beitrag von Pit »

Das ist sicherlich soweit richtig, als das es Menschen gibt, die sich während einer längeren Krankheit wieder intensiver mit dem Glauben befassen - siehe mein Beispiel mit Ignatio de Loyola.
Aber wenn ich die letzten Beiträge von Eldar richtig verstanden habe, geht er davon aus, daß die meisten Obdachlosen auf der Strasse leben, weil Gott sie auf diese Weise für ihre Sünden bestraft hat, und daß - wenn sie im Winter "auf Platte" sterben meistens erfrieren sie) eben Gnade erfahren, weil sie dann zwar erfrieren, Gott aber immerhin deren Seele vor weiteren Sünden bewahrt.
Und das halte ich schon für fatal - denn warum sollte man dann Obdachlosen helfen, die wäre demnach ja selber an ihrem Schicksal Schuld (hinduistisches Karmadenken).

Gruß, Pit
Edi hat geschrieben:@Pit

Not kann auch eine Gnade sein. Ich erinnere mich da an ein Wort des verstorbenen Bischofs Moser aus Rottenburg, der mal aus seiner pastoralen Erfahrung heraus geschrieben hat, er habe oft erlebt hat, dass kranke Menschen viel mehr offen waren für das Evangelium als gesunde.

Das heisst wiederum nicht, dass man andern Not wünschen soll oder ihnen nicht (soweit man kann) helfen soll. Gott aber benutzt auch Not, um Menschen für das Evangelium offener zu machen. Jesus selber hat ja nicht nur Kranke von ihrer Krankheit geheilt, sondern auch an der Seele, was viel wichtiger ist.
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Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Pit hat geschrieben:Eigentlich ganz einfach:
Freundlich im Sinne von freundlich, höflich etc. kann auch ein Atheist sein.
Wenn ein (überzeugter) Christ jemanden freundlich behandelt, dann normalerweise schon deshalb, weil er den anderen Menschen als von Gott geliebtes Wesen betrachtet.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Vieleicht nicht freundich, aber christlich.

Gruß, Pit
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Hallo Pit,

freundlich.
Wo ist deines Erachtens der Unterschied?
Der Unterschied in der Verhaltensweise Obdachlosen gegenüber dürfte theoretisch nicht existieren.

Was du beschreibst, sind weltanschauliche Unterschiede für Motivationen freundlichen Handelns.
Deine Frage formlierte mit "man" und war demzufolge nicht exklusiv auf "(überzeugte) Christen" bezogen.

Camus stellte christlich motiviertes ethisches Handeln aus ethischer Sicht in Frage, da ein Christ für seine Güte eine Belohnung erwarte.

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Und das halte ich schon für fatal - denn warum sollte man dann Obdachlosen helfen, die wäre demnach ja selber an ihrem Schicksal Schuld (hinduistisches Karmadenken).
Wenn der Mensch einem Obdachlosen hilft, dann weil es Gottes Wille ist.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Als Angehöriger der finanziellen Unterunterschicht, fährt man ÖPNV und Zug und so wurde ich heute am Dortmunder HBH von einem "Obdachlosen" nach Geld gefragt. Das in mir als Heißblüter gleich die Aggression hochkam, wenn man von den Ärmsten der Armen Geld haben will, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Das es dem Willen Gottes entspricht, Obdachlosen zu helfen, bezweifel ich ja auch garnicht.
Meine Frage war:
Wenn Menschen obdachlos sind, als solche hungern, nicht selten im Winter erfrieren, weil z.B. die Obdachlosenasyle überfüllt sind, sind dann die Obdachlosen an ihrer Situation selber Schuld, weil Gott sie für ihre Sünden strafe oder nicht?

Gruß, Pit
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Marcus (12,41-44) hat geschrieben:Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und schaute zu, wie das Volk Geld in den Gotteskasten legte. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein, das ist ein Heller. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt eingelegt.
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Beitrag von taunuß »

Wer aber irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm,
wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?
Kinder laßt uns nicht Lieben mit Worten noch mit der Zunge,
sonden in Tat und Wahrheit.
1.Joh.3.17-19

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