Gemeinsame Erklärung von Vatikan und Schiiten(Iran)

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Christian
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Gemeinsame Erklärung von Vatikan und Schiiten(Iran)

Beitrag von Christian »

VATIKAN UND IRAN
Die Erklärung im Wortlaut

Nach zweitägigen Beratungen haben sich Vatikan und führende iranische Theologen auf eine gemeinsame Erklärung zum Verhältnis von Glaube und Vernunft geeinigt – SPIEGEL ONLINE dokumentiert die Grundsätze im Wortlaut.
  1. Glaube und Vernunft sind beides Geschenke Gottes an die Menschheit.
  2. Glaube und Vernunft widersprechen einander nicht, allerdings kann es manchmal vorkommen, dass der Glaube über der Vernunft steht, auch wenn er ihr nie entgegensteht.
  3. Glaube und Vernunft sind von sich aus gewaltlos. Weder die Vernunft noch der Glaube sollten für Gewalttätigkeit benutzt werden.

    Bedauerlicherweise ist es immer wieder vorgekommen, dass beide missbraucht wurden, um Gewalt zu üben. Auf alle Fälle können diese Ereignisse weder die Vernunft noch den Glauben in Zweifel ziehen.
  4. Beide Seiten einigten sich, weiterhin zusammenzuarbeiten, um echte Religiosität und insbesondere echte Spiritualität zu fördern, um zur Achtung der Symbole zu ermutigen, die als heilig angesehen werden, und um moralische Werte zu fördern.
  5. Christen und Muslime sollten über Toleranz hinausgehen und Unterschiede akzeptieren, während sie sich ihrer Gemeinsamkeiten bewusst bleiben und Gott dafür danken. Sie sind zu gegenseitigem Respekt aufgerufen und somit dazu, die Verhöhnung von religiösen Überzeugungen zu verurteilen.
  6. Verallgemeinerungen sollten gemieden werden, wenn von Religionen die Rede ist. Konfessionelle Unterschiede in Christentum und Islam, Vielfalt der historischen Umstände stellen wichtige Faktoren dar, die in Betracht gezogen werden müssen.
  7. Religiöse Traditionen können nicht anhand einzelner Verse oder Textstellen beurteilt werden, die in den jeweiligen heiligen Büchern enthalten sind. Sowohl eine ganzheitliche Sicht als auch eine angemessene hermeneutische Methode sind für ein faires Verständnis erforderlich.
hen/dpa
Was haltet Ihr davon? Ich weiß nich wie ich es einschätzen soll. Irgendwie habe ich das Gefühl das sich ein Dialog mit den Schiiten (Persern) einfacher gestaltet als mit den anderen islamischen Glaubensrichtungen .

Gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Wenn man sich auf diese Sätze auch mal zwischen Katholiken und Protestanten einigen könnte, was wäre dann? (Siehe jüngste Debatten in der Klausnerei...)

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Der Hl. Bonifatius wäre wohl heute ein interreligiöses Problem, da er ja keine Achtung vor den religiösen Symbolen unserer heidnischen Brüder und Schwestern hatte. :roll:

sofaklecks
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Bitte

Beitrag von sofaklecks »

Bitte, ar26,

die Moslems sind keine Heiden.

So wenig wie die Juden.

sofaklecks

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ar26
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Beitrag von ar26 »

@sofaklecks
Das war auch nicht mein Ansatz, auch wenn man es vielleicht missverstehen könnte.

Vielmehr wollte ich auf das Spannungsfeld zwischen Respekt gegenüber anderen Religionen (gilt der nur für bestimmte Religionen?) und dem Missionsauftrag der Kirche hinweisen.

Zwar ist es zweifelsohne vernünftig, andere Religionen nicht zu provozieren, wie etwa bei den dänischen Mohammed-Karrikaturen geschehen. Diese Vernunft beruht aber nicht auf einem Anerkennen als gleichwertig, sondern auf dem Wunsch der Konfliktvermeidung.

Außerhalb des Anliegens der Konfliktvermeidung aber muss die Kirche auf ihren Missionsauftrag bestehen, unter positiver Darlegung des depositum fidei. Dies scheint mir im Rahmen des Dialoges, wie er im Ausgangsbeitrag geschildert wird, irgendwie zu fehlen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Bitte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sofaklecks hat geschrieben:Bitte, ar26,
die Moslems sind keine Heiden.
So wenig wie die Juden.


Du meinst, sie seien eine christliche Sekte, so wie Dante Mohammed
unter die Spalter einreiht? – Das ist eine im christlichen Abendland
durchaus häufig anzutreffende Meinung gewesen, freilich neben
jener, die Muslime als Heiden anzusehen. Ein anderes gibt es nicht.

Es gibt nur Juden und Heiden – Gojim, pagani, gentes oder nationes
und, aus beiden genommen, die Trennwand eingerissen, zu einem
Volk zusammengefügt: die Christenheit.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Linus
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Re: Bitte

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es gibt nur Juden und Heiden – Gojim, pagani, gentes oder nationes
und, aus beiden genommen, die Trennwand eingerissen, zu einem
Volk zusammengefügt: die Christenheit.
:hmm: Du wirst deinen eigenen Grundsätzen untreu, sag: die Kirche - Glaube ist ja vielmehr als Religion.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

sofaklecks
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Definitionen

Beitrag von sofaklecks »

Nein, ich halte den Islam nicht für eine christliche Sekte, ohne die diffizilen Definitionen der Theologen hinterfragen zu wollen.

So wenig, wie ich das Christentum für eine jüdische Sekte halte.

Ar26 nahm auf Bonifatius Bezug, der die Germanen missionierte, die an Wotan und seinen Götterhimmel glaubten oder an Feld- oder Waldgottheiten. Auf dieser Ebene kann man den Islam nicht ansiedeln.

Die Bezeichnung als Heide für einen Moslem durch einen Christen ist m.E. ebenso falsch wie die Bezeichnung Ungläubiger für einen Christen durch einen Moslem.

sofaklecks

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Sofaklecks bitte korrigiere mich, aber ich gehe davon aus, du willst auf folgendes hinweisen:

Der Islam oder auch jede andere Schriftreligion (incl. Buddhismus) ist aufgrund ihres intellektuellen Gehalts ein interessanter Gesprächspartner, während die Naturreligionen dies nicht sein können, mangels intellektuellem Gehalt!?

sofaklecks
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Nein

Beitrag von sofaklecks »

Nein,

ausgehend von Bonifatius (das war der Ausgangspunkt) wollte ich darauf hinweisen, dass nach meiner Auffassung die Religionen des Buches, um den Ausdruck der Moslems zu übernehmen, keine Heiden sind. Es sind Nichtchristen, die aber an den Gott glauben, der sich den Juden geoffenbart hat.

Ich bin der Auffassung, dass man den Angehörigen einer Religion, die an den Gott Abrahams glaubt, nicht als Heide bezeichnen kann.

MIt einem intelektuellen Gehalt hat das nichts zu tun.

Aber natürlich kann man als Christ jeden, der nicht an die Trinität glaubt, als Heiden bezeichnen. Eine Frage der Definition. Nur wer definiert den Inhalt dieses Wortes? Die Christenheit? Die katholische Kirche?

sofaklecks

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Robert Ketelhohn
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Re: Definitionen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

sofaklecks hat geschrieben:Nein, ich halte den Islam nicht für eine christliche Sekte, ohne die diffizilen Definitionen der Theologen hinterfragen zu wollen.

So wenig, wie ich das Christentum für eine jüdische Sekte halte.

Ar26 nahm auf Bonifatius Bezug, der die Germanen missionierte, die an Wotan und seinen Götterhimmel glaubten oder an Feld- oder Waldgottheiten. Auf dieser Ebene kann man den Islam nicht ansiedeln.

Die Bezeichnung als Heide für einen Moslem durch einen Christen ist m.E. ebenso falsch wie die Bezeichnung Ungläubiger für einen Christen durch einen Moslem.

sofaklecks
„Heiden“ sind „die Völker“, also die Nichtjuden. „Heiden“ ist das Gegenwort zu „Juden“. Das ist der Ausgangspunkt. Nachdem aber in Jesu Christo die Trennwand zwischen Juden und Heiden eingerissen ist und beide, Juden und Heiden, in der Kirche zu einem Leib zusammengefügt sind – man redet von „Judenchristen“ und „Heidenchristen“, wenn man die unterschiedliche Herkunft verdeutlichen will –, stehen die Begriffe „Heiden“ und „Juden“ auch im Gegensatz zum Begriff der Christenheit, welcher das Volk der Kirche bezeichnet [nota bene, o Line!], weil man „Heiden“ und „Juden“ im Sprachgebrauch nur noch diejenigen Heiden und Juden zu nennen pflegt, welche nicht in die Kirche eingetreten sind.
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sofaklecks
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Wicki

Beitrag von sofaklecks »

Gut, Robert, eine Sichtweise und zwar eine schlüssig begründete.

Meine war erst rein gefühlsmässig, dann nach etwas Überlegung in etwa dieselbe, die ich jetzt im Nachhinein im Internet gefunden habe und zwar hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heidentum


sofaklecks

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dieser Wikipedia-Artikel stammt – so jedenfalls mein Eindruck nach kurzem Querlesen – im Kern aus „neuheidnischer“ Feder und ist wohl oberflächlich von politisch-korrekter Hand bearbeitet, was aber allenfalls eine partielle Verschiebung vom Regen in die Traufe bedeutet.

Der Sachgehalt ist nahe Null, die als enzyklopädische Information dargebotenen Aussagen sind ganz überwiegend mangelhaft und irreführend.

Im Kopf des Artikels selbst steht, er sei überarbeitungsbedürftig. Ich möchte eher sagen: Da ist nichts zu retten, der müßte völlig neu geschrieben werden.

Wie auch immer, als Gläubige Kinder der Kirche sollten wir den kirchlichen Heiden-Begriff gebrauchen, weder die vermurkste Selbstdefinition wirrschädeliger Neuheiden noch aufgeklärt-pseudoneutrale Religionssoziologensauce. Weder die einen noch die andern kennten den Begriff, hätte die Kirche ihn ihnen nicht zweitausend Jahre lang überliefert.

Übrigens haftet dem kirchlichen Begriff des Heiden durchaus nichts Negatives oder Abfälliges an. Wir Deutschen stammen doch selbst aus den Heiden. Geringschätzig sinnt allein die Synagoge über die Gojim. Im Leibe Christi ist das überwunden. Die Trennwand ist eingerissen. Nur wer verstockt draußen bleiben will – ob Jude oder Heide –, der trennt sich selber ab vom Weg, der Wahrheit und dem Leben.

Die eingangs wiedergegebene „gemeinsame Erklärung“ finde ich übrigens zustimmungswürdig, ohne bereits über jedem Kolon und Komma nach des Gedankens Tiefe geschürft zu haben. Mit diesem salvatorischen Vorbehalt meine ich, daß so sinnvolle Gespräche mit Vertretern der Religionen aussehen könnten.
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Gewiß ist die Schia vergleichsweise spiritueller, intellektueller, "theologisch" anspruchvoller als die Sunna.

Schiiten sind sicher keine "Heiden".
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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