Die Lufthoheit über den Kinderbetten

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Raphael

Beitrag von Raphael »

Nueva hat geschrieben:Ich fände einen Steuerfreibetrag von ungefähr 300,00€ pro Kind/Monat sinnvoll. Das Einkommen, das es danach noch zu versteuern gilt, kann ja ruhig durch die Ehegatten gesplittet werden.
Der Kinderfreibetrag liegt derzeit bei 3.648,00 EUR p.a., d.h. 304,00 EUR p.m..
Zusätzlich gibt es noch einen Betreuungsfreibetrag von 2.160,00 EUR, d.h. 180,00 EUR p.m.
Zusammen wird also pro Kind und Jahr 5.808,00 EUR von der Einkommensteuer freigestellt, wenn die Eltern gemeinsam zur Einkommensteuer veranlagt werden.

Für Alleinerziehende halbieren sich die jeweiligen Freibeträge. Die nicht genutzte Hälfte kann dann an den unterhaltsverpflichteten Elternteil weitergereicht werden.

Bei der Einkommensteuererklärung/Lohnsteuerjahresausgleich wird durch das Finanzamt von Amts wegen (automatisch) errechnet, ob die Steuerersparnis durch die Freibeträge größer ist als das bereits gezahlte Kindergeld oder eben nicht. Der jeweils größere Betrag von Steuerersparnis oder Kindergeld verbleibt beim Bürger.

Verwaltungstechnisch ist an dem Verfahren nichts auszusetzen. Die Beträge sind jedoch jeweils zu niedrig angesetzt.

Der Gesetzgeber mußte auch in der Vergangenheit durch das Bundesverfassungsgericht dazu gezwungen werden, die genannten Beträge auf das jetzige Niveau zu erhöhen, weil sie als Existenzminimum angesehen werden, welches durch den Staat nicht besteuert werden darf. Eine Schande für das Parlament! :nein:

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Unter den im Bundestags vertretenen Parteien ist, wenn über-
haupt, Lafontaines Linke die einzige, auf welche man noch hoffen
kann. (Kein Wunder, daß die gleichgeschaltete Medienmischpoke
sich derzeit so auf Lafontaine einschießt.)

Man lese dazu dies hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,dr ... 35,00.html
Hier wird klar- bzw. kaltgestellt: http://www.welt.de/politik/...Lafontaines_Frau... Bild

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Welt (23. August 2007) hat geschrieben:[right]http://www.welt.de/multimedia/archive/0 ... 58668g.jpg[/right]
Christa Müller hat Ärger mit der Linken

Sie preist das Ideal der Vollzeitmutter und geißelt Ursula von der Leyens Krippenprogramm als "Zwang zur Fremdbetreuung". Damit vertritt die Frau von Oskar Lafontaine und familienpolitische Sprecherin der Linken im Saarland so gar nicht die Parteilinie. Doch sie bleibt stur.

Von Thomas Gerlach

Am Morgen übersieht Christa Müller eine rote Ampel. Sie bremst und setzt den Van zurück, dann kann sie sich wieder dem Thema zuwenden […]

Jetzt bestellt sie einen Kaffee und entfaltet erst einmal ihre Idee: Das Erziehungsgehalt, ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen, das pro Kind in den ersten drei Jahren 1600 Euro pro Monat und dann bis zum 18. Lebensjahr noch 500 Euro betragen und an jede Familie gezahlt werden soll. Egal ob man das Kind zu Hause erzieht oder in die Kinderkrippe gibt. Wer arbeiten will, solle damit die Betreuung bezahlen. Wer das Kind selbst betreuen will, nimmt es als das, was es ist: Ein Gehalt für die Erziehungsleistung. Finanziert werden soll es durch die Wiedereinführung der Börsenumsatzsteuer und der Vermögenssteuer, sowie die Anhebung der Erbschaftssteuer. Um die Qualität der Kinderbetreuung zu garantieren, sollen Beratungszentren eingerichtet werden, die Hausbesuche organisieren. Christa Müller betont stets, dass das Geld keine „Herdprämie“ sei, um Frauen von der Arbeit fernzuhalten. Den Eltern solle die Wahl gelassen werden, ob sie ihren Nachwuchs selbst betreuen wollen oder in die Krippe geben. Mit dieser Idee ist Christa Müller zurück. Zehn Jahre lang war sie Hausfrau, kümmerte sich um den heranwachsenden Sohn, sie nahm ihre betagte Mutter auf und pflegte sie bis zu deren Tod im vergangenen Jahr, sie pflegt auch ihre Schwiegermutter, die heute im Haus lebt, in all dem zumindest zeitweise unterstützt von ihrem Mann und zeitweiligen Privatier Oskar Lafontaine. In dieser Zeit verließ Familie Müller/Lafontaine die Stadt und zog in ein Dorf mit etwas mehr als 100 Einwohnern. Die Diplom-Volkswirtin und Diplom-Kauffrau Christa Müller schien ganz aufgegangen zu sein […] [weiter]
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Wer bislang vergeblich bei Lafontaine irgend einen positiven Ansatz zu etwas Sinnvollem in dessen politischem Leben suchte, er, der Ansatz, wurde bereits gefunden und nennt sich Christa Müller.
Wer es fassen kann, der fasse es.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Exakt so,wie die Christa Müller es fordert,wird die Sache mit dem Erziehungsgeld
in Norwegen praktiziert.Mit dem Erfolg daß über 80% der Mütter ihre Kinder
im Kleinkindesalter selbst betreuen.Krippenplätze für Kleinstkinder werden
kaum beansprucht.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Walter
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„Pseudo-Emanzipation“

Beitrag von Walter »

Mixa gegen „Staatliche Umerziehung“ und „Pseudo-Emanzipation“

<img align=right hspace=10 vspace=10 src=http://www.n-tv.de/img/788350_src_path.XoOw.jpg> Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat seine Kritik an der Familienpolitik von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) bekräftigt.


Familienpolitik müsse den Eltern unmittelbar helfen und dürfe „nicht als staatliches Umerziehungsprogramm für Frauen und Mütter missbraucht werden, mit dem junge Frauen in erster Priorität auf Erwerbstätigkeit statt auf Familienarbeit und Kindererziehung eingestellt werden sollen“, forderte Mixa.

„Erziehungsrecht nicht verstaatlichen“

Moderne junge Frauen hätten es nicht nötig, durch das Familienministerium mit sanftem Druck pseudo-emanzipiert und als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie rekrutiert zu werden. Vielmehr müsse staatliche Familienpolitik die Entscheidung von Eltern, ihre kleinen Kinder selbst zu erziehen und nicht in staatliche Betreuungseinrichtungen zu geben, in gleicher Weise fördern wie den Ausbau von Krippenplätzen.

Der Bischof kritisierte Äußerungen von Politikern, Eltern würden ein erhöhtes Betreuungsgeld für „Wodka und Flachbildschirme“ verwenden. Wer den Eltern pauschal unterstelle, das Betreuungsgeld nicht zum Wohl ihrer Kinder zu verwenden, demonstriere ein Menschenbild, das eher in die Feudalgesellschaft als in eine freiheitliche Demokratie gehöre, sagte Mixa. Wo es offensichtliche Defizite in der elterlichen Erziehung gebe, müsse der Staat die Eltern ertüchtigen, ihrem natürlichen Erziehungsrecht nachkommen zu können, und dürfe dieses Recht nicht kurzerhand verstaatlichen.

(Quelle)[/color]
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Welt (7. Oktober 2007) hat geschrieben:[right]http://www.nzz.ch/images/Eva_Herman_1.552984.jpg[/right]
Papsttreue Katholiken jubeln für Eva Herman

In Fulda prangert die TV-Moderatorin beim konservativen Forum Deutscher Katholiken die Familienpolitik der großen Koalition an. Augsburgs Bischof Walter Mixa fordert Christen auf, nicht „lahm, lau und verspießt" zu sein. Beide stoßen auf große Unterstützung.

Von Gernot Facius

Es begann so harmonisch. Papst Benedikt XVI. schickte den Teilnehmern des Fuldaer Kongresses „Freude am Glauben", veranstaltet vom prononciert konservativen Forum Deutscher Katholiken, eine Grußbotschaft mit seinem Apostolischen Segen. Es grüßte selbst Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der in der Vergangenheit aus den Forums-Reihen wiederholt attackiert worden war. Doch kurz darauf kam es zum Eklat. Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) trat von seiner Schirmherrschaft zurück – aus Protest gegen die Mitwirkung der ehemaligen Fernsehmoderatorin Eva Herman, die nach mißverständlichen Äußerungen über die nationalsozialistische Familienpolitik vom NDR entlassen worden ist.

Beifall für die umstrittene Ex-Moderatorin

Die Veranstalter zeigten sich perplex. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. Denn Rhiel hatte aus seiner Sympathie für das Forum, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 als Plattform „papst-und kirchentreuer Katholiken" versteht, nie ein Hehl gemacht. Forums-Vorsitzender Professor Hubert Gindert äußerte „Unverständnis" über den Schritt des Ministers. Er sei traurig, daß ein Politiker so schnell auf den Druck der Medien hin „in die Knie geht". Was, so fragte Gindert, habe man von Politikern zu erwarten, „wenn in dieser Republik echte Krisen kommen?".

Die umstrittene Ex-Moderatorin, Autorin der Bücher „Das Eva-Prinzip" und „Das Prinzip Arche Noah", konnte sich des Beifalls der in Fulda Versammelten sicher sein. Sie spricht, wiederholt mit frenetischem Beifall bedacht, über das „Selbstverständnis der Frau“. Die Autorin prangert eine „Krippenideologie“ an, äußert sich „fassungslos“ darüber, daß Mütter heutzutage offenbar nur dann etwas wert seien, wenn sie einer Erwerbstätigkeit nachgingen. Und sie bemängelt, daß viele Mütter es sich nicht leisten könnten, nicht erwerbstätig zu sein. Zur jüngsten Kritik an ihrer Person stellt die Ex-Tagesschausprecherin fest, ihre Äußerungen seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden. Und sie merkt an: Wer heutzutage von Werten wie Liebe, Familie, Kinder spreche, werde gleich mit dem Dritten Reich in Verbindung gebracht. Auch Professor Gindert nahm Herman vor dem Vorwurf einer Nähe zu nazistischem Gedankengut in Schutz.

Alle gegen Ministerin Ursula von der Leyen

Der Kongreß ging in einer Entschließung „einstimmig" auf Konfrontation zur Politik von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Ihr Ministerium verfolge das Ziel, Kinder schon in den ersten drei Lebensjahren aus der Familie zu nehmen und in Betreuungseinrichtungen unterzubringen. Die Resolution fordert [weiter]
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Welt (7. Oktober 2007) hat geschrieben:Was, so fragte Gindert, habe man von Politikern zu erwarten, „wenn in dieser Republik echte Krisen kommen?".
Das ist ja herzig naiv. Antwort: Dann fährt der Bundeskanzler mit Fernsehteam durchs Land, drückt den Betroffenen teilnahmsvoll die Hand, blickt sorgenvoll über die Landschaft und gewinnt die nächste Wahl.

PS. Dieses FDK scheint ja einmal ein brauchbarer Verein zu sein als die meisten anderen Laienorganisationen. Kriegen die auch Geld von der Bischofskonferenz?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Christian
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Beitrag von Christian »

Kinder als Spitzel

Hamburg - Ein Gesetzentwurf aus dem Familienministerium liegt nach Angaben der "Financial Times Deutschland" bereits vor. Das Kabinett wolle das Regelwerk am kommenden Mittwoch beschließen.

"Testkäufe von Kindern oder Jugendlichen erleichtern die Arbeit der Kontrollbehörden", begründet das Ministerium dem Blatt zufolge die Initiative. Bislang habe dafür eine gesetzliche Grundlage gefehlt. Die Einstellung der minderjährigen Ermittler soll aber an strenge Auflagen - Zustimmung der Eltern und pädagogische Betreuung - gekoppelt sein.
Ist das nicht schön die DDR ist lange tot und von der Leyen klaut den Sozialisten die Ideen und verkauft diese als die Ihrigen. Diese Person wagt es Kinder zu Spitzel heranzuziehen , wann verlangt der Staat zusätzliche Dienste Bespitzelung der Familienangehörigen , der Nachbarn , der Lehrer ...
Eines haben Diktatoren schon immer gewußt Kindern fehlt das Bewußtsein zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden von der Leyen wäre nicht die Erste die Kinder dazu bringt Ihre Eltern in die Kz und Gulags zu bringen . Schlaf bürger Schlaf.

Gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Christian hat geschrieben:von der Leyen klaut den Sozialisten die Ideen und verkauft diese als die Ihrigen. Diese Person wagt es Kinder zu Spitzel heranzuziehen , wann verlangt der Staat zusätzliche Dienste Bespitzelung der Familienangehörigen , der Nachbarn , der Lehrer ...
Wahrscheinlich dann von der Generation, die vom sechsten Monat an in der Staatskrippe ausgebildet wurde. Ich seh sie schon richtig vor mit, die Schäubles und Becksteins: "Kinderpornograpie! Terrorismus! Wir können auf dieses wichtige Ermittlungsinstrument nicht verzichten! Welchem ehrlichen Bürger schadet das schon, wenn wir die Kleinkinder befragen, ob ihr Papa komische Hobbies hat oder oft fremde Leute trifft?"
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Kardinal Sterzinsky hat Robert's Brief genau gelesen: :mrgreen:
(Quelle: FAZ vom 6.12.2007)
Georg Kardinal Sterzinsky hat geschrieben:FRAGE: Eminenz, in ihrem neuen Grundsatzprogramm hat sich die CDU zwei familienpolitische Vorhaben zu eigen gemacht, die nicht zuletzt in vielen katholischen Verbänden gefordert worden waren: Betreuungsgeld und Familiensplitting. Freuen Sie sich als Vorsitzender der Kommission Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz auch?


ANTWORT: Natürlich freue ich mich auch. Bei uns in der katholischen Kirche steht das Thema einer gerechten Entlohnung der Familie ja schon seit langer Zeit auf der Tagesordnung - genau seit der ersten Sozialenzyklika "Rerum novarum" von Papst Leo XIII. aus dem Jahr 1891. Dabei war immer klar, dass der Arbeitgeber nicht alleine dafür zuständig ist, dass eine Familie ein angemessenes Auskommen hat. Das ist im Sinne des Subsidiaritätsprinzips Aufgabe der ganzen Gesellschaft.

Die familienpolitischen Entscheidungen des Kabinetts Merkel wiesen eine gewisse Schlagseite auf: Förderungswürdig ist nur, was die Berufstätigkeit von Müttern fördert. Wo bleibt das Kindeswohl?

ANTWORT: Ob Erziehungsgeld, Elterngeld oder Betreuungsgeld - entscheidend ist, dass die Eltern auch finanziell wenigstens einigermaßen in die Lage versetzt werden, eine eigene Entscheidung über den Umfang und das Zueinander von eigener Betreuung und Erziehung der Kinder und Fremdbetreuung zu treffen, insbesondere in den ersten drei Lebensjahren des Kindes. Eine derartige Wahlfreiheit ist gerade auch unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohls wünschenswert. Denn sie vergrößert die Möglichkeiten der Eltern, sich nach den Bedürfnissen ihrer Kinder zu richten. Der Staat darf jedenfalls weder durch seine Regelungen noch durch seine Unterstützungsleistungen die Fremdbetreuung allein zum normativen Modell für alle machen.

Sollte sich die CDU die Forderung der CSU zu eigen machen, dass jede Familie, die ihr Kind nicht fremdbetreuen lässt, über das Kindergeld hinaus einen Ausgleich vom Staat erhält?

ANTWORT: Ich habe mehr Sympathie für den Vorschlag des Familienbunds der Katholiken und anderer katholischer Verbände, allen Eltern im Anschluss an das Elterngeld bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres ihres Kindes ein Betreuungsgeld zu gewähren. Damit würden sie in die Lage versetzt, sich frei zu entscheiden, ob sie ihr Kind ganz, teilweise oder gar nicht außerhalb der Familie betreuen lassen wollen. Deshalb wäre es sinnvoll, ein Betreuungsgeld schon parallel mit der öffentlichen Förderung der Krippenplätze einzuführen und nicht erst nach dem Jahr 2013.

Der Widerstand innerhalb der CDU gegen die Festlegung auf ein wie auch immer geartetes "Betreuungsgeld" war bis zuletzt groß. Die SPD spricht nun von einer "schmerzlichen Niederlage" für Frau von der Leyen. Sehen Sie das auch so?

ANTWORT: Frau Bundesministerin von der Leyen stand diesem Vorschlag anfangs sehr reserviert gegenüber. Sie hat - wie viele Gegner des Betreuungsgelds - die Sorge geäußert, dass diese Leistung nicht für die Kinder verwendet wird. Sicher gibt es auch elterliches Fehlverhalten und mangelnde Erziehungskompetenz. Doch wir dürfen nicht den Fehler machen, Mängel zu verallgemeinern und sie implizit zur Regel zu machen, um daraus einen vorrangigen Erziehungsanspruch der Gesellschaft oder des Staates abzuleiten. Das Grundgesetz stellt wohlüberlegt und mit guten Gründen heraus, dass die Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern, aber auch die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht ist. Darin hat sie die Gesellschaft, die Kirche eingeschlossen, zu unterstützen. Insbesondere liegt mir am Herzen, die Eltern mit Familienbildungs- und Beratungsangeboten zu unterstützen.
usw.

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Sächsische Zeitung hat geschrieben: Sächsische Zeitung
Montag, 31. Dezember 2007

Die familienpolitische Sprecherin der Linkspartei im Saarland, Christa Müller, sorgt mit ihrem Familienbild vor allem bei Genossinnen im Osten für Verärgerung. Viele halten ihre Auffassungen für antiquiert. Müller wendet sich dagegen, einzelne Lebensmodelle durch staatliche Zuwendungen zu bevorzugen. Foto: ddp/Lennart Preiss


Ich will Wahlfreiheit für die Familien

Christa Müller von der Linkspartei wendet sich im SZ-Gespräch dagegen, einzelne Lebensmodelle finanziell zu bevorzugen.

Frau Müller, sind Sie eigentlich in der richtigen Partei?
Ja.

In der Familienpolitik unterscheidet sich die große Parteilinie aber schon von Ihren Vorstellungen. Führende Genossinnen werfen Ihnen ein antiquiertes Bild aus der Mottenkiste vor.
Die Konzepte in der Linkspartei auf Bundesebene bevorzugen ganz klar ein Familienmodell mit Eltern, die beide erwerbstätig sind und ihre Kinder in eine Betreuungseinrichtung geben. Solche Familien werden finanziell besser, die anderen schlechter gestellt. Für die Saarlinke ist es eine soziale Ungerechtigkeit, einzelne Lebensmodelle zu bevorzugen und andere damit automatisch zu benachteiligen. Wir schlagen ein Erziehungsgehalt für alle vor. Das schafft echte Wahlfreiheit. Das ist für uns moderne linke Politik. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es in der Mottenkiste ein Erziehungsgehalt gab. Früher gab es die Hausfrau, die nicht bezahlt wurde. Moderne Politik heißt, Menschen zu entlohnen und sozial abzusichern, die Erziehungsarbeit und Pflegearbeit leisten, ob sie das zu Hause tun oder in Krippen oder in Pflegeheimen.

Mit so einer Art höherem Betreuungsgeld?
Nein, eben nicht. Das Betreuungsgeld von 150 Euro im Monat soll ja nur an die Eltern bezahlt werden, die keinen Krippenplatz für ihr Kind in Anspruch nehmen. Das Erziehungsgehalt sollen alle bekommen. Außerdem ist das Betreuungsgeld gemessen an der Leistung, die von der Erziehungsperson erbracht wird, ein Almosen. Die Eltern kümmern sich praktisch rund um die Uhr um das Kind und sollen dafür 150 Euro bekommen. Das ist eine Frechheit.

Zum Erziehungsgehalt: Wer soll es kriegen, wie hoch soll es sein?
Das Erziehungsgehalt soll in den ersten drei Jahren 1600 Euro pro Kind und Monat betragen. Das entspricht den Kosten eines guten Betreuungsplatzes. Wenn man so viel Geld dafür ausgibt, kann man es auch Müttern oder Vätern geben, die sich zu Hause gut um ihre Kinder kümmern. Ab dem vierten bis zum 18. Lebensjahr soll es 500 Euro pro Kind geben. Dann ist ja die Betreuungsarbeit nicht mehr so intensiv, wie wenn das Kind sehr klein ist. Und dann reicht praktisch die Nachmittagsbetreuung. Das ließe sich auch gut mit den Lebensmodellen der meisten Familien vereinbaren, in denen beide Ehepartner Beruf und Familie verbinden wollen.

Was kostet das und vor allem: Wer soll es bezahlen?
Das Erziehungsgehalt kostet netto 48 Milliarden Euro im Jahr. Bezahlt werden soll das über die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und der Börsenumsatzsteuer, über eine Anhebung der Erbschaftssteuer, insbesondere für sehr Vermögende, und über einen Familienlastenausgleich. Der müsste von Kinderlosen finanziert werden, die ja vom heutigen Steuer- und Sozialsystem massiv profitieren. Im Jahr 2004 betrug das Pro-Kopf-Einkommen von kinderlosen Ehepaaren 1700 Euro im Monat, das von einer Familie mit drei Kindern 893 Euro. Das heißt also, eine Familie mit drei Kindern hat pro Kopf ungefähr die Hälfte des Einkommens von kinderlosen Ehepaaren. Das ist eine soziale Ungerechtigkeit.

Viele Ihrer Parteifreunde im Osten haben eher Probleme mit Ihrem Ansatz, dass kleine Kinder „in den Familien am besten aufgehoben sind, in denen Vater und Mutter Teilzeit arbeiten oder die Mutter Hausfrau ist“. Die finden das „wundersam“.
Die Säuglingsforschung, die Bildungsforschung und die neuere Hirnforschung kommen übereinstimmend zu der Auffassung, dass es in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes sehr wichtig ist, eine feste Bindungs- und Bezugsperson zu haben. Das ist in der Familie einfacher als in Krippen, wo es wechselndes Personal gibt und wo auch mal jemand krank oder im Urlaub ist. Zudem muss sich eine Erzieherin in den meisten Krippen um zu viele Kinder kümmern.

Sind Krippen für Kinder schädlich?
Es gibt Untersuchungen aus Amerika und aus Großbritannien, die darauf hinweisen, dass die Erziehung in Krippen Risiken beinhaltet. Es ist natürlich von Kind zu Kind unterschiedlich. Diese Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass bei den Kindern, die in der Krippe waren, zu einem größeren Teil auffälliges Verhalten festgestellt wurde als bei Kindern, die in Familien groß geworden sind. Natürlich bedeutet das nicht, dass es nicht auch in Familien Risiken gibt. Wir müssen über alles offen diskutieren und müssen dann entscheiden, in welchen Fällen es besser ist, dass die Kinder in den Familien bleiben und in welchen Fällen es auch besser sein kann, dass die Kinder in Betreuungseinrichtungen sind.

Wer ist wir, wer soll das entscheiden?
Das Konzept Erziehungsgehalt sieht Familienberater vor, die die Familien schon besuchen, wenn die junge Frau schwanger ist, Informationsmaterial mitbringen und die Familien beraten, sofern sie einen Bedarf haben. Diese Hausbesuche sollen in den ersten drei Lebensjahren des Kindes vierteljährlich und danach halbjährlich wiederholt werden. In der Normalfamilie wird es so sein, dass alles in Ordnung ist. Dort, wo es größere Probleme gibt, würden die Familienberater Vorschläge machen, wie die Situation des Kindes und der Familie verbessert werden kann.

Dann würden auch Situationen, in denen Eltern ihre Kinder verhungern lassen, erkannt, bevor es zu spät ist?
Ja. Wir wollen nicht nur Missbrauch und Vernachlässigung aufdecken, wir wollen sie verhindern.

Zurück zu den Krippen: Warum soll der vorgesehene Ausbau der Plätze den „Zwang zur Fremdbetreuung“ fördern?
Dieser Zwang zur Fremdbetreuung gilt nur für den Fall, dass man Betreuungsplätze über die Nachfrage hinaus schafft. Laut Umfragen sind 70 Prozent der deutschen Bevölkerung der Ansicht, dass es für die Kinder in den ersten drei Jahren besser ist, von den Eltern zu Hause betreut zu werden. Wenn man jetzt die 750000 geplanten Krippenplätze umrechnet auf die Zwei- bis Dreijährigen, kommt man zu einem Versorgungsgrad von 60 Prozent und nicht von 35 Prozent, wie das immer behauptet wird. Wenn eine Frau in der Situation bei ihrem Arbeitgeber drei Jahre Elternurlaub nehmen will, sagt der: „Es gibt doch Krippenplätze genug, Sie müssen in einem Jahr wiederkommen. Sonst kann ich nicht garantieren, dass Sie hier Ihren Arbeitsplatz wiederbekommen.“ Und dann entsteht ein Zwang für diese Frau.

Ihr Buch „Dein Kind will Dich“ erscheint im Augsburger Sankt Ulrich Verlag. Dafür werden Sie scharf kritisiert. Warum haben Sie das nicht woanders veröffentlicht?
Das habe ich versucht, aber leider einige Absagen bekommen. Wer die politische Korrektheit verletzt, ist auch linken Verlagen nicht genehm. Im Übrigen ist ein Bistumsverlag nicht schlechter als Springer oder Bertelsmann.

Gespräch: Peter Heimann
Das ist wirklich witzig. Eine sozialistische Politikerin setzt sicht eher für traditionelle familiäre Werte ein, als die CDU. Zudem verfasst besagte Poliitikerin ein Buch hierzu, daß in einem katholischen Verlag publiziert wird, weil linke oder Mainstreamverlage aus Gründen der PC hierzu nicht bereit sind.

PS: Aus meiner Sicht muss die Formel lauten: Mehr Familie, Weniger Staat. Daher müsste man zunächst die Familien von der Steuerlast befreien. Erst dann kann man beurteilen, ob noch Geld nachgeschossen werden muss. Insoweit gehe ich mit Fr. Müller also nicht konform. Allerdings steht sie mir wohl näher, als die Uschi vom Familienministerium.

Raphael

Beitrag von Raphael »

ar26 hat geschrieben:Das ist wirklich witzig. Eine sozialistische Politikerin setzt sicht eher für traditionelle familiäre Werte ein, als die CDU. Zudem verfasst besagte Poliitikerin ein Buch hierzu, daß in einem katholischen Verlag publiziert wird, weil linke oder Mainstreamverlage aus Gründen der PC hierzu nicht bereit sind.
Das ist in der Tat zum Schenkelklopfen, macht aber auch deutlich, in welchem "Lager" sich die ideologisch Belasteten befinden.

Daß sich Christa Müller auf einen katholischen Buchverlag besinnt, hängt möglicherweise mit der jesuitischen Schulbildung zusammen, die Oskar Lafontaine seinerzeit erhalten hatte ..............

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Kanadisches Gericht verbietet einem Vater eines 12-jährigen Mädchens Hausarrest als Strafe für unerlaubte Interneteskapaden.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gegen solche Richter hat jedermann das Recht auf erforderlichenfalls bewaffnete Notwehr.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich finde es in diesem Fall angemessen, die Tochter auf eine solche Weise zu bestrafen. Ständiges Einsperren der eigenen Kinder widerspricht der Würde des Kindes, aber in Ausnahmefällen ein Verbot zu verhängen, kann nötig sein. Und wenn dieses kleine Mädchen nun nicht mit auf Klassenfahrt darf, dann wird sie vielleicht begreifen, wer im Hause das Sagen hat.
Ganz davon abgesehen…gibt es eigentlich ein Mindestalter, um das Internet alleine nutzen zu dürfen? Bei manchen Ami-Foren muß man anklicken, daß man über 15 Jahre alt ist.
???

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Auf die Gefahr, jetzt einen aufen Döz zu bekommen: Ich bin dagegen. Der Besuch einer staatlichen Schule ist eine Herausforderung, sich in einer sekularisierten Welt zu behaupten. So habe ich es als Gymnasiastin empfunden und dementsprechend auch Lehrern und Mitschüler Paroli geboten. Ich kam mir wie ein kleiner Kreuzritter vor.
Für mich geht es um Bewährung in der Welt, nicht um ein hermetisches Abschirmen vor Gefahren.
???

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Diesen Artikel hatte ich auch schon gesehen. Es ist sehr schwierig, mit solchen Fällen adäquat umzugehen. Das Hauptproblem ist, dass es keine juristische Sondergenehmigung in Ausnahmefällen gibt (die ich befürworten würde). In Anbetracht der guten Leistungen könnte z.B. eine jährliche Leistungsprüfung sicherstellen, dass es sich wirklich um "gute" Schulverweigerer handelt. Was fehlt ist ggf. das Training zum Sozialverhalten.

Was störend ist, das ist aber folgendes:
Der Journalist und die private Musiklehrerin - beide mit Hochschulabschluss - unterrichten ihre Kinder selbst und haben dafür sogar ihre Berufe aufgegeben. Die Familie lebt von 900 Euro Kindergeld und rund 500 Euro durch Nachhilfestunden.
Man lernt bekanntlich nicht für die Schule, sondern fürs Leben, und das Leben besteht zu einem guten Teil aus Erwerbsarbeit. Hier sind die Eltern schlechte Vorbilder. Man müsste mehr über den Fall wisse; nichtsdestotrotz ist der gerichtliche Vorwurf "religiöser Fundamentalismus" fatal.

Andererseits ist der Großteil der Schulverweigerer ein Problem, strohdoof, und Politiker wie Lehrer werden nicht müde zu betonen, dass die Eltern schuld seien.

Zum gerichtlich untersagten Hausarrest muss gesagt werden, dass der Fall zu erkennen gibt, dass offenbar das Problem nicht nur bei der Tochter liegt. Möglicherweise ist ihr Vater eine zur Erziehung (die übrigens überwiegend liebevoll sein sollte) ungeeignete Person. Wenn eine Tochter in diesem Alter vors Gericht zieht, dann gibt es eine Historie, die in erster Linie auf fehlenden gegenseitigen Respekt schließen lässt. Dass es auch mal deutliche Grenzen geben muss ist völlig klar. Aber so reagiert kein Kind, wenn sonst alles stimmt.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Kurt hat geschrieben: Was störend ist, das ist aber folgendes:
Der Journalist und die private Musiklehrerin - beide mit Hochschulabschluss - unterrichten ihre Kinder selbst und haben dafür sogar ihre Berufe aufgegeben. Die Familie lebt von 900 Euro Kindergeld und rund 500 Euro durch Nachhilfestunden.
Das ist mir auch aufgefallen, und irgendwie gefällt mir das nicht. [/quote]
Kurt hat geschrieben: Zum gerichtlich untersagten Hausarrest muss gesagt werden, dass der Fall zu erkennen gibt, dass offenbar das Problem nicht nur bei der Tochter liegt. Möglicherweise ist ihr Vater eine zur Erziehung (die übrigens überwiegend liebevoll sein sollte) ungeeignete Person. Wenn eine Tochter in diesem Alter vors Gericht zieht, dann gibt es eine Historie, die in erster Linie auf fehlenden gegenseitigen Respekt schließen lässt. Dass es auch mal deutliche Grenzen geben muss ist völlig klar. Aber so reagiert kein Kind, wenn sonst alles stimmt.
Das ist in der Tat ein interessanter Gedanke. Elterliche Zucht muß sein (aber, wohlgemerkt, liebevoll)…aber es könnte sein, daß das Töchterlein bereits komplett verzogen ist. Außerdem steht bestimmt noch jemand anders dahinter, der die Tochter dazu gebracht hat, Daddy zu verklagen.
???

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wie hätte Bonaventura diesen Fall beurteilt? Tatsächlich sehen wir, dass er die ganze Bandbreite des theologischen Denkens seiner Zeit kennt und logisch folgerichtig einordnet. Bonaventura vermittelt durch seine Schöpfungstheologie und die Weite seines Denkens ein hohes Maß an Freiheit.

Und doch hat er Ordensbrüder zu längeren Klosteraufenthalten angehalten, um Mitbrüder mit fundamentalitischer Spiritualität oder außergewöhnlichen wissenschaftlichen Interessen zur Ruhe kommen und in Ruhe zu lassen, was sie umgekehrt natürlich auch vor ungewöhnlichen Gegenreaktionen geschützt hat.

Von daher hätte er volles Verständnis gehabt für staatliches Handeln, das zwar den Glauben der Eltern ernst nimmt, dann aber - auch im Interesse von Kindern weniger begabter Eltern - vor allem der allgemeinen Schulpflicht Geltung verschafft.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Kurt hat geschrieben: Wenn eine Tochter in diesem Alter vors Gericht zieht, dann gibt es eine Historie,
In der Tat. Das Kind hat deshalb einen "eigenen", gerichtsbestellten Anwalt, weil es bereits Partei in einem jahrelangen Sorgerechtsstreit ist. Trotzdem geht es nicht an, daß eine Richterin derart in Erziehungsmaßnahmen hineinregiert.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Wir haben unser Kind von der Schulpflicht in der hiesigen Grundschule befreien lassen und einen Schulbezirkswechsel geschafft auf eine Grundschule, die uns besser erschien. Einiger Papier und Telefonaufwand, aber ich denke für unser Kind ist es besser so.

Insofern sehe ich es durchaus ein, wenn man sein Kind nicht auf jede x-beliebige Schule schicken will. Aber ich denke man kann schon in der Úmgebung eine finden, die akzeptabel ist.

Andererseits habe ich bei jeder Form des Extremismus oder Fundamentalismus meine Schwierigkeiten (und dazu gehört auch ein solch starker bibeltreuer Glaube)

Aber die Eltern scheinen ja zumindest in der Lage zu sein den Kindern das Zeugs für einen Realschulabschluss vermitteln zu können. Aber sie sind beide Akademiker - also studiert - und WAS wünschen sie dann ihren kindern? auch die Möglichkeit zu studieren? also Abi? oder was?

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

overkott hat geschrieben: Von daher hätte [Bonaventura] volles Verständnis gehabt für staatliches Handeln, das zwar den Glauben der Eltern ernst nimmt, dann aber - auch im Interesse von Kindern weniger begabter Eltern - vor allem der allgemeinen Schulpflicht Geltung verschafft.
Kann ich mir nicht vorstellen. Bonaventura hätte den Unterschied zwischen einem wiederholt betrunkenen Autofahrer und einem um die Erziehung seiner Kinder zurecht besorgten Vater wohl erfaßt. Eine derartig autoritär-exzessive Schulpflicht ist ja eine sehr deutsche Spezialität, das gibt es sonst auf der ganzen Welt nicht.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

anneke6 hat geschrieben:Auf die Gefahr, jetzt einen aufen Döz zu bekommen: Ich bin dagegen. Der Besuch einer staatlichen Schule ist eine Herausforderung, sich in einer sekularisierten Welt zu behaupten. So habe ich es als Gymnasiastin empfunden und dementsprechend auch Lehrern und Mitschüler Paroli geboten. Ich kam mir wie ein kleiner Kreuzritter vor.
Für mich geht es um Bewährung in der Welt, nicht um ein hermetisches Abschirmen vor Gefahren.
Das ist durchaus diskutabel. (Ich stimme dir darin nicht ohne weiteres zu. Ab 14, 15 magst du recht haben, wenn dann eine Grundlage da ist. Bei Jüngeren kaum, das ist schwierig. Wir stehen gerade in der Situation. Ich habe meine Kinder übrigens mit den Filmberichten konfrontiert und werde das – weil sie etwas schockiert waren, aber die Sache noch nicht so recht einzuordnen vermochten – in den nächsten Tagen noch weiter vertiefen. – Kurts Hinweis auf die Frage der väterlichen Erwerbsarbeit wiegt m. E. schwerer. Da darf man auch krtisch anfragen.)

Indiskutabel ist, die Eltern ihres Erziehungsrechts zu berauben und gar noch ins Gefängnis zu werfen. (Mich wundert übrigens, daß man ihnen hier noch nicht die Kinder weggenommen hat, wie in diversen ähnlichen Fällen.)

Dem Primat des elterlichen Erziehungsrechts müßte Geltung verschafft werden. Das würde sogar heute noch gelingen, hätten wir Hirten, die dem christlichen Volk voranschritten. Leider haben wir neben einigen Wölfen im Schafspelz hierzulande fast nur Memmen unter der Mitra. (Für jeden Einzel-Gegenbeweis bin ich dankbar.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Peregrin hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Von daher hätte [Bonaventura] volles Verständnis gehabt für staatliches Handeln, das zwar den Glauben der Eltern ernst nimmt, dann aber - auch im Interesse von Kindern weniger begabter Eltern - vor allem der allgemeinen Schulpflicht Geltung verschafft.
Kann ich mir nicht vorstellen. Bonaventura hätte den Unterschied zwischen einem wiederholt betrunkenen Autofahrer und einem um die Erziehung seiner Kinder zurecht besorgten Vater wohl erfaßt. Eine derartig autoritär-exzessive Schulpflicht ist ja eine sehr deutsche Spezialität, das gibt es sonst auf der ganzen Welt nicht.
Sicher darf man Bonaventura nicht überstrapazieren. Man muss ihn aus einer Zeit heraus verstehen, wo er die triplex intelligentia spiritualis als die Methode der Schrifthermeneutik tradiert, die heute Fundamentalisten, die sich bisher von der kirchlichen Einheit ausgenommen haben, noch abgeht. Bonaventura sieht keine scharfe Trennung zwischen Kirche und Staat, sondern eine Partnerschaft, in der er selbst vermittelnd tätig ist. Daher hätte er vermutlich unterschieden zwischen Schulpflicht und einer Ganztagsschule, deren freiwilliges Angebot er gestützt, aber deren Verstaatlichungstendenz der Kindererziehung er abgelehnt hätte.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:(Mich wundert übrigens, daß man ihnen hier noch nicht die Kinder weggenommen hat, wie in diversen ähnlichen Fällen.)
Nach dem Busekros-Flop nehmen sie halt diesmal den Kindern die Eltern weg. Öfter mal was Neues.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:...
Indiskutabel ist, die Eltern ihres Erziehungsrechts zu berauben und gar noch ins Gefängnis zu werfen. (Mich wundert übrigens, daß man ihnen hier noch nicht die Kinder weggenommen hat, wie in diversen ähnlichen Fällen.)...
( ...ich war auch einigermassen positiv angetan davon, daß die Eltern nacheinander absitzen dürfen mit dem Argument, daß sich ein Elternteil um die Kinder kümmert. - Vielleicht ein Hinweis auf mehr pädagogisches Gespür...? ...Eher nicht. Wahrscheinlicher ist staatsfinanzielles Kalkül... )

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:...Leider haben wir neben einigen Wölfen im Schafspelz hierzulande fast nur Memmen unter der Mitra. (Für jeden Einzel-Gegenbeweis bin ich dankbar.)...
...wie, ..was..? ... den Gegenbeweis, daß wir neben fast nur Wölfen im Schafspelz hierzulande nur einige Memmen unter der Mitra hätten...??? :shock: ( Das kannst Du doch nicht wirklich erwarten )

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Ich stimme hier weitgehend Anneke zu. Der Schlüssel zum Herzen der Kinder ist in erster Linie die Familie, nicht die Schule. Ein Beispiel dafür sind auch die unzähligen christlichen Familien in der ehemaligen DDR, denen es gelungen ist, ihre Kinder zu einem lebendigen Glauben zu erziehen - und zwar gegen das herrschende Regime und Zwangsbeschulung.

Es gibt sicher Umfelder, in denen das schwieriger ist als anderswo. Ich würde meine Kinder auch nicht auf eine Multikultischule in Berlin-Kreuzberg schicken wollen. Aber auf dem Land und in bestimmten Regionen gibt es durchaus ein glaubensfreundlicheres Klima, in dem Kinder aufwachsen und lernen können. Mit der entsprechenden Rückendeckung durch die Familie und die Kirche sollte das gehen.

Problematisch ist sicher auch, daß es in Deutschland keine echte Heimunterricht-Lobby gibt. Die Fälle, die bekannt werden, sind häufig religiös so extrem, daß in der Öffentlichkeit und den Medien kein Bewußtsein dafür hergestellt wird, wie problematisch die Zwangsbeschulung an sich ist.
If only closed minds came with closed mouths.

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Auf die Gefahr, jetzt einen aufen Döz zu bekommen: Ich bin dagegen. Der Besuch einer staatlichen Schule ist eine Herausforderung, sich in einer sekularisierten Welt zu behaupten. So habe ich es als Gymnasiastin empfunden und dementsprechend auch Lehrern und Mitschüler Paroli geboten. Ich kam mir wie ein kleiner Kreuzritter vor.
Für mich geht es um Bewährung in der Welt, nicht um ein hermetisches Abschirmen vor Gefahren.
Da kann ich dir nur teilweise Rechtgeben: in der Grundschule ist es nicht unbedingt die religiöes Einstellung der Lehrern, die den Kindern zu schaffen macht, sondern es sind diverse laissez-faire, wenn nicht gar antiautoritäre Unterrichsmethoden. Abgesehen davon gibt es die unterschiedlichsten Wege, auf denen die Kinder lesen/schreiben/rechnen lernen. Seit Jahren sind an manchen Grundschulen die Kinder nur noch Versuchskaninchen der Pädagogen. Ob das ERlenrte hängenbleibt , ob sich Fehler einschleichen interessiert die meisten experemenierfreudigen Pädagogen nicht. Ab der 3.klasse fängt dann der Notendruck an und spätestens in der 4.klasse dürfen die Kinder sich keine Ausrutsche erlauben, sonst bleibt ihnen der Übertritt verwehrt. Diejenigen, die den Übertritt nicht geschafft haben (manchen Lehrer helfen da auch gerne nach), fühlen sihc dann als Versager.
Für meine Kinder wünsche ich mir diesen Selektionsdruck in frühen Jahren nicht. Sie sollen sich in Ruhe entfalten können.
Und mei, auch auf den kirchlichen Schulen mußt du dich behaupten und deine Meinung vertreten. dort gibt es nicht nur gläubige Mitschüler und Lehrer, im Gegenteil.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich hatte stellenweise einen ähnlichen Job wie Vater Dudek — habe aber bei weitem weniger verdient — und auf diese Weise viele Kinder aus sozial schwachen Familien kennengelernt. Polen. Die Kinder wurden alle katholisch erzogen. Ich hatte einmal meinen Schüler gefragt, wer denn sein Vorbild sei. Und er sagte, Darth Vader. "Wieso denn Darth Vader, der ist doch ein bedauernswerter Mensch?" Der junge erzählte mir, als erstes jeden morgen nach dem Aufstehen würde er beten. Und ich habe gedacht, er sollte beten, daß er nicht wie Darth Vader würde.
Das war aber der einzige kleine Junge, der mir so etwas erzählte. Bei anderen Kindern war ich überrascht von ihrer konsequenten Frömmigkeit.
Außderdem schien diesen sozial schwachen Familien etwas an ihren Kindern zu liegen, und die Eltern bezahlten die 12 Euro pro Stunde.
Eine andere Mutter aus einer besseren Familie sprach mich einmal an, ihr Junge sei ihm Gymnasium, 11. Klasse, und er habe große Probleme mit Latein, und er sei versetzungsgefährdet. Ich sage, okay, ich nehme 12 Euro pro Stunde. Das war der Frau zuviel.
Ich finde, die Zukunft des Kindes sollte einem soviel wert sein.
Wenn ich an meine Zeit im Gymnasium denke…ich bin manchmal augesprungen, wenn ich glaubte, meine Überzeugungen würden verletzt. Es erinnerte an einen amerikanischen Film. "Einspruch, euer Ehren!"
???

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